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nach 28 Semestern am Ende - und ein Neuanfang?

F

Fahrsteiger

Gast
Hallo,

ich bin 32 und studiere im 28 Semester Maschinenbau. Richtig gehört.

Warum das? Eigentlich wollte ich nie studieren und es fiel mir auch immer unglaublich schwer (schon mein Abi habe ich mehr mit Glück als mit Können geschafft), mit immenser Arbeit schaffte ich etwa pro Semester ca. 20% des eigentlichen Pensums. Warum habe ich nicht früher aufgehört?

Die Gründe sind vielschichtig. Es würde zu weit führen, sie hier alle auszubreiten. Meine Eltern haben unglaublichen Druck aufgebaut, ich wollte ihnen immer gerecht werden, dann starb mein Vater, ich stürzte in Chaos, meine Mutter übte noch mehr Druck aus ("wenn du endlich Ingenieur wärst, dann wäre ich glücklich" "du gibst dir nicht genug Mühe in der Uni, warum tust du mir das an" "So wird mir meine Unterstützung für dich gedankt, indem Ihr mich wie Zecken aussaugt und dann wegwerft" "wenigstens bist du nicht schwul, das wäre ein Alptraum für mich"), und ich habe es nicht gerafft, eine Entscheidung in meinem Sinne zu treffen.

Also habe ich weiter vor mich hin studiert, jedenfalls ein wenig, gejobbt, habe es gehasst, zur Uni zu gehen, bekam Depressionen, kam in Therapie und habe es bis zum heutigen Tage doch sage und schreibe bis knapp übers Vordiplom geschafft. Toll.

Jetzt haben sich neue Wege eröffnet, aber andere. Durch viele glückliche Umstände habe ich jetzt die Chance, Chefkraftfahrer im öffentlichen Dienst zu werden, etwas was ich in der freien Wirtschaft seit einigen Jahren mache und liebe. Das bedeutet man ist Chauffeur für wichtige Leute. Jedesmal wenn ich ins Auto steige, ist es wie ein Gefühl der Befreiung.

Ich könnte mich auf lebenslänglich einlassen, bekäme je nach Stunden 3000 - 4000 Euro Brutto und wäre abgesichert und hätte die Option jederzeit, wenn sich die Möglichkeit bietet, innerhalb dieser obersten Bundesbehörde eine andere Laufbahn einzuschlagen - ohne Studium, allerdings auch ohne höheren Dienst.

Seitdem sich diese Option abzeichnet, fühle ich mich wieder als Mensch, dafür bekomme ich jetzt von so vielen Seiten massive Bedenken ins Gesicht. Meine Mutter ist von blankem Entsetzen geschüttelt, vermutlich werde ich enterbt, andere schütteln nur den Kopf und versuchen es mir mit aller Kraft auszureden.

Ich habe zu ersten Mal in meinem Leben das Gefühl eine richtige Entscheidung zu treffen - sollte ich mich denn so maßlos irren?

Die Argumente laufen meist aufs gleiche hinaus: "Sie haben so lange studiert, jetzt auszusteigen, wäre ein sozialer Absturz sondergleichen" "egal, ob das Studium Spaß macht, Sie haben es immerhin zur Hälfte geschafft, dann schaffen sie auch den Rest, und dann ernten Sie die Früchte, die sie mühsam gesät haben" "Sie werden es bitter bereuen"

Ich bereue es ehrlich gesagt, das ich nicht schon früher ausgestiegen bin, aber ich kann an der Vergangenheit nichts ändern, aber an der Zukunft. Was für einen Sinn soll das denn haben: noch unzählige Semester diese Quälerei, diese langweilige Scheiße (verzeihung) in meinen Kopf prügeln, dieses Studium, was mich fast umgebracht hat weiterzuführen, für eine ungewisse Zukunft, dafür eine Arbeit, die unqualifiziert ist, die ich aber liebe, die gut bezahlt ist, die sicher ist, nicht anzutreten.

