Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Psychische Probleme & Überforderung, allein zu leben

Ermenegilde

Mitglied
Uhm, das ist mein erster Beitrag hier und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich hier richtig aufgehoben bin, aber ich versuch's einfach mal, rein aus Verzweiflung.

Ich lebe jetzt seit rund zwei Wochen in meiner ersten eigenen Wohnung und bin um ehrlich zu sein sehr überfordert. Vorher hab ich zwei Monate allein in einer Notunterkunft gewohnt und dachte, ich pack das locker, aber mittlerweile bin ich mir da gar nicht mehr sicher - allerdings gibt es auch keine Alternative, weswegen ich gerade tiefe Existenzängste durchlebe. Ich denke es ist für jeden anfangs schwierig, aber bei mir steigert sich das Ganze nochmal, da ich mit 17 wohl noch relativ jung bin und auch mit sehr stark ausgeprägten psychischen Störungen zu kämpfen habe. Seit meinem vierzehnten Lebensjahr war ich eigentlich nur noch in Psychiatrien und WG's, Kliniken, usw. Schule nie beendet, alle Kontakte abgebrochen, eine komplett gescheiterte Existenz sozusagen. Es gab Zeiten, da war ich zu lethargisch um meinen Arm zu heben und jetzt muss ich so viel allein regeln, einen richtigen Haushalt führen, mich ständig meinen sozialen Ängsten stellen und am schlimmsten, mich 24/7 selbst ertragen, ohne Ablenkung. Ich bin nicht komplett auf mich allein gestellt, sondern lebe im Rahmen eines betreuten Einzelwohnens, was bedeutet, dass für ein paar Stunden die Woche ein Betreuer kommt und mit mir Ämtergänge und so weiter macht, aber die ganzen anderen Baustellen muss ich so ziemlich allein bewältigen, auch wenn meine Mutter noch so weit es ihr möglich ist versucht, für mich da zu sein. Aber sie wohnt ja jetzt nicht mal mehr in derselben Stadt. Da ich momentan kein Geld habe hause ich in einer halb leeren Wohnung, was mich wiederrum vor andere Probleme stellt, wie eben, dass ich keinen Kühlschrank habe und so jeden Tag einkaufen gehen muss, was wiederum schwierig wegen meinen enormen sozialen Ängsten ist und ich mich somit nicht richtig selbst versorgen kann oder ich nichts zum Verstauen meiner Habseligkeiten habe, was momentan dazu führt, dass meine Wohnung im Chaos versinkt und ich halbe Nervenzusammenbrüche kriege, auch wegen den großen Wellen des Selbsthasses, die dann über mich kommen, weil jeder kompetente Mensch mit solchen Situationen umgehen könnte, nur ich natürlich nicht. Ich hab ständig Druck, mich wieder selbst zu verletzen und das ist so ein unglaublich undankbarer Impuls, da ich das alles hier so unbedingt wollte und es eine wirklich sehr nette Dame vom Jugendamt möglich gemacht hat, obwohl jeder andere mich wahrscheinlich einfach nur belächelt hätte, da ich durch meine Vergangenheit eigentlich kein Kandidat für so ein Angebot wäre. Ich kann den Gedanken nicht mehr ertragen, mit anderen Menschen zusammen zu wohnen, womit WG's für mich auch ein für alle mal ausgestorben sind. Und da mein erster und einziger Versuch mit meinem Vater zusammen zu leben gescheitert ist und meine Mutter mich nicht mehr so in ihrem Leben haben will, stehe ich sehr alleine da, Freunde habe ich nämlich auch keine mehr. Ich weiß dass mir hier keiner so richtig helfen kann da ich selbst für Psychologen ein Problemfall bin, aber ich wollte mich einfach mal austauschen... vielleicht geht oder ging es jemandem ähnlich und hat Tipps, das zu schaffen. Keine Ahnung. Sorry
 

HalliGalliSuperstar

Aktives Mitglied
Hallo Ermenegilde,


willkommen im Forum. Ich denke, dieses Forum ist genau für solche Fälle da, und daher brauchst du dich nicht entschuldigen. Im Gegenteil, ich denke, dass es gut ist, dass du hier schreibst. Ob man dir helfen kann, wird man sehen, aber auf jeden Fall ist es gut, wenn du dir Hilfe suchst, wenn du nicht klar kommst.

