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T

TobiS

Gast
Hallo zusammen!

ich möchte mich mal kurz vorstellen:
bin 27 Jahre alt, (eigentlich) ein lebenslustiger Mensch, der noch an das Gute im Menschen glaubt, derzeit in einer (ja ihr hört richtig) kaufmännischen Tätigkeit im elterlichen Betrieb, der leider massiv angeschlagen ist. Ich verdiene derzeit 1600 EUR butto (!) und arbeite ca. 12 Stunden am Tag, übernehme eigentlich Aufgaben für 2 Mitarbeiter. Ich hatte einst Realschulabschluss, bin dann auf dem beruflichen Gymnasium leider durch private Gründe gescheitert und absolvierte dann erfolgreich eine kaufmännische Ausbildung.

Da nun die Möglichkeit bestand, den väterlichen Betrieb einmal zu übernehmen, entschied ich mich dort einzusteigen.

Die leider immer schlimmer werdende Situation in dieser Branche lässt mich aber langsam verzweifeln. Ich arbeite und arbeite und es kommt irgendwie auf Dauer nicht mehr dabei rum, als eben sein Gehalt zu decken. Massiver Konkurrenzdruck und dadurch immer weiter fallende Deckungsbeiträge machen derzeit meine Euphorie zunichte. Wo mein Vater einst mehr als gut verdiente, befindet man sich heute auf einem Scherbenhaufen. Dazu kommen immer mehr Konzerne die den kleineren Betrieben das Wasser abgraben.

Nun habe ich überlegt was ich tun kann und mir schon Gedanken gemacht eventuell Richtung staatl. geprüfter Betriebswirt (IHK) zu gehen. Oder würdet ihr weiterkämpfen?
Mein großes Problem ist auch, dass mein ganzer Bekanntenkreis fast ausschließlich "mehr" erreicht hat als ich, z.B Diplome etc..., was ein zusätzlichen Dämpfer Richtung Selbstbewußtsein bedeutet.

Irgendwie befinde ich mich in einem Strudel aus dem ich nicht herauskomme. Wenn man dann hört, dass in der heutigen Gesellschaft Leistung immer wichtiger wird und was teilweise verlangt wird, da kommt man sich mit seinem Realschulabschluß mehr als sinnlos vor.

Was meint ihr dazu? Würdet ihr auf jedenfall weitermachen oder womöglich neu orientieren? Ich habe so langsam richtige Existenzängste. Ich weiß genau, dass ich gut bin, in mancher Hinsicht vielleicht sogar besser sein könnte als studierte Genossen, aber ich habe leider in der Hinsicht bisher Pech gehabt. Aber wen interessiert das wnen man nicht solche tollen Titel vorweisen kann. Manchmal denke ich auch ich bin schon viel zu alt um da noch was anzufangen.

Ich bin für jegliche Tipps oder Erfahrungen dankbar.

Euer Tobi !
 
F

Fae

Gast
Hallo Tobi :)

Zu allererst eins, Diplome und Titel alleine bringen einem doch überhaupt nichts. Wenn ich wählen könnte zwischen einem Diplom und einem sicheren Arbeitsplatz im elterlichen (Traditions-?)Betrieb, der mir zumindest größtenteils Spaß macht würde ich sofort letzteres wählen, und Dir dementsprechend empfehlen, dabei zu bleiben. Arbeitslose Akademiker gibt's genug.
Das große ABER:
Du musst Dir sehr gut überlegen, wie lang Du auf diese Weise noch weitermachen kannst. Besteht die Gefahr, dass Du demnächst "ausbrennst"? (12 Stunden pro Tag sind ja nicht gerade wenig, manche kommen damit gut klar, andere gar nicht.)
Und wie wahrscheinlich ist es, dass Euer Betrieb in Zukunft weiter abrutscht oder gar pleite geht oder aber einen Aufschwung erlebt? Von toten Pferden steigt man ab, sagt man, und das würde ich Dir in dem Fall auch ans Herz legen. Wenn es aber eine reine Frage des Durchhaltens ist und gute Chancen zum Wiederaufstieg bestehen, beiß Dich durch! Denn ein Diplom ist mit Sicherheit keine Garantie, dass es Dir besser geht als jetzt.
Rein neugierdehalber, das musst Du nicht beantworten: Was für ein Betrieb ist das denn?

