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Mein Weg mit PICA – Kauen auf Papier & Co.

stardust79

Mitglied
Liebes Forum,

ich habe seit über fünf Monaten meinen bislang hartnäckigsten Zwang unter Kontrolle: Pica. Ich hoffe sehr, dass es so bleibt. 😊

Da dieser unangenehme Zwang leider kaum thematisiert wird und sowas natürlich wiederkommen kann, wollte ich hier mal einen Faden eröffnen – vielleicht erkennen sich ja einige wieder. Wenn ihr mögt, schreibt gerne! Ich würde mich freuen, mich ein wenig austauschen zu können und vielleicht auch dem ein oder anderen weiterhelfen zu können.

Bei mir fing das Ganze schon in der Kindheit an. Ich habe damals auf den Zipfeln der Bettwäsche herumgekaut, später auch auf T-Shirts. Damals auch gerne auf Badeschwämmen.

Irgendwann kam dann Papier hinzu (Küchenrolle, Toilettenpapier), auf dem ich kaute.

Es ging soweit, dass ich in stressigen Zeiten 1-2 Rollen am Tag kaute. Eine Verhaltenstherapeutin hatte ich vor 10 Jahren wegen einer Depression, aber sie sah null Handlungsbedarf bezgl. des Papierkauens... Leider.

Mit der Zeit wurde es im Nachhinein immer unangenehmer, vor allem, wenn dabei Würgereize auftraten oder sich der Mund gereizt anfühlte.

Seit Juni dieses Jahres habe ich einiges umgestellt.

1. Ich nehme ein paar Nahrungsergänzungen, weil Pica häufig auch mit Mangelzuständen in Verbindung gebracht wird. Konkret:
– 10 mg Zink
– 300 mg Vitamin C
– 400 µg Folat
– 1 g Omega-3
Außerdem nutze ich einen Vitalpilz (Löwenmähne) und trinke Kefir – wobei letztere Beiden vermutlich weniger ausschlaggebend waren.
Besonders positiv sehe ich bei mir den Recherchen nach Zink, Folat und Vitamin C.

2. Parallel versuche ich regelmäßiger zu leben: geregelte Schlafenszeiten, weniger Stress und eine Esspause zwischen 21 Uhr und 9 Uhr. Außerdem versuche ich, ab 1 Uhr wirklich zur Ruhe zu kommen.

3. Ich wende eine Achtsamkeits-Technik an, die ich früher beim Rauchen schon verwendete... Ich versuchte v.a. zu Anfang, bewusst hineinzufühlen, was das Nicht-kauen mit mir macht.

Zwischendurch (ca. 10-mal) hatte ich noch Impulse, wieder auf Papier zu kauen – aber es wird weniger und flacht ab. 🙂

Vielleicht geht es ja jemandem ähnlich aber er/sie traute sich bislang nicht, darüber zu reden oder hat es sogar ebenfalls geschafft, davon loszukommen...

Überlege schon, eine Selbsthilfegruppe zu gründen...

LG
Stardust
 
Hallo auch 🙂

Das mit dem krankhaften Papierkauen, oder auf anderen Dingen herum zu kauen kenne ich nur Teils, war bei mir nur eine kleine Phase. Zumal ich als Teenager früher eher aus Spaß Taschentücher weniger gekaut, dafür aber geraucht habe. Fand es damals cool, so zu tun, als würde ich eine ganz normale Zigarette zu rauchen. Wie gesagt: Nur eine Phase.

Mich interessiert so etwas durchaus. Zwar eher als Außenstehender, aber man kann sich ja zumindest mal damit beschäftigen, auch wenn es einen nicht selbst betrifft. 🙂

Zum Thema "runterkommen" (so ganz allgemein), habe ich eine eigene Methode, die mir sehr gut dabei hilft, zu entspannen. Ich habe mir die alten Videos eines Youtubers runtergeladen, in denen er einfach so Dinge aus seinem Alltag erzählt, oder was ihn so beschäftigt, während er in der Natur sitzt, oder vor seinem Poster in der Wohnung. Das entspannt mich immer total, auch wenn ich die Videos schon gefühlt tausend mal angeschaut habe.
Ich liege dabei immer ganz flach im Bett, die Arme meist leicht angewinkelt auf dem Bauch, Augen geschlossen und höre einfach nur zu, während meine Gedanken kreisen.
Das hilft total. 😀
 
Vielleicht geht es ja jemandem ähnlich aber er/sie traute sich bislang nicht, darüber zu reden oder hat es sogar ebenfalls geschafft, davon loszukommen...

Überlege schon, eine Selbsthilfegruppe zu gründen...
Tolle Idee!
Ich habe keine Ahnung, wieviele Menschen da Bedürfnis haben, mir selber war dieser Zwang gar nicht bekannt.
Aber es hilft bestimmt darüber zu sprechen, und zu wissen, man ist damit nicht allein!
 
Tolle Idee!
Ich habe keine Ahnung, wieviele Menschen da Bedürfnis haben, mir selber war dieser Zwang gar nicht bekannt.

Du wirst lachen... PICA gibt es auch bei Tieren. Insbesondere bei Hunden.