Und Hilfe suchen solltest du m.E. auch bei deinem Betreuer und der Dame vom Jugendamt. Warum kannst du nicht einfach erzählen, was deine Probleme sind? Diese Menschen wollen dir doch helfen. Warum hast du kein Geld für eine Einrichtung oder einen Kühlschrank? Da du erst 17 bist, hast du vermutlich noch kein eigenes Geld. Wenn dir das Jugendamt also die Wohnung finanziert, dann finanziert es doch auch dein Leben, oder nicht? Warum gibt man dir kein Geld für eine Erstausstattung?

Du schreibst von Selbsthass und dass du dir selbst vorwirfst, mit der Situation nicht klarzukommen. Ich denke, du solltest gnädiger mit dir sein. Du machst das ja nicht aus bösem Willen. Und du bist halt, wie du bist. Wie du durch deine Gene und deine Erfahrungen geworden bist. Und du bist ja auch noch ein sehr junger Mensch, und musst mit Problemen klarkommen, die andere in dem Alter gar nicht haben. Mach einfach das Beste draus, gib dir Mühe, mehr kann keiner von dir verlangen.

Jetzt konkret, was kannst du tun? Das mit dem Geld kann ich nicht abschätzen, da du nichts über die Ursachen schreibst. Dazu musst du natürlich längerfristig eine Lösung finden.

Das mit dem Chaos: Eine Wohnung muss nicht zwangsläufig im Chaos versinken, nur weil man keine Möbel hat. Merk dir einen Leitsatz, zum Beispiel: "Tun statt Grübeln!" oder "Machen, nicht zweifeln!" Häng ihn dir eventuell irgendwo hin, wo du ihn ständig siehst. Sag dir diesen Satz immer vor, wenn du in Grübeln und Selbsthass versinkst. Und dann befolge ihn! Schalt die negativen Gedanken aus und fang an, die Probleme zu lösen. Ein erster Schritt könnte eine To-do-Liste sein: Was muss ich heute tun? Welche Probleme muss ich lösen? Zu jedem Problem mehrere Lösungsoptionen. Dann die Optionen anstreichen, die du am besten findest. Und diese dann auch angehen.

Beispiele:

Problem: keine Möbel

Lösungsoptionen:
- Amt nach Geld für Möbel fragen
- Verwandte und alte Freunde um alte Möbel bitten
- die Kirchengemeinde und gemeinnützige Vereine um alte Möbel bitten
- eine Stiftung um Geld bitten
- zur Möbelbörse gehen und fragen, ob man dir was gibt
- schauen, was bei Ebay-Kleinanzeigen verschenkt oder sehr günstig verkauft wird
- selber eine Anzeige aufgeben, wo du um kostenlose Möbel bittest
- nachts durch die Stadt laufen und schauen, ob jemand Sperrmüll rausgestellt hat
- in der Zeitung schauen, wo es eine Wohnungsauflösung gibt o.ä.
- dir selbst Möbel aus Schrott bauen
- schauen (z.B. in Youtube-Videos), wie Menschen in Slums ihre Güter verstauen


Problem: soziale Ängste

Lösungsoptionen:
- Psychotherapie
- auf eigene Faust sich konfrontieren
- alles Relevante dazu lesen (d.h. eine Menge Bücher)
- eine Selbsthilfegruppe zu dem Thema besuchen
- dich hier im Forum darüber austauschen
- darüber schreiben und dir selbst Fragen dazu stellen, wie z.B. "Warum denke ich, weniger wert zu sein als Andere? Wie realistisch ist diese Annahme? Wie könnte ich sie überprüfen?"


Problem: Impuls zum Ritzen

Lösungsoptionen:
- die Endorphinausschüttung auf andere Weise herbeiführen (dazu lesen: Borwin Bandelow, Celebrities)
- den Stress auf andere Weise bekämpfen, z.B. mit Sport (und seien es Liegestützen und Sit-ups in der Wohnung)
- über die Probleme sprechen (auch hier im Forum, aber nicht nur hier)
- aufschreiben, was dich belastet (eine Art Tagebuch)


Problem: Einsamkeit

Lösungsoptionen:
- hier im Forum eine Anzeige aufgeben in der Rubrik Sie sucht / Er sucht
- Selbsthilfegruppe(n)
- Schule / Ausbildung etc.


Ich bin der Meinung, dass man Probleme aller Art im Leben tatsächlich am besten löst, indem man sie so systematisch und mit einem Plan angeht. Und indem man sich immer wieder hinsetzt und nachdenkt, ob man die Dinge bisher gut angegangen ist und was man besser machen könnte. Immer wieder an sich arbeiten, immer wieder neue Dinge probieren, wenn die bisherigen nicht funktioniert haben. Wird schon werden.
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben