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Gast
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Ein großes Hallo erstmal an die Forengemeinde. Dieser Beitrag hier fällt mir sehr schwer und ich frage mich, wie man am besten so was beginnt. Als erstes bedanke ich mich im Voraus an alle, die sich die Zeit und Mühe machen, meine Geschichte durchzulesen. Ich denke ich bin hier gelandet, weil es vielleicht manchmal ganz gut tut, anonym über das zu schreiben, was man ansonsten schwer oder gar nicht aussprechen kann und weil ich natürlich hoffe, dass jemand ähnliches kennt oder erlebt hat. Ich möchte gar nicht, dass jemand versucht meine Probleme zu lösen, ich bin selbst dafür verantwortlich und nur ich kann eigentlich wirklich etwas ändern. Aber ich würde mich sehr darüber freuen, wenn ich ein wenig mehr das Gefühl hätte, dass ich nicht ganz alleine mit meiner Situation bin und mir jemand vielleicht erzählen kann, wie er da wieder rauskam, bzw. durch was und vor allem wie sich sein Leben wieder gebessert hat.
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich bin vor kurzem 24 Jahre alt geworden und wenn ich auf mein Leben zurückblicke, gibt es mehr, dass harte Spuren hinterlassen hat als Dinge, für die ich wirklich dankbar bin. Seit einiger Zeit fühle ich mich „alt“. Es ist, als würde ich morgen 30 werden. Jeden Tag frage ich mich „Wo ist nur die ganze Zeit geblieben?“ und fühle mich so, als würde ich innerlich sterben. Als würde ich meine Zeit verlieren, als würde sie wirklich ablaufen (ich weiß, dass unsere Zeit ab der Geburt abläuft, aber ich hoffe, man versteht, was ich meine) und mit 30 wäre es das gewesen. Bitte entschuldigt, ich möchte hier auf keinen Fall andere abstempeln, die älter als ich sind. Das seltsame ist, dass ich das mit dem Alter nur auf mich beziehe und andere Menschen nicht danach bewerte.
Dieser Zustand wird immer schlimmer für mich. Sogar ein Altersunterschied von 2 Jahren fühlt sich so an, als hätten die anderen viel mehr Zeit als ich, wenn sie die Jüngeren sind. Ich denke seit einiger Zeit extrem darüber nach, woher dieses Gefühl kommt und durch was es ausgelöst wird. Alles fällt mir seit einiger Zeit schwer und ich denke nur darüber nach, was alles vorbei sein könnte und was ich verpasst habe. Das Gedankenkarussell steht nicht still und ich frage mich ständig: sind 6 Jahre bis zu den 30 noch viel Zeit? Ist 24 noch jung oder alt?
Ich habe im Internet erschreckende Meinungen zu dem Thema gelesen, aber auch den fast standardmäßigen Satz „man ist immer so alt, wie man sich fühlt“, was ja auch irgendwo stimmt. Aber er kann diese innere Zerrissenheit und Angst in mir nicht lindern.
Ich habe keine richtige Familie. In meiner Familie gab/gibt es sehr viel Gewalt, besonders emotionale. Es geht nur um das Aussehen, Status und Ansehen und ich traue mich gar nicht, hier öffentlich die Dinge zu beschreiben, die meine Kindheit und Jugend geprägt haben. Ich habe mich vor einem Jahr dazu entschlossen, den Kontakt völlig abzubrechen und nur noch zu meinen Eltern zu halten, da das Verhältnis zum Glück einigermaßen funktioniert, auch wenn sehr vieles nicht funktioniert und einige meiner Freunde es eigentlich besser finden würden, wenn ich mich auch von ihnen lösen würde. Aber es sind nun mal meine Eltern und vielleicht kennt ihr das ja auch, man macht Fehler und man liebt sich trotzdem. Es ist sehr schwer, jemanden abzuschreiben oder auf größere Distanz zu halten, wenn man weiß, man liebt sich Gegenseitig und dass die andere Seite die Fehler bereut.
