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Partner und berufliche Ziele verloren

Solveigs

Mitglied
Ich bin gerade voller Panik.
Mein langjähriger erster Freund hat mich vor 7 Wochen verlassen. Seitdem geht es nur noch bergab. Ich studiere Musik im letzten Semester Bachelor. An dem Tag als er mich verließ, hatte ich eine Aufnahmeprüfung in seiner Stadt.
Es war "unser" Traum nach einer langen Fernbeziehung endlich zusammenzuziehen. Es war sein Vorschlag. Wir haben nach Wohnungen gesucht und waren im Ikea... Ich hatte drei verschiedenen Möglichkeiten dafür, also so gering war die Chance auch nicht.

Nachdem er mich verlassen hatte und ich eigentlich kurz vor einem großen Berg von Arbeit stand aufgrund von Aufnahmeprüfungen und Bachelorabschlussprüfungen war mir plötzlich alles egal und ich ließ mich fallen.
Es ist nicht die erste Trennung. Früher wollte ich ihm immer zeigen, was er verpasste und wurde eher noch motivierter. Diesmal weiß ich für mich es ist aus für immer. Ich habe vier Wochen fast verschenkt, sehr wenig geübt und gelernt. Ich grübelte viel über mein Leben und meinen ehemaliger Wunsch Medizin zu studieren, für welchen ich damals auch ein Pflegepraktikum absolvierte. Ich singe sehr sehr gerne und weiß, dass ich schauspielerische Talent habe. Musizieren tue ich seit vielen Jahren. Aber die Kritik, der Kampf und die Unsicherheit in dem Job vermiesen einem viel. Ich dachte, Lehrer zu sein und Chorsänger wären dankbare Alternativen, aber jetzt erschrecken sie mich eher. Ich möchte endlich meinen Kopf wieder anstrengen, etwas sinnvolles Leisten und gerne nur etwas Sicherheit, was ich sehr stark in dem Beruf als Arzt sehe.

Dann bewarb ich mich einfach für Medizin und stürzte mich wieder in die Arbeit. Doch ich konnte es kaum noch aufholen. Alle Prüfungen waren in einem Monat und mit einigen Reisen verbunden. Ich lebte von Aufputschmitteln und Schlafmitteln. Ich ahnte nach einer nicht bestandenen Aufnahmeprüfung, das wird in diesem Monat nichts. Ich war so überfordert und vieles schmerzte und ich bekam nicht mehr viel in meinen Kopf.
Ich habe mich vor einer Woche nach einem Gespräch entschieden zum Arzt zu gehen. Jetzt habe ich einen Krankenschein und eine Überweisung zum Psychotherapeuten bekommen und einen Antrag für eine Studiumverlängerung gestellt und eine Abschlussprüfung und andere Aufnahmeprüfungen abgesagt. Die zweite Abschlussprüfung ist etwas später und ich will sie antreten, sowie die Bachelorarbeit abgeben. Meine Mutter versteht mich, einige Freunde auch, die auch verlängert hatten im letzten Semester. Mein Vater leider gar nicht und er fragt sich warum unsere Familie nicht so funktioniert.