Noch ein Aber: Ich konnte aus Deinem Text überhaupt nicht herauslesen, ob Dir Dein Beruf Spaß macht (abgesehen von dem Tief zur Zeit) oder ob das eher eine unglückliche Gelegenheitslösung war. Falls Du die Arbeit gar nicht magst, würde ich Dir auf jeden Fall raten, etwas anderes anzufangen, was auch immer - naja, vielleicht nicht uneingeschränkt :) aber mit 27 bist Du doch nicht alt. Und Du scheinst auch keinen Anhang zu haben, zumindest schreibst Du nichts davon, also wäre eine Neuorientierung zur Zeit wohl noch relativ problemlos machbar. Hab ruhig Vertrauen! :)

Und versuch bitte diese alte Ansicht zu vergessen, jemand mit einem Diplom hätte "mehr" erreicht als jemand mit einer soliden Ausbildung und einem Arbeitsplatz!!
Du bist genauso wertvoll wie ein Hochschulprofessor, und sicher leistest Du mehr als einige von denen.
Wenn Du keinen Schulabschluss hättest und auf Hart IV wärst ohne Perspektive, dann könnte ich verstehen, dass Dein Selbstbewusstsein leidet (was natürlich traurig genug ist! will hier nicht missverstanden werden), aber Du hast doch in Deiner Situation gar keinen Grund dazu. Wenn Du Dich schon mit anderen vergleichst, dann bitte auch "nach unten", es würde mich nicht im Geringsten wundern, wenn Deine Bekannten Dich auch um etwas beneiden würden, das sie im Gegensatz zu Dir nicht haben.

Klar wird heutzutage viel verlangt, ich krieg auch regelmäßig einen Schreck, wenn ich manche Stellenanzeigen lese ;) aber überleg Dir mal, wie realistisch die sind. Je nach Bundesland schaffen 50-70% eines Jahrgangs KEIN Abitur, aber sitzen die alle auf der Straße? Nö :) genauso wie es sich nur wenige leisten können, massenhaft Auslandserfahrung zu sammeln, und trotzdem landen nicht alle ohne diese Möglichkeit in der Schlange vorm Arbeitsamt.
Diese Vorstellungen sind in den meisten Fällen einfach nur maßlos überzogen. Du musst Dich mit Deinem Realschulabschluss UND einer abgeschlossenen Ausbildung UND der harten Berufserfahrung ganz bestimmt nicht verstecken.

Lieben Gruß :)
 
L

Lily28

Gast
Hallo Tobi,

die Antwort von Fae war schon richtig prima :)

Aber ich hab noch was ganz Anderes: in welcher Branche bist du tätig, was macht ihr genau? Ich frage deshalb, weil ich Marketingkonzepte für Selbständige und Kleinunternehmer erstelle bzw. selbst aktiv Neukunden mit hoher Erfolgsquote akquiriere - auf eine ganz sympathische Art und Weise.

Also wenn ich dir helfen kann den Laden wieder zum Leben zu erwecken, lass es mich wissen. Voraussetzung ist natürlich, du möchtest weiterhin in diesem Beruf bleiben und er macht dir Spaß!

Was Fae über Titel gesagt hat - hey, ich hab sogar mein Abi geschmissen und mich fragt heute keiner nach Titel oder Abschlüssen. Die wollen alle nur eines wissen: wer bist du, was kannst du und funktioniert`s.

Wenn du weißt, wer du bist und was du kannst, dann kannst du davon spielend andere überzeugen - Markt hin oder her. Wenn du gut bist, wirst du auch weiterhin Kunden haben und die zahlen dann auch.

Freu mich dich zu hören :)

Alles Liebe,

Lily
 
G

Gast

Gast
Hallo ihr beiden, vielen lieben Dank für Eure Antworten.

Vielleicht muss ich noch 1-2 Sachen erläutern.
Zu Euren Fragen:

es war zwar nie mein Traumberuf, dennoch bin ich mit der Tätigkeit ansich zufrieden. Verantwortung, eigener Herr, Flexibilität - das gefällt mir schon. Eigentlich habe ich auch mit einem 12 Stunden Tag kein Problem, ich meckere ja nicht, dass ich nicht wie andere um 16 Uhr schon im Freibad liegen kann, nur kommt eben momentan irgendwie bei einem immensen Arbeitspensum nicht wirklich viel raus.

