GibiBee!
Sie können sich durchaus in therapeutische Obhut begeben. Vielleicht ist das für Sie sogar der einzige Weg, um diese Angelegenheit zu verarbeiten.
Wie man das Problem behandelt, hängt davon ab, wie Sie darin verwickelt sind. Die Therapie müßte also ganz individuell auf Sie zugeschnitten werden.
Es könnte auch hilfreich sein, wenn man den Betroffenen (ich meine den Bruder des Großvaters) mit in die Therapie integrieren könnte.
Nach dem von Ihnen gesagten muss man wohl davon ausgehen, dass er zu einem großen Teil schuldig ist und insofern wirklich kein angenehmer Zeitgenosse war oder ist. Es besteht die Frage, ob man sich nicht innerlich von einer schweren Schuld eines nahen Verwandten so sehr distanzieren kann, dass man nicht unter derselben leidet. Und es stellt sich die Frage, warum es Sie belastet. Andere könnten sich davon distanzieren.
Oder tragen Sie eventuell einen seltenen prominenten Namen, sodaß Ihnen in der Öffentlichkeit sofort ein gewisser Stempel auf der Stirn geschrieben steht? In so einem Falle hätten Sie ein noch ganz anders gelagertes Problem.
Wichtig könnte für Sie sein, dass Sie Ihr eigenes Verhältnis zum Thema Schuld reflektieren. Vor allem geht es um die Frage, wie Sie mit der Schuld anderer Menschen umgehen wollen. Das betrifft auch Nicht-Verwandte. Verwandtschaft wird in meinen Augen übrigens oft überschätzt. Wichtig auch die Frage: wie wird Schuld vergeben? Wer vergibt die Schuld? Eine Entlastung besteht meines Erachtens oft darin, dass man die Tilgung der Schuld einer höheren Instanz überläßt. Die rechtliche Seite wird ja zur Zeit schon bearbeitet. Hinzu kommen muss aber auch die moralische Perspektive.
Ich denke, dass es bei diesem Problem vor allem darauf ankommt, dass Sie eine eigene Perspektive und Haltung zu der Angelegenheit finden. Einen eigenen Standpunkt. Dieser eigene Standpunkt könnte seinerseits die notwendige Distanz (zum Bruder des Großvaters) fördern.