Mit 14 wurde ich ganz schlimm Magersüchtig und bin eigentlich fast daran gestorben, ohne dass ich es bewusst wahrgenommen habe. Mit 16 kam ich wegen Depressionen, Selbstmordgefährdung und eben wegen meiner Magersucht in eine Klinik. Mit 17 hatte ich einen Selbstmordversuch. Weil ich nicht mehr weiterwusste, habe ich mich betrunken, habe gefeiert, obwohl ich es eigentlich nicht immer wollte und habe mich oft einsamer und trauriger gefühlt, als jeder andere Mensch in meiner Umgebung. Ich habe immer gelächelt und gesagt, es ist alles in Ordnung, nur um dann allein für mich zu heulen, weil ich eigentlich total fertig war. Ich war nicht am Boden, ich war total fertig. Als ich mit 17 einigermaßen angefangen habe wieder wenigstens im Ansatz ein bisschen Land in diesem ganzen Chaos zu sehen, ist mir etwas ganz Schreckliches passiert. Etwas, das ich niemanden auf der Welt wünsche. Ein junger Typ hat mich fast vergewaltigt und mir angedroht, dass er mich umbringt, wenn ich mich wehre. Er hat mich angefasst und festgehalten und auch wenn ich mich nicht mehr ganz an alles erinnern kann (warum auch immer) weiß ich noch ganz genau, wie ich wirklich mir in einer Endlosschleife dachte „Er bringt mich um. Er wird mich umbringen!“
Ich habe geweint und um Hilfe geschrien, gerade weil noch andere Männer in der Nähe waren. Aber keiner hat mir geholfen. Einer hat sogar betroffen geschwiegen und weggesehen, als ich ihn angesehen habe. Der Freund des Täters hat dann nur gemeint, dass ich mich mit Absicht zu ziere und es doch eigentlich auch will. Alles ganz schlechtes Kino, so schlecht, dass ich mir selbst als Betroffene ganz schwer vorstellen kann, dass das wirklich alles passiert ist. Ich habe mich in diesem Moment ganz weit weg von mir selbst gefühlt und irgendwann war innerlich alles tot in mir. Rausgekommen bin ich eigentlich nur aus der Situation, weil der Typ damals ziemlich betrunken und deswegen etwas fahrig war. Er hat einen Moment lang nicht richtig aufgepasst (oder was auch immer) und ich habe mich losgerissen und konnte abhauen. Gott, ich habe mich so furchtbar geschämt. Ich habe zwar mit meinem Umfeld versucht, darüber zu reden, aber bis auf ein „Du übertreibst und steigerst dich total da rein. Es ist ja nicht so, als wärst du wirklich vergewaltigt worden“, ein „Und was willst du jetzt machen? Du kannst gar nichts machen“, oder sogar ein „Du bist selbst schuld, wenn du allein nachhause gehst und so geschminkt im Top rumläufst“ kam nichts. Ich habe das Erlebnis total verdrängt, mit 17 habe ich noch nicht so viel darüber nachgedacht, wie einschneidend das alles sein kann.
Meine Angst vor Männern wurde immer größer. Was aber auch daran lag, dass ich dazwischen immer wieder Männer getroffen bin, die ein „Nein“ nicht akzeptiert haben. Vorne weg ein angeblich guter Freund von mir, der am Ende vermutlich so frustriert (oder was auch immer) davon war, dass ich einfach seine Verliebtheit mir gegenüber nicht erwidern konnte, dass er sein wahres Gesicht gezeigt und am Ende Dinge getan hat, die ich heute als sehr bedenklich einstufe und als absolut. frauenverachtend und mit Absicht verletzend. Doch damals, wie auch noch heute frage ich mich oft „was ist nur falsch an mir?“
Ich kann einfach nicht vergessen wie er mehrmals zu mir sagte „Ich bin der einzige Mensch, der wirklich zu dir passt. Welcher Mann will denn so jemanden wie dich?“
Ich habe mich oft unsterblich verliebt, aber nur um am Ende zu erfahren, dass diese Männer mich salopp gesagt nur fürs Bett wollten oder als Spielzeug ansahen. Das tut weh, es enttäuscht, denn ich bin alles andere als eine Frau, die sich so darstellt.
