Ich seh es nicht ganz so extrem, dass keiner aufhört, solang er Pickel hat. Das ist eine Schlussfolgerung, die einfach nicht stimmt. Ich kenne Leute mit Pickeln, die NICHT dauernd an sich herumkratzen.
Falls ihr des Englischen mächtig seid, ich fand das hier sehr hilfreich:
Holistic Living for Clear Skin and Happiness | The Love Vitamin (Blog einer Aknegeplagten, die etwas an ihrem Hautzustand ändern konnte, indem sie ihr Leben umgestellt hat. Man muss nicht gleich Hämmer wie Roa oder Aknenormin schlucken, im bessere Haut zu bekommen!)
Stop Self Injurious Skin Picking - Heal the Nervous Obsessive Compulsive Habit of Skin Picking (Seite, die Skinpicking umfangreich behandelt und motiviert, aufzuhören)
Man sollte es wie einen Zwang behandeln. Ein anderer Name für das Phänomen wäre Acne excoriee.
Eins sollte einem bewusst sein: Auch wenn man das Vorhandensein von Pickeln und Hautunreinheiten als Begründung nimmt, an sich herumzupulen, so verschlimmert man sein Hautbild damit DEUTLICH. Bildsuche nach Skinpicking oder Acne excoriee zeigt das sehr anschaulich.
Hautunreinheiten sind eine Sache, rote Krusten, Narben und aufgekratzte, entzündete Stellen eine andere.
Und auch, wenn man noch so verzweifelt ist - Indem man die Kratzerei immer und immer wieder wiederholt, festigt man seinen schlechten Hautzustand auch. Wie würde man denn leben, wenn man reine Haut hätte und nichts mehr zu pulen?
Ein absurder Gedanke: Wäre das nicht erstmal ziemlich gewöhnungsbedürftig, vielleicht sogar ein bisschen schade, weil man eigentlich ganz gerne dauernd an sich herumpult? Nun werden Betroffene aufschreien: NEIN! Natürlich hätte ich VIEL LIEBER reine Haut und müsste nie wieder kratzen.
Trotzdem sollte man sich mal den Gedanken zu Gemüte führen, wo einem die Drückerei von Nutzen ist - Landkaffee hat nämlich Recht, viele tun das auch noch aus anderen Gründen. Sich selbst verletzen. Probleme auf die Haut projizieren, die eigentlich mit anderen Bereichen zu tun haben. Sein ganzes Selbstwertgefühl über die Haut definieren, sich dann daran abreagieren. Zu sich finden.
Ich weiß, dass man dabei leicht in eine Art Trance geraten kann. Manche Leute drücken STUNDENLANG an sich herum. Danach ist das Selbstbewußtsein so unfassbar im Keller, dass es fast keine Worte dafür gibt. Die einzige Lösung, die wirklich hilft, ist, konsequent gewisse Auslöser zu vermeiden. Wenn man erstmal angefangen hat, kommt man so schnell nicht mehr vom Spiegel weg. Meist will man 1-2 "richtige" Pickel ausdrücken und kommt dann von denen zu all den anderen Hautunreinheiten und schon ist eine halbe Stunde rum und der Tag gelaufen. Das Ganze entzündet sich dann und am nächsten Tag das gleiche Spiel von vorne.
Spiegel kann man abkleben oder gleich ganz entfernen. Es wird gewisse Stellen geben, wo das Licht so fällt, dass es einen zum Drücken verleitet (meist grelles Tageslicht oder Spiegelbeleuchtung von oben). Auch darf man auf gar keinen Fall eine Möglichkeit haben, es sich vorm Spiegel bequem zu machen, indem man sich gar hinsetzt oder sowas.
Außerdem muss man sich immer wieder bewußt machen, was man tut, damit man nicht gedankenverloren beim Lesen, Surfen, Telefonieren usw. an sich herumpult. Es ist sicher hart abzulegen, aber ich finde es wichtig, es zu hinterfragen und sich darüber klarzuwerden, was man da warum mit sich macht und welche Funktionen es für einen erfüllt.
Also wenn man nun nicht mehr an sich herumpulen würde, welche Ventile hätte man denn dann sonst noch?