Lady Scorpio
Neues Mitglied
Hallo,
Ich dachte, dass ich diesen Beitrag so am besten beginnen kann. Ich muss in dieser Hinsicht warnen, dass es ein recht langer Beitrag wird. Und ich vermute, dass ich viele damit abschrecken werde. Das ist mir aber im Moment ziemlich egal, denn ich bin an einem Punkt angekommen, bei dem mir inzwischen alles egal ist.
Wo soll ich anfangen? Vermutlich einfach dort, wo meine vielen Probleme angefangen haben. In der Grundschule.
Ich kam mit der Diagnose ADHS wie jedes andere Kind in meinem Alter an die Grundschule, blieb dort aber nicht sehr lang, da viele Lehrer ein Problem mit mir hatten, einfach nur wegen dem ADHS. Vielleicht wussten sie nicht, wie sie mit einem solchen Kind umgehen sollten. Vielleicht wollten sie auch einfach nicht mit so einem Kind umgehen, aber es endete bereits in der zweiten Klasse. In dem Jahr wurde ich auf eine neue Schule geschickt. Eine Schule für schwer erziehbare Kinder. Viele von euch denken sich jetzt wahrscheinlich, dass das völlig übertrieben war und ich kann euch in der Hinsicht auch nur recht geben, es war übertrieben. Das sagten sogar die Lehrer der neuen Schule.
Und schon am zweiten Tag sollte ich begreifen, dass diese Schule ihren Titel nicht umsonst hatte. Ich wurde nämlich direkt zum Mobbing-Opfer ernannt. Und das nicht nur von ein paar Idioten, nein. Von der ganzen verdammten Schule (die hauptsächlich nur schwer erziehbare Jungen unterrichtete). Selbst die Mittelschule machte mit. Ich wurde verbal und psychisch erniedrigt und schikaniert und das beinahe acht Jahre lang. Acht Jahre, in denen ich keine Freunde hatte, in denen ich allein war. In denen ich nicht nur einmal versuchte wegzulaufen.
Ich erinnere mich noch heute, wie sehr ich mich damals auf die neue Schule gefreut hatte. Wie glücklich ich war... Als ich die Schule verlassen habe, war jedoch nichts mehr von dem kleinen, aufgeweckten Mädchen übrig. Ich war schüchtern, vermied Menschen in meinem Alter und zog mich selbst vor meiner Familie zurück. Was sollte ich denn während dem Mobbing tun? Mit ihnen darüber sprechen? Das habe ich einmal getan und danach nie wieder. Und es hatte am Ende nur den Effekt, dass meine Mutter mit mir bei dem Jungen, mit dem wir das Problem hatten, auf der Matte stand und er Ärger bekam. Am nächsten Tag sah ich ihn wieder und hatte noch mehr Probleme als zuvor.
Es landete während dem Mobbing sogar ein Video auf Youtube in dem ich geärgert wurde. Es bekam dann den griffigen Titel "Schulopfer Nr. 1". Ich wurde von meinen Mitschülern angespuckt, getreten, geschlagen und verspottet, für jeden kleinen Fehltritt, den ich begangen hatte. (Und wenn ich mich nur einmal versprochen hatte)
Als ich dann nach der achten Klasse die Schule endlich wechseln durfte, war ich so glücklich. Ich kam auf eine normale Schule mit neuen Mitschülern, die ich zum Teil noch aus der Grundschule kannte.
Doch selbst dort, bemerkte ich schnell, dass ich die Außenseiterin war. Ich versuchte zwar Freunde zu finden, mir nichts von meiner Unsicherheit anmerken zu lassen, aber es war vergebens. Sie lästerten hinter meinem Rücken über mich, wenn sie dachten ich höre sie nicht. Ich durfte ja nicht einmal in ihre Richtung sehen. Sie machten Mutproben, wer es länger aushielt, mich anzusehen.
Ich war wieder allein. Ich hatte wieder einmal niemanden und nun rückte auch der Ernst des Lebens näher. Obwohl ich die Außenseiterin war, bemerkte ich dennoch, wie alle um mich herum klare Pläne von ihrem beruflichen Dasein hatten. Einige hatten sogar schon Gespräche und Kontakte zu Arbeitgebern. Und ich?
