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Noch zum Psychologen?

G

Gast

Gast
Wahrscheinlich ist das eine der Standardfragen: Wie schlimm ist meine psychische Macke wirklich?
Und vielleicht steckt bei mir hinter der Frage die Angst zum Psychologen zu gehen und zu hören, dass mit mir doch alles in Ordnung sei, denn nach langem Warten habe ich Ende September einen Termin bekommen.

Hier ein kurzer Rundumflug über meinen Dachschaden:
Als Kind war ich einsam. Die Geschwister (ein Bruder, zwei Schwestern) wohnten nicht bei meinen Eltern und mir, Freunde durfte ich keine mit nach Hause bringen und meine Eltern waren arbeiten oder mit sich selbst beschäftigt. Ich war ängstlich und gleichzeitig leichtsinnig. Ich hatte meine Ticks. Wenn ich die Haustür abschließen sollte, musste ich das mehrmals machen. Dann starrte ich minutenlang die Türe an, fragte mich, ob sie wirklich zu war, ging zurück und schloss wieder ab. Und wieder. Und wieder. Das gleiche mit dem Herd und Ähnlichem. Ich war verunsichert und hatte Angst bestraft zu werden, sollte ich es vergessen.
Jahrelang aß ich auch kaum, versuchte so viele Mahlzeiten ausfallen zu lassen wie möglich, stellte benutzte Teller in die Spüle, wollte das meine Eltern mich erwischen und triumphierte als sie es nie taten. Ich fühlte mich besätigt. Ich wusste, dass sie eigentlich kein Kind gewollt hatten, das hatten sie mir gesagt. Doch das reichte nicht, ich wollte es spüren. Ich wollte einen festen Beweise, dass sie vielleicht wirklich keine guten Eltern waren. In der Grundschule sieht man viele Dinge einfach anders.
Mein gestörtes Essverhalten erreichte (dann aus anderen Gründen) seine Blütezeit in meinen frühpubertären Jahren. Irgendwann konnte ich die Spirale vom Hungern und Gesundsein-Wollen weitestgehend hinter mir lassen. In der kommenden Zeit verletzte mich selbst, trank und raucht viel. Zwei Mal habe ich versucht mich umzubringen (vor vier Jahren, vor einem Jahr) mit wenig Erfolg. Danach ging es immer halt irgendwie weiter.
Ich will es nicht herunterspielen: Besonders das letzte Jahr war schwierig. An manchen Tagen dachte ich nicht, dass ich es schaffe, aber über die Monate hinweg wurde die Situation besser. Ich habe viel an mir gearbeitet und über vieles nachgedacht, alte und neues Hobbys (wieder)gefunden, Freundschaften gefestigt, und letztlich in alldem Halt gefunden.
Zur Zeit haben ich viele 'normale' Tage, wenig sehr schlechte. Ich verletze mich nicht mehr selbst, trinke in gesunden Maßen und auch meine zahlreichen sozialen Probleme/Ängste haben sich etwas gebessert. An den meistens Tagen schaffe ich es zu menschlichen Uhrzeiten aus dem Bett, überwinde mich dazu ein bisschen zu lernen und treffe meine Freunde.
Nachdem ich jetzt mein Abitur an einem beruflichen Gymnasium gemacht habe, geht es wohl bald an die Uni. Momentan warte ich auf meine Zusage. Und auf den Termin beim Psychologen. Seit ich den Termin habe, grüble ich nun, was ich ihm erzählen werde. Ich kann nicht einschätzen, ob mein jetziger Zustand normal ist oder wie sich die ganze Geschichte entwickeln wird. Vielleicht muss ich das alleine durchstehen. Vielleicht stürzt das alles früher oder später auf mich ein. Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Brauche ich nur mehr Zeit oder eine Therapie?

Alice
 
G

Gast

Gast
Beides ist gut für dich - Zeit UND Draufsicht mit psychologischer Unterstützung.
Du bist ziemlich stark und hast viel durch.
Man spürt, dass es jetzt aufwärts geht.
Du würdest deinen Weg auch ohne Psychologen schaffen, aber mit ist leichter.
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Seit ich den Termin habe, grüble ich nun, was ich ihm erzählen werde. Ich kann nicht einschätzen, ob mein jetziger Zustand normal ist oder wie sich die ganze Geschichte entwickeln wird. Vielleicht muss ich das alleine durchstehen. Vielleicht stürzt das alles früher oder später auf mich ein. Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Brauche ich nur mehr Zeit oder eine Therapie?
Laß das doch einfach den Psychologen beurteilen.;)

Stell Dich bei ihm vor, erzähl genau das, was Du hier geschrieben hast. Und dann läßt Du Dich beraten. Dazu ist der Psychologe da und dazu dient das erste Gespräch.

P.S.:
Schön, daß es Dir nach so langer Zeit besser geht und Du Dich so gut stabilisieren konntest. Und herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Abitur. Ich wünsche Dir, daß Du Deinen positiven Weg weitergehen kannst.
 

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