Ich bekomme gerade so eine Panik und bin zwischen Heulen und Schreien. Ich bin kein Mensch, der aufgibt und jetzt versuche ich für die letzte Prüfung zu lernen und habe wieder Schwierigkeiten. Ich bereue meine Entscheidung irgendwie alles abgesagt zu haben, aber jetzt ist es zu spät. Wenn ich trotz schlechterer Zulassungsnote(1,8) als Abinote einen Platz für ein Medizinstudium bekommen sollte, könnte es mir eventuell versagt werden, wegen meinem nicht abgeschlossenen anderem Studium. Und selbst dann geht es nur in der selben Stadt, denn die 3h wöchentlich für mein Musikstudium möchte ich definitiv noch mitnehmen und meinen Abschluss nachholen. Oder ich will Musik weiter studieren und weiter versuchen einen Masterplatz zu erhalten (nächstes Semester und für die meisten Hochschulen erst übernächstes Semester wieder)Doch langsam könnte ich auch zu alt werden, was mich auch sehr panisch macht.(bin 25). Ich bin eigentlich Stress gewöhnt und bin auch ein sehr ehrgeizig, denn sonst fehlt mir auch was, aber die Stimme zeigt diesen Stress ganz eindeutig. Ich hasse es, dass ich nicht weiß was ich will.
Ich fühle mich gerade so einsam. Meine wenigen Freunde sind weggezogen oder ziehen jetzt weg, ich habe meinen Partner(und Vertrauten) und meine beruflichen Ziele verloren. Jetzt auch noch meinen Verstand? Ich drehe durch!!!!
 
T

tuny

Gast
Hallo Solveigs,

mal im Bilde ausgedrückt: Ich sehe dich am Rande einer Klippe hängen, beide Hände voller Angst vor dem Sturz in den Fels gekrallt; aber zu schwach, um dich wieder nach oben zu ziehen. Und ich sehe außerdem, dass du nur loslassen müsstest, um auf den weichen Kissen direkt unter dir zu landen.

Das Leben ist keine grade Linie, sondern ein Zickzack aus überraschenden Wendungen und teils verworrenen Wegen. Du stehst momentan an einem solchen Wendepunkt und suchst eine neue Richtung, in die du weiterfahren kannst. Eben bis zur nächsten Kurve. Das wichtigste wird sein, dir selbst den Druck rauszunehmen. Nimm dir Zeit, dich zu orientieren.

Können wir denn konkret etwas für dich tun? Hast du Fragen oder benötigst du in einem speziellen oder allgemeinen Punkt Unterstützung? Du hast ja keine direkte Frage formuliert.
 

Solveigs

Mitglied
Danke tuny für deine Antwort!

Hallo Solveigs,
Du stehst momentan an einem solchen Wendepunkt und suchst eine neue Richtung, in die du weiterfahren kannst.

Können wir denn konkret etwas für dich tun? Hast du Fragen oder benötigst du in einem speziellen oder allgemeinen Punkt Unterstützung? Du hast ja keine direkte Frage formuliert.
Ja, ich suche eine Richtung. Und ich weiß, dass nur ich selber sie mir geben kann. Ich weiß, dass ich mein größter Kritiker bin, mir im Gesang im Weg stehe, keine Entscheidungen treffen kann und mich zu alt und und wie ein Versager fühle.
Ich glaube ich suche Absolution für meine Entscheidungen, Fehler und Schwächen. Und vielleicht ist es möglich aus meinem Gefasel etwas rauszulesen, was ich nicht erblicke oder solche Fragen zu stellen, wie du, die mir helfen über diesen neuen Weg und irgendwelche Hemmungen bewusst zu werden.
 

Pandoralight

Mitglied
Hallo Solveigs,

in solchen Situationen ist es wichtig das du dir deiner Stärken wieder bewusst werden! Dieses alleine fühlen und verloren sein kenne ich nur zu gut ich glaube sogar das ist bei vielen jungen Männern der Fall, weil sie zu schüchtern sind oder so. Was ich sagen will ist du kennst immerhin dein Talent und arbeitest auch darauf hin, doch ich glaube du versuchst jetzt den Verlust deines Freundes mit Arbeit zu verdrängen und dein Körper zeigt dir eben jetzt das es nicht mehr geht. Du musst auch mal zu Ruhe kommen versuchen zu entspannen, ist doch egal wie alt du bist früher oder später kommst du schon an dein Ziel! Falls es dich tröstet ich hatte bisher 2 Beziehungen die nach dem ersten Treffen vorbei waren und ich kenne meine Talente nicht habe wenig Perspektiven und wenn sind sie viel zu utopisch die ich nicht leisten kann usw. Die Liste ist bei mir verdammt lang! Egal hier geht es um dich und ich hoffe ich konnte dir ein bisschen die Last nehmen die du dir selbst aufgeladen hast. Vielleicht ist das alles ja aus einem guten Grund passiert? Wer weiß aber vieles was passiert und im ersten Moment als Desaster erscheint entpuppt sich als die neue Chance.

