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Schlechtes Gewissen, wöchentliche Rituale (Familientreffen) unterbrechen

Guten Morgen allerseits,
seit etwa 10 Jahren wohne ich wieder im gleichen Ort meiner Eltern, ebenso auch mein Bruder. Wir wohnen alle etwa untereinander 15 Fußminuten entfernt.
Während mein Bruder in dieser Zeit Familie gegründet hat, wir sind beide um 40 Jahre alt, bin ich Single, zumindest jetzt derzeit wieder mal.

Irgendwie hat es sich so eingebürgert, dass ich jeden Sonntag Punkt 12 zu meinen Eltern gehe und dann dort 6-7 Stunden bleibe. Jeden Sonntag.

Zwischenzeitlich hat sich bei mir - wie es normal ist - natürlich auch immer mal hier und da was verändert, Hobbys, Beruf usw. Aktuell bin ich immer noch in meinem Job, in dem ich unter der Woche kaum Zeit habe, etwas zu erledigen und das eher aufs WE verschiebe. Da ich den Samstag derzeit auch noch ab und an arbeiten muss, bin ich froh, Sonntags einfach mal komplett "frei" zu haben, ohne etwas fixes vor zu haben, ich kann aufstehen, wann ich will, mal ins Fitness Studio gehen, Sport draußen machen oder einfach mal garnichts.

Da ich derzeit in einer Phase bin, in der ich wirklich ziemlich ausgebrannt bin, habe ich keine Lust, Woche für Woche noch einen weiteren festen "Termin" im Kalender zu haben, bei dem ich - das kommt hinzu - eigentlich 6 Stunden nur übers Büro oder Arbeit rede. Meine Eltern haben eigentlich nur sich, das ist nach der Corona Krise noch etwas mehr geworden. Sie sind in keinen Vereinen aktiv, machen Gartenarbeit und Co. Mit den Nachbarn, die eher in meinem Alter sind, haben sie nichts zu tun und seit der Hund nicht mehr ist, noch weniger Abläufe, die ihnen Abwechslung geben.

Bin ich dort, dreht es sich um mich und da ich derzeit auch nicht so viel um die Ohren habe, außer einem nervigen Job, den ich gekündigt habe, und einigen Entscheidungen diesbezüglich, die ich aber mit mir ausmachen muss und in denen mir keiner helfen kann, der seit über 10 Jahren nicht mehr im Arbeitsleben steht, klingt böse, aber ich bin auch alt genug um mit mir selbst Entscheidungen diesbezüglich zu klären.

Kurzum: Ich bin dann Sonntag Nachmittag immer schon genervt, dass ich mich verpflichtet fühle dort zu sein, weil ich ja meine Eltern liebe und gern habe, aber ich irgendwie auch mal Lust habe, nicht über meine Arbeit zu sprechen oder mir Themen aus der Nase ziehen zu müssen, damit es nicht langweilig wird und dann denke, hey, ich könnte jetzt auch im Fitness Studio sein oder einfach draußen spazieren mit mir mal alleine und ruhig die Woche ausklingen lassen.

Ich hab schon mehrfach darüber gesprochen mit meinen Eltern, die dann aber Woche für Woche wieder nachfragen, was mir fast bohrend vorkommt, ob ich nicht doch wieder komme am Sonntag. Also wir sprechen Montags drüber, dass ich den nächsten Sonntag für mich benötige und dann kommt Samstag Nachmittag die Frage, ob ich wieder komme und ich denke mir: Leute.....lasst es doch mal sein - wir hatten uns darauf verständigt, dass ich alle 2-3 Wochen oder einfach mal spontan komme für weniger Zeit.

Aber es ist unfassbar schwer, diese Rituale einfach zu unterbrechen. Natürlich tu ich es, indem ich es nochmal gebetsmühlenartig wiederhole und nochmal klar mache, wieso ich nicht kommen möchte und dann komme ich nicht, hab aber dann mindestens 2-3 Stunden ein schlechtes Gewissen, das meine Eltern mir mein Leben lang immer schon irgendwie gut einreden konnten.

Schaue ich so in meinem Bekanntenkreis um, ist das lockerer, da kommt man mal, oder auch nicht, aber meine Eltern sind so extrem auf feste Rituale und Strukturen aus, schaffen es auch, das schlechte Gewissen selbst mit fast 40 noch immer schön zu aktivieren.

Vielleicht kann mir mal jemand eine objektive Sicht dazu geben, freue mich über Feedback, wie ihr das so seht.
 

Eva

Aktives Mitglied
Das du den Sonntag mal für dich brauchst, kann ich gut verstehen. Ebenso dein schlechtes Gewissen, weil du deine Eltern liebst.

