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Mein Tag als 'Deutsche Auslaenderin...'

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
H

HeilendeStimme

Gast
Hallo an alle Interessierten,

ich moechte gerne einmal meinen Alltag hier hinein stellen, um einfach mal
zu sehen, was Menschen zu sagen haben...

Ich bin Deutsch, aber habe seit 2 1/2 Jahren meinen amerikanischen Anhang. Mein Mann ist African-American, so auch mein kleiner suesser Stiefsohn, der gerade mal erst 3 1/2 ist. Die letzten 2 Jahren war ich auch in den USA mit meinem Mann gewesen - in Kansas... einem konservativen
Country-Staat, wo gemischte Ehen nicht so besonders gerne gesehen
werden. Von beiden Seiten. Die komischen Blicke war ich gewoehnt. Dass
unsere Nachbarn vor uns weg'rannten' (das ist nun nicht gelogen!!!) -
daran gewoehnte ich mich auch noch. Wir hatten unsere kleine Familie
mit unserem kleinen Zoo und nach einer Weile war das auch ok.

Seit 2 Monaten sind wir wieder in Deutschland. Ich dachte ja, in meinem
eigenen Land ist das alles gar nicht so schlimm... wir haben doch hier
nicht so ein Rassismusproblem wie in den USA. Hab ich gedacht. Da
ich mit dem Kleinen zu Hause bin, nehm ich ihn logischerweise auch
ueberall mit. Einkaufen, Behoerden etc. Nun zu meinen Alltagserlebnissen
in Deutschland.

Ich werde, obwohl ich Deutsche bin, im Prinzip wie ein Auslaender
behandelt - WENN ich den Kleinen mit dabei habe. Dann laeuft alles
sehr unfreundlich ab. Wenn ich alleine bin, bekomme ich meistens
ohne viel Diskussionen, was ich brauche.

Am tollsten fand ich die Behoerdengaenge (ich hatte den Kleinen mit
dabei) - da werde ich doch von ALLEN bloede angegafft. Sowohl
Angestellte als auch Buerger, die warten. Gut, das Gaffen bin ich
ja langsam gewoehnt. Aber dann kommt man zu den Bediensteten
und wird von vorn herein erst mal mit pampigen Ton 'bedient'. Informationen muss ich den Leuten aus der Nase ziehen, und am Ende weiss ich doch nicht alles und habe wieder einen Gang zur Behoerde umsonst gemacht, weil mir noch ein Papier fehlt. Dann werden sogar
Augen verrollt (?!). Ich versuche ja noch, mir immer zu denken: Diesen
Leuten ist wohl gerade eine Laus ueber die Leber gelaufen. Hat sicher
nix mit mir zu tun.

Hmmm.. ja... das kann ich mir vorsagen und vorsagen... und irgendwie
geht der Alltag aber genauso weiter. Warum muss der Kleine mit ernstem
Blick angestarrt werden, obwohl er gerade lacht und Spaesse macht?!
Das tut mir im Herzen weh!

Das dollste war in einem Innenraumspielplatz. Am Wochenende waren wir
ja nicht die einzigen Amerikaner, da ging's noch irgendwie. Unter der Woche war ich dort - der Kleine natuerlich der einzige, der eine andere
Hautfarbe hat. Ich haette die Augen auf dem Fussboden rollen sehen koennen, wenn sie nicht im Kopf angewachsen waeren. Und selbst wenn
ich zurueck starre, aendert sich nicht viel. Das finde ich frech. Es wird einem richtig vermittelt, was man denn da zu suchen hat?! Das schockierende und schmerzhafteste war dann, wie ein aelterer Junge (etwa 8 Jahre oder so) meinen Kleinen auf einmal in den Schwitzkasten nimmt und mit ihm anfaengt zu wrestlen. Ich dachte ich seh nicht richtig. Der Kleine sich natuerlich versucht zu befreien, aber bei einem 5 Jahre aelteren hat er keine Chance. Also bruellte ich mal da hoch (sie waren oben wo's in einem 'Kaefig" abgesichert zur Rutsche ging), was das soll, er solle ihn mal loslassen. So schnell habe ich noch keinen 8-jaehrigen rennen gesehen.

