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Oma liegt im Sterben - kann und will sie nicht noch einmal sehen

redfox

Mitglied
Hallo zusammen,

so wie es mometan aussieht liegt meine Ur-Oma zur Zeit im Sterben, sie ist im Heim da sie sich zu Hause nicht mehr sicher bewegen konnte, nachdem sie in der Wohnung einen Unfall hatte. Mitglieder meiner Familie besuchen sie regelmäßig und sie baut immer mehr ab, zuletzt war meine Mutter bei ihr und sie berichtete nur, dass sie extrem dürr geworden ist, die Leute nicht mehr erkennt, nichts mehr essen möchte und sie im Gesicht fürchterlich ausschaut, außerdem kaum noch ein Wort spricht.

Zuletzt habe ich sie gesehen als sie mich in meiner neuen Wohnung besucht hat, das ist jetzt einen guten Monat her, zu dieser Zeit war sie doch bei sich und man konnte mit ihr gespräche führen, zwar auch ab und an die Worte das sie nicht mehr lange Leben möchte, da es einfach nur noch ein dahin vegetieren ist, aber man konnte sie noch mit vielen Dingen erfreuen.

Ich möchte sie gern so in Erinnerung behalten wie ich sie zuletzt bei mir in der Wohnung gesehen habe und möchte sie nicht im Heim leiden sehen, das bekomme ich nicht übers Herz. Hatte schon gerade vor dem Schreiben dieser Zeilen einen richtigen Heulkrampf, weil mir die Sache recht nahe geht. Aber ich kann bzw. will diese Dinge und Gefühle in der Familie nicht besprechen oder zeigen, möchte das lieber mit mir selbst ausmachen.

Ich weiß nicht ob das moralisch in Ordnung ist, bzw. ob das nachvollziehbar ist, bzw. ob es welchen von euch auch so ging oder geht? Ich möchte einfach die guten Dinge im Kopf behalten.

Als mein Uropa gestorben ist, war nur meine Mutter bei ihm, ich selbst habe ihn viele Tage davor zuletzt gesehen wo es ihm noch gut ging, bei der Beerdigung war ich, habe diese auch vor Ort recht gut verkraftet, aber hatte die Tage dannach regelmäßig regelrechte Heulkrämpfe, das will ich nicht schon wieder...es wundert mich selber, eine wirklich innige Beziehung hatten wir nur als ich ein kleiner Junge war, da haben die beiden auf mich aufgepasst etc, später war der Kontakt weniger, obwohl beide im selben Haus wohnten, man besuchte sie ab und an, aber hatte nicht wirklich so die Themen, sie waren auch schwierig und meist sehr unzufrieden.

Mache mir auch jetzt schon Gedanken was dannach ist, also die Beerdigung, ich möchte dort nicht hin, ich will lieber für mich alleine sein, über die schönen Dinge nachdenken, die Geschichten die sie mir erzählt usw. aber ich möchte nicht in der Totenhalle sein, diese Stimmung und die Emotionen dort machen mich fertig.
 

PsychoSeele

Urgestein
Huhu redfox,

wenn du deine Uroma so in Erinnerung behalten möchtest wie du sie zuletzt gesehen hast, finde ich das in Ordnung. Es ist auch nicht leicht Menschen im Sterbeprozess zu begleiten und zu sehen wie ein geliebter Mensch immer weiter abbaut.

Allerdings zur Beerdigung würde ich schon gehen. Bewusst Abschied nehmen hilft dir in deinem eigenen Trauerprozess. Es ist wichtig, dass du dich mit dem Thema auseinander setzt und diese Phase durchlebst, auch wenn es schmerzhaft ist. Das sterben ist ein fester Bestandteil des Lebens und es lehrt dich mit Verlusten leben zu können.

Wenn jemand geliebtes stirbt, dann gewinnst du einen neuen Schutzengel dazu - so halte ich das während solch einer Situation.
Dieser Mensch ist niemals wirklich tot, solange du ihn in deinem Herzen trägst.

