Hallo!
Unser Sohn hat mit den Schultern gezuckt und gemeint,mit ihr „könne man doch über sowas gar nicht reden“.Wir haben ihn gesagt,dass er eine Therapie machen muss,das ist für uns fix.Er hat sich anfangs gewehrt,aber im Endeffekt zugestimmt.Er wird auch aus seiner Wohnung ausziehen (die Miete dafür hat mein Ex gezahlt) und bei meinem Ex unterkommen.
Sein Studium (er geht auf eine FH,das zahle ich) wird auf Eis gelegt.Er soll sich auf die Therapie konzentrieren und alles dafür tun,dass so etwas nicht mehr vorkommt.
Dass er einen Therapeuten besuchen wird, ist ja schonmal gut. Doch - wenn ich Euer Bild von Therapien etwas korrigieren dürfte:
Eine Verhaltenstherapie dauert mindestens ein Jahr, wenn sie wirken soll. Außerdem wartet man darauf ein paar Monate und ist erstmal probeweise beim Therapeuten um zu gucken, ob es überhaupt klappt mit dem. Es ist auch nicht so, dass man die Therapie im "Crashkurs" macht (es sei denn, in einer Klinik...), sondern man arbeitet eher konstant seine 2 Stunden pro Woche.
Was aber noch essentieller ist:
den Willen und die Bereitschaft dazu muß er selbst aufbringen! Und vor allem das Reflexionsvermögen, das über Erfolg und Mißerfolg entscheidet.
Sein FH-Studium "auf Eis zu legen" halte ich für kontraproduktiv. Denn er ist ja über 18 und entscheidet darüber. (Selbst im Knast wäre das sein Bier...) Du könntest das Geld natürlich für gewissen Zeit auf 1/Xtel runterkürzen. Aber gut.
Nächste Woche werden mein Ex und ich uns mit den Eltern des Mädchens zusammensetzen,ich habe um ein Gespräch gebeten.Bitte nicht falsch verstehen,ich möchte mich lediglich entschuldigen und sie informieren,dass wir dieses Verhalten nicht tolerieren.Außerdem wird sich mein Sohn bei seiner Ex entschuldigen,darauf haben wir bestanden.
Warum? Du brauchst Dich da nicht entschuldigen, Du hast niemandem in den Bauch getreten.
Eine Entschuldigung von ihm sollte auf Reflexion des falschen Verhaltens und Willen zur Wiedergutmachung basieren. Ohne seine Einsicht ist die wertlos. Er ist kein 12jähriger, der eine Fensterscheibe eingeworfen hat. Sondern ein erwachsener Mann, der eine Frau geschlagen und getreten hat. Der sich strafbar gemacht hat.
Über entsprechende Schritte soll er gefälligst selbst nachdenken. Ich würde ihm höchstens Denkanstöße geben.
Sein Verhalten ist de facto auch garnicht zu "entschuldigen". Das könnte nur das Mädchen tun (und müsste es ja auch genauso ehrlich meinen!) Was man auch nicht erzwingen kann.
Mein Ex und ich haben uns Vorwürfe gemacht und uns gefragt,was wir wohl falsch gemacht haben...ich kann es mir wirklich nicht erklären...
Völlig normale Reaktion. Aber diese Zweifel durchlaufen allle Eltern irgendwann und sie führen nie zu "produktiven" Antworten.
Euer Sohn hat hier ein antisoziales, hässlich-brutales Gesicht gezeigt, dass in ihm steckt.
Ich hab auch sowas in mir. Ich hab es auch gezeigt und zeig es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (leider) wieder, wenn ich nicht aufpasse. Ich allein trage die volle Verantwortung dafür und dafür, etwas dagegen zu tun
Er selbst bleibt dafür verantwortlich, diesen kriminellen Straftäter in sich zu(rückzu)entwickeln. Nicht der Therapeut und auch nicht ihr. Von außen kommen nur Impulse.
Ich würde daher eher wo nötig eher etwas auf Distanz gehen und wenn er mein volles Vertrauen zurückwollte, müsste er es wiederherstellen. So hart das klingt.
Aber wie ihr jetzt genau agiert, ist Eure Entscheidung. Es gibt bekanntlich nicht den einen, richtigen Weg sondern viele Wege in die richtige Richtung. Und am Ende kann man ihm die Sache evtl. sogar verzeihen, wenn er wieder auf dem richtigen Weg ist.
Ich Drücke Euch jedenfalls die Daumen, dass er die Kurve kriegt.
LG
Wolf