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Nähe nach Vergewaltigung

L

lia100000

Gast
Hallo,
ich wende mich an das Forum mit einem Thema, was mich schon lange beschäftigt. Mein Ex-Freund hat mich vor 4 Jahren vergewaltigt und ein wenig später hat es ein anderer Mann auch versucht, als ich zum ersten Mal wieder versuchen wollte Nähe von zu einem Mann zuzulassen. Seitdem bin ich jeglichem Körperkontakt zu Männern fast ganz aus dem Weg gegangen. Es gab wenige Situationen, in denen ich es doch versucht habe zuzulassen, allerdings habe ich mich direkt zurückversetzt und machtlos gefühlt. Ich habe die Vergewaltigung in einer Therapie bearbeitet und aktuell bin ich relativ stabil was das Thema angeht. Trotzdem habe ich das Gefühl ich kann keine Nähe mehr zulassen und wenn bin ich wie ohnmächtig und kann einfach nichts machen, selbst wenn die andere Person respektvoll ist. Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht und einen Weg gefunden damit umzugehen?
Ich freue mich über jede Antwort.
Liebe Grüße
 
L

lia100000

Gast
Danke dir für deine Nachricht. Das hat mir sehr geholfen und es ist ein Ansatz an den ich vorher noch nie so gedacht habe. Ich glaube das könnte wirklich ein guter Rat sein, den ich in jedem Fall ausprobieren werde. Danke dir dafür!
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
Liebe lia100000,

was dir mehrfach passiert ist, tut mir sehr leid. Ich kann mir gar nicht ausmalen, wie schrecklich das sein muss, so massive Gewalt von jemandem zu erfahren, den man liebt und dem man vertraut.

Leider weiß ich nichts Schlaues oder Gutes, was ich dir raten kann, weil ich so eine Erfahrung nicht gemacht habe. Die Gewalt, die mir passiert ist, kam von einem mir unbekannten Täter. Das ist doch ein erheblicher Unterschied.

Allerdings habe ich mich beim Lesen deiner Zeilen gefragt, ob es dir selbst zu schaffen macht und du dolle darunter leidest, dass Nähe für dich schwierig ist oder aber denkst du nur, es sollte halt irgendwann wieder funktionieren, weil es eben so sein muss?
Die Unterscheidung ist elementar, finde ich.
Wenn du selbst okay damit bist und du keinen Leidensdruck hast, dir derzeit nichts fehlt und du froh über deine Stabilität bist, kann alles erstmal so bleiben wie es ist, oder? Das einzig Wichtige ist, dass es dir gut geht!
Wenn es dir nicht gut damit geht, du Kontakt inkl. Nähe zu Männern vermisst und dich die Situation, wie sie jetzt ist, stört und belastet... klar, dann ist das ein Grund, zu versuchen, das zu ändern. Vielleicht kann dein*e Therapeut*in da nochmal helfen und dich begleiten/unterstützen? Es ist ja ein enormer Schritt, sich dann wieder jemanden zu öffnen und Nähe zuzulassen, nachdem man so schlechte Erfahrungen machen musste.

Das einzige, was mir einfällt, ist, dir ganz, ganz viel Zeit zu geben. Mach dein Tempo. Überhole dich nicht selbst und lasse dich nicht von anderen überholen. Nach allem, was du erlebt hast, ist es nicht verwunderlich, dass dir Nähe schnell zu viel ist.
Wenn es einen Mann in deinem Leben gibt, den du magst und dem du prinzipiell gern näher kommen möchtest, könnt ihr ganz, ganz kleine Schritte machen. Daran ist nichts verkehrt, wirklich nicht.
 
L

lia10000

Gast
Vielen lieben Dank für deine liebe Nachricht. Es tut mir sehr leid, dass du auch Gewalt erfahren musstest. Deine Nachricht zu lesen hat mir sehr gutgetan. Ich glaube ich brauche auf jeden Fall noch viel Zeit. In letzter Zeit würde ich es mir schon wünschen Nähe zulassen zu können, bzw. stoße ich Männer sehr schnell weg, auch wenn ich sie mag. Ich finde es eigentlich wichtig darüber zu sprechen, aber oftmals verkompliziert das auch alles. Irgendwie habe ich da noch nicht den richtigen Weg gefunden. Aber wie du sagst, das braucht Zeit und denke die sollte ich mir geben.
Liebe Grüße und alles Gute für dich !
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
In letzter Zeit würde ich es mir schon wünschen Nähe zulassen zu können, bzw. stoße ich Männer sehr schnell weg, auch wenn ich sie mag. Ich finde es eigentlich wichtig darüber zu sprechen, aber oftmals verkompliziert das auch alles. Irgendwie habe ich da noch nicht den richtigen Weg gefunden.
Es ist auch verdammt schwierig, da einen gute Umgang mit zu finden und ich bin mir (- leider -) fast sicher, dass es da nicht den einen richtigen Universalweg gibt.