Man muss vielleicht dazu sagen, dass wir in der Reprobranche tätig sind, sprich wir sind Händler für Verbrauchsmaterialien, LFP (Large Format Printing), Plotter usw...
Leider hat sich der Markt in den letzten Jahren dermaßen gewandelt, die ganzen Wohnzimmer-Unternehmer im Internet und diverse Preissuchmaschinen machen einem manche Geschäfte echt zunichte. Man ist ständig vergleichbar, die Kunden werden immer
schwieriger, Geiz ist geil etc... und manche können noch nicht mal rechnen und zahlen letzendlich mehr.

Mein Vater hatte auch in der vergangenheit Pech mit Mitarbeitern, weil es schlichtweg keine vernünftigen waren, man hat viel Geld in sie investiert und dann liesen sich 2 von der Konkurrenz abwerben etc...

Momentan sind wir jetzt noch zu dritt und überlegen eben wie wir den Karren wieder aus dem Dreck ziehen könnten. Irgendwann sag ich mir halt jeden Tag schiften ohne Ende und die Kurve geht einfach nicht hoch - wie lange schaffe ich das noch?

Vielen Dank aber für den Zuspruch, dass man auch mit abgeschlossener Ausbildung und harter Berufserfahrung "jemand" ist. Leider kommt eben das Gefühl immer hoch wenn man von Ingenieuren etc.. umgeben ist. Vor allem wenn man sieht mit welchem gehalt sie einsteigen, und man selbst aber wesentlich härter und länger arbeitet.

So wie ich das sehe würdet ihr aber weitermachen? ich suche ja fieberhaft nach irgendwelchen Nischen oder nach Dingen womit man sich von anderen abheben kann.

Und Lily28 wie stellst du dir eine Hilfe vor?

Liebe Grüße

Euer Tobi
 
T

TittyTwister

Gast
Wie ist das? Haftet nur Dein Vater im Insolvenzfall, oder wärst Du auch irgendwie daran beteiligt? Wie gut bist Du mit Deinen Eltern allgemein immer ausgekommen? Wenn sie Dich immer gut behandelt haben, finde ich, dass Du zumindest helfen solltest.
Wenn es für Dich allgemein nicht mehr tragbar ist, musst Du Dir dann aber auch wirklich was anderes suchen, aber wenn mein Vater in so einer Situation wäre und ich bei ihm angestellt wäre, würde ich so lange wie möglich bleiben, auch wenn es hart ist, denn schließlich war es auch viel Arbeit mich großzuziehen. Er ist mein Vater. Wie das bei Dir aussieht kann ich so pauschal jetzt nicht sagen.

Euer Gewerbe ist aber allgemein dafür bekannt, z. Z. hart zu sein. Die Preissuchmaschinen machen einem das Leben teilweise sehr schwer, das stimmt. Ich sehe es im Bekanntenkreis. myhammer.de ist da auch so´n Kandidat. Zur Zeit beschweren sich viele über die berufliche Situation. Woher kommt's? Na weil die Leute immer weniger ausgeben wollen. Geiz ist geil! Aber nicht nur Geiz ist schuld, sondern die Tatsache, dass die Leute wegen den geizigen Besserverdienern weniger ausgeben können. Da wird gejammert, dass man unbedingt Leute braucht, weil die Branche boomt, und was machen die Leute? Na klar, sie verkaufen sich unter Wert bei Zeitarbeitsfirmen, so wie ich. Sogar Ingenieure sind inzwischen soweit.
 
T

TobiS

Gast
Hallo Titty,

also ich denke in Deutschland haben wir in letzter Zeit eine allgemein krankhafte Entwicklung.

Es ist einfach in vielen Branchen kein freudiges Arbeiten mehr. Ich zähle hier nur mal ein paar Beispiele auf:

der Kunde wird mit Gummibärchen, Tankgutscheinen, Spottpreisen usw. umworben, ihm wird ja gradezu aufgezwungen billig, billig und nochmals billig zu kaufen. Und die Geiz-Einstellung wird meiner Meinung nach immer schlimmer. Manchen Kunden muss man ja sogar den Unterschied zw. 500er und 1000er Preis erklären, weil nur noch auf den Preis geschaut wird.

Und was machen die Hersteller wenn das Volk es billig haben will? Klar sie produzieren eben noch billiger und verwenden aber auch minderwertigeres Material.

Wenn ich heute eine Waschmaschine brauche, werde ich ganz sicher 300 € mehr ausgeben und mir ein deutsches Qualitätsprodukt kaufen. Nicht alles was günstig ist muss schlecht sein, aber die Erfahrungen der modernen Zeit in meinem Umfeld haben oftmals gezeigt, dass vermeindliche Schnäppchen auf lange Sicht eben keine sind.

