Psychische Probleme durch nicht selbst erlebte Vergewaltigung in Bonner Siegaue.

Möglicherweise könnte der folgende Text "Triggern"

Ich habe mich hier angemeldet, weil mich eine Nachricht psychisch belastet und ich absolut keine Ahnung habe warum. Ich hoffe ich mache mich mit dem Problem nicht lächerlich und ich hoffe auch, dass ich überhaupt das Recht habe hier zu schreiben, schließlich ist weder mir noch mir bekannten Personen etwas zugestoßen.
Es geht um die Vergewaltigung einer Camperin in der Bonner Siegaue. Hier ein Link dazu:
Vergewaltigungsprozess: Opfer von Angriff in der Siegaue hatten Todesangst | General-Anzeiger Bonn

Das ganze ist ja schon im April geschehen und damals hatte ich schon Probleme das zu verarbeiten. Nach ca. 2 Monaten habe ich nicht mehr so oft daran gedacht. Jetzt ist aber die Gerichtsverhandlung und diesmal ist es sehr viel schlimmer als damals.
Meine Probleme äußern sich, indem ich unter Schlafstörungen leide. Ich schlafe meist nur 4h, dann wache ich so gegen 03.00 Uhr auf und muss sofort als allererstes daran denken. Dementsprechend bin ich lustlos auf der Arbeit und leicht reizbar.
Gestern war es so schlimm, dass ich Abends beim Tapezieren plötzlich aufhören musste. Ich musste mich dann hinsetzten und einfach losheulen. Ich bin kein Weichei und habe vor sehr sehr vielen Jahren das letzte Mal geweint (Gott sei dank hat mich niemand gesehen). Deswegen macht es mir ja auch so große Sorgen und ich hoffte, das ihr mir Hinweise geben könnt, warum mich das Ereignis so mitnimmt.
Als ich aus Afghanistan zurück gekommen bin, hatte ich ähnliche Probleme, konnte diese aber durch meine Ausbildung in den Hintergrund schieben. Ich hatte quasi keine Zeit für das Erlebte/Gesehene. Heute hab ich es weitestgehend im Griff und es kommt vielleicht alle paar Monate mal hoch, ist dann auch nach max. einem Tag wieder verschwunden.
Das hier ist jedoch schlimmer, so dass auch eine Ablenkung (Tapezieren) nicht funktioniert und ich wüsste gerne warum.
Mit meiner Frau hab ich versucht darüber zu reden, aber die meinte ich soll halt solche Nachrichten einfach nicht lesen und dann war die Sache erledigt. Was aber wiederum auch gut so ist. Schließlich will ich sie nicht mit irgendwas belasten.

Auch wüsste ich gerne warum ausgerechnet dieser Angriff. Man liest ja mittlerweile täglich von sexuellen Attacken. Auch hab ich keinerlei Bezug zu dem Fall. Weder meine Frau noch ich wurden jemals missbraucht. Ich war niemals auch nur in der Nähe von Bonn und Zelten ist mal so garnix für uns.
Warum äußert sich gerade dieses Ereignis und warum viel schlimmer als das was ich selbst in Afghanistan sehen und erleben musste. Ich kenne die beiden ja nicht, habe aber so viel Mitgefühl für sie. Das kann doch eigentlich nicht möglich sein.

Und nochwas, wenn ich Berichte über diesen Angriff lese, fängt meine Kopfhaut an zu schmerzen. Klingt komisch, fühlt sich aber so an, als ob sie sich stark zusammen ziehen würde und sie brennt. Was zum Henker ist das?

Ich hoffe ihr könnt mir sagen, was da los ist. Vielen Dank schon mal für eure Antworten.


Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich einen riesigen Respekt vor den beiden Opfern habe.
Der Freund wurde im Internet stark angegangen und als Feigling bezeichnet. Ich sehe das genau anders. Wahrscheinlich wäre ich so dumm gewesen und hätte den weisen und richtigen Rat meiner Freundin nicht einzugreifen ignoriert und wäre trotz Waffenungleichheit auf ihn losgegangen mit dem Ergebnis, dass wir beide tot wären. Denn wie aggressiv der Täter ist, zeigt er ja in der Haft und während der Gerichtsverhandlung.
Ich bewundere den Freund, dass er die Nerven behalten konnte und trotz dass ihn die Polizei 2x völlig im Stich gelassen hat so viel Disziplin bewies und so jetzt nach der Tat noch für seine Freundin da sein kann und die beiden gemeinsam das Geschehene verarbeiten können.

Auch Sie hat meinen vollsten Respekt, weil sie sich mutig der Gefahr gestellt hat, sich selbst regelrecht geopfert hat um ihre kleine Familie zu beschützen und die Zukunft dieser Familie zu sichern. Während der Tat war sie noch so taff beruhigend auf das Monster einzureden, als er ausrasten wollte, weil er mitbekommen hatte, dass ihr Freund die Polizei verständigte. Für ihren Mut und Ihre Selbstopferung diese Hölle zu ertragen, um sich und ihren Freund das Leben zu retten, verdient sie meine gesamte Hochachtung und ich wünsche Ihr viel Kraft für die Zeugenaussage am Montag. Ich denke an dich.

