Liebe TE!
Ich war prinzipiell auch immer "heimatnah" geblieben. Über einen Radius von 150 km kam ich nie heraus. Ich hatte meinen Grundwehrdienst (waren damals noch 9 Monate) auch "heimatnah" absolviert. Dann heimatnah eine Berufsausbildung absolviert. Ich hatte dann einmal in einer Stadt rund 150 km von von der Heimat ein Studium begonnen. Aber ich hatte in dieser Stadt auch so gut wie keinen Abschluss gefunden. Nach 3 Semestern bin ich dann wirklich wieder "nach Hause" zu meinem Eltern und hab in meiner "Heimatstadt" fertig studiert.
Dann ebenfalls "heimatnah" meine Frau kennengelernt. Eigentlich war es ab dem Zeitpunkt schon klar, dass das Schicksal mich in der Heimat halten möchte.
Rückblickend betrachtet bin ich auch oft traurig, warum ich nie auch für nur einen kürzeren Aufenthalt in Betracht gezogen hatte wie z.B. ein Auslandssemester oder ein Work&Travel mal raus zu kommen.
Inzwischen habe ich ein Haus, unbefristete Stelle, eigene Familie, ebenfalls im Umkreis 15 km meiner Heimatstadt gelegen.
Ich hatte und habe auch noch Arbeitskollegen/Kolleginnen, die aus dem Ausland kamen/kommen, weit weg aus afrikanischen Ländern, Asien usw. Ich hatte sie immer beneidet für ihr "internationales Leben".
Bloß was auch richtig ist: Für diese Arbeitskollegen war es eher ein "Muss" anstatt ein "Darf" aus der Heimat rauszukommen. Man darf nicht vergessen, dass sie aus armen Ländern kommen/kamen. Sie hatten eine gute schulische Ausbildung in ihren Heimatländern genossen um im Ausland, im reichen Europa zu studieren und gute Jobs finden zu können, was in ihren Heimatländern nicht möglich gewesen wäre.
Niemand von Ihnen, die ich kenne hatte aber auch nur einmal den Gedanken, hier in Europa z.B. ein Haus zu bauen oder zu kaufen und sich hier niederzulassen.
Für sie ist es auch so,dass der Jahresurlaub regelmäßig dafür draufgeht ihre Familie in der Heimat zu besuchen. Es sind halt komplett andere Bedingungen, Kulturen, Lebenspläne. Oft werden sie von ihren Familien dazu gedrängt, ins reiche Ausland zu gehen, um Geld für ihre Familien zu erwirtschaften. Für uns vergleichweise reichen Europäer eigentlich unvorstellbar!
Kurzum: Es ist oft auch Schicksal, dass es einem von den Eltern oder der Gesellschaft oft auch vorgelebt wird, man müsse seine Heimat verlassen. Oder das Schicksal spielt in soweit mit rein, dass man weil man in der Heimat weder Partner noch Arbeit findet dann halt eben fernab der Heimat fündig wird. Oder man entscheidet sich wirklich als junger Mensch aus freien Stücken z.B. sich komplett woanders ein neues Leben aufzubauen. Aber wenn die Anreize dazu fehlen, ist es doch auch sinnlos.
So hatte ich in meine Jugend und als junger Erwachsener Niemanden, der es mir vorgelebt hatte, Keine Anreize, kein Ziel. Und was die Gesellschaft denkt, das war mir nie sonderlich wichtig.
Das Schicksal wollte es deshalb wohl so, dass ich den überwiegenden Teil meines Lebens "heimatnah" verbringe. Und bei mir kam dann auch eins zum andern, Frau kennengelernt, Haus gekauft, Familie gegründet. Unbefristeter Job. Dann möchte man ungern wieder weg.
Und sich dagegen übermäßig sträuben mit solchen Gedanken des Neides und "Hätte und wäre ich doch nur..." bringt ja nichts, außer schlechte Stimmung, depressive Verstimmungen usw.
Klar hätten sich möglicherweise die ein oder ander Chance ergeben, durch solche Erfahrungen z.B. beruflich vielleicht mehr zu erreichen. (Viele Orte, viele verschiedenen Arbeitgeber, Berufliche neue Chancen zu wachsen und aufzusteigen).
Ich kenne auch Leute, die sind der "Arbeit und Liebe wegen" weg gezogen in eine der teuersten Städte Deutschlands. Jetzt, nachdem die Eltern des Mannes gestorben sind, steht das alte Elternhaus leer. Niemand ist da und kann sich drum kümmern. Deshalb wollen sie nun am liebsten gestern schon wieder zurück in die Heimat des Mannes nach fast 15 Jahren. Aber dass ist weiß Gott nicht einfach! Bewerbungen laufen seit fast zwei Jahren schon (Der Mann hatte eine hochdatierte Projektleiterposition in unbefristeter Stellung und will natürlich nicht kürzer treten). Die Frau hatte ihre Traumstelle ebenfalls schon lange inne. Ihre Kinder haben endlich einen Kindergartenplatz gefunden usw.... Man kann nicht einfach so eben mal wieder in die Heimat zurück um das elterliche Wohnhaus "zu retten"!
Heute denk ich halt: Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Die Vergangenheit können wir nicht ändern. Die eigene Zukunft aber durchaus beeinflussen. Mein Traum: Sprachreise, Wandertour in Irland/Schottland. Irgendwann klappts noch! Auch ich hab Kinder und eine Frau! Und natürlich nehm ich die dann mit!😁
Ich denke in unserem Alter sollten wir das beste draus machen und versuchen, das Leben zu genießen. Und was "mal rauskommen" betrifft, so ist es doch das Reisen!
Es geht nicht mehr darum, sich woanders was aufzubauen.
Und ich bin eigentlich auch ganz froh in meiner Heimat, dieser tollen Gegend,wo andere Urlaub machen, zu leben. Es gibt hier auch noch so viele Dinge, die noch entdeckt werden wollen!