Ich wusste weder was ich werden wollte, noch wie es nach der Schule weitergehen sollte. Ich war sogar froh gewesen, dass ich die Prüfungen bestanden hatte.
Das soll jetzt keine billige Ausrede sein, aber in einer Klasse mit beinahe 30 Schülern, war es schwer konzentriert mitzuarbeiten, noch dazu wenn man ADHS hatte. An der alten Schule gingen zumindest die Lehrer noch auf die Probleme der Schüler ein, da eine Klasse nie größer als ca. 10 Schüler war.
Als ich dann mein Abschlusszeugnis in den Händen hielt, war guter Rat teuer. Was sollte ich nun tun? Was sollte ich später arbeiten?
Mein Weg führte mich direkt ins Arbeitsamt, wo man mir half, eine Ausbildung zu finden. Ich absolvierte einen Test, bei dem ich herausfinden sollte, welcher Beruf am besten für mich geeignet war. Und ich fand ihn. Ich fand sogar direkt eine Schule, die mich ausbildete.
An diesem Punkt sollte ich erwähnen, dass es eine rein schulische Ausbildung war.
Ich hatte endlich Hoffnung, dass mein Leben sich endlich zum besseren wenden würde und es schien alles prima. Da es eine komplett neue Klasse werden würde, würde ich nicht automatisch der Außenseiter sein. Und ich war nicht der Außenseiter. Ich fand sogar eine Freundin. Sie war meine erste Freundin in meinem ganzen Leben und heute sie sie meine beste Freundin. Ich hatte endlich einen Lichtblick im Leben.
Das wurde jedoch getrübt, als sich meine Eltern ein Jahr später trennten.
Meine Mutter hatte einen neuen Partner in ihrem Leben kennengelernt und wollte mit ihm zusammen leben.
(Ich muss dazu erwähnen, dass das Verhältnis meiner Eltern schon damals nie besonders gut war. Damals hatte ich aber nicht gewusst, woran das lag)
Natürlich war das ein Problem, denn meine Mutter suchte für alles, was sie machen wollte bei mir Bestätigung. Sie wollte sich von Papa trennen, sie kam zu mir und suchte Bestätigung. Sie wollte umziehen, sie kam zu mir und suchte Bestätigung. Ich konnte ja auch nicht Nein sagen. Ich hätte mich schlecht gefühlt, wenn ich sie nicht unterstützt hätte. Ich wusste ja, dass es mit meinen Eltern so nicht weitergehen konnte. Papa sprach kaum und Mutti war damit unglücklich. Ich konnte verstehen, warum sie ihren neuen Freund so mochte. Er unternahm ja auch etwas mit ihr.
Aber ich hatte auch Angst, dass mein Vater in seiner eigenen Wohnung, ganz allein, untergehen würde... Zum Glück irrte ich mich. Er lebte auf und ich hatte ihn seit dieser Trennung nie so glücklich gesehen.
Ich selbst und mein kleiner Bruder... Wir gingen mit der Trennung entspannter um als ich dachte.
So konnte ich meine Ausbildung fortsetzen.
Im letzten Ausbildungsjahr stieß ich aber auf neue Probleme. Die Arbeitssuche.
Ich weiß nicht, bei wie vielen Stellen ich mich beworben hatte. Wie oft ich es versucht hatte. Wie viele Bewerbungsgespräche ich hatte. Am Ende verlief sich alles im Sand, denn ich bekam nur Absagen.
Nach dem Abschluss nahm ich eine Stelle als Bundesfreiwillige an, damit ich noch mehr Zeit hatte, einen Job zu finden... Aber es klappte einfach nicht.
Ich wurde immer verzweifelter und der Druck von der Familie stieg.
Kind, finde endlich mal einen Job. Kind, bewirb dich doch mal. - "EINEN JOB SUCHEN" UND "EINEN JOB BEKOMMEN", SIND ZWEI VERSCHIEDENE GESCHICHTEN, GOTT VERDAMMT!!!