Ich hoffe die Beiden können irgendwann viel stärker aus dem Horror heraustreten, denn
AUFGEBEN IST KEINE OPTION !

Klingt nach einer PTBS. Manchmal sind die Trigger indirekt.

Vielleicht ist es gar nicht die Tat selber sondern das Verhalten von den beiden, das Du ja auch so stark hervorhebst. Hast Du in Afghanistan eine Situation erlebt, in der jemand sich falsch verhalten hat und es dadurch unnötige Opfer gab?

Ansonsten würde ich tatsächlich damit zu einem Spezialisten gehen. Vor allem dann, wenn es weiter anhalten sollte und Dich stark beeinträchtrigt.

Ich glaube, du kannst dich sehr gut einfühlen und das wird dir in dem Fall zum Verhängnis.
Du hast da eine sehr wertvolle Fähigkeit, vielleicht musst du noch daran arbeiten, sie zu steuern, bevor es dich wie in diesem Fall zu sehr belastet.

Der Fall schockiert auf verschiedene Weisen - die unfassbare Brutalität gegenüber den beiden Opfern, das fassungslose Versagen der Polizei, die furchtbare Verzweiflung des Freundes, die Todesangst der Frau...ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen sollte!

Nimm besser Abstand davon.

Mir geht es übrigens ähnlich mit einem Fall, in dem ein Geschwisterpärchen von zwei Pädophilen zu Tode gequält worden ist, das Mädchen sah aus wie meine kleine Schwester und das sitzt mir bis heute in den Knochen, weil die Brutalität gegenüber den beiden auch unfassbar grausam war.

Vielen Dank, dass ihr mir so schnell geantwortet habt.

@weidebirke:
Das Verhalten der beiden ist wirklich das beeindruckende, allerdings in einem positiven Sinne. Wie ich oben schon geschrieben habe, bewundere ich den Mut, die Stärke und die Opferbereitschft der Studenten.
Aber in letzter Zeit liest man ständig von sexuell motivierten Überfällen und viele der Opfer haben den Mut ihren Weg ins Leben zurück zu finden, das müsste mich doch ebenfalls beeinflussen?
Wie lange würde es denn mit dem Spezialisten dauern? Was ist wenn es noch schlimmer wird? Es gibt ja sicherlich keine psychologische Notaufnahme,oder? Hast du damit Erfahrung?
Zur Bundeswehr kann ich nicht zurück, weil ich damals eine Behandlung abgelehnt und nur eine Reha beantragt hatte.

@Deliverance:
Wie kann ich ich denn am besten dieses Einfühlungsvermögen steuern oder unterdrücken?
Du meinst der Grund dafür, dass ich mir den Fall sehr viel mehr annehme als andere ist, dass die Summe der einzelnen Ereignisse einfach mehr ist?
Zu Abstand hat mir meine Frau auch schon geraten, das bekomme ich aber leider nicht hin.
Was machst du, wenn in dir die Geschichte mit den Geschwistern hochkocht? Hast du einen Trick die Reaktion darauf zu unterdrücken?

Ich sag mir dann "Stop! Das hat nichts mit mir zu tun und hilft niemanden!" und versuche, an etwas anderes zu denken.
Klingt total leicht - ist es aber nicht. Erstmal muss ich selbst bemerken, dass ich in der Gedankenspirale hänge und diese sich nach unten dreht. Dazu ist ein bewusstes Wahrnehmen deiner eigenen Gedanken erforderlich.
Mit ein wenig Übung kannst du das gut beeinflussen

Kopfhautschmerzen können auch neuralgische Schmerzen sein. Das habe ich in Verbindung mit Schmerzen der Gesichtshaut und seltener an Armen und Händen bei sehr großem psychischem Stress.

Danke für die Antworten.

@Deliverance:
Das werde ich mal versuchen. Ich bin mir nur nicht so ganz sicher, ob ich das ohne Training hinbekomme.

@Kimi Onawa:
Es ist nicht so, das mich andere Fälle kalt lassen würden. Ich wundere mich, warum ausgerechnet dieser Fall solch eine extreme Überreaktion erzeugt.
Du meinst das wäre so, weil ich die anderen Ereignisse anders bewerte?

Die Nichtbewertung früherer Ereignisse könnte sein. Ich werde mir morgen einen Termin geben lassen und mich mal von einem Profi beraten lassen.

Auch mit den Krämpfen könntest du recht haben. Wut lasse ich immer zu, trotzdem könnte sich die Wut so äußern.
Angst und Trauer haben hingegen eher keine Chance bei mir.

@weidebirke:
Wenn es eine Reaktion auf Stress ist, müsste das dann in anderen Stresssituationen (z. B. Im Straßenverkehr) nicht ähnlich sein, oder ist es nicht vergleichbar und äußert sich anders?

Nein, bei mir nicht. Wenn das bei mir los geht, weiß ich, dass ich drei Rückwärtsgänge einlegen muss. Dann ist die Belastung zu hoch und meist gerade sehr viel da an unguten Dingen.

Nichts, was mit Alltagsstress wie im Straßenverkehr oder so zu tun hat.