Ich selbst bin alleine. Mein Kind ist Mitte 30. Wir sehen uns (leider) nur alle paar Wochen. Ich hätte es auch öfters lieber, weil es auch problemlos gehen würde, aber ich akzeptiere es so.

Als mein Kind noch klein war, habe ich mal einen Spruch gelesen und mir gemerkt:"Du kannst nur festhalten, was du auch los lassen kannst." Danach lebe ich. Nur wenn ich mein Kind/meinen Partner etc. auch los lassen kann, kann ich ihn/sie halten. ansonsten vergraule ich die Personen womöglich. Vielleicht sagst du das mal deinen Eltern (ganz lieb).

Ich verstehe deine Eltern natürlich auch, dass sie dich gerne um sich haben, zumal sie sonst nicht mehr viel haben. Aber sie haben wenigstens sich, ich bin ganz alleine.
 
A

Arpad

Gast
@ Gustav Schönriegel
Du hast nur eine Möglichkeit, du musst dem Ganzen eine Grenze setzten, das hat nichts mit "ich liebe Euch/meine Eltern" nicht mehr. Ich kann es nachvollziehen (aus eigener Erfahrung) dass das nicht einfach ist, für eine kurze Zeit war bei uns damals "Funkstille", aber ich habe dann einfach mal, wenn es in meinen Zeitplan gepasst hat, einen kurzen Blitzbesuch ohne Ankündigung gemacht; und siehe da, alles ist heute besser als jemals zuvor.

@ Eva
Wie Recht du hast, manche Eltern fühlen sich ein Leben lang als Eltern verantwortlich und die Kinder steuern und wenn die nicht so wollen, dann wird diese "du liebst uns nicht Keule" rausgeholt. Du schreibst du bist alleine - das ist doch ok, Kinder sind nun mal nur "geborgt" in unserem Leben, wir als Eltern haben es in der Hand ihnen ein selbständiges Leben zu lehren, damit sie später dann so zufrieden wie wir es waren, IHR Leben genießen können.
 
Danke fürs Feedback, ja meine Eltern sind gut informiert über berufliche Pläne usw. Es ist einfach so, dass ich daheim Sonntags gern mal nicht auf die Uhr schaue, einfach mal draußen bin ohne zu wissen, oh ich hab nur 2 Stunden Zeit oder sowas.

Ein schlechtes Gewissen erzeugen sie, weil sie mir wichtig sind und die Zeit mit ihnen mir ja auch wichtig ist, trotzdem braucht man manchmal mehr für sich.

Da ich früher quasi selbständig war und meine Zeit anders einteilen konnte, sind sie etwas verwöhnt von damals. Da standen sie aber auch noch mehr in Kontakt mit Freunden und durch den Hund auch mit vielen anderen, die man hier und da so traf. Hunde sind schon Kontaktmöglichkeiten.

Ja, es ist schwer, die Balance zu finden, aber es hilft mir natürlich auch nicht, wenn Sonntags bei mir die Wäsche liegen bleibt und ich komplett gestresst in den Montag starte.
 

Ombera

Aktives Mitglied
1. Vorschlag: Älterer Hund aus dem Tierheim holen
2. Vorschlag: Senioren Sport für rüstige Rentner

Wär das evtl was für deine Eltern? Am wenigsten Stress hast du, wenn sie selbst wieder aktiver werden. Meine Eltern haben mit 70 Jahren mit Seniorensport angefangen, meine Mutter lebt jetzt mit 89 quasi davon, weil das das einzige ist, wo sie noch rauskommt. Vielleicht könntest du mal googeln, ob was geeignetes dabei ist und dich informieren vielleicht sogar das erste Mal mitgehen und sie so unterstützen. Sowas bringt mehr an Zusammenhalt und ihr habt mehr Gesprächsthema, wenn du dann mal da bist.
 
G

Gelöscht 85627

Gast
Irgendwie hat es sich so eingebürgert, dass ich jeden Sonntag Punkt 12 zu meinen Eltern gehe und dann dort 6-7 Stunden bleibe. Jeden Sonntag.
Eine Weile war das ganz schön und bequem und passte in Dein Leben.
Leben ist immer aber auch Veränderung.

unter der Woche kaum Zeit habe, etwas zu erledigen und das eher aufs WE verschiebe. Da ich den Samstag derzeit auch noch ab und an arbeiten muss, bin ich froh, Sonntags einfach mal komplett "frei" zu haben,
Das ist eine Veränderung zu vorher und dadurch entstehen bei Dir veränderte Bedürfnisse.

keine Lust, Woche für Woche noch einen weiteren festen "Termin" im Kalender zu haben, bei dem ich - das kommt hinzu - eigentlich 6 Stunden nur übers Büro oder Arbeit rede.
Und dennoch hast Du Dich zu lange auf diesen wöchentlichen Termin eingelassen, bist über Deine eigene Grenze hinweggegangen, hast Deine Bedürfnisse nicht beachtet.
Und die Deiner Eltern darübergestellt. Und dann sind da noch Gewohnheit und Bequemlichkeit.
Kann es sein, dass Du Dich ein wenig über Dich selbst ärgerst?

Über die Arbeit zu sprechen bedeutet auch, Dir wertvolle Zeit zum Abschalten zu nehmen.

ich wirklich ziemlich ausgebrannt bin,
Dann ist es gleich noch weniger gut, nicht für Ausgleich zu sorgen und stundenlang über die Arbeit zu sprechen. Du bist für Deine Gesunderhaltung verantwortlich.
Selbstfürsorge?

Meine Eltern haben eigentlich nur sich,
Und das ist nicht gut.

Es ist nicht gut, dass Deine Eltern sich so auf Dich (und den Bruder) fixieren, ihr Leben nur über Dich/Euch stattfindet, sie selbst nichts mehr erleben.
Es ist nicht Deine Aufgabe, die Tristesse aus ihrem Leben zu vertreiben/aufzufangen.
VHS-Kurs o. a. schenken?
Was ist mit Seniorenclub/-veranstaltungen? ...
Wenn sie sich dennoch weiter allem verweigern, ist das zu respektieren. Es ist ihr Leben.
Ebenso wie zu respektieren ist, was Du aus Deinem Leben machst.

Ich bin dann Sonntag Nachmittag immer schon genervt, dass ich mich verpflichtet fühle dort zu sein, weil ich ja meine Eltern liebe
Bedeutet Liebe Verpflichtung?
Bedeuten Pflichtveranstaltungen zu lieben?
Belastet das Gefühl von Pflicht nicgt vielmehr die Liebe, ja, kann sie sogar zerstören, ein Miteinander unmöglich machen?

nicht über meine Arbeit zu sprechen oder mir Themen aus der Nase ziehen zu müssen, damit es nicht langweilig wird
Weshalb unternehmt ihr nichts gemeinsam? Dann hättet ihr anderen Gesprächsstoff durch Außenreize.

Wie gut kann es für Dich selbst sein, nur die Arbeit als Gesprächsthema, Lebensinhalt, zu haben?

Ich hab schon mehrfach darüber gesprochen mit meinen Eltern, die dann aber Woche für Woche wieder nachfragen, was mir fast bohrend vorkommt, ob ich nicht doch wieder komme am Sonntag. Also wir sprechen Montags drüber, dass ich den nächsten Sonntag für mich benötige und dann kommt Samstag Nachmittag die Frage, ob ich wieder komme und ich denke mir: Leute.....lasst es doch mal sein - wir hatten uns darauf verständigt, dass ich alle 2-3 Wochen oder einfach mal spontan komme für weniger Zeit.
Wie läuft das ab? Rufen sie Dich Samstag an? Warum bist Du immer erreichbar?
Du könntest das Gespräch demonstrativ sehr kurz halten: "Du, das haben wir bereits Montag besprochen, ich komme nicht. Ich muss jetzt Schluss machen, ich habe viel zu tun. Ich melde mich."
Oder auch mal einfach nicht ans Telefon gehen.
Du bist erwachsen. Du darfst das.

Aber es ist unfassbar schwer, diese Rituale einfach zu unterbrechen.
Warum?
Was daran ist so schwer für Dich?
Ich denke, da laufen ganz alte Muster bei Dir ab und Du solltest da genauer hinsehen.

komme ich nicht, hab aber dann mindestens 2-3 Stunden ein schlechtes Gewissen,
Auch da - woher kommt das?
Das steht gleich darunter:

das meine Eltern mir mein Leben lang immer schon irgendwie gut einreden konnten.
Alte Muster, die wirksam sind. Du solltest Dich von ihnen befreien.
Vollständig abnabeln.
Du musst nicht mehr das folgsame, brave Kind sein, dass den Eltetn gefallen will.
Du bist erwachsen und kannst Dein Leben so gestalten, wie es für DICH passt.

Es ist einfach so, dass ich daheim Sonntags gern mal nicht auf die Uhr schaue, einfach mal draußen bin ohne zu wissen, oh ich hab nur 2 Stunden Zeit oder sowas.
Mal. Aber nicht so häufig. Oder doch? Da fehlt es vielleicht bei Dir an einer sehr klaren Haltung?

Ein schlechtes Gewissen erzeugen sie, weil sie mir wichtig sind und die Zeit mit ihnen mir ja auch wichtig ist,
Ein erlernter Glaubenssatz?

Ja, es ist schwer, die Balance zu finden,
Weil...?
 

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