Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

midlife crisis, Lebenskrise

Chris45

Neues Mitglied
Hallo,

mein Name ist Chris, bin 47 Jahre alt, und steck gerade in einer Sinnkrise. Vielleicht ist es auch die berüchtigte Midlife-Crisis. Wie auch immer, ich stell mir gerade immer öfters die Sinnfrage und hab Angst, in eine Depression abzurutschen.
Eigentlich sollte es mir sehr gut gehen, bin verheiratet, hab 2 Kinder, Familie, einen gut bezahlten Job, ein Haus, könnte mir was leisten (was ich eigentlich gar nicht will) und steh mitten im Leben. Aber gefühlt viel Stress und sehr unglücklich.


  • Beruflich ausgebrannt, seit 20 Jahren beim selben Arbeitgeber, kann mich aber schon längst nicht mehr mit der Firma identifizieren, alles sehr chaotisch zurzeit und die Zukunftsaussichten nicht ganz so gut, mit Stellenabbau und schlechter Stimmung. Und gedanklich häng ich immer noch an der „guten alten Zeit“.
  • Im Privaten ist es oft nur noch eine Zweckgemeinschaft. Zuneigung ist noch da, aber die Leidenschaft hat sich über die Jahre einfach abgenutzt. Trotzdem fühlt es sich an, als würde unsere Familie nur noch wegen der Kinder zusammengehalten. Nach der Arbeit noch das nötigste organisieren, Fernseher an, Flasche Wein auf und abschalten. Ist natürlich nicht immer so, fühlt sich aber gerade nur noch so an.
  • Mein bester Freund ist 400 km entfernt und andere Freunde sind mir nicht so nah, dass ich mit ihnen alles besprechen könnte.
  • Dort wo ich wohne, gibt es großen Streit und Ärger mit den Nachbarn. So dass ich auch hier keine so rechte Bindung mehr fühle. „My Home“ ist leider nicht mehr „My Castle“. War mir das doch immer wichtig, so belastet mich das zurzeit nur noch.


Ich war bis vor einem Jahr mal für 2 Jahre in einem anderen Standort „entliehen“. Tolle Atmosphäre, neue Freunde, neue Umgebung, tolle Stadt. Die Arbeit hat mir sehr große Freunde und Lebens-Sinn gegeben. War dann während dieser Zeit nur am Wocheende zuhause und hatte weitgehend ein selbstbestimmtest Leben.
Nun wo ich in meine alte Abteilung zurückgekehrt bin, fühlt es sich so fremd an. Bin dort nur noch wegen der vermeintlichen Sicherheit und der sehr guten Bezahlung. Das ist der Preis, habe meine Seele an den Arbeitgeber verkauft. Paradox: Trotz dem, dass ich mit meiner Arbeit unglücklich bin, ist doch meine größte Sorge, keinen Job mehr zu haben.

Ich bin so zerrissen. Ich würde gerne mein Leben komplett über den Haufen werfen. Kündigen, neue Stadt, neuer Job, Familie ?.
Aber ich denke, dass es damit nicht getan sein könnte. Vielleicht ist das nicht die Lösung des Problems. Und dazu hab ich Verantwortung für meine Familie. Vielleicht steckt es tiefer und ich bin dann noch unglücklicher als vorher. Aber kann ich wirklich einfach nur zuwarten? Manchmal denk ich mir, das Beste was mir passieren könnte wäre gekündigt zu werden. Ein erzwungener Neuanfang.

Ist wohl im Vergleich zu vielen andren hier ein kleines Problem, aber ich fühl mich gerade so neben mir, dass ich das hier loswerden musste. Vielleicht ging, geht es jemanden von euch ähnlich?

Besten Gruß, Chris
 

Quarks

Mitglied
Hallo Chris,

zu Deiner Schilderung fällt mir so einiges ein:

Zunächst ist es anscheinend für viele Menschen kein Problem, keinen Sinn im Leben zu sehen. Man liest schon mal von so hohlen Sprüchen wie "der Weg ist das Ziel" oder "das Ziel ist zu leben". Aber mit den Jahren gelangt man durchaus in eine Phase, in der das Fehlen von Lebenssinn auffällt. Das Schlimmste, was nach meiner Meinung nach passieren kann, ist: Man durchsteht diese Phase irgendwie und lebt danach weiterhin sinnlos wie bisher.

Sinn findet man nicht unter dem Bett wie seine Pantoffel. Sinn ist immer von einem Ziel abhängig.

Beispiel: Klaus will von Berlin nach Paris fahren, weil dort seine Familie lebt. Weil es ihm am Geld mangelt, geht er arbeiten, spart und lernt Französisch. Nachdem er genügend Geld gespart hat, kauft er sich ein Ticket, packt seine Koffer, besteigt einen Zug nach Paris. Jede dieser Maßnahmen ist sinnvoll, weil jede Maßnahme ihn seinem Ziel näher bringt. Aber es gilt: "Kein Ziel - keinen Sinn."

