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Neuer Job, neue Stadt, total fertig, ausgebrannt und labil

flipperche

Neues Mitglied
Hallo zusammen,


ich verfolge das Forum schon länger und habe mich jetzt auch mal angemeldet um meinen Frust von der Seele zu schreiben und mich evtl. mit Gleichgesinnten auszutauschen.


Kurz zu mir: Ich bin Anfang 30 und bin vor 3 Monaten berufsbedingt in eine neue Stadt gezogen. Ich habe hier außer meiner Mitbewohnerin und Arbeitskollegen noch keine Bekannten/Freunde.


Nach dem Studium habe ich in der Heimat einen befristeten Job angenommen, mich krumm und buckelig gearbeitet und trotzdem wurde mein Vertrag nicht verlängert. Nach 7 endlosen Monaten kam die Zusage für den neuen Job. Meine Freundin wollte nicht mit umziehen, ich sagte ihr, dass ich auf eine Fernbeziehung keine Lust habe. Ende vom Lied war, dass sie sich von mir getrennt hat. Ok, sagte ich mit, dann war es nicht die Richtige, mach das was dich glücklich macht und das war zu dem Zeitpunkt der neue Job in Aussicht. Anfangs war ich auch total euphorisch und begeistert, nette Kollegen, netter Chef, spannende Arbeit. Natürlich musste und muss ich immer noch viel lernen, aber momentan brummt der Laden dermaßen, dass es am Montag für die ganze Belegschaft Anschiss gab. Zu viele Projekte hängen hinterher, wir werden nicht fürs Däumchendrehen bezahlt, dabei machen wir alle schon zig Überstunden, aber es reicht nicht. Die Laune vom Chef wird jeden Tag schlechter, meine Anspannung stetig höher. "Welpenschutz ist vorbei, geben Sie Gas und keine dummen Fragen", bekam ich gestern zu hören. Ich weiß momentan nicht wo mir der Kopf steht, frage schon gar nicht mehr nach, sondern versuche alles selbst auf die Reihe zu bekommen. Ich bin total überfordert, schaffe es momentan auch nicht Prioriäten festzulegen, weil es an jeder Ecke brennt, alles dringend ist. Meine Konzentration halte ich vielleicht 10 min aufrecht, dann regiert Chaos und Zufall. Als Neuling sicher fahrlässig, aber wer traut sich nach solch einer Aussage noch Fragen zu stellen. Ich hoffe mir unterläuft kein Fehler ...


Meine Ernährung beschränkt sich seit 9 Tagen auf 2 Tassen Kaffee und 1-2 Äpfel, ich bin ab 8 im Büro und gehe meistens nicht vor 18:30 raus. In den letzten 3 Wochen habe ich 48 Überstunden angehäuft, Tendenz steigend. Wenn ich nachhause komme, falle ich i.d.R. wie erschlagen ins Bett und möchte am liebsten nur noch schlafen.
Das Problem ist, dass ich entweder nicht ein- oder durchschlafe, träume davon, dass sowohl Kollegen als auch Chef mich auslachen, weil ich nichts hinbekomme. Morgens wache ich dann wie gerädert auf, komme kaum aus dem Bett und das Spiel beginnt von vorne. Seit Donnerstag betäube ich mich abends auch mit 3-4 Bieren, was auch nicht zur Regel werden sollte.

Fußballtraining, Joggen mit der Mitbewohnerin, Besuche von Freunden, ich wiegele alles von vorne herein ab, habe Ausreden parat. So kenne ich mich nicht, dass ich mich nicht mehr konzentrieren kann und überhaupt total lethargisch bin und mich zu nichts aufraffen kann.


Ist das nur der Stress und die Überforderung im Job? Gibt sich das? Oder bin ich auf nem guten Weg Körper und Psyche kaputt zu machen? Was mich noch viel mehr erschüttert hat, waren die Gedanken, die ich gestern auf der Heimfahrt vom Job hatte. Ich sagte zu mir, "Was, wenn du dich jetzt abschnallst und einfach gegen den nächsten Baum fährst? Dann ist die ganze Scheiße vorbei." Ich habe mich sogar informiert, ob meine Lebensversicherung zahlt, wenn es wie ein Unfall aussieht und verschiedene Szenarien durchgespielt. Heute morgen klemmte in meinem Büro im 4ten Stock der Rolladen, ich musste das Fenster öffnen und von außen am Rolladen rütteln und der Blick nach unten trieb mir schon wieder Gedanken durch den Kopf... Ich sag mir dann selbst "Hör auf mit dem Mist", aber zermürbe mir dennoch weiter den Kopf. Ich sehe das so problematisch, da sowohl mein Vater, als auch mein Onkel väterlicherseits stark depressiv waren und es beide Male trotz mehrerer Therapien im Suizid endete. Sind Depressionen vererbbar? Bzw. ist das, was ich momentan durchmache der Beginn einer Depression oder einfach nur akuter Stress?


LG und Danke schon mal!
Philip
 

-sofia-

Sehr aktives Mitglied
Ist diese Arbeitsüberlastung in deinem Job nur vorübergehend oder soll das ein Dauerzustand werden?
Falls es die Regel ist, dass du dort so ausgepowert wirst und deine Lebensqualität und Gesundheit darunter leiden, bist du dort falsch.
Ob Depressionen vererbar sind, da bin ich jetzt überfragt. An deiner Stelle würde ich auf jeden Fall zum Arzt gehen und ihm deine Situation schildern. Wenn dich dein Job so krank macht, dass du deswegen Suizidgedanken hast, dann musst du ihn aufgeben. Gesundheit geht vor. Hat dich deine vorherige Stelle auch so fertig gemacht?
 
G

Gast

Gast
Hallo Flipperche,

ich denke auch du solltest ganz unbedingt zum Arzt gehen. Und sag bitte nicht: dafür habe ich keine Zeit, denn die Gesundheit ist das wichtigste Gut überhaupt. Und die Gedanken die du hast sind ganz sicher nicht normal.

Du solltest lieber mal denken: ich muss hier nicht bleiben, wo ich offensichtlich nur als Arbeitsmaschine etwas zähle. Ich bin kein Sklave, und ich kann durchaus hier auch wieder weggehen.

Wenn die Arbeit von den Leuten die da sind nicht zu bewältigen ist, dann muss euer Chef eben noch jemanden einstellen. Das ist nicht deine Firma, und es ist somit auch nicht dein Problem, wie all die Arbeit zu bewältigen ist. Kein Mensch kann mehr tun, als sich anzustrengen, und zu versuchen sein Bestes zu geben, und das tust du ja!

Auf jeden Fall ist es kein Arbeitsplatz der Welt wert, dass man sich dafür krank macht. Ich weiß aus bitterer Erfahrung, dass man die Konsequenzen davon dann ganz alleine zu tragen hat.

Versuch mal am Wochenende ein bisschen zur Ruhe zu kommen, und überleg dir, wie es für dich weitergehen könnte - bei diesem Arbeitgeber solltest du denke ich so schnell wie möglich weggehen, der tut dir wirklich überhaupt nicht gut, das ist nicht der richtige Platz für dich.
Es gibt auch noch Arbeitsstellen, wo man nicht derart ausgebeutet wird. Das ist kein Geld der Welt wert.

Ich wünsche dir alles Gute und sende dir vile Grüße.
 
G

Gast

Gast
Ist das nur der Stress und die Überforderung im Job? Gibt sich das? Oder bin ich auf nem guten Weg Körper und Psyche kaputt zu machen? Sind Depressionen vererbbar? Bzw. ist das, was ich momentan durchmache der Beginn einer Depression oder einfach nur akuter Stress?
LG und Danke schon mal!
Philip
Hallo Philip,
es handelt sich um eine Stress pur und Du bist auf dem allerbesten Weg Körper, Geist und Seele kaputt zu machen.
Dein Chef scheint absolut leistungsorientiert zu sein. Soweit ich es aus Deinem Beitrag erahnen kann, wird auch die
Personaldecke recht knapp bemessen sein. Da ist das, was Du von Dir erzählst, schon vorprogrammiert.
Lass Dich nicht so ausnutzen. Hast Du schon mal darüber nachgedacht, Dir eine andere Arbeitsstelle zu suchen?

Das, was Du momentan durchmachst halte ich nicht für den Beginn einer Depression sondern eher für Auswirkungen
eines recht stressigen Arbeitsverhältnisses. Ob Depressionen vererbbar sind, kann ich Dir leider nicht sagen.

Findet sich eine andere Arbeitsstelle mit weniger Stress wird sich für Dich auch Dein Leben wieder lebendiger anfühlen.

Sich abends mit 3-4 Bier zu betäuben ist ein recht hoher persönlicher Einsatz für eine sehr, sehr stressige Arbeitsstelle.
Der Körper gewöhnt sich recht schnell an die von Dir getrunkene Alkoholmenge und wird zum Betäuben langsam aber
sicher mehr brauchen. Da ist nicht mit zu Spaßen.

alles Liebe
gastin
 

flipperche

Neues Mitglied
Ob das nur vorübergehend ist oder dauerhaft, kann ich ehrlich gesagt nicht beurteilen. Projekte häufen sich an, Neue kommen wöchentlich dazu und selbst Prioritäten nach Wichtigkeit in den Kategorien A,B,C helfen uns mittlerweile nicht mehr weiter.

Heute ist es relativ entspannt, aber auch nur, weil ich auf einem Außentermin bin, bzw. gerade unterwegs dort hin. Ich genieße den leichten Stress richtig, bin zwar um 5 aufgestanden um den Zug zu eriwschen, aber die 4 Stunden Zugfahrt waren sehr erholsam.

In meinem alten Job stand ich auch unter Strom, aber absolut nicht so wie hier, womöglich auch, weil das Team deutlich größer war und es mehrere Projektleiter gab und nicht bloß einen, wie aktuell.