Ist schwierig fuer mich zu entscheiden, ob der Junge einfach nur ein
troublemaker war oder es mit der Hautfarbe zu tun hatte. Er war sehr quirlig, aber das habe ich bei keinem anderen gesehen. Fuehrt nun dazu,
dass ich dort nicht mehr hin gehen werde, denn ich wurde in allem was ich sagte und wie ich mich verhielt nur beobachtet und angestarrt. Schrecklich sowas.

Es tut mir wirklich im Herzen weh zu sehen, wie der Kleine behandelt wird - und er ist wirklich ein ganz liebes suesses Kind! Ich habe ein bisschen Angst davor, was noch kommen wird. Mir wird klar, dass wir in Deutschland nicht bleiben koennen. Das Problem wird ueberall dasselbe sein, aber in den USA hat er wenigstens genuegend andere Kinder, die 'wie er' sind.
Ich hasse dieses 'Rassentrennungsdenken', aber so ist die Gesellschaft?!

Was tun?

Es nervt mich einfach und ich bin am Ueberlegen, wie ich mich besser verhalten sollte, damit es mich nicht mehr stoert und den Leuten trotzdem
nicht ihr Verhalten gegoennt ist.

Ich habe hier nicht wirklich eine Frage - ich wollte das einfach mal schreiben und eroeffnen, um Menschen wissen zu lassen, was sie mit manchen Blicken anrichten koennen. Und ich bin einfach mal gespannt, was nun an Kommentaren kommt.

Ach uebrigens - auf der Post heute - eine alte Frau - sie sprach mich einfach darauf an. Sie dachte, ich sei die Au-Pair. Ich sagte "nein nein - ist mein Kind - mein Stiefsohn." Das aergerte mich ueberhaupt nicht, denn sie laechelte ihn als Kind an, weil es ein Kind ist!! Und sie sprach mich offen an und war einfach interessiert. Das ist was ganz anderes. Aber das Gaffen und unfreundliche Behandeln, das muss nicht sein und kann einen den ganzen Tag im Kopf herumschwirren.

Ich gehe langsam auf Kampfhaltung und bin bereit fuer alles... :eek:

Gruss an die Nation vom Stimmchen
 
G

Gast

Gast
wir leben auf der erde. wir sind menschen. ängste, frustration, sündenböcke. du weisst doch, was so zwischen den menschen alles schon abgegangen ist und noch abgeht.

ich kenn das auch. aber nicht von der hautfarbe her. ich bin ein kind von türken. meine mutter hat ein kopftuch. ich nicht. wenn ich draussen rumhänge, merken die meisten nicht dass ich türkin bin. ich bin hier aufgewachsen. und kann besser deutsch als manche schweizer. ich kenn die schweiz besser als manche schweizer. ich habe abitur. ich wurde als kind von kindern angepöbelt, die sich über allah lustig machen mussten. der witz, meine eltern sind relativ angepasst. und eigentlich sehr freundliche menschen. der eine italiener kommt und meint was von allah. weiss nicht, dass es das gleiche ist wie gott.
wenn ich mit mutter unterwegs bin, bekommen wir auch viele blicke ab. abschätzige. feindselige. das gleiche aber auch in der türkei, wenn ich in einem viertel rumlaufe, wo nicht die superreichen rumhängen, sondern die ärmere schicht. da bin ich denen dann auch ein dorn im auge, oder werde auch manchmal feindselig angeschaut, weil ich mit ner kippe in der hand rumlaufe. oder weil ich ne ganz andere benehmensart habe.
oder meine deutsche freundin.. vor vielen jahren in die schweiz eingewandert. sie hatte auch viele probleme in der schule. man sucht sich halt irgendwie leute, wo man ohne schlechtes gewissen seinen frust draufprojizieren kann. egal wo jetzt.

ich habe immer gedacht, als kind ist das normal. man weiss nicht viel, ist beeinflussbar, manipulierbar. als ich mit dem studium anfing, da fing ich mir an echt sorgen zu machen. weil ich sah, dass erwachsen sein nicht gleichbedeutend ist mit wirklich erwachsen sein. da gibt es viele die irgendwie weitermachen. mit beschränktheit, hetze, dummheit.

