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Rationale Selbsttötung?

GrünerKater

Aktives Mitglied
Jemandem, der Suizid begeht, vorzuwerfen: "du kannst doch nicht Selbstmord begehen. Denke doch auch mal was du MIR damit antust, also bleib gefälligst am Leben, auch wenn du dein Leben nicht magst, sonst bist du ein Egoist" ist allerdings dann genauso egoistisch.
Aber so ist die egoistische Gesellschaft eben. Selbst so verzweifelten Menschen noch den Vorwurf machen, sie sollen in ihrer Not doch gefälligst an die anderen denken. Und ihnen Egoismus vorwerfen, obwohl sie selber genauso drauf sind.
Da weiß man gleich wieder, warum überhaupt so viele Menschen sich umbringen.
Ich hoffe , ich finde irgendwann auch endlich mal den Mut mich von dieser verlogenen Welt zu verabschieden.
Da hast du definitiv ein gewichtiges Argument, das ich nicht einfach so abstreiten kann!
Dennoch finde ich deine Aussage zu pauschal. Jemandem, der aus einer tiefen Krise und Verzweiflung heraus Suizid begeht, würde ich nichts vorwerfen. Ich kenne den Druck ja selbst.
Im eingangs genannten Beispiel geht es aber nicht darum. Die Rede ist von fehlenden Gründen weiter zu machen, nicht von großem Leid, dem man ein Ende setzen will. Dann zu sagen: "Mensch, jetzt bin ich 50, hab keine Familie und irgendwie hab ich mir das Leben früher anders vorgestellt. Also mach ich Schluss, obwohl ich noch nicht alles probiert habe und eine neue Richtung in meinem Leben einschlagen könnte", das finde ich feige und verwerflich. Und ich finde, die Gesellschaft hat die Pflicht das zu verhindern, wenn es möglich ist.

Mag sein, dass mein Beispiel des Pudels Kern nicht getroffen hat. Ich hoffe, jetzt ist deutlich geworden, worauf ich hinaus wollte :)
 

mikenull

Urgestein
Harakiri ist eine gute Antwort darauf. Denken wir an Kamikaze-Piloten. Alles wohl überlegt, ohne Krankheit und genauestens geplant. Bei Selbstmordattentätern nicht anders. Und an völlig anderer Stelle könnte auch noch der Grund mitspielen, niemand zur Last fallen zu wollen.
 

mikenull

Urgestein
Dazu siehe den TE: Keine Lust und keine Energie mehr in einem bestimmten Alter nochmal etwas neues anzufangen. Das gibt es sicherlich. Mir ist grad eingefallen, daß genau dieses Thema mal in der Lindenstraße so gelaufen ist. Der Mann war wohl schwer krank und seine gesunde Frau ist einfach mitgegangen. Auch das gibt es.
 
G

Gast

Gast
Ich selber finde an Selbstmord absolut nichts verwerflich. Verwerflich ist eher das gesamte gesellschaftliche System, dass Leute in den Selbstmord treibt und psychisch kaputt macht. .
Was ist rational an der Anklage der Gesellschaft, dem System , gehöre ich nicht selber dazu.
In theoretischer Hinsicht rational ist jemand, wenn er mit seinen Überzeugungen so umgeht, daß er sich dabei von der regulativen Idee der Wahrheit leiten läßt, also das Ziel, möglichst viele wahre Überzeugungen zu haben bzw. möglichst viele falsche Überzeugungen zu eliminieren, nicht kontraproduktiv anstrebt.
Dabei spielen die Vermeidung von Widersprüchen, die Offenheit für Kritik bzw. Revision aller Überzeugungen und die kreative Suche nach Alternativen eine entscheidende Rolle.
Seltsame irrationale Logik, alles was mir nicht guttut den andern zuzuschreiben.
Wenn ich ins Wasser falle und nicht schwimmen kann, nütz es dann den Fluß verantwortlich zu machen?
Wenn ich an Krebs erkranke und <sterbe, hat der Arzt versagt.
Wenn ich nicht in den Himmel komme....
Zur Freiheit gehört die Selbstverantwortung und die Konsequenzen meines Handelns, ( oder auch nicht Handelns; ) zu tragen.
Ich glaube aber lieber 10 geheuchelten Zustimmungen wie einer Schmerzhaften Wahrheit.....
 
G

Gelöscht 47659

Gast
Ja, sicher, man sollte sich neue Ziele setzen, einen neuen Sinn suchen und das Leben geht weiter - ich kenne das es könnte von mir sein aber wenn man selbst in so eine Situation kommt wird einem klar dass das alles nur Phrasen sind, nicht greifbar und ohne Substanz.

Das Dilemma ist, kann man einen Menschen der die letzte Reise angetreten hat loslassen ohne dabei das Gefühl zu haben sich von ihm abzuwenden?

Dies ist wohl eine der Fragen auf die es keine Antwort gibt wie die Frage nach dem Sinn des Lebens überhaupt - da es so etwas wie einen Sinn ja nicht gibt, was nie ein Problem war für mich.

Aber jetzt, da es nix mehr zu tun gibt, wird es sehr schwer, sich weiter etwas vorzumachen.

Den Tod kann man nicht erleben auch nicht den Tod anderer, was man erfahren kann ist die Leere die zurückbleibt.

Diese Leere kann durch nichts ausgefüllt werden, auch nicht durch die Dinge die man hinterher tut.

Das jedenfalls ist die Erfahrung die ich grade durchmache und die mich dazu bringt zu überlegen, was dagegen spricht - nüchtern und hellwach überdacht - die eigene Existenz zu verkürzen.

Bleibt halt noch das Hindernis des instinktiven Überlebenstriebs, das sitzt tief...
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Dies ist wohl eine der Fragen auf die es keine Antwort gibt wie die Frage nach dem Sinn des Lebens überhaupt - da es so etwas wie einen Sinn ja nicht gibt, was nie ein Problem war für mich.
Wenn Du Dich in der Dunkelheit aufhältst, dann wundere Dich nicht, dass Du nichts als Schwärze findest.
Jedoch ist es ein Irrtum anzunehmen, alle Menschen würden in der Dunkelheit leben.

LG, Nordrheiner
 
G

Gelöscht 47659

Gast
@Nordrheiner: Du scheinst ein überzeugter Christ zu sein, ich bin das nicht aber es gibt doch eine Stelle in der Bibel die meine gegenwärtige Einstellung stärkt: Kohelet 4.2 : ,,Da lobte ich die Toten. die schon gestorben waren, mehr denn die Lebendigen, die noch das Leben hatten, und besser als beide ist, der noch nicht ist und des Bösen nicht innewird, das unter der Sonne geschieht.,,

Übersetzt in die Neuzeit heisst das für mich dass es besser ist tot zu sein als lebendig und noch besser ist es, erst gar nicht geboren zu werden um den ganzen Schlamassel erst gar nicht durchmachen zu müssen.

@Trampelzwerg: Ja sicher hab ich überlegt was dafür spricht weiter zu machen aber da ist nichts - nix vergleichbares zu vorher meine ich.
Bin ja eigentlich schon immer ein lebensbejahender Mensch gewesen aber nach so einem Schlag - der mittlerweile auch schon einen ganzen Monat her ist - macht sich Ernüchterung breit.
Wie ich weiter oben schon schrieb ist auch gar nicht das weitermachen mein wirkliches Dilemma sondern das aufhören, in mir findet ein Kampf statt - Erkenntnis der Realität des ist-Zustandes gegen den Überlebenstrieb, bisher ist es mir nicht gelungen diese Hürde zu nehmen...
 
G

Gelöscht 47659

Gast
Der ist-Zustand äussert sich in einer inneren Zerrissenheit, zuerst vertraute ich darauf ins Leben zurückzufinden wenn genug Zeit vergangen ist aber das Gegenteil ist der Fall!

Je mehr Zeit vergeht desto stärker wird dieser innere Konflikt.

Am Sarg der Verstorbenen schien eine unsichtbare, unwiderstehliche allesverschlingende Macht wie mit kalten Händen nach mir zu greifen - alle Ideale, Vorstellungen, Illusionen zerplatzten auf der Stelle wie Seifenblasen und dem hatte ich nicht das geringste entgegenzusetzen.

Positive Gedanken?
Keine Chance!!

Gedanken können niemals das Leben berühren, sie sind pathologisch - das ist ein totes Ding!

Das Denken ist nur an einem interessiert - an der eigenen Kontinuität, daher die innere Zerrissenheit, die mich umtreibt...
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
@Nordrheiner: Du scheinst ein überzeugter Christ zu sein, ich bin das nicht aber es gibt doch eine Stelle in der Bibel die meine gegenwärtige Einstellung stärkt: Kohelet 4.2 : ,,Da lobte ich die Toten. die schon gestorben waren, mehr denn die Lebendigen, die noch das Leben hatten, und besser als beide ist, der noch nicht ist und des Bösen nicht innewird, das unter der Sonne geschieht.,,

Übersetzt in die Neuzeit heisst das für mich dass es besser ist tot zu sein als lebendig und noch besser ist es, erst gar nicht geboren zu werden um den ganzen Schlamassel erst gar nicht durchmachen zu müssen.

@Trampelzwerg: Ja sicher hab ich überlegt was dafür spricht weiter zu machen aber da ist nichts - nix vergleichbares zu vorher meine ich.
Bin ja eigentlich schon immer ein lebensbejahender Mensch gewesen aber nach so einem Schlag - der mittlerweile auch schon einen ganzen Monat her ist - macht sich Ernüchterung breit.
Wie ich weiter oben schon schrieb ist auch gar nicht das weitermachen mein wirkliches Dilemma sondern das aufhören, in mir findet ein Kampf statt - Erkenntnis der Realität des ist-Zustandes gegen den Überlebenstrieb, bisher ist es mir nicht gelungen diese Hürde zu nehmen...
Ja, Medulla Oblongata, ich bin Christ. Jedoch solltest Du den von Dir zitierten Vers nicht isoliert von der Gesamtaussage sehen. Der Prediger (ein Sohn Davids und ein König in Israel), der die Toten beneidete, tat dies weil er die Ausbeutung und die Tränen der Unterdrückten nicht mehr mit ansehen konnte. Es ging dem Prediger also nicht um sich selbst, sondern er hatte ein so großes Mitgefühl für andere leidende Menschen, dass er es kaum aushalten konnte.

Und sagte der Prediger nicht auch: Solange ein Mensch lebt, hat er noch Hoffnung, und ein lebender Hund ist immer noch besser als ein toter Löwe. (Kohelet 9, 4).

Und über Hoffnung, lieber Medulla Oblongata, können wir gerne sprechen. Vielleicht möchtest Du mitteilen, was Dir die Freude am Leben nahm?

LG, Nordrheiner
 

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