Ich komme gar nicht dazu abzuschalten, selbst in meinem geliebten Hobby Fußball, für das ich mich ab und zu aufraffen kann und mir dadurch Stressabbau erhoffe. Ich bin aber auch da nur am Grübeln, gehe in meinen wenigen Stunden Schlaf sogar in den Träumen Projekte durch und mache haarsträubende Fehler. Das hat sich regelrecht eingebrannt. Was mir auch die ganze Zeit noch über dem Kopf schwebt wie ein Damoklesschwert, ist die Tatsache, dass ich mich mitten in der Probezeit befinde.

Der Job bzw. die Thematik (Marketing) ist toll, das steht außer Frage, aber diese dauerhafte Anspannung macht mich einfach total fertig. Vor meinem familiären Hintergrund habe ich mich auch dazu entschlossen nächste Woche einen Termin bei einem Psychotherapeuten zu machen bzw. mit meinem Hausarzt zu sprechen.
 

Landkaffee

Urgestein
"Meine Ernährung beschränkt sich seit 9 Tagen auf 2 Tassen Kaffee und 1-2 Äpfel, ich bin ab 8 im Büro und gehe meistens nicht vor 18:30 raus"

Hallo TE,
habe Dich einfach einmal zitiert.
Und, muss ich dazu noch etwas schreiben?

DU machst DICH fertig.


LG
Landkaffee
 
G

Gast

Gast
Mensch Junge...du stresst dich doch selber.
Das ist NUR ein Job und das eigene Leben weitaus mehr wert!!!

Mach deine Arbeit so wie du es schaffst und fertig.
Es folgt der nächste Tag, keine Angst.

Wenn du dich selber nicht stressen lässt siehst du die Sache einfacher und konzentrierter.
 
G

Gast

Gast
Hallo Phillip,

ich glaube das ist einer von den Arbeitsplätzen, wo man immer in der Hoffnung lebt: irgendwann wird´s mal besser, aber das ist nicht so, und man macht sich körperlich und seelisch kaputt dabei.
Die Folgen trägst dann nur du alleine, dein Chef findet schon wieder einen Dummen, denn jeden Morgen steht ein Dummer auf...

Und versuch mal zu denken: arbeiten um zu leben, und nicht leben um zu arbeiten.

Ich finde es sehr gut, dass du vorhast zum Therapeuten, bzw. zum Arzt zu gehen.
 

flipperche

Neues Mitglied
Hallo,

nochmals ein kleines Update. Der Stress wird langsam weniger, aber ich zunehmend unglücklicher. Der Job, der mir anfangs Spaß gemacht hat, widert mich mehr und mehr an, auch weil ich mittlerweile in Bereichen arbeite, die mir im Vorstellungsgespräch so nicht genannt wurden, nahezu fachfremd.

Ich bin ein kreativer Mensch, ich habe das auch deutlich so vermittelt und möchte diese Ader auch ausleben. Nicht umsonst bin ich seit 5 Jahren "nebenberuflich" Webdesigner und verdiene mir zusätzlich ein kleines Zubrot durch den Entwurf von Logos, Flyern, Plakaten und Websites. Hier kümmere ich mich seit Wochen um juristische Fragestellungen, was ich 1. nie gelernt habe und mich auch erst einarbeiten musste, 2. total langweilig ist, mich 3. total unterfordert und 4. nicht das ist, was ich machen möchte.
Ich denke in den letzten Tagen ernsthaft darüber nach, meine Arbeitszeit zu verkürzen, 50 oder 75% und mein Hobby langsam aber sicher zum Beruf zu machen. Einfach aus dem Grund, weil ich mich dort verwirklichen kann, weil es das ist was mir einen heiden Spaß macht.

Was denkt ihr? Ist das zu gewagt? Oder sollte ich es versuchen, langsam einen Weg aus dem ungeliebten Job in den Job zu wagen, der mich vollends erfüllen würde?

LG
Phillip

P.S.: Unabhängig davon, habe ich in genau 2 Wochen meinen ersten Termin bei einem Therapeuten!
 

juchas

Mitglied
Hallo Phillip,

ich glaube das ist einer von den Arbeitsplätzen, wo man immer in der Hoffnung lebt: irgendwann wird´s mal besser, aber das ist nicht so, und man macht sich körperlich und seelisch kaputt dabei.
Die Folgen trägst dann nur du alleine, dein Chef findet schon wieder einen Dummen, denn jeden Morgen steht ein Dummer auf...

Und versuch mal zu denken: arbeiten um zu leben, und nicht leben um zu arbeiten.

Ich finde es sehr gut, dass du vorhast zum Therapeuten, bzw. zum Arzt zu gehen.
ich glaube das ist einer von den Arbeitsplätzen, wo man immer in der Hoffnung lebt: irgendwann wird´s mal besser, aber das ist nicht so, und man macht sich körperlich und seelisch kaputt dabei.
Die Folgen trägst dann nur du alleine, dein Chef findet schon wieder einen Dummen, denn jeden Morgen steht ein Dummer auf...

so sieht es heute nunmal aus
 

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