Mein erster DVD-Recorder hat mich ein Schweinegeld gekostet, und läuft auch nach nunmehr 9 Jahren immernoch tadellos, während die Marke "Billig-Kauf" beim Mediamarkt grade mal die Garantiezeit ohne Probleme überstanden hat. Will damit sagen, dass man früher noch öfter richtige Qualitätsprodukte bekam, nur heute wollen (oder können) die meisten Leute ja gar nicht mehr viel ausgeben. Ein mir bekannter Fernsehtechniker hat sich einmal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen als er gesehen hat, welche Bauteile heute verwendet werden. Nicht umsonst laufen Geräte von Anno 80 bei den meisten die ich kenne immer noch einwandfrei.

Und da frage ich mich doch WO IST DENN DER AUFSCHWUNG IN DEUTSCHLAND ? Politiker diskutieren über Erhähung von Diäten und ein paar Großbetriebe freuen sich über gute Exportergebnisse, nur kommt seltsamerweise in meinem gesamten Umfeld keinerlei Aufschwung an.

Irgendwie scheint nur noch eins zu zählen: so viel Geld wie möglich zu verdienen, ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn ich sehe wie es in manchen Firmen mit Ellenbogen zugeht, das geht auf keine Kuhhaut.

Ich will aber da nicht weiter ausschweifen, Titty mein vater ist 67 und kann morgen aufhören wenn er will. Es geht quasi um mich und meinen Kollegen. Und auch Myhammer usw.. - eigentlich gehört sowas verboten. Mich wundert es wirklich nicht, wenn die deutsche Wirtschaft eines Tages sowas von zusammenbricht.

Im Endeffekt wird man ja von dieser Entwicklung ungewollt bestrahlt. Woher kommt denn das Ellenbogendenken und ständig der Vergleich mit Studierten etc... ? bestimmt nicht weil ich eigentlich rein menschlich her mit mir im Einklang bin, sondern weil man ständig suggeriert bekommt du musst besser sein als andere etc... Geld ist alles usw....

Schaut Euch doch mal die Werbung an: nur gutaussehende Darsteller, heile Welten, und dies muss man haben und das muss man haben.

Ok, jetzt hab´ich etwas Dampf abgelassen, freue mich auf weitere Beiträge :)
 

Hermiablume

Neues Mitglied
Hallo, ich habe deinen Beitrag gelesen und da ich schon viele Jahre im Berufsleben bin, möchte ich Dir einen Rat geben, wenn ich kann und Du gewillt bist, darüber nachzudenken. Es ist nicht wichtig (auch wenn es heute so aussieht) welchen Abschluss Du hast. Es ist wichtig, wie Du für Deine Aufgabe begeistert bist, was Du aus dieser machst und ob sie Dir gefällt. Sollte das nicht der Fall sein, dann orientiere Dich um. Das was auch immer im Leben tust, solltest Du von ganzen Herzen tun:) Ich weiß, das ist nicht leicht. Aber wenn Du familiär noch keine Verpflichtungen hast, dann ändere jetzt Dein Leben. Ich bin selbst noch in einer finanziell schwierigen Situation (da ich allein für meinen Sohn aufkomme) und selbst ich denke daran, mein Leben noch einmal total zu verändern. Denn nur mit dem Herzen sieht man gut und mir ist vieles zu leichtfertig in dieser Welt. Da man aber die anderen nicht ändern kann, muss man sich und sein Umfeld ändern. Habe Mut und überlege, was Dir Spaß machen würde und dann geh es an, egal ob Studium, Ausbildung oder gleich eine Arbeit...steh zu Dir und nutze das Leben! Viel Glück dabei!
 

Hermiablume

Neues Mitglied
Ja, diese Entwicklung ist nicht gut. Aber es gibt auch viele Menschen, die das ändern wollen. Und diese Änderungen fangen im kleinen an. Im Alltag auf andere Mensch zu gehen. Jeder Arbeit, jedes Engagement ist gleich wichtig, jeder Mensch ist wichtig. Geld kannst Du verlieren, materielle Wert kannst Du verlieren...Menschen, die sind wichtig, innere Werte, Familie, Freunde...all das bleibt...also ein Lächeln in ein Gesicht zaubern, gute Arbeit bringen, egal an welcher STelle, stolz sein auf das was du schaffst aber nicht am Vergleich mit anderen scheitern - jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit...
 

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