Liebe Grüße
SchwarzeSeele
 
G

Gast

Gast
Wenn jemand geliebtes stirbt, dann gewinnst du einen neuen Schutzengel dazu - so halte ich das während solch einer Situation.
Das finde ich eine sehr schöne Vorstellung!


Es ist schwer, den Sterbeprozess eines geliebten Menschen mitzubekommen, und jeder geht da anders mit um. Allerdings gehört das zum Leben nun mal dazu.

Wenn Du Deine Oma absolut nicht so sehen kannst und möchtest, dann ist das Deine Entscheidung. Die mußt Du jetzt in diesem Moment treffen. Es kann sein, daß Du in ein paar Jahren anders darüber denkst und eine andere Entscheidung treffen würdest, aber jetzt hast Du Dich eben so entschieden, wie es zum jetzigen Zeitpunkt für Dich "richtig" war.

Ich kann verstehen, daß es weh tut, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Ich habe eine entfernte Angehörige Ende letzten Jahres verloren. Es war absehbar, also hatte ich Zeit, mich damit auseinanderzusetzen. Ich muß sagen, daß der Tod dadurch ein wenig von seinem Schrecken verloren hat. Sie konnte mit einigen Dingen noch ihren Frieden schließen und hatte eine "gute" Zeit zuletzt. Der Abschied während der Beerdigung war ein trauriges, aber auch irgendwo wichtiges Ritual. Es hat allem ein wenig "Endgültigkeit" gegeben, den Menschen zu begraben. Danach konnte man auch irgendwie mit allem abschließen.

Ca. 15 Jahre vorher war ich auf einer Beerdigung, die ich einfach nur furchtbar traurig fand. So ändert es sich, wie man selbst an das Thema rangehen kann. Jeder muß da seinen eigenen Weg finden.
 

weidebirke

Urgestein
Ich sehe das ein bisschen anders.

Denn der, der sterben muss und Trost und Beistand braucht, die Liebe seiner Familie spüren sollte und in Frieden und Geborgenheit gehen dürfen sollte, ist Deine Oma.

Hier geht es gerade nicht um Dich. Du hast Angst vor dem Sterben und dem Tod, das ist weit verbreitet. Trotzdem solltest Du Dich dem stellen, denn der Schmerz kommt sowieso. Auch der Jetzt-Zustand gehört zu Deiner Oma.

Noch vor einem Monat hat sie Dich also besucht, hochbetagt sicherlich. Also hatte sie nicht lange zu liegen und zu leiden, das ist doch schön.

Ich finde, jetzt bist Du dran, mal etwas auf Dich zu nehmen.

Das Argument, man bliebe ja nicht aus Herzlosigkeit fern, nützt der Oma nichts. Was nützt den Alleingelassenen, wenn man ihnen sagt. "Aber ich habe immer an Dich gedacht."
 

MKB345

Mitglied
Ich möchte sie gern so in Erinnerung behalten wie ich sie zuletzt bei mir in der Wohnung gesehen habe und möchte sie nicht im Heim leiden sehen, das bekomme ich nicht übers Herz. " möchte das lieber mit mir selbst ausmachen."

Ich möchte einfach die guten Dinge im Kopf behalten.

Mache mir auch jetzt schon Gedanken was dannach ist, also die Beerdigung, ich möchte dort nicht hin, ich will lieber für mich alleine sein, über die schönen Dinge nachdenken, die Geschichten die sie mir erzählt usw. aber ich möchte nicht in der Totenhalle sein, diese Stimmung und die Emotionen dort machen mich fertig.

Hallo Redfox,


erstmal mein herzliches Beileid. Ich habe letztes Jahr auch überraschend 2 Onkel verloren, was nicht hätte sein müssen. Der eine wurde bei einem Banküberfall niedergestochen ohne Grund. Der andere verstarb einfach im Schlaf ohne irgendwelche Gründe. Er schlief einfach friedlich ein.