Darüber mit jemanden zu sprechen, den man neu kennenlernt, stelle ich mir auch sehr schwer vor. Es ist so ein intimes, höchstpersönliches und auch schmerzhaftes Thema, das will man nicht jedem auf die Nase binden und sowas bespricht sich auch nicht mal eben locker bei nem Bier. Ja, und auf der anderen Seite kann es auch hilfreich sein, wenn der Mann Bescheid weiß, denn nur dann kann er entsprechend Verständnis aufbringen und Rücksicht nehmen. Oh Mist, da werde ich gleich wieder wütend auf diese Arschgeigen von Tätern, weil es so ungerecht ist, womit man sich nach so einem Gewalterlebnis herumschlagen muss.

Ich wüsste auch nicht, wie ich bei neuen Kontakten damit umgehen würde, vor allem wenn ich selbst ambivalent bin und gerne Nähe zu einem Kerl, den ich gern habe, zulassen möchte, aber es mir zugleich auch schnell zu viel wird.
Gut wäre wahrscheinlich, es wirklich sehr, sehr langsam und kleinschrittig anzugehen, um Vertrauen aufzubauen und, sobald es sich richtig anfühlt, darüber zu sprechen. Dafür muss man zunächst nicht konkret werden, meiner Meinung nach. Wenn du merkst, dass die Gesprächsbasis stimmt und du den Mann verständnisvoll einschätzt, sollte es ausreichen zu sagen: "Hör mal, ich habe in der Vergangenheit viel Scheiße mit Männern erlebt. Ich mag dich und würde gern weiter Zeit mit dir verbringen, aber ich weiß, dass das nur geht, wenn wir es sehr langsam und in meinem Tempo angehen."

Wenn ihr körperlich miteinander werdet, könnte es hilfreich sein, wenn erstmal nur du aktiv bist und die Kontrolle hast, was wann passiert. Wenn er passiv bleibt bzw. nur auf deine Initiativen reagiert, erhöht das vielleicht das Sicherheitsgefühl? Das muss gar nicht erst beim Sex anfangen, sondern auch schon früher. Du nimmst seine Hand, wenn du es möchtest. Du rückst an ihn ran, wenn er neben dir sitzt. Du umarmst ihn, wenn es sich richtig anfühlt. Du initiierst den Kuss. Du. Nicht er.

Zumindest mir geht es auf diese Weise besser mit Nähe, die mir einerseits sehr gut tut und die andererseits auch überfordernd und unangenehm sein kann. Die Situation ist nicht vergleichbar, weil ich einerseits schon lange in einer Beziehung bin und - wie gesagt - andererseits die Gewalt nicht innerhalb der Beziehung passiert ist. Somit sind unsere Ausgangslagen sehr verschieden.
Vielleicht kannst du dennoch etwas für dich mitnehmen: mir wurde in einer Beratungsstelle geraten, mit meinem Mann zu vereinbaren, dass Berührungen und Zärtlichkeiten aktiv von mir ausgehen sollen. Er akzeptiert das natürlich, aber es ist trotzdem gar nicht so einfach umsetzen, weil wir beide sehr körperliche Menschen sind und uns im Alltag oft selbstverständlich und fast unbewusst berühren und körperlich nahe sind. Wenn der eine irgendwo steht oder sitzt, dazu kommen, an ihn ranschmiegen und umarmen. Im Vorbeigehen ein schneller Kuss oder liebgemeinter Klaps oder so. Abends gehe ich in der Regel nach meinem Mann ins Bett. Wenn ich mich hinlege, wacht er meist auf und zieht mich im Halbschlaf zu sich, legt mir seinen Arm um den Bauch oder krault mir noch ein bisschen durch's Haar. Das ist so eine tiefverwurzelte Gewohnheit, zehntausendmal so geschehen, dass sie über die Jahre zum Automatismus geworden ist und uns so gar nicht mehr bewusst war. Bis nach der Vergewaltigung, als ich mich mehrmals zu Tode erschrocken habe, als ich ins Bett gegangen bin und er mir ganz selbstverständlich die Hand auf die Hüfte gelegt oder mich umarmt hat. Persönlich finde ich es selbst ärgerlich, dass sich das so unangenehm und schrecklich anfühlt, aber im Moment kann ich es nicht ändern. Wahrscheinlich wird es mit der Zeit besser. Was aber wirklich gut funktioniert, ist, wenn ich die Aktive bin, mich ins Bett lege, selbst an ihn ran rutschte und seinen Arm nehme und selbst um mich lege. Da finde ich die Nähe gut auszuhalten und sogar schön.