sogar in dem geschäft wo ich arbeite.. je nachdem in welcher gruppe du bist, wird es toleriert, dass man über jemanden herzieht.

es kommt soweit, dass ich in der türkei, die schweizer und christen verteidige. in der schweiz die türken und sonstwo irgendwen.
es ist mühsam.

es ist nunmal fakt, dass viele menschen ihre erfahrungen haben, ängste haben, unwissend sind.
für das letztbeschriebene menschliche (und allgemein für alles auf der erde existierende) attribut werde ich oft böse angeschaut. von allen.
dabei ist es ein fakt. die beschränktheit ist ein teil von uns. die ängste auch.
vielleicht fehlt das bewusstsein. es ist jammerschade. es ist ein elend. es gehört zur menschlichen geschichte.

zur menschlichen seite gehören aber auch diejenigen, die nen schritt weitergehen.
die sich dem entziehen. mensch zu mensch.

was willst du machen, wenn man menschen so erzieht indem man ihnen angst macht, dinge einbläut, die einfach nciht stimmen??? wenn man frauen erzählt, dass männer böse sind und nur auf das eine aus sind. wenn man männern ein bild von einer frau einbläut. wenn man menschen in europa ein bild von der usa und von den moslems einbläut.

der mensch ist selber schuld, wenn er nicht verantwortungsvoll lebt. also dinge hinterfragt. statt dessen nachquäkt. manchmal ist es so schlimm, dass all das eingebläute, die menschen soweit ängstigt, dass ein zusammentreffen nich möglich ist, und somit das eigene gedankengebäude geändert werden kann.

ja.. einmal.. haben einen schwarzen aus london hier kennengelernt.
er war in england aufgewachsen. hat hier für nen jahr gearbeitet.
er wurde auf der strasse ohne irgendwelche argumentation nach seinen papieren gefragt. schwarz = drogenkurier.
oder meine schweizer kollegen die lange haaren haben.
man wird total schnell schubladisiert. reaktionen.. emotionale, laufen sehr schnell ab.

es ist so.
das ist das reale.

ich wünsche dir kraft.
denn es braucht kraft.

gegen all die hunderttausende von vorurteilen.


aber du schreibst selber... "wie ein ausländer behandelt".

"ausländer" gibt es nicht.
"ausländer" werden gemacht.
die kategorien freund und feind von uns erstellt.
gemacht.
konstruiert.
leitlinien.

jeder der mitmacht ist selber schuld.
jeder der nicht mitdenkt und sich dagegen nicht wehrt auch.

alles was einem zugute kommt, ist ok.
erst wenn man darunter leidet, fängt man an sich dagegen zu wehren.
ok... gibt auch exemplare die das auch so nicht gut finden.
die nicht wegschauen.


ja kinder, die lustig drauf sind.
das ertragen gewisse erwachsene nicht, weil sie tödlich frustriert sind.

hart aber wahr.

rassentrennung.

es gibt viele andere trennungen.

wenn die welschschweizer über die deutschschweizer herziehen.

man kann mit humor damit umgehen.
man kann sich seine eigenen vorurteile bewusst werden.

leidiges thema.
 
W

Waage

Gast
Hallo,
ansich kann und will ich das nicht glauben können. nun wenn ich das so höre und lese, muss ich einfach mein kommentar abgeben.
mich macht die geschichte mit deinem stiefsohn mehr als betroffen, in was für einer welt leben wir ???

mein schwager ist italiener, wobei das nicht ganz richtig ist, seine familie lebt seit 40 jahren in deutschland, sie haben alle die deutsche staatsangehörigkeit aber spätestens am Nachnamen ist erkennbar, woher sie urpsrünglich sind.

ich habe ehrlich gesagt ein bisschen angst um meine nichte, weil es viele dumme menschen gibt !

da gibt es auch so eine geschichte, als ich die kleine mal bei mir hatte, kam eine freundin von mir zubesuch, schaut die kleine schon so komisch an, woraufhin ich fragte " was schaust du so ??" sie erwiderte " ach ich wollt nurmal schauen ob sie " deutsch " aussieht oder nach ihrem papa kommt "

mal ehrlich ist das dummheit, ignoranz oder ausländerfeindlichkeit ??

ich mag so menschen nicht und ich kann nur von mir sprechen, ich " starre " niemand an, egal welche hautfarbe oder nationalität.

dein stiefsohn wird sicher ein ganz süßer sein.:) versuch über die " dummen " hinwegzusehen -

Ich hoffe doch das es noch andere menschen gibt..


Lg Waage
 
G

Giesy

Gast
mal ehrlich ist das dummheit, ignoranz oder ausländerfeindlichkeit ??


Es ist alles zusammen, leider.
 

Eisherz

Sehr aktives Mitglied
Es ist vor allem eine Riesenportion Dummheit. Diese Menschen machen sich keine eigenen Gedanken, plappern irgendwas sinnloses nach, lassen sich von Vorurteilen leiten, haben Angst vor allem kulturell oder national fremdem ...
Und was ich auch sehr schlimm finde, es gibt eine Ausländer-Hierarchie, Ausländer ist ja schließlich nicht gleich Ausländer, das werden Unterschiede gemacht zwischen Schweden, Polen, Türken, Schweizern ....
Viele Menschen sind in dieser Hinsicht geistig auf dem IQ einer Semmel von gestern. Und wenn dann auch noch eine weiße und deutsche Frau mit einem schwarzen Kind daherkommt, nein, das geht ja gleich gar nicht ... konnte sie denn keinen deutschen Mann finden ... Wenn Du lesen könntest, was für Rädchen sich hinter deren Stirn drehen ...
Es gibt so viel Unkenntnis aber auch leider viel Desinteresse, dabei sind wir alle Menschen auf dieser Erde, egal aus welchem Land und welcher Hautfarbe.

Wir sind alle Ausländer, irgendwo auf der Welt.

Eisherz
 

Arktur

Sehr aktives Mitglied
Ich selber bin zwar Deutscher, gehöre aber einer anderen Art von Minderheit an und weiß daher aus eigener Erfahrung was es heißt diskriminiert zu werden. Umso mehr ärgere ich mich über diese ganze bornierte Intoleranz vieler Leute, die einem tagtäglich entgegenschlägt.

Schon dieses dumme Geplapper der Leute in der Kleinstadt, aus der ich stamme regt mich jedesmal auf: "Oh, du wohnst ja in der Großstadt, da will ich nicht leben, da sind ja nur noch Ausländer!". "Ich bin da mal gewesen. In der U-Bahn, da waren ja nur Ausländer!". usw.
Erstmal handelt es sich wohl um selektive Wahrnehmung, denn es befinden sich keineswegs NUR Ausländer auf der Straße. Und zweitens kann ich einfach nicht verstehen, worin eigentlich das Problem besteht, wenn da viele Menschen aus anderen Ländern sind. Die kulturelle Vielfalt, die vielen Sprachen, usw. machen doch gerade den Reiz einer Großstadt aus. Ich finde das interessant, lebendig, aufregend.

In letzter Zeit kann ich mich manchmal nicht mehr zurückhalten, und wenn mal wieder jemand in der Straßenbahn über "Ausländer" mault, dann kann es sein, dass ich mit lauter Stimme irgendwas pampiges zu dieser Person sage. Dann gibts oft ein erschrockenes Gesicht, denn die Leute rechnen nicht mit ablehnenden Reaktionen auf ihr Geschwätz.
 
L

Lena7

Gast
Hallo Heilende Stimme,
was Du schreibst ist wirklich so schockierend, das man es kaum glauben kann, ich kann das eigendlich kaum fassen. Allerdings bekomme ich von meinen Kindern ( im jugendlichen Alter) auch so einiges erzählt. Ich weiß das diese Ausländerfeindlichkeit leider bei uns tatsächlich immer mehr zu nimmt. In klein Städten oder kleineren Ortschaften ist das noch viel schlimmer. Da zieht heut zu Tage kaum noch ein Ausländer hin, oder dann schnellstens wieder weg. Es ist schon alles sehr traurig!




