Das erste mal jemanden verloren der mit etwas bedeutet oder bedeuten sollte habe ich im August 95. Damals starb mein Vater.Wenn ich heute so darüber nachdenke habe ich schon da nicht vernünftig mit dem Tod meines Vater abgeschlossen. Es waren merkwürdige Zeiten.Ich habe mich völlig daneben benommen. Ich war im vergleich zu heute absolut unzuverlässig.Habe in den Tag hinein gelebt und noch nicht mal ansatzweise das Leben ernst genommen. Vermutlich deshalb habe ich mich auch mit meinem Vater überhaupt nicht verstanden. Er hat mich nicht verstanden, was ich auch gut nachvollziehen kann. Ich war das krasse gegenteil zu ihm. Das einzig Positive das ich heute aus dieser zeit ihm gegenüber ziehen konnte war das ich Alkohol nur getrunken habe wenn ich lust dazu hatte. was eher selten der Fall war.Heute trinke ich ein zwei Gläser Jacky im Jahr. Er starb im Krankenhaus. Und wir, meine Mutter, meine Schwester und auch ich waren leider nicht bei ihm. Der Anruf aus der Klinik ist sehr spät gekommen. Und bis wir endlich in der Klinik waren, war es schon zu spät. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Aber ich glaube ich war nur kurz im Zimmer. Ich weis heute nicht mehr, wie ich heim gekommen bin, und ich weis auch nicht was meine Schwester und meine Mutter an diesem tag gemacht, gefühlt oder gesprochen haben. Ich hatte nur das Glück das meine damalige Freundin zu Besuch aus Göppingen da war. Ich wollte sie an dem Tag meinen Eltern vorstellen. Ich denke das auch sie völlig überfordert war mit mir und der Situation, aber sie hat es toll gemeistert. Sie gab mir zu diesem Zeitpunkt alles was ich brauchte. Leider habe ich ihr das im verlauf unserer Beziehung mehr schlecht als Recht gedankt. Das Leben ging weiter. meine Mutter war ab diesem Zeitpunkt ein Anker und ein Haken zugleich für mich. Ich Liebe Sie. Und ich vermisse Sie sehr. Sie hat mir in jeder Situation beigestanden. Ich habe versucht mein Leben in vernünftige Bahnen zu bekommen. Aber durch mein verhalten in der Vergangenheit habe ich mir vieles an wegen verbaut. Heute wünschte ich das ich mehr wie mein Vater gewesen wäre. Das was ich heute Lebe hätte viel früher geschehen müssen. 2009 als eigentlich mein Leben so langsam in eine Richtung ging die auch mein Vater erfreut hätte bekamen wir die Nachricht vom Arzt unserer Mutter das wir jetzt mit allem zu rechnen hätten. Sie war die letzten Jahre schon immer wieder Krank. Brustkrebs, Krebs im Unterleib. alles kam nacheinander. Und letztlich war der Krebs wieder da. überall. Die letzten paar Wochen ihrer Krankheit war Sie im Krankenhaus. Zuerst in einer Klinik auf der Normalen Station und zum Schluss in der Palliativ Station. Ich war auch da nicht oft bei ihr.Ich musste Arbeiten. wir haben häufig Telefoniert. Eigentlich sollte Sie zu meiner Schwester nach hause kommen. aber zum Ende ging es so schnell. Ich habe Sonntags noch mit Ihr telefoniert. Und zum ersten mal hat sie mir gesagt, wärend ihrer Zeit im Krankenhaus das sie Schmerzen habe. Ich wusste schon da, dass es nun zu ende gehen würde. Ich habe ihr gesagt, das ich am nächsten tag kommen und sie Besuchen würde. Ich war gerade mit Gina, meiner Hündin am Montag früh unterwegs, als meine Schwester anrief und sagte das sie mich gleich abholen würde. Mama würde es schlechter gehen. Ich lief mit Gina zurück und fuhr dann mit meiner Schwester ins Krankenhaus. Dort angekommen mussten wir feststellen das unsere Mutter bereits im Delirium war. Sie hatte so starke Medikamente bekommen das sie nicht mehr ansprechbar war. Zumindest war unser erster eindruck, dass sie nicht wirklich mitbekam was um sie geschah. Wir wechselten uns am Bett bei ihr ab. Irgendwann bin ich mit meinem Schwager nach hause gefahren.Gina musste ja wieder raus. 2 stunden später war ich wieder bei ihr. Meine Schwester ging für ein paar stunden nach Hause und so war ich allein mit ihr. Ich hielt ihre Hand und sprach mir alles von der Seele was mich bewegte.ich sagte ihr wie sehr ich sie Liebe, das mir mein verhalten in der Vergangenheit Leid tat und ich hoffte und bat sie zu warten bis meine Schwester wieder da war.Ich habe ihr gesagt, das Sie bald gehen dürfe.Sie solle nur warten bis meine Schwester wieder hier war und sich so wie ich auch verabschieden konnte. Als meine Schwester dann wieder da war sagte sie noch zu mir das ich morgens wieder kommen sollte. Ich sagte nichts dazu. Denn ich wusste, das es in dieser Nacht zu Ende gehen würde.Ich fuhr nach hause und kümmerte mich um Gina. Ich wartete. Ich Lag Wach im Bett und Gina lag in dieser Nacht bei mir. Sie merkte wohl das was los war. Und dann. in der Nacht rief mich mein Schwager an und sagte mir, das Mama eingeschlafen und nun bei Papa sei. Ich weinte lange. aber an Trauer war nicht zu denken. Ich musste arbeiten. Tja und der letzte Verlust den ich zu ertragen hatte war der Tod von Gina. Bei ihr zu Trauern war besonders schlimm. Sie war "Nur" ein Hund. aber Ich glaube das ich bei ihr auch jetzt noch am meisten trauer. Muss ich mich deshalb schämen? ich hoffe nicht. Sie starb am 30 Januar. Sie war Krank. konnte nur noch schlecht laufen. Ich war mit ihr Montags noch beim Tierarzt. Aber nach dem wir wieder zu hause waren hatte sie sich aufs bett gelegt und konnte ab dem Zeitpunkt nicht mehr aufstehen. Ich habe alles versucht. Ich habe sie vier tage lang versorgt.Rund um die Uhr. Ich habe ihr Bett gefühlte 100 mal gewaschen und ausgetauscht. denn sie konnte ja nicht mehr raus um ihr Geschäft zu erledigen. Als sie dann Donnerstags auch das Fressen einstellte habe ich sie erlöst. Ich bat darum das der Tierarzt kommt. Ich hielt sie im Arm und er gab ihr die Spritzen. Das war der Moment als bei mir etwas kaputt ging. Ich ging noch 3 tage arbeiten und habe dann alles geschmissen. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr. ich wollte nichts mehr. Meine Schwester hat mich zu diesem Zeitpunkt aus der ferne versucht wieder aufzurichten. Aber das ging nicht. Also hat sie mich zu sich befohlen. ich habe alles stehen und liegen lassen und bin zu ihr gefahren. Ich hab mich 6 Wochen lang verkrochen. Jetzt habe ich wieder einen Job. aber Glücklich? nein ! keine Spur.