Vielleicht funktioniert das für dich auf diese Weise auch besser als anders?
Aber vorher würde ich mir tatsächlich viel, viel Zeit lassen und im Verlauf so eines Kennenlernens ganz oft innehalten, um gut auf dein Bauchgefühl zu hören, ob das Tempo für dich so gut ist oder doch nicht.
 
L

lia10000

Gast
Ich danke dir so sehr für deine Offenheit. Deine Nachricht hat mir auf so vielen Ebenen schon jetzt geholfen und sehr viel Positives in mir bewegt. Gerade der Aspekt, dass die Nähe von mir aus kommen soll ist wirklich gut. Ich glaube das kann mir wirklich helfen, weil ich gar nicht in die Situation komme Nähe zu erfahren, die mir in dem Moment zu viel ist, da ich nur das zulasse, was ich selbst in dem Moment gerade möchte. Somhabe ich das noch nie gesehen. Deine Nachricht zu lesen hat mir irgendwie echt wieder Hoffnung gemacht, das alles nach und nach angehen und auch überwinden zu können. Danke wirklich, dass du das mit mir geteilt hast. Ich hoffe du findest auch deinen Weg mit all dem umzugehen und findest dabei viel Unterstützung. Ich wünsche dir das so sehr.
 

Hobelbank

Aktives Mitglied
Ich stelle mir das so schwer vor, wenn du nicht nein sagen kannst und dich nur ohnmächtig fühlst.
Da sind Missverständnisse ja fast programmiert.
Nein sagen zu können, ist extrem wichtig. Hast du bei deinem Ex freund denn nein sagen können?
 

Hobelbank

Aktives Mitglied
@Hobelbank Dein Beitrag inkl. Frage kann sehr missverständlich rüberkommen. Ist das so gewollt?
Finde ich nicht. Jeder ordentliche Mann, der nichts gegen den Willen einer Frau machen möchte, ist auf ein ehrliches Feedback angewiesen. Ich denke einfach nur, dass dieses nein-sagen extrem wichtig ist. Auf dieser ganzen Logik baut ja auch unser Strafrecht auf. Ein Nein ist notwendig.

Ich finde, dass es hilfreich ist, dass hier auch zu erwähnen. Die ganz grosse Mehrheit der Männer ist auch bereit, sich an dieses Nein zu halten, mich natürlich eingeschlossen.

Den Tipp, jedem fremden sofort die ganze sehr intime Geschichte zu erklären, damit er besonders rücksichtsvoll ist, finde ich dagegen zu heftig. Wie soll da ein normales kennenlernen möglich sein.
Ohne ein klares nein zum richtigen Zeitpunkt ist die Gefahr für die TE einfach zu hoch, dass es zu unerwünschten Situationen kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
L

lia10000

Gast
Ich stelle mir das so schwer vor, wenn du nicht nein sagen kannst und dich nur ohnmächtig fühlst.
Da sind Missverständnisse ja fast programmiert.
Nein sagen zu können, ist extrem wichtig. Hast du bei deinem Ex freund denn nein sagen können?
Ich habe im Fall von meinem Ex-Freund mehrfach nein gesagt und das auch körperlich sehr deutlich gemacht. Leider wurde das einfach ignoriert. Irgendwann gibt man dann einfach auf. Ich verstehe deinen Punkt, dass es wichtig ist zu kommunizieren was man möchte und vor allem was auch nicht. Ich kann nur aus meiner Perspektive sagen, dass ein Nein oder körperliche Abwehrhaltung meistens übergangen wurden. Ich glaube auch, dass der Großteil der Männer sich an ein nein halten kann, aber ehrlich gesagt musste ich das erst lernen, weil ich fast nie die Erfahrung gemacht habe, dass mein nein akzeptiert wurde.
Den Tipp, jedem fremden sofort die ganze sehr intime Geschichte zu erklären, damit er besonders rücksichtsvoll ist, finde ich dagegen zu heftig. Wie soll da ein normales kennenlernen möglich sein.
Ohne ein klares nein zum richtigen Zeitpunkt ist die Gefahr für die TE einfach zu hoch, dass es zu unerwünschten Situationen kommt.
Den Punkt kann ich auch verstehen, aber wie Splitterbunt auch geschrieben hat soll es viel mehr darum gehen zu kommunizieren, dass man schlechte Erfahrungen gemacht hat ohne ins Detail zu gehen. also die ganze intime Geschichte muss nicht direkt zu Beginn erzählt werde. Trotzdem finde ich persönlich es wichtig sie irgendwann komplett zu erzählen, wenn man das Vertrauen dazu aufgebaut hat. Die Geschichte gehört leider dazu und so sehr man sich das auch wünschen würde, sie verschwindet nicht einfach.
 

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