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Mein Leben geht den Bach runter...

G

Gast

Gast
Hallo,
Ich bin 19 Jahre alt und habe im Moment das Gefühl, dass bei mir alles nur noch schief läuft. Ich habe letztes Jahr mein Abitur gemacht und im WS das Studium begonnen. Ich habe mich für eine Stadt entschieden, die sehr weit von meiner Heimatstadt entfernt liegt und diese Entscheidung dann auch bereut, weil ich meine Familie, meinen Freund und meine Freunde stark vermisst habe. Dennoch habe ich Kontakte geknüpft und als ich dachte, alles würde gut werden, habe ich die Nachricht erhalten, dass mein Vater plötzlich verstorben ist (Herzinfarkt). Wir hatten ein tolles Verhältnis, ich konnte mit ihm über fast alles reden. Meine Mutter hat das alles nicht so gut verkraftet und ich bin wieder nach Hause zurückgekommen. Ich konnte dann noch an eine Hochschule in der Nähe meines Heimatortes wechseln und pendele nun täglich. Leider konnte ich, da ich erst 3 Wochen nach Vorlesungsbeginn angefangen habe keine richtigen Kontakte knüpfen, weil ich eben auch das Gefühl hatte, dass sich jeder schon kennt und ich mich auch nicht aufdrängen wollte, weil ich eben auch sehr,sehr schüchtern bin, wenn ich Leute nicht kenne. Ich habe natürlich einige Bekanntschaften geschlossen und bin nicht vollkommen isoliert, aber das sind meistens eben auch Pendler und so ergibt sich für abends meistens auch nichts. Ich habe in meinem Heimatdorf eine Menge Freunde, mit denen ich auch eine Menge unternehme, aber ich hätte wirklich gerne mal etwas neues gesehen, neue Freunde gefunden... Ein weiteres Problem ist, dass die Beziehung zu meinem Freund im Moment zerbricht, mit dem ich nun schon über 3 Jahre zusammen bin. Ich liebe ihn noch über alles, aber es beruht eben nicht (mehr) auf Gegenseitigkeit. Das beschäftigt mich im Moment alles sehr, weil ich mich sehr einsam fühle und den Tod meines Vaters noch nicht verkraftet habe. Ich verstehe einfach nicht, warum bei mir im Moment alles kaputt geht. Schon mal Danke fürs Lesen, ich musste mir das Ganze einfach mal von der Seele schreiben...
Liebe Grüße
 

Naira

Mitglied
Hallo,

du befindest dich offensichtlich in deiner ersten wirklichen Lebenskrise.
Das ist ganz viel, was du zur Zeit kompensieren mußt - der plötzliche
Tod deines geliebten Vaters, Studienplatzwechsel, vom Freund verlassen
werden. Das ist eine schwere Zeit für dich.
Aber ich sag mal so, du weißt warum du nach Hause zurückgekehrt bist,
nämlich um deine Mutter zu unterstützen. Das ist eine ganz achtenswerte
Entscheidung von dir, und so mußt du es auch sehen. Und dann gehe
in dieser Hinsicht gestärkt mal auch aktiv auf deine Kommolitonen zu.
Spreche sie an, erzähle ihnen von dir...und du wirst erfahren, dass du
angenommen wirst. Sei einfach mal mutig...Mut bedeutet nicht, dass
man keine Angst hat. Es bedeutet, dass man es trotz Angst tut.

Alles Liebe für dich!
 
