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quasi Lebensgeschichte, brauche von euch eine Einschätzung

G

Gelöscht 70579

Gast
Hallo Zusammen,

Vorab möchte ich auf den Thread "mein Vater und ich" verweisen, falls Jemand zur analyse / Vorgeschichte Infos möchte

Zum Theam:

In meiner Kindheit war ich ein ganz normaler Junge, nicht ängstlich, nicht auffalllend aggressiv habe mich aber auch nicht vermöbeln lassen.
Hatte aber durchaus Respekt und Angst vor deutlich gewalttätigeren Kindern.

Als Jugendlicher mit 14 Jahren ging die Hemmschwelle nach unten, ab da begann ich auch Schlägereien und schlug auch mit der Faust zu.
Auch nicht wirklich auffällig, gab deutlich schlimmere aber es veränderte sich was in mir, auch zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch vor anderen gesunden Respekt.

In der Zeit von 15 - 21 war meine schlimmste Zeit. Habe sehr viel getrunken, auch Drogen konsumiert (nein ich war nie süchtig oder abhängig, getrunken habe ich allerdings schon viel).
Viele auseinandersetzungen gehabt, auch oft angefangen und der Grad der Gewalt war nicht gerade ohne.
Eigentlich war es mir egal wie ein Kampf gewonnen wird, da flog auch das Bierglas mal vor der Faust.
Am schlimmsten war es wenn mir Jemand zu erst ins Gesicht geschlagen hat, dann legt sich ein Schalter um, ist schwer zu erklären aber ab da ist das Ziel einfach nur drauf gewesen und so lange draufschlagen bis ich nicht mehr kann.

Problem ist auch das ich eher so durchnschnittsgroß bin, nicht wirklich auffällig von der Statur, würde sogar eher sagen schmächtig von den Schultern her, auch wohl ein paar Muskeln aber im Speckmantel.
Eher feines Gesicht, im allgemeinen nicht sehr männlich wo viele sagen würden

"der? Den fresse ich doch zum Frühstück"
gerade sowas war immer mein Stichwort.

Angst verspüre ich seit dieser Zeit gar keine, mir war die Ausgangssituation scheiß egal, körperliche Schmerzen haben mich nicht aufgehalten und nicht gestörrt, bin allgemein Schmerzunempfindlich.
Der Alkohol hat dabei auch eine große Rolle gespielt würde ich sagen.
Allgemein habe ich meiner Familie das Leben da ziemlich schwer gemacht würde ich sagen.

Unregelmäßig bzw. gar nicht arbeiten, habe nur im Bett gelegen, am PC gehangen oder mich rumgetrieben.
War auch oft tageelang nicht zu Hause, hat aber keinen gestörrt.
Wofür ich mich besonders schäme und was ich auch heute gar nicht mehr nachvollziehen kann ist, dass ich meiner Mutter öfter Geld gestohlen habe. Kleine Beträge aber das ist egal ob 5 oder 500€ , schon 1 Cent ist zu viel.

Auch Schmuck den ich mal bekommen habe wurde versetzt damit ich raus kann und Geld für zigaretten, gras und alk und den Bus hatte, habe in der Zeit auch mit Leuten verkehrt von den kaum einer gearbeitet hat.
Das passt auch nicht zu mir, ich war nie so und kann mir heute nicht mal mehr erklären warum ich sowas getan habe.

In dieser Zeit habe ich quasi nie an das erlebete und meinen Vater gedacht.

Von 19 -21 war die schlimmste Zeit meines Lebens würde ich sagen, ich war nicht mehr in der Realität und habe mir eine Scheinwelt erschaffen.
Obwohl ich nicht gearbeitet habe habe ich erzählt ich hätte schon gearbeitet, ich hätte viel Geld.
Ich wäre Soldat gewesen und so ein Mist, habe in dieser Zeit auch total viel fantasiert.
Habe total viele Lügen erzählt die ich mir heute absolut nicht erklären kann warum ich das getan habe.

Denke auch das es ein großer Faktor war das alle sich entwickelten nur ich nicht, ich konnte nicht Schritthalten, ich wollte aber ich konnte nicht.
Habe in der Zeit auch eine Lehrstelle 2x Fachabbi und diverse Jobs geschmissen.
Dafür schäme ich mich auch in Grund und Boden, was asozialeres gibt es kaum.

Brachte mir natürlich von alten richtigen Freunden den entgültigen sozialen Ausschluss, bewegte mich dann nur noch bei gleichgesinnten wo sowieso egal war woher du kommst und was du bist!
Denke mal das ich das alles nicht mehr ertragen konnte, ich konnte mir mein Versagen, meine Antriebslosigkeit nicht erklären.

Mit 20 ging es dann richtig bergab, ich schlief bis 19 Uhr Abends und ging raus. Essen tat ich kaum noch.
Zu Hause machte ich gar nichts, meine Mutter hatte die Schnauze voll und ging mit mir zum Amt, wir sagten das wir nicht mehr miteinander klarkommen und meine Mutter keine finanziellen Mittel hat mich zu unterstützen.
Habe alles brav unterschrieben, wollte auch raus und bekam eine Sozialwohnung vom Amt zugewiesen.
War das Beste was sie je für mich getan hat.

Zunächst lief alles wie immer weiter, aber irgendwann konnte ich nicht mehr aufstehen.
Ich habe nichts mehr gemacht, ich habe es nicht mal mehr in die Dusche geschafft, habe meine Termine beim Amt nicht wahrgenommen, nichts.
In dieser Zeit habe ich nichts gespürrt, als ob nichts mehr da ist, keine Freude, trauer, Wut, ein Nichts, kann ich nicht genau beschreiben.

Irgendwann wollte ich nur noch die Augen zu machen.
In dieser Zeit hatte ich nur schreckliche Träume, einmal hatte ich aber einen Traum indem einfach alles gut war, ich war glücklich.
Als ich aufwachte hatte ich eine kleine Stimme im Kopf die mir sagte
"das kann es doch nicht gewesen sein"

Ich stand auf und duschte, rief meine Mutter an um mit ihr zu sprechen.
Hier bat ich sie mich zu Hause wieder aufzunehmen, das ich was ändern möchte.

Im Januar 2011 (ein Jahr nach meinem Rausschmiss) kam ich zurück nach Hause und besorgte mir eine Lehrstelle, hatte da auch wirklich großes Glück noch was gutes bekommen zu haben.
Ab August ging es los, hatte also noch Zeit mich auszukurieren.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich kaum 60 Kilo auf 178cm, aber von Tag zu Tag ging es mir besser.
Ich brach den Kontakt zu den Leuten ab die mir nicht gut taten und brachte wieder Routine in mein Leben und ordnete mich.

Am Anfang sahen meine Mutter und meine Schwester das natürlich skeprisch da ich so viel Mist gebaut hatte in der ganzen Zeit, aber ich war fest entschlossen.
Mit 21 Jahren fing ich endlich meine Lehre zum Kaufmann an und ab da änderte sich viel.

In dieser Zeit habe ich den Hintern richtig hochbekommen.
Wieder in eine eigene Wohnung gezogen,

Lehre 2014 abgeschlossen,
Jobwechsel,
Fachwirt gemacht 2016 ,
Projektmanagement Studium absolviert 2018,
Im Juni 2021 habe ich meinen Betriebswirt fertig,

Beruflich bin ich schnell aufgestiegen und stehe meinen Altersgenossen beruflich in nichts mehr nach, im Gegenteil!
Seit fast 7 Jahren habe ich eine liebe Frau, eine schöne Wohnung und ein sicheres Einkommen.
Augenscheinlich habe ich alles noch geschafft.

Aber jetzt kommen wir zu dem punkt warum ich das alles erzähle.

Nach wie vor spüre ich eine innere Leere in mir, mal mehr, mal weniger.
An manchen Tagen will ich einfach nicht existieren.
Irgendwie bin ich nicht glücklich, also ich verspüre kaum Freude, ich weiß aber nicht was mir fehlt.
Gelegentlich fühle ich mich wie in einem Videospiel, komplett ferngesteuert und leer.
Oft fühle ich mich das ich mir eine Maske aufgesetzt habe um meine Familie glücklich zu machen, damit sie zufrieden sind.

Oberste Priorität in meiner Familie ist einfach das man einen Job hat und Geld verdient. Das ist das wichtigste.
Ein Job macht mich aber nicht glücklich, er definiert doch nicht mich als Mensch.
Ich fühle mich nur auf meinen Lebenslauf reduziert, was anderes interessiert gefühlt keinen.

Damals wurde ich auch einfach nur als faul abgestempelt, lange Zeit habe ich das auch geglaubt, aber das war es nicht. Ich wollte, aber ich konnte nicht, ich hatte keine Kraft etwas durchzuhalten.
Es fällt mir sehr sehr schwer das zu erklären.....
Vor meinem Umfeld mieme ich stets den zufriedenen, fällt keinem was auf, soll es auch nicht!

Ich hatte einmal ein kurzes Gespräch mit einem Therapeuten und der hat so halbärschig in den Raum geschmissen "ja öh irgendeine Depression, wollen sie Medikamente"?
Fand ich echt klasse, ist schon fast 10 Jahre her.

Hat Jemand eine Ahnung was es sein könnte und kann das nachempfinden?
Was würdet ihr mir raten?

Soll ich nochmal zu einem Experten, muss aber dann auch eine Frau sein, mit Männern kann ich nicht gut sprechen.

Ich bin nicht gut mich im Bezug auf meine Person zu äußern, mich kostet das gerade alles viel kraft das zu schreiben und nochmal zu erleben, entschuldigt deswegen die schlechte Rechtschreibung und die formuliereungen, ich korrigierre nichts weil ich das nicht nochmal lesen will, sonst schicke ich den Text nicht ab!

Allen einen schönen Sonntag.
 
S

Santino

Gast
Hat Jemand eine Ahnung was es sein könnte und kann das nachempfinden?
Was würdet ihr mir raten?
Ich vermute schon, dass es irgendetwas in Richtung Depression ist (zumindest komorbid), allerdings können wir als fachliche Laien dir hier keine psychiatrische Diagnose stellen. Wir kennen dich nicht und selbst, wenn wir dich kennen würden, so haben wir nicht die fachliche Expertise, dich zu diagnostizieren.

Dazu musst du zu einer Fachperson gehen. Nicht jede Fachperson ist derart (offenbar) unmotiviert wie der Therapeut, bei dem du vor 10 Jahren mal kurz warst. Ggf. musst du mehrere Therapeuten ausprobieren, bevor du jemanden findest, mit dem du gut sprechen kannst - wenn dir eine Frau lieber ist, wie du schreibst, dann geh zu einer Frau. Ich bin überzeugt davon, dass du jemanden finden kannst, mit dem du gut reden kannst. Du musst nur suchen, und das würde ich mit diesem Hintergrund und diesen aktuellen Symptomen auch tun. Dann weisst du auch, was mit dir los ist.

Du hast grosses Glück, dass deine Familie dich unterstützt hat, so dass du dich aus dem beschriebenen Sumpf wieder herausziehen konntest. Dieses Glück hat nicht jeder. Woran das lag, dass du im Jugend- und jungen Erwachsenenalter so abgedreht bist, kann ich nicht sagen; ich habe dein anderes Thema aus eigenen biographischen Gründen auch nicht gelesen. Aber das ist für meinen Rat hier nicht wichtig. Denn letztlich gehören solche Gefühle (innere Leere, Derealisation, Antriebslosigkeit, Sinnverlust, etc.) in die Hände einer Fachperson, völlig egal, welchen Hintergrund die Gefühle haben - und da dein Leben im Moment ja noch ganz gut funktioniert mit Job, Freundin, Wohnung, und so weiter, ist jetzt meiner Ansicht nach der beste Zeitpunkt dafür, das Thema anzugehen.

Wenn du das Thema nicht angehst, sehe ich die Gefahr gegeben, dass du in den nächsten Jahren irgendwann wieder in ein Loch fällst und deinen Alltag nicht mehr funktional gestalten kannst.

Daher such dir jetzt Hilfe, das ist keine Schande.

Liebe Grüsse
Santino
 

Alopecia

Aktives Mitglied
vieles von dem, was du beschreibst, erinnert mich an ein ganz tolles lied von anathema. regret heisst es.

ich weiss nicht genau, was dir fehlt, aber ich glaube ein guter teil der ursache ist das verhältnis zu dir selbst. du sprichst es öfters selbst an, bereuen, assozial, schäme mich etc.

du hattest leider auch pech mit dem therapeuten damals. du brauchst einen GUTEN , der sich mühe macht, und nicht so vorgeht wie der damals. leider gibt es solche, und das nicht gerade selten.

viel erfolg und alles gute
 

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