hab viele trauma und ständige Todesangst und Panikattaken usw. Ich weiß bin jung und es wird verlangt das man wieder arbeiten tut und funktioniert aber kann das einfach nicht mehr, die ganzen Anforderungen, Verantwortung, Leistungsdruck, Hektik, Vergleich mit anderen, mobbing der auftreten kann, Kritik. Oder das icj mich verändern muss nur um im der Gesellschaft zu passen. Hab keine Kraft für sowas.
Das ist ein schreckliches Gefühl, ich kenne das. Die Angst vor den Ämtern, dass wieder ein Gutachter der Meinung ist, das braucht es alles nicht und ich habe es auch erlebt, dass einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. So schnell kann man gar nicht schauen. Von heute auf morgen die Ergotherapie weg, das war für mich damals ganz schlimm. Aber da konnte ich schon kämpfen. Und hab dem System kräftig in den A**** getreten. Das kannst Du noch nicht, aber auch das wirst Du wieder schaffen.
Erst mal bist Du erschöpft. Und das ist keine Einbildung. Ein Trauma kostet den Körper unglaublich viel Kraft, weil er in dauerhafter Erregung ist. Auch nachts im Schlaf. Die meisten Menschen haben ein Auto. wenn Dich wieder jemand als faul hinstellt, frag sie mal, wie lange ihr Auto läuft, wenn man permanent ohne Unterlass den Motor laufen lässt und ob es auch faul ist, wenn es irgendwann kaputt ist.
Kennst Du die Löffelgeschichte? Wir alle haben eine Kiste voller Löffel für jeden Tag und jede Tätigkeit dafür müssen wir einen abgeben. Wenn eine Kiste hat, ist es nicht schlimm, wenn man mal einen oder zwei mehr ausgibt, auch vielleicht fünf oder zehn. Vielleicht muss man sich ein paar Löffel vom kommenden Tag ausleihen und dann an dem Tag etwas langsam machen.
Bei deiner Erkrankung gehen aber vielleicht 80 Prozent der Löffel in die körperliche und psychische Verarbeitung.
Ich kenne jemand, sie sagt, mit ihrer Drepression braucht sie zwei Stunden morgens um aus dem Bett zu kommen. Ich weiß auch nicht, wie sie das macht. Ich meine, Füße aus dem Bett und aufsetzen, aufstehen. Gut ist. Aber für sie ist das wohl nicht so. Sie braucht von ihren 20 Löffeln schon 10, um das zu schaffen. Und dann noch 5, um ins Bad zu kommen und mit den restlichen 5 muss sie den Tag schaffen. Fürs Frühstück braucht sie noch mal fünf und dann schläft sie den Rest des Tages.
Und vielleicht magst Du das mal für Dich machen. Wie viel Löffel hast Du, was meinst Du? Und wie viel brauchst Du über den Tag?
So ein Termin beim Gutachter ist so Löffelintensiv, ich brauchte vier, fünf Tage bis ich wieder genug gesammelt habe für einen normalen Tag. Die Tage davor die Angst, die braucht immer sehr viele Löffel. Und wenn sie weg sind, sind sie weg.
Und was jetzt Dein Job ist, dass Du dafür sorgst, Dein Kontingent an Löffeln wieder aufzufüllen. Du willst ja nicht den Rest deines Lebens zuhause hocken und nichts tun. Oder? Wenn Du gesund wärst, die Kraft hättest und einen freundlichen Arbeitsplatz, ruhig und ohne Überforderung, ich geh mal davon aus, dann würdest Du gerne Geld verdienen. Eine Aufgabe haben.
Das System funktioniert viel besser, wenn man denen sagt (egal, ob Therapeut, Arzt oder Gutachter), ich bin gerade krank, schaut, ich habe nur so viele Löffel und die gehen schon für ganz einfache Sachen drauf. Ich brauche Zeit, um daran zu arbeiten, dass es mir besser geht. Und mein Ziel ist es, irgendwann einen für mich guten Job zu finden.
Vielleicht arbeitest Du nie wieder im ersten Arbeitsmarkt, aber es gibt viele Möglichkeiten, was Du machen kannst.
Es ist auf jeden Fall gut, wenn Du einzelbetreutes Wohnen bekommst, aber das sind keine Profis auf diesem Gebiet. Die können Dich begleiten und mit Dir darüber sprechen, was schief läuft und warum. Aber die können nicht schauen, dass Deine Existenz gesichert ist. Das ist nicht ihr Job.
Wende Dich an die EUTB. Da sind Betroffene, die sich mit den Gesetzen auskennen, bzw. die haben auch Anwälte im Hintergrund, die sie fragen können. Und mit denen gemeinsam kannst Du die Anträge stellen und die klären Dich über Deine Rechte auf. Das heißt, die können Dir sagen, unter welchen Umständen könntest Du die Wohnung verlieren und was kannst Du dagegen tun. Und dabei begleiten sie Dich. Und die haben auch einen genaueren Überblick, welche weitere Hilfe Dir zusteht.
Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB®) unterstützt und berät Menschen mit Behinderungen, von Behinderung bedrohte Menschen, aber auch deren Angehörige unentgeltlich bundesweit zu Fragen der Rehabilitation und Teilhabe.
www.teilhabeberatung.de
Manchmal merke ich erst wenn icj mich selbstverletze dann nehmen mich die Menschen, Ärzte, Therapeuten und Ämter ernst🤷♀️😞
Die nehmen Dich nicht ernst, sondern sehen in Dir einen hilflosen Menschen, dessen Leben sie regeln müssen. Hör auf mit dem Unsinn. Das ist keine gute Idee. Weil dann geht es nur darum, Dich so zu verwalten, dass möglichst wenig Ärger entsteht.
Sag ihnen, Du bist krank, Du brauchst Unterstützung, damit Du wieder am Leben teilhaben kannst. Das ist der Weg. Zeig Ihnen, dass Du für Dich selbst kämpfst, das ist der Weg. Und da gehen oft Dinge viel schneller. Die haben nicht so viele Patienten, die wirklich zurück ins Leben wollen.
Also Du darfst anerkennen für Dich, dass Du krank bist, Du kannst erklären, was Dir alles schwer fällt und hab aber auch Ziele. Das muss nicht sein, ein 40 Stunden Job. Das kann auch sein, dass Du wieder mit Freunden Kaffee trinken gehen willst. Oder dass Du überhaupt die Wohnung ohne Angst verlassen willst.
Es gibt viel Unterstützung und Menschen, die dir sagen können, wie Du diese bekommst. Atme mal durch. Das wird. Du bist nicht allein. Lass Dich nicht von Deiner Angst aufhalten.
Schau, ob es bei Dir in der Nähe eine EUTB gibt. Weil da bekommst Du auch zeitnah einen Termin. Und die können Dir schon ganz viel Angst nehmen. Weil du mit denen alles besprechen kannst und die kennen nicht nur Deine Rechte, die wissen auch aus eigener Erfahrung, warum das oft nicht möglich ist, dass man sich um die Dinge kümmert. Die haben das selbst hinter sich, die sind einfach ein paar Schritte weiter als Du.