Neue Leute kennenzulernen ist gar nicht so leicht

Nachdem ich mit meiner Familie aus dem Stadtteil weggezogen bin, in welchem ich seit Kindheitstagen gewohnt habe und wir nun endlich in der ländlichen Umgebung wohnen, die wir schon seit Jahren aufgrund ihrer schönen Natur und unseres Gartens kennen, mussten wir feststellen, dass es hier doch ganz schön einsam ist. Das ist jetzt nicht weiter verwunderlich (Dorf eben), jedoch sieht man hier kaum mal einen und die einzigen Kontakte sind die älteren Herrschaften aus unserer Gartensparte.

Klar, es ist Winter und mit Beginn des Frühlings und spätestens Sommers wird sich das ändern, wenn man am See rumliegt oder mit dem Fahrrad herumfährt. Aber so ein paar neue Kontakte wären echt schön, allerdings habe ich mich von der Illusion (weitestgehend) verabschiedet, dass das im Internet klappt. Also es funktioniert schon, aber immer wohnen die Leute quer über Deutschland verstreut. Und regionale Nachbarschaftsportale wie nebenan.de kann man schlichtweg vergessen, da beschränkt sich die Aktivität mittlerweile nur noch auf Smalltalk, Kauf- und Verkaufsgesuche und Likes.

Ich habe keinerlei Hemmungen, auf Leute zuzugehen, bin dabei im Laufe der Zeit aber eher vorsichtig geworden, da ich den Eindruck habe, dass den meisten heutzutage oberflächliche Kontakte reichen, was sicherlich auch an den sozialen Netzwerken und der ziemlich verbreiteten Gleichgültigkeit vieler Menschen liegt.

Das ist jetzt kein Hilferuf, Wehklagen, Rumnölen oder was auch immer, nur eine persönliche Feststellung/Sichtweise.

Wie seht/erlebt ihr das?


Viele Grüße
Der Kreuz_Horst

Kreuz_Horst meinte:

Ich habe keinerlei Hemmungen, auf Leute zuzugehen, bin dabei im Laufe der Zeit aber eher vorsichtig geworden, da ich den Eindruck habe, dass den meisten heutzutage oberflächliche Kontakte reichen, was sicherlich auch an den sozialen Netzwerken und der ziemlich verbreiteten Gleichgültigkeit vieler Menschen liegt.

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Dass sich die Kommunikation und die Gesellschaft gewandelt hat, keine Frage. Aber dass jemand, der damals das ganze Dorf kannte, zu einem sehr sehr großen Bruchteil nicht nur oberflächliche Kontakte hatte, ist doch Unfug. Ein Mensch hat eben nur ein gewisses Zeitkontigent für soziale Beziehungen und je nach Typ entscheidet man sich dafür wenige tiefe Freundschaften einzugehen oder eben viele oberflächliche. Meiner Meinung nach sind die oberflächlichen Kontakte sogar zurück gegangen, weil man eben nicht mehr jeden Menschen in der Umgebung kennen lernt, bzw auch die Dichte an Menschen pro m² immer weiter zunimmt. Vor allem in Städten. Im Dorf leben auf einer definierten Fläche vllt 20 Menschen, in der Stadt sind es 200. Wer soll die alle kennenlernen?

Ich für meinen Teil möchte zu dem Großteil der Menschen auch keinen Kontakt, weil sie einfach nicht in mein Leben passen und ich keine Zeit für diese aufwenden will. Ich möchte z.B. nichts mit Menschen zu tun haben, die extreme Ansichten pflegen. Sei das Religion, Links- oder Rechtsradikalismus, etc, da meiner Meinung nach diesen Menschen die Fähigkeit der Reflexion fehlt und das ist für eine Beziehung einfach nicht gut. Pisst man solchen Menschen (vielleicht sogar unbewusst) ans Bein, bekommt man plötzlich unberechtigt irgendwas ab

Wenn man Menschen kennenlernen möchte, sollte man nach seinen Interessen gehen und in der Richtung gucken. Also Anzeigen aufgeben für Freizeitpartner oder gezielter Leute suchen z.B. zum Kochen, Kartenspielen, Singen, Tanzen, Wandern etc. etc.

In Kurse gehen, in Vorträge etc., da sind überall Menschen und man hat dann zumindest schon mal gemeinsame Interessen. Ob sich was daraus entwickelt, kann man nicht sagen, aber man kann es versuchen. Gut sind natürlich Kurse oder Veranstaltungen, die nicht nur einmalig sind, also z.B. Mediationskurse, Kochkurse, Ehrenamt, kirchliche Veranstaltungen, Doppelkopfrunden etc.

Und man kann sowas auch alles initiieren, wenn man mal guckt bei:

quoka.de - kalaydo.de - markt.de - nebenan.de - www.wander-community-de etc. etc. etc.