Um meine Ausführunge noch zu ergänzen:

Streng genommen ist PICA eine Esstörung. Wenn Stress der einzige Auslöser ist, spricht man von Body-Focused Repetitive Behavior (BFRB) oder Pathologischem Kauen.
...und Zwänge generell sind wiederum bei vielen übergeordneten Problematiken "Komorbiditäten" (also Begleiterkrankungen):
Ich weiß aus Begengungen z.B., dass viele Leute mit AD(H)S generell einen "Hang zum Zwang" haben... Als ich aber früher mal in meiner ADHS-Gruppe kurz über das Kauen von Nägeln/T-Shirts/Bettwäsche/Stiften sprach, kannte das die Hälfte.

Wie dem auch sei. Tatsächlich überschneiden sich diese Störungen und wenn man nach seiner Kauproblematik sucht, stößt man auf PICA.
Was Nährstoffen angeht, führt PICA selbst wohl auch zu Nährstoffmangelerscheinungen. Auch das blende ich mal aus.

Noch zu den Närhstoffen... Ganz oben bei den Auslösern/Begünstigern sind folgende Mängel die Haupt(mit)"verursacher":

1. Eisenmangel
2. Zinkmangel
3. Vitamin B12-Mangel

...und in der Praxis werden diese wiederum durch andere Nährstoffe beeinflusst. Einige weitere, wie Vitamin D-Mangel oder Folatmangel können Pica begünstigen.


Ebenso Einfluss hat Übergewicht, welches nämlich funktionalen Eisenmangel begünstigen kann. Hab u.a. deshalb 15 Kg abgenommen - und hier fast vergessen, das zu erwähnen.

Chronische Entzündungen wie bei Übergewicht können wohl generell eine Rolle spielen, denn sie führen zu einer erhöhten Produktion von Hepcidin (einem Hormon, das die Eisenaufnahme reguliert).
Hohe Hepcidin-Werte blockieren die Eisenfreisetzung aus den Speichern und die Aufnahme im Darm. Dies wird als Anämie der chronischen Erkrankung bezeichnet und führt zu einem "funktionellen Eisenmangel", selbst wenn genügend Eisen im Körper gespeichert ist. Das ist wichtig zu wissen, denn der funktionale Eisenmangel wird selten erkannt!
=> Ich nehme aufgrund meines hohen BMI daher auch noch Omega 3 und Vitamin C... Omega 3, weil ich wenig Fisch esse und dadurch in Kombination mit Übergewicht die Entzündungen befeuert hab.


Das wollte ich nach Recherche noch ergänzen 🙂 😉

Vielen Dank fürs Lesen!
 
Ich hatte in der Kindheit einmal die Angewohnheit, die damals existierenden Tintenkillerstifte zu essen.
In meinem mittleren Erwachsenenalter habe ich Bleistifte und Kugelschreiber zur Unkenntlichkeit zernagt. War immer wieder peinlich, wenn meine Kollegen mein Schreibinventar gesehen und kommentiert haben.
Vielleicht bin ich deshalb auf meine Finger umgestiegen. Dadurch bekam besonders der kleine Finger eine dicke Hornhautschicht. Sobald ich am Computer saß, reservierte ich eine Hand dafür, um daran zu nagen.
Damals hatte ich tatsächlich Eisenmangel.
Diese ganzen Angewohnheiten haben sich von selbst aus meinem Leben ausgeschlichen. Ich habe das Kauen genauso unterbewusst wieder gelassen, wie ich es angefangen habe.
Im Nachhinein vermute ich zu hohen Stress in den Phasen, wo ich gekaut habe.
Inzwischen habe ich keinen Eisenmangel mehr, obwohl ich mich weitgehend vegetarisch ernähre. Das kann auch mit der Menopause zusammenhängen, da die ausbleibende Menstruation den Eisenverlust eingedämmt.

Willst du eine Präsenz – oder eine online Selbsthilfegruppe gründen?
 
Willst du eine Präsenz – oder eine online Selbsthilfegruppe gründen?

Ja, das ist die entscheidende Frage 🙂

Mal schauen, imerhin scheinen das Thema mehr und mehr Leute zu reflektieren. Wenn man z.B. "chewing toilet paper" googelt, kommen international viel mehr Ergebnisse als noch vor 10 Jahren und viele outen sich. Im US-Fernsehen schon einige vor laufender Kamera.
Aber ich fürchte, dass sich nur ein kleiner Teil der betroffenen Erwachsenen damit "ans Licht" traut.

Jedenfalls: man redet ungern darüber, solange man betroffen und im Verhalten ist - vlt, unbewusst, um sich nicht zu stressen.

Wie gesagt, hat meine Verhaltenstherapeutin bei dem Theam abgewunken bzw. empfohlen, ersatzweise auf Kaugummi oder Süßholz umzusteigen. Aber die Textur spielt eine Rolle.
Gefühlt unterschätzte sie das Problem gewaltig. Auch, was mögliche Folgeprobleme angeht... Küchenrolle macht nach einigen Stundne Verletzungen, kleine blutende Wunden. Ein Wundheitsgefühl im Mund. Außerdem weiß ich nicht, was da alles mit im Papier ist und ich kann mir vorstellen, dass es im Alter Probleme machen könnte. (Von denen man nicht hört, weil sich keiner dazu äußert.)