Ich werde wohl einige Freunde verlieren, meine Mutter sowieso, außer meine besten Freunde. Ich muss meinen Weg gehen, auch wenn Ihr ihn nicht versteht. Ich bin jeden Tag froh und dankbar, daß ich noch lebe und ich freu mich auf morgen, es warten noch viele Kilometer Straße auf mich.
 
A

aphrodite

Gast
Hallo Fahrsteiger,

herzliche Gratulation - ich bin mir sicher, dass es die richtige Entscheidung war, auszusteigen. Wie es scheint hast du dich nur für Mutter und Freunde (sind das dann wirklich Freunde?) durch das Studium gequält.

Ich denke, dass es gerade bei Maschinenbau keine Schande ist, das Handtuch zu werfen. Meines Wissens beenden 80 % aller Studienanfänger das Studium aufgrund den hohen Anforderungen niemals, richtig?

Du hast mit Sicherheit die richtige Entscheidung getroffen.
 

frame

Aktives Mitglied
hallo fahrsteiger,

was interessiert dich, was andere andere leute von dir denken. hast du den job angenommen? das geht aus deinem beitrag nicht hervor. 32 jahre und ein studium von 28 semestern (noch nicht beendet...also folgen noch semester), ist keine gute referenz für einen zukünftigen job.
von daher ist das gerede blödsinn.

mach das, was dir liegt und gefällt. du mußt damit glücklich werden, nicht deine mutter.
lg lydia
 
Zuletzt bearbeitet:
P

Pokerface

Gast
Wieviel vom Studium hättest du denn noch vor dir? Vielleicht hilft es ja wenn du deinen Fahrjob machst und so befreit bist das du lockerer an die Sache gehen kannst. Also was ich meine ist, das du es vielleicht unter einen Hut bekommst das Studium unter wneiger Druck und genug Absicherung nebenher noch weiter zu machen und zuende zu bringen (jenachdem wie weit du schon bist). Vorteil wäre, das du deinen Traumjob hast aber auch deine Mutter glücklich machst und mit dem fertigen Studium auch noch die gehobene Laufbahn abziehen könntest ...

Du hast jetzt 14 Jahre in ein Studium gesteckt, was dir nie Spaß gemacht hast, warum hattest du nie früher den Mut da raus zu gehen auch wenn du nur den Fachbereich gewechselt hättest ... Wäre schade um die ganze Zeit, die du so "verschwendet" hättest.
 
G

Gast

Gast
Überlege Dir doch mal Folgendes: Welche Chancen rechnest Du Dir auf dem Arbeitsmarkt aus, wenn Du das Studium in bestenfalls 2 Jahren (Du schreibst Du hättest es erst bis zum Vordiplom geschafft) als Dipl.-Ing. beendest? Trotz des angeblichen Mangels an Ingenieuren sehen mehr als 30! Semester auf dem Diplomzeugnis alles andere als toll aus. So kann der Dipl.-Ing. vor dem Namen nicht mehr sein als Schmuck oder ein Gefallen Deiner Mutter zu Liebe. Ich garantiere Dir, dass Du auch als fertiger Dipl.-Ing. (nach ca. 15 Jahren wohlgemerkt) nicht mehr verdienen wirst als die von Dir genannte, im Job als Fahrer zu erwartende Summe.
Wenn Du die Sache so pragmatisch angehst, sollte die Entscheidung doch klar sein.
 
F

Fahrsteiger

Gast
warum ich nicht schon früher gewechselt habe, ist eine gute Frage. Im Nachhinein habe ich auch nur Theorien. Als ich im 5. Semester war, ist mein Vater an Krebs erkrankt und einige Wochen später gestorben. Obwohl ich schon 22 war, fühlte ich mich noch nicht erwachsen, ich war so was wie ein Spätzügler.