Hallo an alle Interessierten,

ich moechte gerne einmal meinen Alltag hier hinein stellen, um einfach mal
zu sehen, was Menschen zu sagen haben...

Ich bin Deutsch, aber habe seit 2 1/2 Jahren meinen amerikanischen Anhang. Mein Mann ist African-American, so auch mein kleiner suesser Stiefsohn, der gerade mal erst 3 1/2 ist. Die letzten 2 Jahren war ich auch in den USA mit meinem Mann gewesen - in Kansas... einem konservativen
Country-Staat, wo gemischte Ehen nicht so besonders gerne gesehen
werden. Von beiden Seiten. Die komischen Blicke war ich gewoehnt. Dass
unsere Nachbarn vor uns weg'rannten' (das ist nun nicht gelogen!!!) -
daran gewoehnte ich mich auch noch. Wir hatten unsere kleine Familie
mit unserem kleinen Zoo und nach einer Weile war das auch ok.

Seit 2 Monaten sind wir wieder in Deutschland. Ich dachte ja, in meinem
eigenen Land ist das alles gar nicht so schlimm... wir haben doch hier
nicht so ein Rassismusproblem wie in den USA. Hab ich gedacht. Da
ich mit dem Kleinen zu Hause bin, nehm ich ihn logischerweise auch
ueberall mit. Einkaufen, Behoerden etc. Nun zu meinen Alltagserlebnissen
in Deutschland.

Ich werde, obwohl ich Deutsche bin, im Prinzip wie ein Auslaender
behandelt - WENN ich den Kleinen mit dabei habe. Dann laeuft alles
sehr unfreundlich ab. Wenn ich alleine bin, bekomme ich meistens
ohne viel Diskussionen, was ich brauche.

Am tollsten fand ich die Behoerdengaenge (ich hatte den Kleinen mit
dabei) - da werde ich doch von ALLEN bloede angegafft. Sowohl
Angestellte als auch Buerger, die warten. Gut, das Gaffen bin ich
ja langsam gewoehnt. Aber dann kommt man zu den Bediensteten
und wird von vorn herein erst mal mit pampigen Ton 'bedient'. Informationen muss ich den Leuten aus der Nase ziehen, und am Ende weiss ich doch nicht alles und habe wieder einen Gang zur Behoerde umsonst gemacht, weil mir noch ein Papier fehlt. Dann werden sogar
Augen verrollt (?!). Ich versuche ja noch, mir immer zu denken: Diesen
Leuten ist wohl gerade eine Laus ueber die Leber gelaufen. Hat sicher
nix mit mir zu tun.

Hmmm.. ja... das kann ich mir vorsagen und vorsagen... und irgendwie
geht der Alltag aber genauso weiter. Warum muss der Kleine mit ernstem
Blick angestarrt werden, obwohl er gerade lacht und Spaesse macht?!
Das tut mir im Herzen weh!

Das dollste war in einem Innenraumspielplatz. Am Wochenende waren wir
ja nicht die einzigen Amerikaner, da ging's noch irgendwie. Unter der Woche war ich dort - der Kleine natuerlich der einzige, der eine andere
Hautfarbe hat. Ich haette die Augen auf dem Fussboden rollen sehen koennen, wenn sie nicht im Kopf angewachsen waeren. Und selbst wenn
ich zurueck starre, aendert sich nicht viel. Das finde ich frech. Es wird einem richtig vermittelt, was man denn da zu suchen hat?! Das schockierende und schmerzhafteste war dann, wie ein aelterer Junge (etwa 8 Jahre oder so) meinen Kleinen auf einmal in den Schwitzkasten nimmt und mit ihm anfaengt zu wrestlen. Ich dachte ich seh nicht richtig. Der Kleine sich natuerlich versucht zu befreien, aber bei einem 5 Jahre aelteren hat er keine Chance. Also bruellte ich mal da hoch (sie waren oben wo's in einem 'Kaefig" abgesichert zur Rutsche ging), was das soll, er solle ihn mal loslassen. So schnell habe ich noch keinen 8-jaehrigen rennen gesehen.

Ist schwierig fuer mich zu entscheiden, ob der Junge einfach nur ein
troublemaker war oder es mit der Hautfarbe zu tun hatte. Er war sehr quirlig, aber das habe ich bei keinem anderen gesehen. Fuehrt nun dazu,
dass ich dort nicht mehr hin gehen werde, denn ich wurde in allem was ich sagte und wie ich mich verhielt nur beobachtet und angestarrt. Schrecklich sowas.

Es tut mir wirklich im Herzen weh zu sehen, wie der Kleine behandelt wird - und er ist wirklich ein ganz liebes suesses Kind! Ich habe ein bisschen Angst davor, was noch kommen wird. Mir wird klar, dass wir in Deutschland nicht bleiben koennen. Das Problem wird ueberall dasselbe sein, aber in den USA hat er wenigstens genuegend andere Kinder, die 'wie er' sind.
Ich hasse dieses 'Rassentrennungsdenken', aber so ist die Gesellschaft?!

Was tun?

Es nervt mich einfach und ich bin am Ueberlegen, wie ich mich besser verhalten sollte, damit es mich nicht mehr stoert und den Leuten trotzdem
nicht ihr Verhalten gegoennt ist.

Ich habe hier nicht wirklich eine Frage - ich wollte das einfach mal schreiben und eroeffnen, um Menschen wissen zu lassen, was sie mit manchen Blicken anrichten koennen. Und ich bin einfach mal gespannt, was nun an Kommentaren kommt.

Ach uebrigens - auf der Post heute - eine alte Frau - sie sprach mich einfach darauf an. Sie dachte, ich sei die Au-Pair. Ich sagte "nein nein - ist mein Kind - mein Stiefsohn." Das aergerte mich ueberhaupt nicht, denn sie laechelte ihn als Kind an, weil es ein Kind ist!! Und sie sprach mich offen an und war einfach interessiert. Das ist was ganz anderes. Aber das Gaffen und unfreundliche Behandeln, das muss nicht sein und kann einen den ganzen Tag im Kopf herumschwirren.

Ich gehe langsam auf Kampfhaltung und bin bereit fuer alles... :eek:

Gruss an die Nation vom Stimmchen
 
D

DieSchwarzeKatze

Gast
also liebe stimme.

natürlich tut es auch mir leid,dass du solche erfahrungen machen musstest,aber es gilt ja nach vorne zu schauen.
ich gehöre zu denen,die am besten nachempfinden können in welcher situation du steckst.
gut,die fakten kennst du ja-menschen sind und bleiben vor allem ignorant und dadurch dumm.
alles,was nicht in ihrem erfahrungsbereich liegt,wird ausgeblendet und jeder kämpft darum normal zu sein,dazuzugehören.
je mehr man sich gegen menschen abgrenzt,die noch weniger der norm entsprechen,desto mehr scheint man selbst der norm näher zu rücken.

falls alles gut läuft,wirst du dieses kind noch eine ganze weile begleiten,vielleicht sogar bis es erwachsen ist.du wirst es auf- und erziehen müssen.
was dabei wichtig ist,weisst du sicher selbst und genau das werden die stärksten waffen und der stärkste schild deines kleinen gegen anfeindungen sein.
deine liebe und unterstützung werden sein selbstwertgefühl stärken,so dass es im endeffekt egal ist,ob du in deutschland oder den usa wohnen wirst.
du weisst ja,die mechanismen sind überall dieselben.
signalisier ihm niemals,dass es etwas schlechtes ist oder etwas,dessen man sich schämen müsste,dass du und sein papa zusammen sind.
gerade auch er wird seine wichtigstes vorbild sein,wenn es darum geht eine identität als dunkelhäutiger unter weissen zu finden.

ich halte die usa fast noch für schwieriger.
die trennung ist dort massiver und die fronten festgefahrener,habe ich das gefühl.
die geschichter der schwarzen ist dort auch eine ganz andere als hier.
aber sein daddy hat ja erfahrung damit.