Das du sie so in Erinnerung behalten möchtest, wie du sie zuletzt gesehen hast ist verständlich. Die guten Dinge möchtest du im Kopf haben. Diese Bürde kann dir niemand abnehmen.
Bei der Sache mit meinen beiden Onkeln wäre ich gerne hingegangen, aber meine jetzige Situation hat es nicht erlaubt und ich habe es nicht geschafft, da die Beiden in der Türkei gewohnt haben. Deswegen würde ich dir ans Herz legen, das du ihr die letze Ehre erweist und sie besuchst und auch auf ihre Beerdigung gehst. Auch wenn es schwer ist, solltest du es tun. Denn später wirst du es bereuen. Es gibt Dinge im Leben, die man tun muss. Mann muss auch mal in den Saueren Apfel beißen.
Ich meinerseits bereue es das ich es nicht geschafft habe, vorallem weil die beiden mit einem abstand von 3 Tagen Verstorben sind.

Ich wünsche dir trotzdem alles Gute für deine Zukunft und das es dir wieder besser geht.
Man sagt das Zeit alle Wunden heilt...das stimmt nicht! Wunden heilen aber Narben bleiben. Wir lernen mit der Zeit mit diesen offenen Narben zu leben.

Fühle dich umarmt von mir und blicke nach vorne. Lasse die vergangenheit hinter dir und Erinnere dich an die schönen Dinge in deinem Leben.

Machs gut ;)
 

Adria78

Aktives Mitglied
Das ist ein sehr schwieriges Thema. Es tut mir leid, dass Du das jetzt durchmachen musst. Heulkrämpfe sind normal, die wirst Du auch nach dem Tod Deiner Ur-Oma haben. Aber sie sind auch gut, weil sie Dir helfen, den Tod zu verkraften.

Moralisch will ich nicht urteilen. Dazu wäre ich gar nicht in der Lage. Ich weiß auch nicht. ob Deine Oma überhaupt noch etwas von ihrer Umwelt mitbekommt.

Ich kann nur von meinen eignen Erfahrungen sprechen. Ich habe meine Oma drei Tage vor ihrem Tod im Altersheim besucht. Es war ganz komisch, eigentlich wollte ich gar nicht zu ihr hin. Aber ich hatte aufeinmal das Bedürfnis sie zu sehen. Auch ich mag weder Altenheime, noch Krankenhäuser. Hatte vor der Situation auch eine richtige panische Angst.

Aber das genaue Gegenteil ist eingetroffen. Jetzt war meine Situation anders, meine Oma konnte noch sprechen. Und wir hatten das beste und lustigste Gespräch seit Jahren. Sie war aufeinmal total klar im Kopf und sehr liebevoll (was sie sonst nie gezeigt hat).
Sie hat mir sogar gesagt, das sie bald sterben wird. Nicht irgendwie "jammernd" oder traurig, sondern ganz bestimmt und ich hatte das Gefühl, es wäre in Ordnung für sie jetzt zu gehen.

Auch die Beerdigung hinterher fand ich als sehr schön. Dieses Abschiednehmen, alles würdevoll, liebevoll geplant. Und dort meine Familie zu treffen gab mir Kraft.

Es gab auch welche in der Verwandtschaft, die sie nicht besucht haben und nicht bei der Beerdigung waren. Die bis jetzt mit ihrem Tod hadern. Die auch immer noch Angst vor Tod und Krankenhäusern etc. haben. Ich habe diese Angst verloren. Das ist ganz merkwürdig. Aber dieses Erlebnis hat mir persönlich inneren Frieden gegeben. Manchmal muss man sich Ängsten stellen, damit sie ihren Schrecken verlieren. Selbst beim Tod ist es so.

Ob es bei Dir auch so wäre? Ich weiß es nicht. Ich kann Deine Situation nicht beurteilen, das kannst nur Du selbst wissen. Wie gesagt, es war bei mir auch anders. Und jeder Mensch fühlt anders.

Aber ich wollte es Dir als Anregung mit auf dem Weg geben.
 
W

Windlicht

Gast
Ich sah es kommen (Eltern) und fürchtete mich davor.
Auf das, was dann in der letzten Stunde geschah, war ich nicht vorbereitet: Ruhe, Frieden, Liebe.
Ich bin froh, dass ich hingefahren bin. Ein einerseits sehr trauriges Erlebnis, aber gleichzeitig auch eins, das ich nie missen möchte.
 

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