Meine Mutter war hierbei das Hauptproblem. Eigentlich war sie das einzige Problem und ich merkte langsam immer mehr, wie sie die einzige Person war, die einen derartigen Druck auf mich ausübte. Wenn es wenigstens positiver Druck gewesen wäre. Aber es war diese Art von Druck, die einen fertig machte. Psychischer Terror, wenn man es mal so sah. Ich bekam regelrecht Angst vor ihr und ihren Reaktionen.
Irgendwann sind wir dazu übergegangen, alles im Haushalt sauber zu machen. Das war ja an sich auch kein Problem, denn ich sah es als gerechten Ausgleich. Ich fand keinen Job und brachte kein Geld nach Hause, da war es nur gerecht, dass ich als Ausgleich mehr im Haushalt machte.
Das wurde dann jedoch problematisch, als meine Mutter wegen jedem kleinen Problem direkt an die Decke ging.
Ich hatte im Bad eine kleine Ecke nicht richtig sauber gemacht, sie ging an die Ecke. Ich hatte beim Staubsaugen vergessen unter der Wohnungstür zu saugen. Sie ging direkt an die Decke.
Dabei warf sie mit Behauptungen um sich, die so nicht stimmten. Ich würde nie etwas im Haushalt machen und sei faul. Ich sei eine Schlampe, die in ihrem eigenen Dreck versinken würde.
Nur mal so als Vergleich.Sie macht nichts im Haushalt und lässt alles stehen. Nicht einmal ihren Teller vom Essen räumt sie ab. Und ich (die alles im Haushalt macht) soll faul sein?
Ich bemerkte schnell, dass meine Mutter ihre eigenen Wege hat, ihren Willen zu erreichen und so langsam verstand ich auch, warum es meinem Vater nach der Trennung so viel besser ging.
Es kam immer mehr zu Auseinandersetzungen zwischen uns. Ich sah nicht mehr ein von jedem den Dreck wegzumachen, wenn sie mich im Endeffekt sowieso nur zur Schnecke machte, weil ich wieder über irgendeine ihrer imaginären Grenzen getreten bin. Ich fing an zu hinterfragen, warum ich alles allein machen musste. Ihre Antwort darauf war beinahe wie ein Schlag in die Magengrube: "Du bist ein Mädchen, du musst so etwas machen."
Das war auch der Grund, warum ich in ihren Augen keine Videospiele spielen durfte und warum die Männer im Haushalt (ihr Freund und mein Bruder) nichts im Haushalt machen brauchten. Es kann doch nicht normal sein, dass ich für zwei Männern um 22:00 noch Schnitten für die Arbeit schmieren muss, mit der Begründung, dass ich ein Mädchen bin. Es tut mir Leid, aber da hört es für mich auf. Ich helfe gerne im Haushalt mit, aber nicht wegen diesem Grund.
Selbstverständlich eskalierten daraus erneut Streits mit meiner Mutter, in welchem sie es immer schaffte, sich selbst in eine Opferrolle zu positionieren und mich als die Böse dastehen zu lassen. Das ist auch einer der Gründe warum ich mit ihr kein klärendes Gespräch führen kann. Mit ihr kann man nicht auf eine sachliche Ebene diskutieren. Sie positioniert sich in die Opferrolle und lässt mich als die Böse dastehen. Und als ob das nicht ausreicht, telefoniert sie im Anschluss mit ihrer Mutter und schildert dieser nur ihre Sichtweise. Ich bin am Ende immer die Blöde.
Manche solcher Streits eskalieren so sehr, dass ich weine und das auch nur wegen den Dingen die sie sagt.
Einmal kam sie nach einem Streit zu mir und fragte mich ernst, ob ich denn nicht merkte, wie überflüssig ich eigentlich bin.
Habt ihr eine Ahnung wie weh das tut, wenn eure eigene Mutter euch so etwas entgegenschleudert?
Ich lag inzwischen so oft allein in meinem Zimmer und habe geweint, während sie wieder ihren Freund anruft oder ihre Mutter um zu sagen, was für ein furchtbares Kind ich doch bin.
Und es funktioniert. Nach diesen Streits fühle ich mich miserabel. Ich hasse mich dafür. Ich habe inzwischen angefangen mich zu ritzen, weil ich immer so wütend bin. Ich könnte meine Wut an ihr auslassen, aber was würde es bringen? Es endet genauso, wie es immer endet, wenn wir streiten. Diese Streits bleiben aber in dieser Wohnung. Außerhalb dieser Wohnung gibt sie sich als ein Engel. Ein Mensch, der niemals einer Fliege etwas zuleide tun könnte.
Und ich schwieg. Ich konnte niemanden davon erzählen. Es würde nicht lange dauern, da würde Mutti es herausfinden und ein neuer Streit brach vom Zaun. Und wenn sie nicht mit mir stritt, dann schwieg sie mich an. Ignorierte mich.
Ich hatte endlich Hoffnung, als ich dann meine zweite Ausbildung begonnen hatte. Ich war bereit alles zu tun, nur um meiner Mutter zu zeigen, dass ich kein hoffnungsloser Fall bin.
Es war sogar eine betriebliche Ausbildung, bei der ich nebenbei schon verdiente. In der Schule fand ich endlich Freunde und war akzeptiert. Alles schien perfekt zu sein.
Gut, mein Ausbilder war immer schlecht gelaunt und ich saß die ganze Zeit in meinem Büro, weil mein Ausbilder keine Zeit hatte, mir irgendetwas beizubringen. Deswegen nahm ich ihm so gut es ging die andere Arbeit ab. Deswegen durfte ich das Lager aufräumen, habe Schränke sortiert und durfte komplette Monteurhandbücher aus dem Englischen ins Deutsche übersetzen.
Das war mir jedoch alles recht, solange ich endlich einen Job hatte. Ich verdiente Geld und das war es mir wirklich wert.
Auch meine Mutter gab endlich Ruhe. Das war der Moment, an dem ich merkte, dass es ihr nur ums Geld ging.
Aber wieder einmal zerbrach mein kurzes Glück. Ich hatte auf der Arbeit gerade das letzte Monteurhandbuch übersetzt und lernte für eine Schularbeit, da kam mein Chef in mein Büro und legte mir die fristlose Kündigung vor. Da ich noch in der Probezeit war, hatte er jedes Recht dazu. Der Grund dafür war simpel. Der Ausbilder hatte keine Zeit mir alles beizubringen.
Von der einen auf die nächste Sekunde war ich wieder arbeitslos. Ich stand wieder bei Null und mit diesem Gedanken kam auch die Panik. Denn nun würde dieser Terror meiner Mutter losgehen.
Als sie jedoch sehr vertraulich war und mir sagte, dass alles gut werden würde, war ich verwirrt. Ich hatte gedacht, dass sie mich rund machen würde, mir die Schuld an den Verlust der Arbeit geben würde, aber das war nicht der Fall... Dachte ich.
Denn nun geht der Terror von vorn los. Sie macht mich psychisch fertig und ich kann nichts tun, außer mich immer wieder* zu bewerben. Ich bin inzwischen so verzweifelt. Ich ritze mich, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so oft an Suizid gedacht und inzwischen habe ich sogar die Hoffnung aufgegeben, dass ich jemals einen festen Job in meinem Leben haben werde.
Sogar mein Vater hat bereits gemerkt, wie schlecht meine psychische Verfassung ist. Meine Psychologin wollte mich schon in eine Tagesklinik schicken. Aber all das kann ich nie tun, denn meine Mutter wird dafür nie Verständnis zeigen. In ihren Augen kann man Depressionen heilen, indem man mehr in die Sonne geht.
Zu meinem Vater ziehen kann ich auch nicht, da seine Wohnung zu klein ist.
Ich habe inzwischen so oft versucht mit meiner Mutter zu reden. Ich habe ihr sogar schon gesagt, dass ich Depressionen habe... Aber sie hört mir nicht zu. Ich verlange nicht viel von ihr. Ich will eigentlich nur, dass sie mich mal in den Arm nimmt und mir sagt, dass alles gut wird. Dass sie mich lieb hat. Aber nicht einmal das tut sie...
Kann mir jemand bitte sagen ob das normal ist? Hat sie Recht? Bin ich wirklich so furchtbar? Und was kann ich tun um endlich auszuziehen?
Ich dachte, dass ich diesen Beitrag so am besten beginnen kann. Ich muss in dieser Hinsicht warnen, dass es ein recht langer Beitrag wird. Und ich vermute, dass ich viele damit abschrecken werde. Das ist mir aber im Moment ziemlich egal, denn ich bin an einem Punkt angekommen, bei dem mir inzwischen alles egal ist.
Wo soll ich anfangen? Vermutlich einfach dort, wo meine vielen Probleme angefangen haben. In der Grundschule.
Ich kam mit der Diagnose ADHS wie jedes andere Kind in meinem Alter an die Grundschule, blieb dort aber nicht sehr lang, da viele Lehrer ein Problem mit mir hatten, einfach nur wegen dem ADHS. Vielleicht wussten sie nicht, wie sie mit einem solchen Kind umgehen sollten. Vielleicht wollten sie auch einfach nicht mit so einem Kind umgehen, aber es endete bereits in der zweiten Klasse. In dem Jahr wurde ich auf eine neue Schule geschickt. Eine Schule für schwer erziehbare Kinder. Viele von euch denken sich jetzt wahrscheinlich, dass das völlig übertrieben war und ich kann euch in der Hinsicht auch nur recht geben, es war übertrieben. Das sagten sogar die Lehrer der neuen Schule.
Und schon am zweiten Tag sollte ich begreifen, dass diese Schule ihren Titel nicht umsonst hatte. Ich wurde nämlich direkt zum Mobbing-Opfer ernannt. Und das nicht nur von ein paar Idioten, nein. Von der ganzen verdammten Schule (die hauptsächlich nur schwer erziehbare Jungen unterrichtete). Selbst die Mittelschule machte mit. Ich wurde verbal und psychisch erniedrigt und schikaniert und das beinahe acht Jahre lang. Acht Jahre, in denen ich keine Freunde hatte, in denen ich allein war. In denen ich nicht nur einmal versuchte wegzulaufen.
Ich erinnere mich noch heute, wie sehr ich mich damals auf die neue Schule gefreut hatte. Wie glücklich ich war... Als ich die Schule verlassen habe, war jedoch nichts mehr von dem kleinen, aufgeweckten Mädchen übrig. Ich war schüchtern, vermied Menschen in meinem Alter und zog mich selbst vor meiner Familie zurück. Was sollte ich denn während dem Mobbing tun? Mit ihnen darüber sprechen? Das habe ich einmal getan und danach nie wieder. Und es hatte am Ende nur den Effekt, dass meine Mutter mit mir bei dem Jungen, mit dem wir das Problem hatten, auf der Matte stand und er Ärger bekam. Am nächsten Tag sah ich ihn wieder und hatte noch mehr Probleme als zuvor.
Es landete während dem Mobbing sogar ein Video auf Youtube in dem ich geärgert wurde. Es bekam dann den griffigen Titel "Schulopfer Nr. 1". Ich wurde von meinen Mitschülern angespuckt, getreten, geschlagen und verspottet, für jeden kleinen Fehltritt, den ich begangen hatte. (Und wenn ich mich nur einmal versprochen hatte)
Als ich dann nach der achten Klasse die Schule endlich wechseln durfte, war ich so glücklich. Ich kam auf eine normale Schule mit neuen Mitschülern, die ich zum Teil noch aus der Grundschule kannte.
Doch selbst dort, bemerkte ich schnell, dass ich die Außenseiterin war. Ich versuchte zwar Freunde zu finden, mir nichts von meiner Unsicherheit anmerken zu lassen, aber es war vergebens. Sie lästerten hinter meinem Rücken über mich, wenn sie dachten ich höre sie nicht. Ich durfte ja nicht einmal in ihre Richtung sehen. Sie machten Mutproben, wer es länger aushielt, mich anzusehen.
Ich war wieder allein. Ich hatte wieder einmal niemanden und nun rückte auch der Ernst des Lebens näher. Obwohl ich die Außenseiterin war, bemerkte ich dennoch, wie alle um mich herum klare Pläne von ihrem beruflichen Dasein hatten. Einige hatten sogar schon Gespräche und Kontakte zu Arbeitgebern. Und ich?
Ich wusste weder was ich werden wollte, noch wie es nach der Schule weitergehen sollte. Ich war sogar froh gewesen, dass ich die Prüfungen bestanden hatte.
Das soll jetzt keine billige Ausrede sein, aber in einer Klasse mit beinahe 30 Schülern, war es schwer konzentriert mitzuarbeiten, noch dazu wenn man ADHS hatte. An der alten Schule gingen zumindest die Lehrer noch auf die Probleme der Schüler ein, da eine Klasse nie größer als ca. 10 Schüler war.
Als ich dann mein Abschlusszeugnis in den Händen hielt, war guter Rat teuer. Was sollte ich nun tun? Was sollte ich später arbeiten?
Mein Weg führte mich direkt ins Arbeitsamt, wo man mir half, eine Ausbildung zu finden. Ich absolvierte einen Test, bei dem ich herausfinden sollte, welcher Beruf am besten für mich geeignet war. Und ich fand ihn. Ich fand sogar direkt eine Schule, die mich ausbildete.
An diesem Punkt sollte ich erwähnen, dass es eine rein schulische Ausbildung war.
Ich hatte endlich Hoffnung, dass mein Leben sich endlich zum besseren wenden würde und es schien alles prima. Da es eine komplett neue Klasse werden würde, würde ich nicht automatisch der Außenseiter sein. Und ich war nicht der Außenseiter. Ich fand sogar eine Freundin. Sie war meine erste Freundin in meinem ganzen Leben und heute sie sie meine beste Freundin. Ich hatte endlich einen Lichtblick im Leben.
Das wurde jedoch getrübt, als sich meine Eltern ein Jahr später trennten.
Meine Mutter hatte einen neuen Partner in ihrem Leben kennengelernt und wollte mit ihm zusammen leben.
(Ich muss dazu erwähnen, dass das Verhältnis meiner Eltern schon damals nie besonders gut war. Damals hatte ich aber nicht gewusst, woran das lag)
Natürlich war das ein Problem, denn meine Mutter suchte für alles, was sie machen wollte bei mir Bestätigung. Sie wollte sich von Papa trennen, sie kam zu mir und suchte Bestätigung. Sie wollte umziehen, sie kam zu mir und suchte Bestätigung. Ich konnte ja auch nicht Nein sagen. Ich hätte mich schlecht gefühlt, wenn ich sie nicht unterstützt hätte. Ich wusste ja, dass es mit meinen Eltern so nicht weitergehen konnte. Papa sprach kaum und Mutti war damit unglücklich. Ich konnte verstehen, warum sie ihren neuen Freund so mochte. Er unternahm ja auch etwas mit ihr.
Aber ich hatte auch Angst, dass mein Vater in seiner eigenen Wohnung, ganz allein, untergehen würde... Zum Glück irrte ich mich. Er lebte auf und ich hatte ihn seit dieser Trennung nie so glücklich gesehen.
Ich selbst und mein kleiner Bruder... Wir gingen mit der Trennung entspannter um als ich dachte.
So konnte ich meine Ausbildung fortsetzen.
Im letzten Ausbildungsjahr stieß ich aber auf neue Probleme. Die Arbeitssuche.
Ich weiß nicht, bei wie vielen Stellen ich mich beworben hatte. Wie oft ich es versucht hatte. Wie viele Bewerbungsgespräche ich hatte. Am Ende verlief sich alles im Sand, denn ich bekam nur Absagen.
Nach dem Abschluss nahm ich eine Stelle als Bundesfreiwillige an, damit ich noch mehr Zeit hatte, einen Job zu finden... Aber es klappte einfach nicht.
Ich wurde immer verzweifelter und der Druck von der Familie stieg.
Kind, finde endlich mal einen Job. Kind, bewirb dich doch mal. - "EINEN JOB SUCHEN" UND "EINEN JOB BEKOMMEN", SIND ZWEI VERSCHIEDENE GESCHICHTEN, GOTT VERDAMMT!!!
