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Mobbing im Anerkennungsjahr

colfield13

Mitglied
Hallo ihr Lieben,

Ich bin bislang meist nur stiller Mitleser gewesen, aber nun möchte ich euch meine Geschichte erzählen und euch um Hilfe bitten, da die Situation für mich mittlerweile fast unerträglich ist:

Ich bin 21 Jahre alt und absolviere eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher an einem Berufskolleg. Ich befinde mich momentan im letzten Ausbildungsjahr (dem Anerkennungsjahr) wo man ein Jahr als Vollzeitkraft in einer Einrichtung arbeitet und jedoch noch von der Schule (in Form von Seminaren, Lehrerbesuchen etc.) begleitet wird. Ich absolviere mein Anerkennungsjahr in einer Tagesbetreuung. Nun zu meinem Problem:

Seit Beginn meines Anerkennungsjahres fühlte ich mich dort noch einigermaßen wohl. Doch seit Oktober 2016 ist eine neue Kollegin zu uns gekommen, mit der ich absolut meine Probleme habe. Anfangs arbeiteten wir noch gut zusammen, aber mittlerweile macht sie mir das Leben zur Hölle. Sie hat die anderen beiden Arbeitskollegen mehr oder weniger auf ihre Seite gezogen und geht nun gegen mich vor.
So weiß ich z.B., dass offensichtlich hinter meinem Rücken über mich geredet wird und dies nicht zur knapp. Jedes Mal wenn ich in den Dienst komme habe ich ein ungutes Gefühl, muss extrem auf meine Worte, Mimik und Gestik achten, da alles eventuell gegen mich verwendet werden könnte und das halte ich einfach nicht mehr aus. Der Höhepunkt war dieser, dass ich eines Tages im Dezember von meinen Kollegen darauf angesprochen wurde, dass ich angeblich unangenehm riechen würde und ich ja ein Vorbild für die Kinder sei. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Schließlich dusche ich jeden Tag und pflege meinen Körper...nur habe ich an diesem Tag einfach geschwitzt.

Ich habe jetzt noch knapp 10 Wochen Anerkennungsjahr vor mir...jetzt würden viele sagen...hey...die schaffst du auch noch...aber ich bin einfach am Ende mit meinen Nerven. Das hatte ich wirklich noch nie! Ich war immer ein guter Schüler (auch in der Ausbildung) und in allen anderen Praktika gab es solche Probleme nie. Nur möchte ich jetzt halt auch nicht meine (fast fertige) Ausbildung aufs Spiel setzen.
Ein weiterer Punkt betritt die Krankheitstage: Ich war bislang 15 Tage lang krankgeschrieben. Auch hier wurde jedes Mal hinter meinem Rücken gelästert. Gebe ich z.B. in der Gruppe auf dem Diensthandy Bescheid, dass ich krankgeschrieben bin, so kommt teilweise nicht mal eine Antwort und ich werde zappeln gelassen. Es geht mittlerweile sogar so weit, dass ich teilweise froh bin, wenn ich krankgeschrieben werde, weil ich dann endlich mal ein paar Tage Ruhe vor dieser / diesen Personen habe. Und das kann es schließlich ja nicht sein.

Ich habe bereits vor einigen Wochen mit meiner Praxislehrerin, die ich wirklich SEHR schätze, ein Telefonat über meine aktuelle Situation geführt. Sie hat mir den Rücken gestärkt und gesagt, dass ich darüber stehen soll. Einerseits hat mir das Gespräch sehr gut getan, doch andererseits hat es mir auch nicht wirklich viel geholfen, da sie gemeint hat, dass mein BP sowieso bald vorbei sei und ich mir dann eine neue "bessere" Stelle suchen könnte.

Mit meinem Chef habe ich noch nicht über diese Problematik gesprochen. Das Problem ist hier jedoch, dass mein Chef sich sehr gut mit dieser Arbeitskollegin versteht und sich oftmals für sie einsetzt (teilweise sogar auf höherer Chefebene Verwandschaft etc.). Ich habe hier die große Befürchtung, dass wenn ich ein Gespräch suche, die Situation für mich in den letzten Wochen nur noch schlimmer wird, dabei bin ich wirklich nervlich am Ende...


Was könnte ich tun?


Ich danke euch für eure Antworten...
 
Lieber colfield,

tut mir echt leid für Dich, dass Du Dich in so einer schwierigen Situation befindest.

Was ich dazu denke:

1) wenn der Chef voreingenommen ist oder wirkt, dann sehe ich auch keinen große Hoffnung, eine Verbesserung der Situation durch ein Gespräch zu erreichen.

2) Wenn Deine Praxislehrerin das Gespräch mit Deinem Chef führt, fände ich das hilfreicher.

3) Du wirst offensichtlich gemobbt. Einerseits stimme ich Deiner Praxislehrerin zu: Du solltest darüber stehen.
Andererseits darfst Du Dich auch wehren. Sich wehren bedeutet, dass Du Dich auf Konfrontationen einstellst. Entweder Du bist schlagfertig - oder Du lernst zuhause Formulierungen, mit denen Du Dich wehren kannst.

Beispiel 1:
wenn Du angesprochen wirst "Du stinkst", dann könntest Du antworten: Das kommt Dir nur so vor. Mir scheint, der unangenehme Geruch hat etwas mit Deinem Mundgeruch zu tun. Geh bitte einen Schritt zurück. Es ist wirklich abstoßend.

Beispiel 2: "Angriff ist die beste Verteidigung"
Bist Du Dir sicher, dass X gerade schlecht über Dich redet? Dann geh auf Person X zu und sage: Ich möchte eine Anti-Mobbing-Gruppe gründen. Möchtest Du mitmachen?
Voraussichtlich lautet die Antwort "nein". Weil Du das erwartet hast, sagst Du dann: "Ich verstehe. Du bist bereits in der anderen Gruppe, in der Pro-Mobbing-Gruppe." Und dann geh weg.

Und ja, es ist hilfreich, wenn Du Widerstandskraft aufbaust. Das geht, wenn Du Dein Selbstbewusstsein stärkst.
Wir können nicht immer die Welt verbessern, auch wenn es wünschenswert ist. Manchmal ist es einfach erforderlich, dass wir eine unangenehme Situation durchstehen. Weglaufen ist nicht immer eine gute Option.

LG, Nordrheiner
 

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