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Rasha
Gast
Wir sind inzwischen beide erwachsen und haben unser eigenes Leben, aber noch immer kriegt meine Schwester den Hals nicht voll. Schon als wir Kinder und Jugendliche waren, und wir wuchsen mit sehr knappen Mitteln auf, hat sie mir nie etwas gegönnt, hat z. B. Süßigkeiten, die wir gemeinsam bekamen, geteilt und ihren Anteil gegessen, obwohl sie sie nicht mochte. Sie stahl mir meine Naschvorräte, benutzte heimlich meine Kosmetika (die wir uns selbst kaufen mussten), und wenn ich z. B. ein neues Buch besaß, schlich sie sich schon am nächsten Tag an und wollte es unbedingt ausleihen - Gratislesestoff. Wenn ich etwas hatte, was sie nicht besaß, z. B. neue Ohrringe, die ich mir mühsam abgespart hatte, versuchte sie mir sofort die Freude daran zu verderben, indem sie sagte, das sähe voll billig aus usw. Ich hatte damals ein Hobby, das teurer war als ihres, und auch das war ihr ein Dorn im Auge, weil sie keinen finanziellen Ausgleich für die Differenz bekommen hat. Das ganze lag sicherlich daran, dass wir, wie gesagt, wenig Geld hatten, aber noch heute macht sie mich fast krank. Während sie, ist sie bei uns ein paar Tage zu Besuch, die Bude gerne auf 30 Grad geheizt hat, zieht sie daheim einen Fleecepulli an, wenn sie friert. Bei mir hat sie jede Nacht ihr Iphone an der Ladestation, aber wehe, ich vergesse, bei ihr zu Hause das Licht auszuschalten, wenn ich einen Raum verlasse, dann werde ich direkt fünf Minuten lang zugetextet, das koste doch alles Geld und so. Meine Mutter hat uns beiden aus freien Stücken jahrelang eine Brillenversicherung finanziert, und als sie keine mehr brauchte (sie trägt jetzt keine Brille mehr) und meine Mutter mir die Versicherung trotzdem weiter zahlte, machte sie einen Mordsaufstand, bis meine Mutter ihr den Gegenwert alljährlich aufs Konto überwies. Meine Oma hat mir vor drei Jahren zu Weihnachten einen Gebrauchtwagen bezahlt und meiner Schwester das Geld überwiesen, da sagte meine Schwester noch am Telefon zu mir: "ja, das hätte ich aber auch nicht ok gefunden, wenn du das Auto gekriegt hättest udn ich nur nen Fuffi." Ein andermal schenkte uns meine Oma Geld. Sie gab es mir in bar und wollte es ihr, die weit weg wohnt, auch persönlich geben und nicht überweisen. Worauf sie sich bei mir darüber aufregte, dass ihr deshalb Zinsen flöten gingen. Wenn sie mich mit einem Mietwagen besucht, bleibt dieser gepflegt stehen und wünscht sich z. B. eine Shoppingfahrt in die 70 Km entfernte Großstadt - wenn ich dann sage, ich fahr mit dem Auto da nicht hin, wenn, nehmen wir den Zug, ist sie eingeschnappt, weil ihr der Zug nicht bequem genug ist (und natürlich auch was kostet). Dass ich mein Pferd kostenlos bei meinem Onkel unterstellen kann seit vielen Jahren, wurmt sie total, weil sie von ihm keinen Gegenwert bekommt - aber sie interessiert sich halt nicht für Pferde. Wir trennen eine Restaurantrechnung Paar für Paar fünfzig Prozent, ohne dass sich jemand etwas dabei denkt, und drei Tage später macht sie dann bei mir im Chat die Wallung, mein Mann habe für 10 Euro mehr gegessen als der Durchschnitt, und das sei voll die Unverschämtheit und ab sofort würde jeder für sich bezahlen, dass ich es nur wüßte. Einmal hat sie eine Woche bei einer Freundin gewohnt, natürlich auch dort geduscht und gegessen, und in der Zeit kaufte sie sich ein Getränk mit 15 Cent pfand. Anstatt die leere Flasche zu den Pfandflaschen der Freundin zu stellen, damit die sie wegbringt, hat sie sie auf eine 30 km weite Autofahrt mitgenommen, um sie zurückzubringen und das Geld zu bekommen. Sich selbst gönnt sie alles, und sie hetzt auch immer so nebenbei über diejenigen, die es nicht können (z. B. dass ungezupfte Augenbrauen total ungepflegt aussähen, sie sich die billigen Drogeriecremes nicht ins Gesicht schmiert, die kosten nur vier Euro, das kann ja nix sein), aber ganz ehrlich, diese Pfennigfuchserei, wenn es darum geht, dass sie Angst hat zu wenig zu kriegen oder einen Cent zuviel ausgeben zu müssen, macht mich krank. Wie kann ich damit besser umgehen? Ich möchte sie nicht verlieren, aber diese Marotte, dieses den-Hals-nicht-vollkriegen, das verursacht mir Magenschmerzen.a