G

Gast

Gast
Hallo Süße,

fühl Dich erstmal gedrückt und atme mal durch!
Ich denke, es ist gut, wenn man sich in verzweifelten Phasen irgendwie und irgendwo ein bisschen Unterstützung holt. Das Leben kann schon ganz schön ungerecht sein, aber glaub mir, das Leben war noch nie gerecht - zu keiner Zeit - und das Glück kommt zu dem, der warten kann.
Mal von vorne, es tut mir echt leid, dass Du Deinen Vater verloren hast. ABER: Sei glücklich, dass Du ihn hattest und dass er so war, wie er war. - Nicht jeder hat so viel Glück!
Es ist ganz verständlich, dass dieses Ereignis Dein Leben erstmal aushebelt, denn Du bist noch so unglaublich jung und eigentlich sterben Väter erst viel später, wenn man es besser verkraften kann. Aber selbst dann ist und bleibt es eine Katastrophe! - Also alles nicht so unverständlich!
Gemein an der ganzen Sache ist, dass dieses schreckliche Ereignis genau dann in Dein Leben knallt, als Du eine neue Lebensphase beginnst. Dazu kann ich Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass auch das mit den Anfangsschwierigkeiten in fremden Orten nicht so ungewöhnlich ist. Es geht oft recht schnell, bis man nach einem neuen Lebensabschnitt feststellt, dass die ganzen Erwartungen, die man damit verbunden hat, gar nicht so viel mit der eintretenden Realität zu tun haben. Es braucht aber meist eine ganze Weile länger, bis man feststellt: "Gar nicht so schlimm, denn auch wenn alles anders kam, so war es viel besser!"
Die Erfahrung konntest Du durch den Tod Deines Vaters, der folgenden Hilflosigkeit Deiner Mutter und der dadurch entstehenden Veränderungen erst gar nicht machen. Leider.
Du hast halt getan, was getan werden musste, Mama geholfen, gleichzeitig bist Du der unliebsamen Veränderung mit dem neuen, fernen Ort entkommen und musstest natürlich und musst es noch, Deinen Verlust betrauern.
Das ist schon eine ganz schöne Packung, die Du da abbekommen hast.
Aber soll ich Dir was sagen? und es soll echt nicht klugscheißerisch klingen, wir alle, wirklich jeder Mensch, kommt früher oder später an so einen Punkt! Menschen kommen, Menschen gehen. Väter, Freunde, Kumpels. Nicht umsonst fühlt es sich bei schlimmstem Liebeskummer ähnlich an, als sei jemand gestorben. Beides löst Verzweiflung aus und das Gefühl, das Leben würde nie wieder schön werden! Das hat auch mit Kontrollverlust zu tun. - Die meisten Menschen macht das völlig hilflos.
Du bist 19 Jahre. - Partytime! Aufregung! Spannung. - So zumindest ist es meistens und daher erwartet man es auch so oder so ähnlich. - Ich kann mir vorstellen, wie bescheiden man sich nach so einer Ernüchterung fühlt, die nichtmal durchschimmern lässt, dass irgendwann die Sonne wieder scheinen wird.
Es tut mir leid für Dich! Ehrlich!
ABER: Auch wenn es wahrscheinlich schrecklich für Dich klingt, weil Du den Schmerz im Augenblick festhalten wollen wirst, um Deinen Vater wenigstens nicht ganz zu verlieren - egal wie bescheiden es Dir jetzt gehen wird, es wird wieder schön!!! Der Schmerz wird wahrscheinlich nicht plötzlich weg sein, er wird einfach nach und nach etwas weniger stark. Irgendwann kannst Du wieder lachen und fragst Dich, ob Du ein schlechtes Gewissen haben musst. Musst Du nicht. - Ich bin auch eine Mama, und sollte ich mal irgendwann sterben (völlig unvorstellbar!), dann hoffe ich, das meine Kinder am Ende einfach nur einige gute Erinnerungen an mich behalten werden. Wie genial, wenn man hört, dass sie sagen, ich konnte mit ihr/ihm über fast alles reden. ... ich glaube die Liebe bleibt ... und das ist das Beste daran. Es ist richtig so, dass Eltern zuert gehen und die Kinder bleiben. Dafür haben wir Euch vielleicht auch in die Welt gesetzt. Glaub mir, Dein Vater würde immer wieder vor Dir gehen wollen. Deshalb lebe weiter und fang irgendwann an, wieder Spass zu haben. Er würde sich darüber freuen. (Frag mal Deine Ma.)
Die Station mit dem anderen Ort, an dem Du studieren wolltest, betrachte sie einfach als genau das, was sie ist, eben nur eine Station - einen Versuch - eine Möglichkeit. Offensichtlich sollte das nicht sein! Nicht schlimm, es gibt viele Wegen, die man gehen kann und vielleicht auch gehen muss, um sein Leben und auch seine Möglichkeiten kennen zu lernen.
Es ehrt Dich, dass Du Deiner Mutter zur Seite stehen wolltest (sie sollte echt stolz auf Dich sein).
Nun, jetzt bist Du halt wieder mehr oder weniger Zuhause, aber ehrlich, glaubst Du, das würde Dein Leben davon abhalten, weiter zu gehen?
Gib Dir selbst Zeit!!! Gib Deinem Leben Zeit. Gib den Menschen um Dich herum Zeit, Dich zu entdecken, Dich kennen zu lernen.
In Deiner augenblicklichen Situaion wirst Du kaum ein guter Unterhalter sein. - Nicht schlimm!
Niemand läuft weg, nur weil Du traurig bist. Sie werden sich Dir nur noch nicht so bald nähern, weil sie wahrscheinlich noch gar nicht wissen, wer Du bist und warum Du anscheinend nicht immer so unglaublich witzig und unterhaltsam bist, wie die Mädchen, die anscheinend immer gute Laune haben.
Du hast bemerkt, Du seist etwas schüchtern - auch egal!
Menschen werden Dir begegnen, die vielleicht ganz genau die Art, wieDu bist, extrem anziehend finden. Und genau dann, wenn es Dir irgendwann wieder gut geht, Du wieder das Gefühl hast auf Deinen Beinen Halt zu haben, dann stehen sie da, die neuen Freunde, die Möglichkeiten, das, was Dir im Augenblick so fehlt.
Es ist nur ein Gefühl! - Ich kenne vieles von Deiner Situation, habe vieles in meinem Leben irgendwann relativiert, weil ich festgestellt habe: Weine, wenn Du weinen musst. Traure, wenn es an der Zeit ist. Sei traurig, bemitleide Dich sogar selbst. ... Tu das alles, solange es einen Grund hat und Dir danach ist. Danach steh aber wieder auf. Kremple Deine Ärmel sozusagen hoch und mach weiter.
Aus schlimmen Situationen geht man immer auch ein wenig "reicher" (erwachsener, reifer?) heraus, als man vorher hinein ging. Irgendwann machen manche Dinge, die man nicht verstehen kann, später sogar einen Sinn.

