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Gast
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Hallo zusammen,
dieser (Eröffnungs-)Post hier hat mich ein ganzes Stück Überwindung gekostet. Doch merke ich, dass ich langsam an meine persönlichen Grenzen komme, denn die "Sache" langsam anfängt, mir über den Kopf zu wachsen.
Meine/unsere Geschichte:
Ich (m) bin 31 Jahre alt und bin mit meiner neuen Freundin (29) bisschen über 3 Monate zusammen. Unsere Beziehung ist hierbei nicht wie eine der vielen anderen "normalen" Beziehungen, denn meine Freundin hat Mukoviszidose.
Sie ist von Anfang an sehr offen und ehrlich damit umgegangen - was ich unter anderem so sehr an ihr mag - sodass ich wusste, worauf ich mich einlasse und was mich erwartet.
Wir führen seit Anfang an eine Wochenendbeziehung, da ich (derzeit) in München lebe und sie in Chemnitz. Das ist zugegeben nicht immer ganz einfach, weil wir nur die Wochenenden haben, um uns besser kennenzulernen und dennoch machen wir beide das Beste daraus. In der Regel fahre ich Freitag zu ihr, damit sie mit ihrer Krankheit sich nicht hinter das Steuer setzen muss, um die rund 400 km nach München zu fahren. Freitagabend machen wir immer irgendwas nur für uns beide, wie beispielsweise ins Kino oder ins Theater gehen. An den Samstagen sind wir dann im Regelfall unterwegs, um etwas zu erleben. Mal allein, mal mit Freunden und der Sonntag gehört uns wieder nur allein. Wir wissen beide, dass das nicht perfekt ist, aber wir versuchen das Beste aus der begrenzten Zeit herauszuholen und nutzen diese so intensiv wie möglich - was nicht immer vollkommen einfach ist.
Was die Tage zwischen den Wochenenden anbelangt, so versuche ich - vor allem wenn es ihr gesundheitlich nicht gut geht - sie wieder aufzubauen und lasse mir etwas Nettes einfallen. Meistens ist es eine Überraschung, wie zum Beispiel eine personalisierte Pralinenschachtel von Milka. Ebenso helfen lange Telefonate und viele Nachrichten, die Zeit einigermaßen zu überbrücken. ;-)
Mit der Krankheit Mukoviszidose bin ich von Anfang an erstaunlich gut klargekommen. Klar geht es mir nicht so gut, wenn sie wieder einmal abhustet und ich nichts machen kann, außer ihr zart über den Rücken zu streichen oder sie nach der Hustenattacke in meine Arme zu nehmen und sie festzuhalten. Da fühlt man sich oft recht klein und machtlos. Aber ich bin mental stark, für sie da und bereue die Beziehung keinen einzigen Tag. In den vergangen Wochen musste sie ein paar Wochen recht starke Antibiotika einnehmen, sodass klar war, dass die nächste IV nur noch eine Frage der Zeit ist. Psychisch gesehen ging es meiner Freundin in den letzten Monaten ganz gut. Während der Antibiotikaphase gab es knapp 2 Wochen, wo es bisschen angespannt war zwischen uns, aber ich habe ein sonniges gemüht, sodass wir auch das ohne Probleme überstanden haben.
Leider kam es dann aber doch vor 2 Wochen zum Zusammenbruch und sie musste nach Berlin, um für 14 Tage stationär zur IV in einem Krankenhaus aufgenommen zu werden. Das war dann die erste ernsthafte Bewährungsprobe für uns. Ihr ging es in der ersten Woche sehr schlecht und ich konnte leider nicht für sie physisch vor Ort da sein, weil ich keinen Urlaub bekommen habe. Ich habe Ihr in der ersten Woche ihre Lieblingsschokolade ins Krankenhaus liefern lassen und habe versucht in Telefonaten Trost zu spenden, auch wenn ich wusste, dass es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.
Am letzten Freitag bin ich dann sofort nach der Arbeit zu ihr nach Berlin gefahren, war allerdings erst nach Mitternacht in der Bundeshauptstadt. Den Samstag haben wir schön zusammen verbracht, mit gemeinsamen Frühstücken und Ausflug ins Berliner Zentrum und haben so einen schönen Tag verbracht.
Der große Knall kam dann aber letzten Sonntag. An dem Tag war sie extrem gereizt, was ich bis dato noch nie so bei ihr erlebt hatte. Alles, was bis daher richtig war, war auf einmal falsch. Das führte dann so weit, dass ich lieber zum Teil geschwiegen habe, anstatt (wieder) irgendwas Falsches zu sagen. [Beispiel: Sie mochte es bis dato immer, wenn ich ihr sacht die Haare aus dem Gesicht streiche. Ihre Reaktion vom letzten Sonntag war, dass sie mir wie ein Kleinkind mit beiden Händen auf die Wangen gehauen hat und meinte "Toll nicht?!!".]
Ich bin dann am Sonntagabend doch etwas verstört zurück nach München gefahren, weil ich nicht so richtig wusste, was ich a) falsch gemacht habe und b) sie bist dato noch nie erlebt habe. Seitdem läuft es nicht besonders gut bis schlecht zwischen uns.
Ich habe versucht, so gut, wie es ging, in der vergangenen Woche für sie da zu sein, aber habe das Gefühl, das sie mir immer weiter Stück für Stück entgleitet und ich sie einfach nicht zu fassen bekomme. Sie sagt, dass sie derzeit viel nachdenkt, dass sie nur glücklich sein will und nur gute Nachrichten verkraftet - keine Probleme und dergleichen. Telefoniert haben wir seit meinem Besuch in Berlin nicht mehr und ihre Nachrichten sind eher oberflächlich, kühl und wirken eher distanziert.
Ich weiß, dass sie dort auch in psychologischer Betreuung ist und es scheint, dass in den letzten Tagen einiges - mir bis dato Unbekanntes - (wieder) hochgekommen ist.
Bis vorgestern war ich der Meinung, dass ich diese Zeitperiode auch irgendwie überstehen werde, dass ich stark genug bin und dass ich so gut wie möglich für sie da sein werde. Doch dann gab es gestern, am Freitag, bei mir ein einschneidendes Erlebnis, wo ich zum ersten Mal den Beistand meiner Partnerin gebraucht hätte. Ich habe ihr von dem Ereignis erzählt und ich hatte das Gefühl, das es sie ziemlich überfordert hat.
Und da war dann der Punkt für mich erreicht, wo ich gemerkt habe, wie unglaulich viel Kraft mich die letzten 14 Tage gekostet haben - vor allem die letzte Woche. Diese hat sich wie ein ganzer Monat angefühlt...
Daher meine Fragen an euch:
Wer hat auch einen Partner, der eine tödliche Krankheit hat?
Wie geht ihr damit um? Mit den depressiven Phasen eures Partners? Mit der Krankheit anstrich?
Wie schafft ihr, dass ihr das nicht zu sehr an euch heranlasst? Wie motiviert ihr euch und/oder euren Partner?
Was ist in einer depressiven Phase - eurer (!) Erfahrung nach - besser: Für den Partner da sein, ihm sagen dass man ihn lieb hat, dass man diese Phase (auch) gemeinsam übersteht, ihm sagen was er für ein toller Mensch ist, was man an ihm mag usw. Oder sollte man ihn lieber komplett in Ruhe lassen? Gibt es vielleicht einen "Königsweg", einer Mischung aus beiden?
Sollte meinen Post jemand lesen, dessen Kind/FreundIn/etc. - also nicht der Lebenspartner - auch an Mukoviszidose erkrankt ist, würde ich mich ebenso sehr über dessen Erfahrung freuen.
Ich weiß, dass unsere Beziehung noch nicht am Ende ist, aber bin ich derzeit ziemlich ratlos, weil ich gemerkt habe, wie wenig Erfahrung ich bis dato habe mit der Thematik und ohne Hilfe in der nächsten Zeit an meine Grenzen stoßen, werde. Von daher wäre ich über jede Hilfe/Ratschläge von euch dankbar!
Ich bedanke mich für euer Feedback schon einmal im Voraus und verbleibe mit vielen Grüßen
anonymous_1984
PS: Ich bin angemeldet, aber noch nicht frei geschalten
dieser (Eröffnungs-)Post hier hat mich ein ganzes Stück Überwindung gekostet. Doch merke ich, dass ich langsam an meine persönlichen Grenzen komme, denn die "Sache" langsam anfängt, mir über den Kopf zu wachsen.
Meine/unsere Geschichte:
Ich (m) bin 31 Jahre alt und bin mit meiner neuen Freundin (29) bisschen über 3 Monate zusammen. Unsere Beziehung ist hierbei nicht wie eine der vielen anderen "normalen" Beziehungen, denn meine Freundin hat Mukoviszidose.
Sie ist von Anfang an sehr offen und ehrlich damit umgegangen - was ich unter anderem so sehr an ihr mag - sodass ich wusste, worauf ich mich einlasse und was mich erwartet.
Wir führen seit Anfang an eine Wochenendbeziehung, da ich (derzeit) in München lebe und sie in Chemnitz. Das ist zugegeben nicht immer ganz einfach, weil wir nur die Wochenenden haben, um uns besser kennenzulernen und dennoch machen wir beide das Beste daraus. In der Regel fahre ich Freitag zu ihr, damit sie mit ihrer Krankheit sich nicht hinter das Steuer setzen muss, um die rund 400 km nach München zu fahren. Freitagabend machen wir immer irgendwas nur für uns beide, wie beispielsweise ins Kino oder ins Theater gehen. An den Samstagen sind wir dann im Regelfall unterwegs, um etwas zu erleben. Mal allein, mal mit Freunden und der Sonntag gehört uns wieder nur allein. Wir wissen beide, dass das nicht perfekt ist, aber wir versuchen das Beste aus der begrenzten Zeit herauszuholen und nutzen diese so intensiv wie möglich - was nicht immer vollkommen einfach ist.
Was die Tage zwischen den Wochenenden anbelangt, so versuche ich - vor allem wenn es ihr gesundheitlich nicht gut geht - sie wieder aufzubauen und lasse mir etwas Nettes einfallen. Meistens ist es eine Überraschung, wie zum Beispiel eine personalisierte Pralinenschachtel von Milka. Ebenso helfen lange Telefonate und viele Nachrichten, die Zeit einigermaßen zu überbrücken. ;-)
Mit der Krankheit Mukoviszidose bin ich von Anfang an erstaunlich gut klargekommen. Klar geht es mir nicht so gut, wenn sie wieder einmal abhustet und ich nichts machen kann, außer ihr zart über den Rücken zu streichen oder sie nach der Hustenattacke in meine Arme zu nehmen und sie festzuhalten. Da fühlt man sich oft recht klein und machtlos. Aber ich bin mental stark, für sie da und bereue die Beziehung keinen einzigen Tag. In den vergangen Wochen musste sie ein paar Wochen recht starke Antibiotika einnehmen, sodass klar war, dass die nächste IV nur noch eine Frage der Zeit ist. Psychisch gesehen ging es meiner Freundin in den letzten Monaten ganz gut. Während der Antibiotikaphase gab es knapp 2 Wochen, wo es bisschen angespannt war zwischen uns, aber ich habe ein sonniges gemüht, sodass wir auch das ohne Probleme überstanden haben.
Leider kam es dann aber doch vor 2 Wochen zum Zusammenbruch und sie musste nach Berlin, um für 14 Tage stationär zur IV in einem Krankenhaus aufgenommen zu werden. Das war dann die erste ernsthafte Bewährungsprobe für uns. Ihr ging es in der ersten Woche sehr schlecht und ich konnte leider nicht für sie physisch vor Ort da sein, weil ich keinen Urlaub bekommen habe. Ich habe Ihr in der ersten Woche ihre Lieblingsschokolade ins Krankenhaus liefern lassen und habe versucht in Telefonaten Trost zu spenden, auch wenn ich wusste, dass es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.
Am letzten Freitag bin ich dann sofort nach der Arbeit zu ihr nach Berlin gefahren, war allerdings erst nach Mitternacht in der Bundeshauptstadt. Den Samstag haben wir schön zusammen verbracht, mit gemeinsamen Frühstücken und Ausflug ins Berliner Zentrum und haben so einen schönen Tag verbracht.
Der große Knall kam dann aber letzten Sonntag. An dem Tag war sie extrem gereizt, was ich bis dato noch nie so bei ihr erlebt hatte. Alles, was bis daher richtig war, war auf einmal falsch. Das führte dann so weit, dass ich lieber zum Teil geschwiegen habe, anstatt (wieder) irgendwas Falsches zu sagen. [Beispiel: Sie mochte es bis dato immer, wenn ich ihr sacht die Haare aus dem Gesicht streiche. Ihre Reaktion vom letzten Sonntag war, dass sie mir wie ein Kleinkind mit beiden Händen auf die Wangen gehauen hat und meinte "Toll nicht?!!".]
Ich bin dann am Sonntagabend doch etwas verstört zurück nach München gefahren, weil ich nicht so richtig wusste, was ich a) falsch gemacht habe und b) sie bist dato noch nie erlebt habe. Seitdem läuft es nicht besonders gut bis schlecht zwischen uns.
Ich habe versucht, so gut, wie es ging, in der vergangenen Woche für sie da zu sein, aber habe das Gefühl, das sie mir immer weiter Stück für Stück entgleitet und ich sie einfach nicht zu fassen bekomme. Sie sagt, dass sie derzeit viel nachdenkt, dass sie nur glücklich sein will und nur gute Nachrichten verkraftet - keine Probleme und dergleichen. Telefoniert haben wir seit meinem Besuch in Berlin nicht mehr und ihre Nachrichten sind eher oberflächlich, kühl und wirken eher distanziert.
Ich weiß, dass sie dort auch in psychologischer Betreuung ist und es scheint, dass in den letzten Tagen einiges - mir bis dato Unbekanntes - (wieder) hochgekommen ist.
Bis vorgestern war ich der Meinung, dass ich diese Zeitperiode auch irgendwie überstehen werde, dass ich stark genug bin und dass ich so gut wie möglich für sie da sein werde. Doch dann gab es gestern, am Freitag, bei mir ein einschneidendes Erlebnis, wo ich zum ersten Mal den Beistand meiner Partnerin gebraucht hätte. Ich habe ihr von dem Ereignis erzählt und ich hatte das Gefühl, das es sie ziemlich überfordert hat.
Und da war dann der Punkt für mich erreicht, wo ich gemerkt habe, wie unglaulich viel Kraft mich die letzten 14 Tage gekostet haben - vor allem die letzte Woche. Diese hat sich wie ein ganzer Monat angefühlt...
Daher meine Fragen an euch:
Wer hat auch einen Partner, der eine tödliche Krankheit hat?
Wie geht ihr damit um? Mit den depressiven Phasen eures Partners? Mit der Krankheit anstrich?
Wie schafft ihr, dass ihr das nicht zu sehr an euch heranlasst? Wie motiviert ihr euch und/oder euren Partner?
Was ist in einer depressiven Phase - eurer (!) Erfahrung nach - besser: Für den Partner da sein, ihm sagen dass man ihn lieb hat, dass man diese Phase (auch) gemeinsam übersteht, ihm sagen was er für ein toller Mensch ist, was man an ihm mag usw. Oder sollte man ihn lieber komplett in Ruhe lassen? Gibt es vielleicht einen "Königsweg", einer Mischung aus beiden?
Sollte meinen Post jemand lesen, dessen Kind/FreundIn/etc. - also nicht der Lebenspartner - auch an Mukoviszidose erkrankt ist, würde ich mich ebenso sehr über dessen Erfahrung freuen.
Ich weiß, dass unsere Beziehung noch nicht am Ende ist, aber bin ich derzeit ziemlich ratlos, weil ich gemerkt habe, wie wenig Erfahrung ich bis dato habe mit der Thematik und ohne Hilfe in der nächsten Zeit an meine Grenzen stoßen, werde. Von daher wäre ich über jede Hilfe/Ratschläge von euch dankbar!
Ich bedanke mich für euer Feedback schon einmal im Voraus und verbleibe mit vielen Grüßen
anonymous_1984
PS: Ich bin angemeldet, aber noch nicht frei geschalten