so oder so denke ich,dass du auf jeden fall offensiv auf die leute zugehen solltest-klar,das macht sie perplex,das verwirrt sie,aber das muss sein.
keiner sollte ignoranz dulden.
und man sollte sie heutzutage auch nicht mehr entschuldigen.
frag sie einfach weshalb sie so schauen oder geh mit dem kleinen zu ihnen (gerade,wenn es andere eltern sind) und fang ein gespräch an.

in größeren städten sind solche probleme ohnehin nicht so ausgeprägt,nicht ganz deutschland fallen wegen des kleinen die augen raus..dafür gibt es auch zuviele von ihm hier.

ich denke ein zauberwort ist selbstverständlichkeit.
dieser junge und deine verbindung zu seinem vater,ihr als familie-seid selbstverständlich.
nichts anormales,nichts anderes,nichts besonderes.
sondern selbstverständlich.das solltet ihr trotz aller umstände verinnerlichen.
wenn ihr das so versteht,werden die anderen es auch mehr so verstehen.
diese haltung musst du haben und nach aussen tragen.
gelassenheit walten lassen in dem wissen,dass ihr eine normale,schöne familie seid.

ich selbst bin teilweise in einer provinz in österreich aufgewachsen ohne ins bild einer deutschen/österreicherin zu passen.
und..ich war recht beliebt..die nachbarn fanden mich süß,die verkäufer im laden haben mir sachen geschenkt und freunde hatte ich auch.
und ich betone..das war österreich..glaub mir..die sind noch schneller irritiert als deutsche*g*

also geh erhobenen hauptes weiter überall mit ihm hin und lass nur raum für selbstverständlichkeit.würdest du dich nur verletzt zurückziehen oder gar flüchten und versuchen ihn zu behüten,wäre das eine bestätigung,dass ihr nicht normal seid.
natürlich müsstet ihr euch nicht gleich ne säschsische kleinstadt antun,
aber ich denke gerade auch in deutschland kann er schönes aufwachsen haben.
schon in durchschnittlich großen städten gibt es sicher ähnlich familien wie euch,wo ihr euch mal austauschen könnt,wenn es schwerere zeiten gibt.

er ist nicht so selten wie ein jüdisch-afrikanisch-chinesisch-schwedischer zwitter..
es gibt taaaaausende wie ihn und sie alle gehen euren weg.
und du hast immer die möglichkeit ein paar familien zu kontaktieren,die denselben hintergrund haben.
die lassen sich sicher finden:)

lass dich nicht unterkriegen,es ist nicht so schlimm wie du denkst und mit eurer unterstützung wird er stark genug werden sich selbst zu finden,ohne sich von anderen definieren zu lassen.egal wo.
strahl es aus,dann wagen sie nicht dich in frage zu stellen,denn dein auftreten sagt:
ich bin nicht in frage zu stellen,sondern zu respektieren!

ich hab mich selbst manchmal gefragt wieso so wenige berührungsängste mit mir haben..wieso ich nicht beglotzt werde oder man mich blöd anmacht oder ähnliches..

und ich denke..das ist meine ausstrahlung.
ich bin nicht unsicher,ich fühl mich nicht unwohl,ich bin nicht besorgt-ich bin deutsche-punkt!
und darüber diskutier ich auch nicht.
tja..ich denke das hilft^^
so oft wie man mich nach dem weg,der uhrzeit oder gestern erst wieder nach taschentüchern fragt*haha*

also alles gute:)

sorry,dass es so lang wurde:)


 
Zuletzt bearbeitet:
S

Sorrow

Gast
Das ist kein einfaches Denken, das ist nur Konsequent, ausserdem ist das wahr was ich geschrieben habe. Erklär mir wieso du das als einfaches denken abstempelst bitte.

Es gibt genügend Ausländer hier, mehr brauchen wir nicht. Kommt schreibt mir nen Grund wieso alle hierher müssen ?

Mir fallen viele Gründe ein die dagegen sprechen aber kein wirklicher der dafür spricht.

Tut mir leid das ist einfach so.

sorrow
 
G

Giesy

Gast
Sorrow, warst Du noch nie im Ausland? Wir sind alle Ausländer, wenn wir unser Heimatland verlassen. Und sei es nur im Urlaub.

Das meinte ich mit einfachem Denken.
 
Status
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