Hi Evma,
also es sei gesagt, dass wir noch in der allerersten Überlegungsphase sind, ob wir (also meine Familie und ich) diesen Weg gehen möchten/können. Ob wir ihn dann auch hier haben dürften, eine Pflegeerlaubnis bekämen, er überhaupt zu uns möchte (!) etc. steht selbstverständlich auf einem ganz anderen Blatt. Wir bewegen uns also noch in tiefgrauer Theorie. Aber bevor man sich darum kümmert, muss man ja nun zuerst bei sich selber reinhorchen und bei den Gröbsten der Probleme anfangen.
Warum Dich die Umbaumaßnahmen sauer aufstoßen lassen verstehe ich nicht. Wir haben ein kleines Haus auf dem Land mit 4000qm Grundstück, 3 Zimmern, KDB. Es besteht Ausbaureserve im Dach. Ich kann mir aber doch keine Gedanken um Pflege machen, wenn mir ein Zimmer fehlt
Ich weiß nicht, ob das für Dich zu banal klingt, ich finde, dass das ein Problem ist, das es zu lösen gilt. Ist es unlösbar brauchen wir uns als Pfelegstelle gar nicht anzubieten. Und da überlege ich gerade, wie wir das regeln könnten. Wir könnten entweder das Dach ausbauen (ein sehr kleines im Übrigen, das würde dann Schlafzimmer) oder einen vorhandenen Raum teilen, für den dann aber Teile des Flurs verändert werden müssten und auch noch ein Fenster eingebaut werden müsste. Wir kommen gut mit unserem Geld hin, aber aus dem Ärmel schütteln würden wir so etwas nicht. Der Junge ist 12, es ist absehbar, dass er keine 20 Jahre mehr bei uns leben würde, die Raumteilung würde, wenn er irgendwann ausgezogen wäre, rückgängig gemacht. Bereichern will sich hier bestimmt keiner. Aber ich würde es ihm gerne ersparen, zu fremden Menschen zu müssen - auch wenn das für uns Umbau hieße.
Der Kontakt zu dem Kind ist sporadisch. Auf Familienfeiern haben wir uns gesehen (finden auch ohne besondere Anlässe bei uns statt, damit man sich mal wieder sieht, wohnen alle weit auseinander), bei Besuchen bei seiner Großmutter (also meiner Tante), wo er sehr oft war und er war mit uns in Urlaub. Der Kontakt zwischen meiner Tochter und ihm stand dabei meist im Vordergrund, sie sind im Abstand weniger Tagen geboren, kennen sich (wenn auch sporadisch) von klein auf und irgendwie schweißt sie das zusammen. Dennoch habe auch mich immer riesig gefreut, ihn zu sehen. Seine Familie ist nicht einfach, das weiß und wusste ich sehr wohl und umso mehr hat es mich immer beeindruckt, wie wenig er dem Bild seiner Familie nacheifert. Ich hatte immer, wenn ich das mal so ausdrücken darf, das Gefühl von, der Junge ist die Perle, die man den Säuen vorwirft. Um mich schon früher intensiver um ihn zu kümmern, war die Entfernung zu groß - und dass es so schlimm bei ihm zu Hause werden würde, das hätte ich ebenfalls nicht geahnt.
Es war so diese "klassische" Hartz-4-Familie, alleinerziehende Mutter, die, äh, ich darf das sagen, weil es ihre eigenen Worte sind, nicht arbeiten muss, weil man mit der Stütze ja auskommen kann. Die Mutter wurde von ihrem Ex geschlagen, was der Junge natürlich mitbekam, er wurde aber nicht angefasst. Sie hatten sich ja zum Glück auch getrennt. Er lebte also nicht besonders vorteilhaft, wurde nicht gefördert, viel zur Oma abgeschoben, war aber die überwiegende Zeit nicht irgendwie besonders gefährdet. Das hat sich mit dem neuen Lebensgefährten geändert mit dem sie ein weiteres Kind bekommen hat. Achtung: Hörensagen -> Es soll ein Alkoholproblem der Mutter vorliegen, der Lebensgefährte soll körperliche Gewalt anwenden, der Große nur noch der Fußabtreter der Eltern sein. Wie gesagt, ich weiß nicht ob das stimmt oder was sonst vorgefallen ist, ich weiß nur sicher, dass es eine Familienhelferin vom Jugendamt gab und dass er einmal nachts die Polizei anrief und er darauf hin aus der Familie geholt wurde und dass seine Mutter kurz nach dem neuen Lebensgefährten den Kontakt zum Rest der Familie abgebrochen hat (auch zur eigenen Mutter, also der Oma, wo er früher so oft war). Seitdem hatte auch ich eben keinen persönlichen Kontakt mehr.
Wie gesagt, es geht hier noch nicht um Konkretes. Es geht um die grundsätzliche Überlegung, ob wir uns vorstellen könnten, uns als Pflegefamilie anzubieten, was das für uns bedeuten würde, ob wir bereit sind alles, was damit zusammen hängt, zu tragen. Alles weitere sind noch ungelegte Eier.
Mücke