Es scheint so, als ob der Arbeitsplatzwechsel Dir große Freude bereitet hat. An dem Ort war wohl alles toll. Ja, vielleicht ist so ein Arbeitsplatzwechsel hilfreich. Ja, vielleicht ist der Umzug in eine neue Stadt sinnvoll. Aber diese und evt. weitere Veränderungen sind nur dann sinnvoll, wenn sie Dich Deinem Ziel näher bringen. Solltest Du kein übergeordnetes Ziel kennen, dann droht die Gefahr, dass Du früher oder später wieder auf Sinnlosigkeit stößt mit der Folge, dass es Dir schlimmer gehen könnte, als vorher.

LG, Quarks
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Alles hinschmeißen wäre sehr, sehr dumm. Und sehr verantwortungslos den Kindern gegenüber.

Ich würde das, was Stabilität verleiht, beibehalten, aber modifizieren.

(Bist du Alleinverdiener?)
 
G

Gelöscht 54649

Gast
Ich denke, dass im Leben die Menschen um uns herum das Wichtigste sein sollten und nicht der Job.

Du schreibst, dass Du Dir etwas leisten könntest, aber das gar nicht willst, im materiellen Sinne.
Könntest Du Stunden reduzieren? 3/4 -Stelle, jeden Tag zwei Stunden weniger oder nur noch eine Viertagewoche? Vorübergehend oder dauerhaft. Das wäre doch ein schöner Luxus, oder?
Dann wärst Du abends nicht so platt bzw hättest einen Tag mehr frei, an dem Du mal Hobbys ausüben könntest
Du hättest mehr Zeit für Deine Beziehung. Die Zuneigung ist ja noch da, sagst Du... und dann bleibt die Weinflasche zu und die Glotze aus und ihr überlegt mal, was ihr sonst machen könntet. Schöne, interessante, verbindende Sachen.

Und nach einem Jahr guckst Du mal, wie stark das Bedürfnis, alles umzuwerfen, noch ist.
 

Yado_cat

Aktives Mitglied
Du weißt genau, was dich unzufrieden macht und machst trotzdem weiter?!

Warum kannst du dich nicht innerhalb der Firma jobtechnisch verändern, andere Position oder Niederlassung?
Ist das so unmöglich? Hast du es schon versucht?

Ich habe mich auch schon mehrmals wegbeworben, jedesmal hat der Chef sein Veto eingelegt, aber zumindest hat sich hinterher für mich etwas verändert, in Form von Gehaltserhöhung oder interessanteren Tätigkeiten.
Vielleicht bedauert man es sogar im Job, das du dich nicht mehr einbringst, vielleicht sieht man es in der anderen Niederlassung ebenso das du ein Gewinn warst und hätte dich gerne dort behalten.

Die Familie sitzen zu lassen und einem Abenteuer nachzujagen halte ich für ein NoGo, vermutlich ahnt deine Frau noch nicht einmal etwas von deinen Gedanken. Eigentlich sollte sie die Allererste sein, die von deiner Gemütsverfassung erfährt. Jede Beziehung ändert sich im Laufe der Zeit, es ist für mich total abwegig, das ich meinen Mann verlassen würde, nur weil die Leidenschaft nicht mehr so feurig lodert.

Und natürlich hängt es vor allem an dir etwas zu ändern. Mit den Leute zu reden, auch über deine Ängste, Sorgen und Befürchtungen.
 

tonytomate

Sehr aktives Mitglied
Dein Problem ist ein Wohlstandsproblem, dir geht es einfach zu gut. Ich denke, du solltest mal einen Gang zurückschalten und nur noch Teilzeit arbeiten. 4 Tage Woche. Deinen freien Tag nutzt du dann für dich ganz allein.
 

Chris45

Neues Mitglied
Ich denke es hat viel mit Selbstbestimmtheit zu tun. Und ja, ich gebe euch da vollkommen recht: Ich habe keine großen Ziele mehr! Aber ohne eigene Ziele ist man wohl grundsätzlich fremdbestimmt. Denn ich selbst nehme es ja so hin wie es ist und wie es kommt.

Das Ziel noch 8 Jahre durchzuhalten und dann mit 55 Jahren in den Ruhestand zu gehen hilft im Zweifel nicht. Was soll das überhaupt für ein Ziel sein?!

Aber so einfach ist es gerade nicht. Ich bin vom Innersten ein sehr sicherheitsbedürftiger und abwägender Mensch. Meine Überlegungen kreisen um die Themen, warum den sicheren Job aufgeben, die gute Bezahlung aufgeben, das Risiko eingehen aufgrund schlechter Wirtschaftslage dann vielleicht in 2 Jahren arbeitslos zu sein.
Arbeitskollegen machen es genauso. Augen zu und durch.

Meine Frau ist auch in Teilzeit berufstätig. Die Welt würde also nicht untergehen, wenn ich keinen Job mehr hätte. Habe ich mir doch vor einiger Zeit auf meinem Gefühls-Hoch geschworen, nie mehr einen Job zu machen der mir keinen Spaß macht. Ich bin sehr gut in dem was ich mache und was solls. Aber jetzt wo es soweit ist zu handeln, lauf ich wie gegen eine Mauer.

Gruß, Chris
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
G Midlife-Crisis Ich 10
G Absolute Midlife Crisis mit 32 Ich 22
O Lebenskrise, Trennung, Verzweiflung Ich 31

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben