Hallo "BinNichtWertlos".
Ich habe soeben auch deinen Thread mit Deiner Geschichte gelesen und möchte versuchen Dir ein paar Hilfreiche Worte zur Seite zu geben.
Zuerst mal ist es vollkommen verständlich, wie und was du fühlst, nachdem, was du erlebt hast.
Ich lese aber ein wenig heraus, das Du dich da selbst falsch bewertest. Angst zu haben ist etwas völlig normales erstmal in so einer Situation. Aber wie du schreibst, du bist nicht wertlos. Und du warst sogar sehr mutig, denn trotz Deiner Angst hast du Deiner Schwester beigestanden. Du warst stärker als du dachtest und hast mehr getan, als du dir zugute hältst. Du bist nicht zu schwach gewesen, sondern wir alle haben Grenzen. Ich hätte in deiner Situation auch nicht besser helfen können. Das darfst dir gerne zugutehalten.
Es gibt generell falsche Vorstellungen in der Öffentlichkeit. Man muss stark sein, man muss alles Schaffen, man darf keine Ängste haben. Und doch geht es jedem Menschen so. Nur steht kaum einer offen dazu, weil man sich nicht gern schwach zeigt. Wir haben aber trotzdem alle Gefühle und unterschiedliche Stärken.
Und, Ähnliches dürfte auch Dein Vater durchlebt haben. Er kennt diese "Hilflosigkeit" gegenüber manchen Dingen im Leben ja auch. Und deswegen hat er schön und verständnisvoll auf dich reagiert, ist aber wütend, weil auch er manche Dinge nicht ändern und meistern kann. Und ich habe auch schon solche Erfahrungen gemacht und weiss, wie schlecht man sich dann fühlt. Ich hatte immer das Gefühl, stark sein zu müssen, für meine Mama, meine Geschwister, für meine Freunde.
Bis ich mir erlaubt habe, einfach auch schwach zu sein.
Es ist eine Blenderei, das man glaubt andere seien besser, stärker. Nein sind sie nicht.wir sind Individuen wo jeder andere Talente hat. Wir Menschen sind auch Gemeinschaftswesen. Wir sind nicht allein und wir schaffen nicht alles allein. Und, wir müssen das auch nicht. Ich schreibe dir das, weil ich auch bei mir selbst vor langer Zeit festgestellt habe, das ich mich immer an dem gemesen habe, was andere tun, wie mutig, die sind, das die nie Angst haben. Bis ich erkannt habe, das dem gar nicht so ist. Es spricht nur keiner drüber und so sitzt jeder dann traurig in seinem Kämmerlein und versucht, seine Ängste und Sorgen selbst zu überwinden.
Im reden mit anderen, wie mit deinem Vater, sollte man einerseits zwar damit beginnen das aufzuarbeiten. In den offenen Gesprächen aber auch erkennen, das man mit seinen Ängsten, seinen Sorgen ja gar nicht allein ist,und das man deswegen auch gut so ist, wie man bereits ist. Ich weiss dass dies schwer ist und eine Weile dauert und der richtigen Redepartner bedarf. . Aber immer, wenn man jemanden zum reden findet Und dabei bemerkt, das der andere ja auch gar nicht immer so stark ist, erkennt man ein wenig die Täuschung. Es hilft einem, sich auch selbst zu akzeptieren.
Auch diejenigen, die dir das angetan haben, haben Angst. Wahrscheinlich sogar mehr Angst als du. Denn sie brauchten eine ganze Gruppe um auf dich loszugehen. Selbst wenn es nur einer gewesen wäre, hätte er es sich nur getraut, wenn er sich grösser oder stärker eingeschätzt hätte. Gewalt ist ein Zeichen von Angst, nicht von Stärke.
Du warst mutig und bist dem Menschen beigestanden, der dir sehr nahe steht. Mehr Mut, wie du hattest, geht eigentlich nicht. Von der Vernunft wäre es sogar besser, zukünftig mit der Schwester wegzugehen auch wenn es weh tut und dann Hilfe zu holen. Das ist keine Feigheit. Feige sind die, die in einer Gruppe auf Einzelpersonen losgehen. Sei es verbal oder körperlich.
Ich fühle mich heute sogar stärker, wenn ich einem körperlichen Konflikt in so einer situatio aus dem Weg gehen kann, als das ich in ihn reingehen würde. Weil ich mich mit meiner Begrenztheit, die aber auch alle Menschen haben, trotzdem annehmen gelernt habe. Mein Umfeld dachte auch immer, ich sei stark wie eine Eiche. Nein, ich hatte ebenso oft Angst. Ich hatte sie nur gut verborgen, oder in jungen Jahren leider auch hinter Aggressionen versteckt. . Angst ist was natürliches, wenn es der Situation entspricht.
Wenn du an dieser Stelle deines Vorfalls vorbei kommst und dich immer wieder schlecht fühlst, dann ist das nachvollziehbar. Es war eine angstauslösende Situation. Aber du warst weder zu schwach, noch hättest du viel anders reagieren können. Da solltest du keinen anderen Gedanken mehr zulassen. Und dabei hilft es, Zuspruch von anderen Menschen zu haben. Da kannst, wen das so ist, bestimmt immer mit deinem Papa kurz reden.
Ich weiss, das es trotzdem schwer ist, das für Dich selbst anzunehmen, weil nämlich die Erwartung an uns svon uns selbst trotzdem immer zu hoch ist.
Ich darf dir aber aus eigener Erfahrung sagen.
Ich bin heute froh darüber das ich meine Ängste nicht mit Gewalt, sondern mit vernünftigem Rückzug in einem Konflikt bewältige und nicht versucht habe, mich immer stärker zu drillen. Denn Gewalt bedeutet immer!! Leid, egal ob für uns oder die Kontrahenten. Deswegen überlege ich erst gar nicht, wie ich stärker oder härter werden könnte,denn das wäre der erste Schritt Richtung Gewalt. Sondern ich freue mich über diese "Schwäche" und versuche zu akzeptieren, das mich dadurch andere eventuell als Weichei bezeichnen. Diese"Schwäche" ist eine Stärke, in dieser Form des schwächer seins verhindern wir nämlich Leid und fügen keines und niemandem noch welches zu. Das ist nicht unwichtig. So trägt man auch zu einer besseren Welt bei, die ja alle wünschen.
Und deswegen ist dein Nick schon auf dem rechten Weg. Ich würde eher sagen, "DuBistGutSoWieDuBist".
Sprich weiter ab und an mit deinem Vater, undnfühle dich von uns angenommen. Du reifst gerade als Persönlichkeit weiter,das ist auch ein Lebensprozess, aus dem man später mental gestärkt ausgehen kann. Ja, es gibt viel Leid auf der Welt, zur Zeit ist es auch noch besonders schwer, das zu verarbeiten, weil die sozialen Kontakte so stark uns noch dazu einschränken,um mit anderen darüber zu sprechen können. Darum sage ich es dir hier. Du bist nicht allein, es gibt mehr Menschen, die dich verstehen, als du denkst, man zeigt es in der Öffentlichkeit nur nicht so gerne.
Und noch ein kleiner Tipp, vor allem während dieser Zeit aktuell. Nutze die Energie, die in dir arbeitet, versuche irgendwo in die Natur zu gehen, beobachte, was da so alles stattfindet, die Pflanzen, das Wasser, der Schnee, die Bäume, die Tiere,die Luft. Sieh genau hin, was sich alleine auf einem Quadratmeter alles an schönem Leben abspielen kann. Wieviel Schönheit es trotzdem überall auf der Welt noch gibt und wie gut die Luft und die Bewegung Körper und Geist tun. Das ist meinallerbestes Mittel gegen seelisches oder körperliches Leiden. Ein wenig im Wald, am Fluss, am See Kraft undpositive Energie auftanken. Auch und gerade wenn es kalt ist. Sieh dort einfach mal genau hin und lass für eine Weile alle anderen Gedanken los, auch wenn das nicht immer und sofort klappen mag.
Ich hoffe, meine Worte konnten dir ein Stück weit Hoffnung geben.