Reinschreiben, was man gerne möchte, dass man für ein bestimmtes Hobby eine Gruppe gründen möchte oder eben Leute kennenlernen möchte. Einfach mal ausprobieren.

@Binchy: Das mit der Community schaue ich mir einmal an, danke für den Tipp.

Gerne. Du kannst da auch was auf die Pinnwand schreiben, guck dir die Seite mal an, es geht nicht nur um Wandern.

Oft braucht es ein wenig Geduld, man kann ja nix erzwingen und die anderen Leute müssen erstmal wissen, das man da ist und aufgeschlossen für neue Freundschaften.
Eigentlich sind wir Dörfler immer neugierig auf neue Gesicher und die Geschichten dahinter.
Ich wohne auch auf dem Dorf - schon immer, in die Stadt wollte ich gar nicht ziehen!

Ich könnte jetzt anfangen dir zu erzählen, geh in den örtlichen Turn, Wander - oder Angelverein, aber oft sind das eingeschworene Gemeinschaften und man wird eher noch schief angeguckt, weil man da als Newbie und Zugezogener (bei uns heißt das wirklich so) einfach so dazukommt 😱.
In die Vereine wird man in der Regel von einem neuen Bekannten mitgeschleppt, da kennt man schon mal Einen, der Rest kommt von alleine.

Ist man jung und hat kleine Kindern ist das etwas einfacher, schließlich lernt man sich da im Kindergarten oder in der Schule (die wir auch am Ort haben) leicht kennen, wenn man die Kinder holt oder bringt oder trifft sich auf dem Spielplatz oder bei diversen Veranstaltungen rund um die Schule.
Die Kinder bringen andere Kinder zum spielen mit nach Hause... so kommt man in der Regel über die Kinder und gemeinsame Interessen zusammen. Trifft sich mal zum grillen im Sommer oder auf ein Bierchen am Gartenzaun.

Du hast leider nichts geschrieben von Kindern?! Hast du welche?

Und natürlich ist Winter/Corona und das Wetter leider auch noch mies, kaum einer lässt sich frewillig draussen blicken. Wir sehen unsere Nachbarn im Winter auch nur sehr selten.

Du kannst auf den Frühling /Sommer hoffen und das bald wieder Veranstaltungen und Feste erlaubt sind, hier lernt man auch immer nette Leute kennen. Und stellt man gemeinsame Interessen fest, wird man auch oft gleich in die entsprechenden Vereine eingeladen.

Ja, hier gab es vor Corona immer Feuerwehrfeste (mit guter 80er-Jahre-Musik), auf denen man auch schon mal mit Leuten ins Gespräch gekommen ist. Das mit dem Grillen machen wir ja eh im Garten, nur fehlen eben die etwas jüngeren Jahrgänge (zumindest in der Gartensparte) - und immer nur über Gartenbelange zu fachsimpeln, ist zwar interessant, aber immer das Gleiche. Mit Vereinen, die mich/uns interessieren, ist hier auch nicht wirklich etwas (Kirchenchor usw.)
Nein, Kinder haben wir nicht.

Warum seid Ihr auf ein Dorf gezogen wenn Ihr keine Kinder habt wenn ich fragen darf?

Wir sind auch ohne Kinder, das soll sich mal ändern, aber gerade ohne Kinder hast Du ja alle Freiheiten und kannst es Dir in der Stadt mit einem viel größeren Angebot (Restaurants, Kultur etc.) schön machen.

Ich war als Kind auf einem Dorf und bin nun in die Stadt. Die Auswahl auch an Menschen, die man kennenlernen kann, ist viel größer.

Man braucht nicht zwingend Kinder, um aufs Dorf zu ziehen.
Nee, einfach, weil wir hier in der Gegend schon seit Jahren einen Großteil unserer Freizeit vebracht haben und man jetzt wirklich alles vor der Tür hat, wofür man sich interessiert.
Restaurant, Theater usw. machen wir mal ab und zu, das wäre jetzt aber kein Grund, in der Stadt zu wohnen.

Unsere Kinder sind auch groß, ich habe keine Langeweile und würde überhaupt nicht in der Stadt wohnen wollen.
Geschäfte, Restaurant, Ausstellungen, Theater, Kino und Kleinkunst gibts bei uns auch.
Hier fehlt nichts und wenn doch kann man sich arrangieren, dafür hat man ja das Landleben bewußt gewählt.
Kontakte finden sich garantiert noch.

Dafür habe ich Ruhe und die Natur direkt vor der Tür, es gibt nichts schöneres als stundenlange Touren durch Feld und Wald.

Im Frühling über den Sommer stellen wir unseren Wohnwagen zum Dauercamping auf einen Campingplatz mit Badesee in Frankreich und verbringen dort fast jedes Wochenende....