LG Pandoralight
 

Mozu

Aktives Mitglied
Hallo Solveigs! Hast du dich nach dem Lied benannt? :)

Das, was du innerhalb kurzer Zeit erlebt hast, klingt ziemlich heftig und ich kann mir vorstellen, dass du jetzt total fertig bist. Ich stimme Pandoralight zu: Wenn dir alles zu viel wird und über den Kopf wächst, lass erstmal für ein paar Stunden, Tage oder auch Wochen.. alles liegen, tu dir selbst etwas gutes, sammle dich neu zusammen, all diese Teile von dir, die jetzt irgendwo auf der Strecke geblieben sind oder die du vielleicht in oder nach deiner Beziehung aus den Augen verloren hast.
Ich denke, diese Klarheit und innere Ruhe ist nötig, wenn du wieder eine Richtung finden willst. Wer weiss, vielleicht stellt sich am Ende auch wirklich heraus, dass dein Weg direkt vor dir ist und du nur gerade zu ängstlich und aufgewühlt bist, um ihn zu sehen.

Und noch etwas: es ist völlig ok, dass du dich schlecht fühlst. Es ist ok, überfordert und traurig zu sein, nachdem dir so der Boden unter den Füssen weggerissen wurde. Und es ist natürlich auch ok, Angst zu haben. Setz dich bitte nicht noch mehr unter Druck, indem du denkst, du müsstest all diese negativen Gefühle jetzt sofort loswerden, weil sie irgendwie unnormal seien.
Es ist doch natürlich, dass nach dem plötzlichen Verlust einer langjährigen Vertrauensperson und dazu noch deiner Zukunftsplanung erstmal eine Trauerphase folgt, innerhalb derer du dich praktisch neu "er-finden" musst :)
 

Solveigs

Mitglied
Ich werde nur den Gedanken, die falsche Entscheidung getroffen zu haben wahnsinnig. Wenn ich mich nach der Trennung bloß nicht so hätte gehen lassen und mir alles egal gewesen wäre. Und zum Schluss dann der übermäßige Stress und der Wunsch nach einem Autounfall, um eine Ausrede für mich zu haben.
Schon während meines Studiums hatte ich Angst zu spät angefangen zu haben. Mit 7 eingeschult, 13 Jahre bis zum Abi, bei den ersten Aufnahmeprüfungen krank gewesen. Mit 21 erst angefangen zu studieren, 4 Jahre Regelstudienzeit und jetzt verschiebe ich auch noch. Und wenn ich bei Musik bleibe sind an vielen Hochschulen nur Aufnahmeprüfungen zum WS und dann kann es immer sein, dass man krank ist und sich die Termine überlappen. 30 Euro bezahlt man für jede Aufnahmeprüfung.
Meine Kommilitonen sind teilweise älter als ich, weil sie bereits Schulmusik studiert haben, aber so richtig beruhigt mich das nicht. Ich könnte eventuell, wenn ich beschließe Musik weiter zu machen, auch nach einem halben Jahr versuchen neben den wenigen Hochschulen, die zum SS aufnehmen, an Theatern oder Agenturen vorzusingen und anfangen mich zu vermarkten. Ich fühle mich nur noch nicht technisch bereit dafür, aber der Abschluss ist (leider) nicht wichtig in diesem Berufszweig, also brauche ich dafür keinen Master. Wenn ich mich für Medizin entscheide, überlappt es mit meinem jetzigen Studium.
Ich mache mir selber solche Vorwürfe, ich halte das kaum aus.
 