Jetzt bin ich in einem Alter, in dem man mehr zu sich findet, glaube ich. Viele Freunde von mir verloben sich, wissen in welche Richtung es beruflich geht und sind größtenteils mit ihrem Leben zufrieden. Ich selbst habe einen festen Job, einen großen Freundeskreis, ja ich sollte eigentlich mehr oder weniger glücklich sein, aber ich bin es nicht. Mich haben so unglaublich viele Menschen, die ich aufrichtig geliebt habe und für die ich alles getan hätte, im Stich gelassen und unglaublich verletzt. Ich habe meinen größten Traum aufgegeben und egal wie sehr ich mich auch in meiner Therapie anstrenge, es tun sich immer wieder neue schwarze Löcher auf. Ich bin seit einem halben Jahr wieder richtig rückfällig geworden, was meine Magersucht angeht. Es ist so furchtbar anstrengend und schwierig, dagegen anzukämpfen. Tag für Tag für Tag … Ich hatte wieder diese grauenvolle Tiefpunkte, diese Nächte, in denen man sich fragt, was wäre, wenn man einfach weg wäre. Wofür man eigentlich lebt. Ich fühle mich am falschen Platz, im falschen Leben und das Schlimmste ist, es ist trotzdem mein Leben. Ja ich weiß, dass ich jeden Tag etwas ändern kann. Aber es ist zur Zeit so schwierig und letzten Endes ist vieles vorbei. Es kommt nie wieder zurück.
Ich habe das Gefühl, dass in letzter Zeit alles in mir zusammenfällt und um mich herum zerbricht. Jeden Morgen stehe ich auf und frage mich, was nur aus mir werden soll. Ich wünsche mir ganz tief in meinem Inneren so inständig, mich einfach nur zu verlieben und diese Gefühle erwidert zu bekommen. Ohne bitteren Nachgeschmack, einfach einmal mit dem Gefühl, dass ein Mann mich so liebt, wie ich bin, mit all meinen Schwächen und Narben und Verletzungen, die das Leben in mir hinterlassen hat. Ich weiß, dass es großes Glück ist, dass eine Liebe für den Rest des Lebens andauert und ich gehe auch bei keinem Mann davon aus, dass es für die Ewigkeit ist. Aber man kann doch etwas Wunderbares und Wertvolles für einige Zeit zusammen haben und miteinander erleben? Ich habe so viel zu geben und in meinem Herzen ist so viel Platz für jemanden. Ich wünsche mir so sehr, einfach einmal „angekommen“ zu sein. Ein wenig ein Gefühl nach „Zuhause“ zu haben.
Eigentlich möchte ich keine Kinder und nicht heiraten, weil ich denke, dass es das für mich einfach nicht gibt. Ich habe so furchtbare Erinnerungen an meine Kindheit, dass ich Angst hätte, unbewusst etwas auf meine Kinder zu übertragen und dadurch etwas in ihnen zu zerstören. Und ich kenne es nicht, ich weiß nicht, wie es ist, in einer mehr oder weniger intakten Familie zu sein. Natürlich weiß ich, dass jede Familie ihre Macken und Schwierigkeiten hat und dass es das Ideal nicht geben kann, das einem die Medien oft vorspielen, aber ich habe nicht umsonst den Kontakt zu meiner Verwandtschaft abgebrochen.
