Ich hatte auch mal eine Zeitlang einen Partner gehabt, der mich chronisch für zu dumm gehalten hatte. Da konnte ich beinahe nichts richtig machen; egal, was ich gemacht oder auch nur angefasst hatte, es war falsch, zu ungeschickt oder zu dumm gewesen. Beim Kochen hieß es "Wie hältst du denn das Schälmesser, so macht man das doch nicht!", beim Abspülen "Lass mal, sonst zerschlägst du noch das Geschirr", beim Einladen irgendwelcher Gegenstände ins Auto "So doch nicht, wie stellst du dich denn heute wieder an", beim Fotografieren hieß es "So wählt man doch kein Motiv aus" und so weiter. Gern wurden mir auch Wissensfragen gestellt ("Wie heißt denn diese Pflanze da?"), und wenn ich die Antwort nicht wusste, wurden vielsagend die Augen gerollt.
Meiner Erfahrung nach ist es im Lauf der Zeit immer schlimmer geworden, und insgeheim wird man selbst immer unsicherer, was die Schieflage (der eine fühlt sich immer noch überlegener, der andere fühlt sich immer noch dümmer) nach und nach noch verstärkt. In meinem Fall ist die Beziehung nach einem gewissen Erosionsprozess dann auch zerbrochen, worüber ich im Rückblick keineswegs unglücklich bin.