T

tuny

Gast
Und vielleicht ist es möglich aus meinem Gefasel etwas rauszulesen, was ich nicht erblicke oder solche Fragen zu stellen, wie du, die mir helfen über diesen neuen Weg und irgendwelche Hemmungen bewusst zu werden.
Ok, ich denke, da kann ich einige Punkte ins Spiel bringen. Ich werde dabei bewusst etwas offensiv sein, verzeih mir im Voraus ;)

Ich werde nur den Gedanken, die falsche Entscheidung getroffen zu haben wahnsinnig. Wenn ich mich nach der Trennung bloß nicht so hätte gehen lassen und mir alles egal gewesen wäre.
", dann wäre jetzt alles anders." So würdest du den Satz sicher ergänzen.

Woher weißt du das? In welcher Form hast du erkenntnismäßigen Zugriff auf eine andere Abzweigung im Entscheidungsbaum des Lebens? Ich stelle mich jetzt einfach mal auf die Gegenposition, dass man nie wissen kann, wie das Leben in einer anderen Abzweigung wirklich ausehen würde und dass man aus jeder Situation etwas Gutes machen kann. Mit welchen Argumenten könntest du mich davon überzeugen, dass du dich tatsächlich falsch entschieden hast und dass eine einzige Entscheidung den ganzen weiteren Verlauf des Lebens in seiner Qualität unumkehrbar beeinflusst? Oder siehst du vielleicht sogar eine Möglichkeit, beide Sichtweisen als Teilwahrheiten zusammenzuführen?

Und zum Schluss dann der übermäßige Stress und der Wunsch nach einem Autounfall, um eine Ausrede für mich zu haben.
Für wen wolltest du die Ausrede haben? Für die anderen oder für dich selbst? Falls das letztere zutrifft, so scheinst du zwei Seelen in deiner Brust zu haben, die miteinander streiten. Wenn du jeder der beiden Seelen mal einen Moment die alleinige Aufmerksamkeit schenkst; Was würden beide sagen? Nicht in Bezug (Konflikt) aufeinander, sondern so, als gäbe es die andere Seele für einen Augenblick nicht.

Schon während meines Studiums hatte ich Angst zu spät angefangen zu haben.
"Zu spät" ist ein relativer Ausdruck, der nur im Hinblick auf ein Ziel Sinn ergibt. Nichts kann an sich zu spät sein, sondern nur zu spät für etwas. Wofür oder, um was zu tun, hast du also zu spät angefangen?

Ich könnte eventuell, wenn ich beschließe Musik weiter zu machen, auch nach einem halben Jahr versuchen neben den wenigen Hochschulen, die zum SS aufnehmen, an Theatern oder Agenturen vorzusingen und anfangen mich zu vermarkten. Ich fühle mich nur noch nicht technisch bereit dafür, aber der Abschluss ist (leider) nicht wichtig in diesem Berufszweig, also brauche ich dafür keinen Master. Wenn ich mich für Medizin entscheide, überlappt es mit meinem jetzigen Studium.
A: Was spricht dafür und was dagegen, erst ein halbes Jahr Musik zu studieren, dann vorzusingen, und wenn das nichts wird dich nochmal um Medizin zu kümmern?

B: Was spricht dafür und was dagegen, weiter zu studieren und dir einen Plan B zu überlegen, was du stattdessen mit deinem Musikstudium anfangen könntest, falls das vorsingen nicht klappt?

C: Was spricht dafür und was dagegen, sofort mit Medizin zu beginnen und die Musik als Hobby weiter zu betreiben?

Kannst du hier mal verschiedene Szenarien (A, B, C, D, ...) skizzieren und zu Ende denken? Oft hilft es, in die verschiedenen Möglichkeiten mal eine geordnete Struktur zu bringen und einige davon detaillierter auszuarbeiten.

Gruß
tuny
 

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