Ich bin kaputt, unbrauchbar und ich könnte einem Mann gar nicht das bieten, was er verdient. Welcher Mann will also wirklich jemanden wie mich? Ich fürchte mich immer so sehr vor diesem Moment, in dem mir klar wird, dass ich mich richtig verliebt habe. Ich bin in meinem Freundeskreis die Kümmerin. Ich versuche mich anzustrengen und mein Bestes zu geben. Ich lächle lieber, als der Öffentlichkeit zu zeigen, wie schwer mir manchmal das Leben fällt. Das ist zum Teil nicht richtig, ich weiß. Aber ich glaube von mir, dass ich nichts anderes richtig kann oder halbwegs hinbekomme, als mich um andere zu kümmern und ein bisschen der Grund dafür zu sein, dass sie lächeln.
Ich habe unglaubliche Angst vor dem Leben. Ich kann das Kopfkino nicht abstellen und ständig überlege ich, was an mir nicht richtig ist oder was nicht normal bei mir sein könnte. Ich kann einfach nicht damit aufhören mich selbst zu verabscheuen. Ich habe mich bewusst nicht in einem Forum für Essgestörte angemeldet, da dort einfach zu viele Gedanken wären, die mir eher beim rückfällig-sein helfen, als dabei, wieder hochzukommen. Vor kurzem habe ich gelesen, dass ab 30 die Fruchtbarkeit bei Frauen extrem abnimmt. Ich treffe immer mehr auf Menschen, die sagen, mit Ende 20 oder um die 30 ist man zu „alt“ für ein Kind. Und obwohl ich eigentlich keine Kinder möchte, denke ich mir „Ich würde gerne theoretisch selbst gerne entscheiden, wann und ob ich Kinder kriege und nicht die Natur oder die Gesellschaft“.
Vielleicht denke ich so viel in letzter Zeit über mein Alter nach, weil die Jahre so schnell vorbei gegangen sind, zumindest meinem Empfinden nach. Aber ich suche auch nach Antworten, deren Fragen ich noch gar nicht kenne oder bewusst erfassen kann.
So, das war soweit das Gröbste zu meiner momentanen Situation. Ich könnte so viele Seiten zu meinem Leben schreiben und was mir bisher alles (leider) schon widerfahren ist, aber ich möchte hier auch keinen überladen. Wie bereits schon gesagt, vielen Dank fürs Lesen und noch viel mehr Dank für eventuelle Antworten! Ich hoffe so sehr, dass es jemanden vielleicht zum Teil so wie mir selbst geht oder mir ein wenig davon erzählen kann, wie er oder sie aus dieser „middle 20“-Crisis rausgekommen ist.
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich bin vor kurzem 24 Jahre alt geworden und wenn ich auf mein Leben zurückblicke, gibt es mehr, dass harte Spuren hinterlassen hat als Dinge, für die ich wirklich dankbar bin. Seit einiger Zeit fühle ich mich „alt“. Es ist, als würde ich morgen 30 werden. Jeden Tag frage ich mich „Wo ist nur die ganze Zeit geblieben?“ und fühle mich so, als würde ich innerlich sterben. Als würde ich meine Zeit verlieren, als würde sie wirklich ablaufen (ich weiß, dass unsere Zeit ab der Geburt abläuft, aber ich hoffe, man versteht, was ich meine) und mit 30 wäre es das gewesen. Bitte entschuldigt, ich möchte hier auf keinen Fall andere abstempeln, die älter als ich sind. Das seltsame ist, dass ich das mit dem Alter nur auf mich beziehe und andere Menschen nicht danach bewerte.
Dieser Zustand wird immer schlimmer für mich. Sogar ein Altersunterschied von 2 Jahren fühlt sich so an, als hätten die anderen viel mehr Zeit als ich, wenn sie die Jüngeren sind. Ich denke seit einiger Zeit extrem darüber nach, woher dieses Gefühl kommt und durch was es ausgelöst wird. Alles fällt mir seit einiger Zeit schwer und ich denke nur darüber nach, was alles vorbei sein könnte und was ich verpasst habe. Das Gedankenkarussell steht nicht still und ich frage mich ständig: sind 6 Jahre bis zu den 30 noch viel Zeit? Ist 24 noch jung oder alt?