Als er starb, fühlte ich mich allein und hatte gleichzeitig das Gefühl, für meine Mutter da sein zu müssen. Da ich das aber wie ich heute meine überhaupt nicht konnte (meine Schwester meint das auch als Diplompsychologin, meine Mutter sei eine hochgradig kranke Frau), es aber versuchte, war ich wie in einer bösen Spirale und habe das Spiel mitgespielt. Es wäre besser gewesen sich, frühzeitig abzugrenzen. Habe ich aber nicht gemacht. Und so entstand dieses ewige Rumgeeiere.

Naja, das Ergebnis war, im Studium kam ich gar nicht vorwärts, in der Chauffeurbranche legte ich eine Blitzkarriere hin, weil ich das wollte. Und das hat mir halt zu denken gegeben. Ich bin zu folgendem Schluss gekommen: "man ist nur darin gut, wo Leidenschaft drin ist". Das hat sich immer mehr bestätigt. Die Personalchefin vom Ministerium hatte sich das alles auch angehört und meinte dann: "nun gut, letztlich müssen Sie entscheiden. Wollen Sie ein schlechter Ingenieur werden oder ein excellenter Chauffeur?" Und damit hat sie einfach mal Recht.

Mag sein, dass ich in 10 Jahren anders darüber denke, aber jetzt bin ich inzwischen der festen Meinung: "es ist nicht wichtig, was du machst, sondern wie gut Du es machst".

Wenn ich mal Kinder haben sollte, werde ich ihnen das mit auf den Weg geben. Wenn ich z.B. einen hochbegabten Sohn mit einem IQ von 150 habe, der sagt, er will Tischler werden, dann werde ich ihm eine Praktikumsstelle als Tischler besorgen, damit er sich selber ein Bild davon machen kann. Zu sagen, er soll studieren, weil er sonst seinen Eltern etwas schlimmes antut, fände ich regelrecht asozial.

Und übrigens: gibt es was schöneres, als mit einem Siebener-BMW mit 200 über die Autobahn zu fahren und dabei gleichzeitig hochkonzentriert den Verkehr zu beobachten und gleichzeitig die Erfahrung zu genießen, daß man das eigentliche Glück nur in sich selbst finden kann?

ich arbeite derzeit auf Probe dort und werde die Stelle annehmen, wenn es möglich ist. Ich fühle mich dort bereits zu hause und keiner der Kollegen wirkt unglücklich, im Gegenteil, jeder von ihnen hat ein Leuchten in den Augen. Dafür bin ich gerne bereit vieleicht nie mehr als 4000 Brutto zu verdienen.

Die Möglichkeit, zu studieren, hätte ich weiterhin, genug Zeit ist da, ein Internetanschluss, und beliebig freie Tage nach Wunsch (natürlich bezahlt). Und dann kann ich die Sache noch mal angehen, wenn ich will, wie Pokerface schon sagte. Dann mache ich es einfach, weil ich Lust dazu habe. Und allen anderen zeige ich den Mittelfinger. Ich hätte nie gedacht, daß ich mal so reden würde.

Mein Tip ist: studiert, wenn Ihr es wollt, und lasst es, wenn ihr nicht wollt, anders wird kein Schuh drauß
 

frame

Aktives Mitglied
Und übrigens: gibt es was schöneres, als mit einem Siebener-BMW mit 200 über die Autobahn zu fahren und dabei gleichzeitig hochkonzentriert den Verkehr zu beobachten und gleichzeitig die Erfahrung zu genießen, daß man das eigentliche Glück nur in sich selbst finden kann?
jep, gefahren werden, von einem fähigen fahrer, sich seinen gedanken hingebend:D. allerdings, s-klasse ist auch nicht schlecht:D

du hast doch schon entschieden, also los.
 

Micky

Sehr aktives Mitglied
Deal or no deal ? *grins*

Hallo,zuerst mal : Ja,mach das,was Du selbst möchtest!

Meine Erfahrung :wenn ich auf die laut und deutlich spontan erklingende innere Stimme gehört hab,war das IMMER die beste Entscheidung.
(Meine innere Stimme denkt dazu zum Glück auch ziemlich logisch :) )

Laß Dich nicht beirren, "umsonst" war das Studium nicht..
aber jetzt solltest Du das tun,wonach Dir WIRKLICH zumute ist!

Lächeln muß ich,weil mir in den Sinn kam: wollen wir nicht tauschen?

Ich nehme Dein Einkommen..Du bekommst mein "1 a" Diplom..ja..

grins ruhig...;) ...neun Semester + 1Zusatzsemester wg.Kind...
Maschinenbau...eine renomierte Uni...und mir hat es sogar trotz (wegen?) der Härte Spaß gemacht.
Ist auch eine Dipl.Arbeit,die gut als "Dr." durchgegangen wäre...fairer deal.

Und---ich konnte aus tragischen Gründen "nüscht" damit anfangen...
Das sind absurde Lebensläufe...ich lege gern noch paar Zusatzausbildungen drauf (ein bundesdeutsches Ingenieurspatent? Fachschule )...:cool::cool::cool:


Deal or no deal ;):p ..uns beiden wäre geholfen...Deine Mom würde selig sein,Autofahren kannste auch weiter...

Ich hoffe,Du verstehst Spaß ?


Wünsche Dir viel Erfolg,wenn Deine Mom Dich gern hat,wird sie es irgendwann verstehen...von mir bekommst Du ein Schulterklopf!

Gruß!
Micky
 
J

Jun

Gast
Hi Fahrsteiger,

ich lese deine Zeilen und ich könnte vor Wut um mich schlagen. Das einzige, was mich daran hindert ist, dass deine Mutter und einige sogenannte Freunde bereits in ihrer eigenen Falle sitzen. Die schlimmsten Schmerzen sind die, die man nicht mehr spürt, wenn sie über einen hereinbrechen.

Ich tippe mal, dass deine Schwester dich unterstützt. Also leg los :) . Es ist dein Leben, es ist dein Glück, da schließe ich mich der Mehrheit hier an. Was wirklich zählt, das sollte jeder für sich selbst entscheiden dürfen. So mancher wäre überrascht, was ihn da erwartet, wenn er ehrlich nachsieht ...

Jun
 
G

Gast

Gast
Ich wünsche dir auch ganz viel glück und bin überzeugt davon, dass dein Gefühl dich nicht täuscht. Spass am Job, am Leben, an dem was du tust, ist sooo wichtig. Hasst du deine Arbeit, überfordert sie dich, macht dich das depressiv, krank und du fühlst dich minderwertig, den Anforderungen nicht gewachsen, siehst wie die anderen an dir vorbeiziehen..das wäre doch fatal! Du hattest ja schon körperliche Beschwerden, deine Unzufriedenheit mit dem Studium hat sich auf immer mehr Ebenen geäußert, sich ihren Weg gebahnt. Man kann zum Pflegefall werden, wenn man sich und SEINE Bedürfnisse nicht ernst genug nimmt und sich in etwas reinquetschen lässt, dass man nicht ist, das man so nicht vertreten kann. Diese Studienrichtung war halt nicht dein Ding! Abgesehen davon will man doch seine Arbeit GUT machen und das Gefühl haben, dass man Profi ist. Also nichts wie rein ins Chauffeurgeschäft. Die Leute werden merken, wie viel Spaß dir dein Job macht und das wiederum wird dich garantiert weiterbringen. Leute, die hinter dem Unternehmen stehen, mit Leib und Seele dabei sind, sind gern gesehen und denen wird es auch mit der einen oder anderen Beförderung oder Gehaltsaufstockung gedankt.^^
freu dich, dass du es nun gelassen angehen kannst. keiner kann dir mehr reinreden, denn du weißt was du tust und vor allem weißt du, dass es etwas ist, was DU KANNST.
 

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