Meine Mutter war hierbei das Hauptproblem. Eigentlich war sie das einzige Problem und ich merkte langsam immer mehr, wie sie die einzige Person war, die einen derartigen Druck auf mich ausübte. Wenn es wenigstens positiver Druck gewesen wäre. Aber es war diese Art von Druck, die einen fertig machte. Psychischer Terror, wenn man es mal so sah. Ich bekam regelrecht Angst vor ihr und ihren Reaktionen.
Irgendwann sind wir dazu übergegangen, alles im Haushalt sauber zu machen. Das war ja an sich auch kein Problem, denn ich sah es als gerechten Ausgleich. Ich fand keinen Job und brachte kein Geld nach Hause, da war es nur gerecht, dass ich als Ausgleich mehr im Haushalt machte.
Das wurde dann jedoch problematisch, als meine Mutter wegen jedem kleinen Problem direkt an die Decke ging.
Ich hatte im Bad eine kleine Ecke nicht richtig sauber gemacht, sie ging an die Ecke. Ich hatte beim Staubsaugen vergessen unter der Wohnungstür zu saugen. Sie ging direkt an die Decke.
Dabei warf sie mit Behauptungen um sich, die so nicht stimmten. Ich würde nie etwas im Haushalt machen und sei faul. Ich sei eine Schlampe, die in ihrem eigenen Dreck versinken würde.
Nur mal so als Vergleich.Sie macht nichts im Haushalt und lässt alles stehen. Nicht einmal ihren Teller vom Essen räumt sie ab. Und ich (die alles im Haushalt macht) soll faul sein?
Ich bemerkte schnell, dass meine Mutter ihre eigenen Wege hat, ihren Willen zu erreichen und so langsam verstand ich auch, warum es meinem Vater nach der Trennung so viel besser ging.
Es kam immer mehr zu Auseinandersetzungen zwischen uns. Ich sah nicht mehr ein von jedem den Dreck wegzumachen, wenn sie mich im Endeffekt sowieso nur zur Schnecke machte, weil ich wieder über irgendeine ihrer imaginären Grenzen getreten bin. Ich fing an zu hinterfragen, warum ich alles allein machen musste. Ihre Antwort darauf war beinahe wie ein Schlag in die Magengrube: "Du bist ein Mädchen, du musst so etwas machen."
Das war auch der Grund, warum ich in ihren Augen keine Videospiele spielen durfte und warum die Männer im Haushalt (ihr Freund und mein Bruder) nichts im Haushalt machen brauchten. Es kann doch nicht normal sein, dass ich für zwei Männern um 22:00 noch Schnitten für die Arbeit schmieren muss, mit der Begründung, dass ich ein Mädchen bin. Es tut mir Leid, aber da hört es für mich auf. Ich helfe gerne im Haushalt mit, aber nicht wegen diesem Grund.
Selbstverständlich eskalierten daraus erneut Streits mit meiner Mutter, in welchem sie es immer schaffte, sich selbst in eine Opferrolle zu positionieren und mich als die Böse dastehen zu lassen. Das ist auch einer der Gründe warum ich mit ihr kein klärendes Gespräch führen kann. Mit ihr kann man nicht auf eine sachliche Ebene diskutieren. Sie positioniert sich in die Opferrolle und lässt mich als die Böse dastehen. Und als ob das nicht ausreicht, telefoniert sie im Anschluss mit ihrer Mutter und schildert dieser nur ihre Sichtweise. Ich bin am Ende immer die Blöde.
Manche solcher Streits eskalieren so sehr, dass ich weine und das auch nur wegen den Dingen die sie sagt.
Einmal kam sie nach einem Streit zu mir und fragte mich ernst, ob ich denn nicht merkte, wie überflüssig ich eigentlich bin.
Habt ihr eine Ahnung wie weh das tut, wenn eure eigene Mutter euch so etwas entgegenschleudert?
Ich lag inzwischen so oft allein in meinem Zimmer und habe geweint, während sie wieder ihren Freund anruft oder ihre Mutter um zu sagen, was für ein furchtbares Kind ich doch bin.