Ich habe im Internet erschreckende Meinungen zu dem Thema gelesen, aber auch den fast standardmäßigen Satz „man ist immer so alt, wie man sich fühlt“, was ja auch irgendwo stimmt. Aber er kann diese innere Zerrissenheit und Angst in mir nicht lindern.
Ich habe keine richtige Familie. In meiner Familie gab/gibt es sehr viel Gewalt, besonders emotionale. Es geht nur um das Aussehen, Status und Ansehen und ich traue mich gar nicht, hier öffentlich die Dinge zu beschreiben, die meine Kindheit und Jugend geprägt haben. Ich habe mich vor einem Jahr dazu entschlossen, den Kontakt völlig abzubrechen und nur noch zu meinen Eltern zu halten, da das Verhältnis zum Glück einigermaßen funktioniert, auch wenn sehr vieles nicht funktioniert und einige meiner Freunde es eigentlich besser finden würden, wenn ich mich auch von ihnen lösen würde. Aber es sind nun mal meine Eltern und vielleicht kennt ihr das ja auch, man macht Fehler und man liebt sich trotzdem. Es ist sehr schwer, jemanden abzuschreiben oder auf größere Distanz zu halten, wenn man weiß, man liebt sich Gegenseitig und dass die andere Seite die Fehler bereut.
Mit 14 wurde ich ganz schlimm Magersüchtig und bin eigentlich fast daran gestorben, ohne dass ich es bewusst wahrgenommen habe. Mit 16 kam ich wegen Depressionen, Selbstmordgefährdung und eben wegen meiner Magersucht in eine Klinik. Mit 17 hatte ich einen Selbstmordversuch. Weil ich nicht mehr weiterwusste, habe ich mich betrunken, habe gefeiert, obwohl ich es eigentlich nicht immer wollte und habe mich oft einsamer und trauriger gefühlt, als jeder andere Mensch in meiner Umgebung. Ich habe immer gelächelt und gesagt, es ist alles in Ordnung, nur um dann allein für mich zu heulen, weil ich eigentlich total fertig war. Ich war nicht am Boden, ich war total fertig. Als ich mit 17 einigermaßen angefangen habe wieder wenigstens im Ansatz ein bisschen Land in diesem ganzen Chaos zu sehen, ist mir etwas ganz Schreckliches passiert. Etwas, das ich niemanden auf der Welt wünsche. Ein junger Typ hat mich fast vergewaltigt und mir angedroht, dass er mich umbringt, wenn ich mich wehre. Er hat mich angefasst und festgehalten und auch wenn ich mich nicht mehr ganz an alles erinnern kann (warum auch immer) weiß ich noch ganz genau, wie ich wirklich mir in einer Endlosschleife dachte „Er bringt mich um. Er wird mich umbringen!“
Ich habe geweint und um Hilfe geschrien, gerade weil noch andere Männer in der Nähe waren. Aber keiner hat mir geholfen. Einer hat sogar betroffen geschwiegen und weggesehen, als ich ihn angesehen habe. Der Freund des Täters hat dann nur gemeint, dass ich mich mit Absicht zu ziere und es doch eigentlich auch will. Alles ganz schlechtes Kino, so schlecht, dass ich mir selbst als Betroffene ganz schwer vorstellen kann, dass das wirklich alles passiert ist. Ich habe mich in diesem Moment ganz weit weg von mir selbst gefühlt und irgendwann war innerlich alles tot in mir. Rausgekommen bin ich eigentlich nur aus der Situation, weil der Typ damals ziemlich betrunken und deswegen etwas fahrig war. Er hat einen Moment lang nicht richtig aufgepasst (oder was auch immer) und ich habe mich losgerissen und konnte abhauen. Gott, ich habe mich so furchtbar geschämt. Ich habe zwar mit meinem Umfeld versucht, darüber zu reden, aber bis auf ein „Du übertreibst und steigerst dich total da rein. Es ist ja nicht so, als wärst du wirklich vergewaltigt worden“, ein „Und was willst du jetzt machen? Du kannst gar nichts machen“, oder sogar ein „Du bist selbst schuld, wenn du allein nachhause gehst und so geschminkt im Top rumläufst“ kam nichts. Ich habe das Erlebnis total verdrängt, mit 17 habe ich noch nicht so viel darüber nachgedacht, wie einschneidend das alles sein kann.
Meine Angst vor Männern wurde immer größer. Was aber auch daran lag, dass ich dazwischen immer wieder Männer getroffen bin, die ein „Nein“ nicht akzeptiert haben. Vorne weg ein angeblich guter Freund von mir, der am Ende vermutlich so frustriert (oder was auch immer) davon war, dass ich einfach seine Verliebtheit mir gegenüber nicht erwidern konnte, dass er sein wahres Gesicht gezeigt und am Ende Dinge getan hat, die ich heute als sehr bedenklich einstufe und als absolut. frauenverachtend und mit Absicht verletzend. Doch damals, wie auch noch heute frage ich mich oft „was ist nur falsch an mir?“
Ich kann einfach nicht vergessen wie er mehrmals zu mir sagte „Ich bin der einzige Mensch, der wirklich zu dir passt. Welcher Mann will denn so jemanden wie dich?“
Ich habe mich oft unsterblich verliebt, aber nur um am Ende zu erfahren, dass diese Männer mich salopp gesagt nur fürs Bett wollten oder als Spielzeug ansahen. Das tut weh, es enttäuscht, denn ich bin alles andere als eine Frau, die sich so darstellt.
Jetzt bin ich in einem Alter, in dem man mehr zu sich findet, glaube ich. Viele Freunde von mir verloben sich, wissen in welche Richtung es beruflich geht und sind größtenteils mit ihrem Leben zufrieden. Ich selbst habe einen festen Job, einen großen Freundeskreis, ja ich sollte eigentlich mehr oder weniger glücklich sein, aber ich bin es nicht. Mich haben so unglaublich viele Menschen, die ich aufrichtig geliebt habe und für die ich alles getan hätte, im Stich gelassen und unglaublich verletzt. Ich habe meinen größten Traum aufgegeben und egal wie sehr ich mich auch in meiner Therapie anstrenge, es tun sich immer wieder neue schwarze Löcher auf. Ich bin seit einem halben Jahr wieder richtig rückfällig geworden, was meine Magersucht angeht. Es ist so furchtbar anstrengend und schwierig, dagegen anzukämpfen. Tag für Tag für Tag … Ich hatte wieder diese grauenvolle Tiefpunkte, diese Nächte, in denen man sich fragt, was wäre, wenn man einfach weg wäre. Wofür man eigentlich lebt. Ich fühle mich am falschen Platz, im falschen Leben und das Schlimmste ist, es ist trotzdem mein Leben. Ja ich weiß, dass ich jeden Tag etwas ändern kann. Aber es ist zur Zeit so schwierig und letzten Endes ist vieles vorbei. Es kommt nie wieder zurück.
Ich habe das Gefühl, dass in letzter Zeit alles in mir zusammenfällt und um mich herum zerbricht. Jeden Morgen stehe ich auf und frage mich, was nur aus mir werden soll. Ich wünsche mir ganz tief in meinem Inneren so inständig, mich einfach nur zu verlieben und diese Gefühle erwidert zu bekommen. Ohne bitteren Nachgeschmack, einfach einmal mit dem Gefühl, dass ein Mann mich so liebt, wie ich bin, mit all meinen Schwächen und Narben und Verletzungen, die das Leben in mir hinterlassen hat. Ich weiß, dass es großes Glück ist, dass eine Liebe für den Rest des Lebens andauert und ich gehe auch bei keinem Mann davon aus, dass es für die Ewigkeit ist. Aber man kann doch etwas Wunderbares und Wertvolles für einige Zeit zusammen haben und miteinander erleben? Ich habe so viel zu geben und in meinem Herzen ist so viel Platz für jemanden. Ich wünsche mir so sehr, einfach einmal „angekommen“ zu sein. Ein wenig ein Gefühl nach „Zuhause“ zu haben.