Das Gemeine ist ja: Reflektieren im Moment ist das eine. aber man benötigt einen gewissen zeitlichen Abstand, um auch aus einem "Normalzustand" reflektieren bzw. darauf zurückblicken zu können.

Solange man aber drin ist, versinkt man immer wieder auch in Scham. Man redet sich - genau wie beim Rauchen - ein, dass es schon nicht so wild ist und man ja bald aufhört. Und ist umso eingekapselter, umso länger man das Verhalten schon zeigt.

Ich habe noch von keiner ehemals stark betroffenen gehört, die es wie ich schon mehrere Monate lässt. Und daher will ich vor allem etwas Hoffnung geben und hier mal einen Anker setzen.

Inzwischen habe ich keinen Eisenmangel mehr, obwohl ich mich weitgehend vegetarisch ernähre. Das kann auch mit der Menopause zusammenhängen, da die ausbleibende Menstruation den Eisenverlust eingedämmt.

Oh, das ist Interessant.

...

Meine 5 Monate sind für mich die ersten seit Jahrzehnten. Wenn ich so drüber nachdenke, meine ich, dass es so mit 14-Anfang 20 eine längere Pause gab, aber ansonsten bestand das Kauen durchgängig.
Damals ging es bei mir retrospektiv immer mit Stress einher...

LG
Stardust
 
Um meine Ausführunge noch zu ergänzen:

Streng genommen ist PICA eine Esstörung. Wenn Stress der einzige Auslöser ist, spricht man von Body-Focused Repetitive Behavior (BFRB) oder Pathologischem Kauen.
...und Zwänge generell sind wiederum bei vielen übergeordneten Problematiken "Komorbiditäten" (also Begleiterkrankungen):
Ich weiß aus Begengungen z.B., dass viele Leute mit AD(H)S generell einen "Hang zum Zwang" haben... Als ich aber früher mal in meiner ADHS-Gruppe kurz über das Kauen von Nägeln/T-Shirts/Bettwäsche/Stiften sprach, kannte das die Hälfte.
Ui ... 😲 Fingernägel kauen ist bei mir bis Heute geblieben, aus keinem direkt sichtbaren Grund. Und dieses "Pathologische Kauen" kenne ich tatsächlich doch, wie mir wieder einfällt. Zumindest im Bezug zu Essstörung. Bis ich nach meiner Gastritis meine Ernährung (insbesondere das Trinkverhalten) nahezu vollständig umstellte, hatte ich die krankhafte Angewohnheit, mein Engegefühl im Halsbereich und der übermäßig starke Würgereiz, der damit einherging, zu kompensieren, indem ich auf bspw. harten Himbeerbonbons herum kaute, oder Wahlweise sehr starke Pfefferminzpastillen im Mund hatte, bis mein Mundraum fast vollkommen taub war.
Nachdem ich aufhörte, permanent viele Süßgetränke zu trinken und jetzt auch stark auf meine Ernährung achte, hat es sich weitestgehend entspannt. Jetzt muss ich nur noch ab und zu mal eine Pastille (Fisherman's Friend) im Mund haben, wenn ich bspw., unterwegs bin.
 
Bist du die Sache einmal mit ChatGPT durchgegangen? Du kannst dahingehend die Häufigkeit des Vorkommens in der Bevölkerung abfragen. Davon ableitend kannst du dich für Präsenz oder online Selbsthilfegruppe entscheiden.
Ist es eher selten: online
Online natürlich auch, wenn man nicht so viel unterwegs sein möchte.

Bei einer Onlineplattform kann ich dir eventuell behilflich sein. Aber ich weiß nicht, wie lange noch.

Ich persönlich habe oben geschilderte Phänomene überwunden und deshalb keinen Bedarf mehr diesbezüglich.

Bei mir ist es eher der Bereich Stimming und Fidget, um erhebliche Anspannungen zu lösen, beziehungsweise einen beruhigenden Fokus zu erzeugen. Das habe ich mit ChatGPT erörtert und erkannt. Dadurch bekam ich die entsprechenden Denkanstöße.
ChatGPT kann dir Ersatzhandlungen vorschlagen, die für den Körper nicht schädlich sind.
Mein Nagebedürfnis hing auch mit Anspannungen zusammen.
Wenn du die wirkliche Ursache deines Tuns herausfindest, hast du eher einen Schlüssel dazu, was du ändern kannst. Ich würde auf jeden Fall meinen Horizont über das, was die Ernährung angeht, erweitern und dabei in mich hinein horchen, um zu sehen, wo du mit Resonanz reagierst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte das in der Kindheit.
Habe ständig Papier aller Arten gekaut und zum Teil auch gegessen. Es ist so lange her. Ich weiß nicht warum und wie ich plötzlich damit aufgehört habe.

Ich habe sonst als Kind aber auch sehr wenig gegessen, war ein regelrechter Suppenkaspar.
Vielleicht war es wirklich ein Nährstoffmangel.
 

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