Und es funktioniert. Nach diesen Streits fühle ich mich miserabel. Ich hasse mich dafür. Ich habe inzwischen angefangen mich zu ritzen, weil ich immer so wütend bin. Ich könnte meine Wut an ihr auslassen, aber was würde es bringen? Es endet genauso, wie es immer endet, wenn wir streiten. Diese Streits bleiben aber in dieser Wohnung. Außerhalb dieser Wohnung gibt sie sich als ein Engel. Ein Mensch, der niemals einer Fliege etwas zuleide tun könnte.
Und ich schwieg. Ich konnte niemanden davon erzählen. Es würde nicht lange dauern, da würde Mutti es herausfinden und ein neuer Streit brach vom Zaun. Und wenn sie nicht mit mir stritt, dann schwieg sie mich an. Ignorierte mich.
Ich hatte endlich Hoffnung, als ich dann meine zweite Ausbildung begonnen hatte. Ich war bereit alles zu tun, nur um meiner Mutter zu zeigen, dass ich kein hoffnungsloser Fall bin.
Es war sogar eine betriebliche Ausbildung, bei der ich nebenbei schon verdiente. In der Schule fand ich endlich Freunde und war akzeptiert. Alles schien perfekt zu sein.
Gut, mein Ausbilder war immer schlecht gelaunt und ich saß die ganze Zeit in meinem Büro, weil mein Ausbilder keine Zeit hatte, mir irgendetwas beizubringen. Deswegen nahm ich ihm so gut es ging die andere Arbeit ab. Deswegen durfte ich das Lager aufräumen, habe Schränke sortiert und durfte komplette Monteurhandbücher aus dem Englischen ins Deutsche übersetzen.
Das war mir jedoch alles recht, solange ich endlich einen Job hatte. Ich verdiente Geld und das war es mir wirklich wert.
Auch meine Mutter gab endlich Ruhe. Das war der Moment, an dem ich merkte, dass es ihr nur ums Geld ging.
Aber wieder einmal zerbrach mein kurzes Glück. Ich hatte auf der Arbeit gerade das letzte Monteurhandbuch übersetzt und lernte für eine Schularbeit, da kam mein Chef in mein Büro und legte mir die fristlose Kündigung vor. Da ich noch in der Probezeit war, hatte er jedes Recht dazu. Der Grund dafür war simpel. Der Ausbilder hatte keine Zeit mir alles beizubringen.
Von der einen auf die nächste Sekunde war ich wieder arbeitslos. Ich stand wieder bei Null und mit diesem Gedanken kam auch die Panik. Denn nun würde dieser Terror meiner Mutter losgehen.
Als sie jedoch sehr vertraulich war und mir sagte, dass alles gut werden würde, war ich verwirrt. Ich hatte gedacht, dass sie mich rund machen würde, mir die Schuld an den Verlust der Arbeit geben würde, aber das war nicht der Fall... Dachte ich.
Denn nun geht der Terror von vorn los. Sie macht mich psychisch fertig und ich kann nichts tun, außer mich immer wieder* zu bewerben. Ich bin inzwischen so verzweifelt. Ich ritze mich, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so oft an Suizid gedacht und inzwischen habe ich sogar die Hoffnung aufgegeben, dass ich jemals einen festen Job in meinem Leben haben werde.
Sogar mein Vater hat bereits gemerkt, wie schlecht meine psychische Verfassung ist. Meine Psychologin wollte mich schon in eine Tagesklinik schicken. Aber all das kann ich nie tun, denn meine Mutter wird dafür nie Verständnis zeigen. In ihren Augen kann man Depressionen heilen, indem man mehr in die Sonne geht.
Zu meinem Vater ziehen kann ich auch nicht, da seine Wohnung zu klein ist.
Ich habe inzwischen so oft versucht mit meiner Mutter zu reden. Ich habe ihr sogar schon gesagt, dass ich Depressionen habe... Aber sie hört mir nicht zu. Ich verlange nicht viel von ihr. Ich will eigentlich nur, dass sie mich mal in den Arm nimmt und mir sagt, dass alles gut wird. Dass sie mich lieb hat. Aber nicht einmal das tut sie...
Kann mir jemand bitte sagen ob das normal ist? Hat sie Recht? Bin ich wirklich so furchtbar? Und was kann ich tun um endlich auszuziehen?