Eigentlich möchte ich keine Kinder und nicht heiraten, weil ich denke, dass es das für mich einfach nicht gibt. Ich habe so furchtbare Erinnerungen an meine Kindheit, dass ich Angst hätte, unbewusst etwas auf meine Kinder zu übertragen und dadurch etwas in ihnen zu zerstören. Und ich kenne es nicht, ich weiß nicht, wie es ist, in einer mehr oder weniger intakten Familie zu sein. Natürlich weiß ich, dass jede Familie ihre Macken und Schwierigkeiten hat und dass es das Ideal nicht geben kann, das einem die Medien oft vorspielen, aber ich habe nicht umsonst den Kontakt zu meiner Verwandtschaft abgebrochen.
Ich bin kaputt, unbrauchbar und ich könnte einem Mann gar nicht das bieten, was er verdient. Welcher Mann will also wirklich jemanden wie mich? Ich fürchte mich immer so sehr vor diesem Moment, in dem mir klar wird, dass ich mich richtig verliebt habe. Ich bin in meinem Freundeskreis die Kümmerin. Ich versuche mich anzustrengen und mein Bestes zu geben. Ich lächle lieber, als der Öffentlichkeit zu zeigen, wie schwer mir manchmal das Leben fällt. Das ist zum Teil nicht richtig, ich weiß. Aber ich glaube von mir, dass ich nichts anderes richtig kann oder halbwegs hinbekomme, als mich um andere zu kümmern und ein bisschen der Grund dafür zu sein, dass sie lächeln.
Ich habe unglaubliche Angst vor dem Leben. Ich kann das Kopfkino nicht abstellen und ständig überlege ich, was an mir nicht richtig ist oder was nicht normal bei mir sein könnte. Ich kann einfach nicht damit aufhören mich selbst zu verabscheuen. Ich habe mich bewusst nicht in einem Forum für Essgestörte angemeldet, da dort einfach zu viele Gedanken wären, die mir eher beim rückfällig-sein helfen, als dabei, wieder hochzukommen. Vor kurzem habe ich gelesen, dass ab 30 die Fruchtbarkeit bei Frauen extrem abnimmt. Ich treffe immer mehr auf Menschen, die sagen, mit Ende 20 oder um die 30 ist man zu „alt“ für ein Kind. Und obwohl ich eigentlich keine Kinder möchte, denke ich mir „Ich würde gerne theoretisch selbst gerne entscheiden, wann und ob ich Kinder kriege und nicht die Natur oder die Gesellschaft“.
Vielleicht denke ich so viel in letzter Zeit über mein Alter nach, weil die Jahre so schnell vorbei gegangen sind, zumindest meinem Empfinden nach. Aber ich suche auch nach Antworten, deren Fragen ich noch gar nicht kenne oder bewusst erfassen kann.
So, das war soweit das Gröbste zu meiner momentanen Situation. Ich könnte so viele Seiten zu meinem Leben schreiben und was mir bisher alles (leider) schon widerfahren ist, aber ich möchte hier auch keinen überladen. Wie bereits schon gesagt, vielen Dank fürs Lesen und noch viel mehr Dank für eventuelle Antworten! Ich hoffe so sehr, dass es jemanden vielleicht zum Teil so wie mir selbst geht oder mir ein wenig davon erzählen kann, wie er oder sie aus dieser „middle 20“-Crisis rausgekommen ist.