Lass den Kopf nicht hängen. Du magst Dich einsam fühlen, aber Du wirst nie alleine sein! Es hängt immer ein bisschen von den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen ab, ob man Kontakte findet oder hat. Ich könnte mir vorstellen, dass Du momentan vielleicht noch gar nicht bereit bist, neuen Menschen zu begegnen. - Was solltest Du denen denn erzählen, wenn Dein Herz vor Sorgen und Schmerzen überläuft.
Mach Dir also keine Sorgen. - Die Geschichte mit den Kontakten und dem Start in diesen eigentlich entscheidenden und so spannenden neuen Lebensabschnitt ist nun zwar etwas anders abgelaufen, als geplant, aber so ist das Leben - unbrechenbar!
Schau erstmal, dass Du mit Deinen Gefühlen wieder ins Lot kommst und gib Dir vor allem auch selbst die Zeit dazu.
Das mit Deinem Freund ist noch so eine andere Sache - auch da hilft einem die richtige Einstellung dazu oft mehr als das Gefühl "verlassen worden zu sein". - Klingt nicht schön!
Jemand, der Dich in so einer Situation hängen lässt, taugt eh nicht für ein ganzes Leben! - Glaub mir, nach zwei Kindern und ganz viel Alltag wäre der eh weg gewesen. - Ihr seid jung.
Lerne auch an dieser Stelle erstmal das Leben kennen und finde heraus, was gut für Dich ist. - Man sagt, dass man an der Stelle seinen Vater noch häufiger antrifft. Sei froh, dass Du Deinen Vater so liebst. Ich bin sicher, Du wirst irgendwann jemanden treffen, der etwas damit anfangen kann, wenn Du ihm solche Gefühle entgegen bringst und sie dann auch erwidert.

Naja, jetzt habe ich dezent mehr geschrieben als ich wollte. Ich hoffe, es war etwas dabei, das Dir zumindest ein wenig hilft. Eigentlich war ich heute so sauer auf meinen Mann, mein Leben und wer weiß was sonst noch. Ich war so traurig, weil meine beiden Kinder traurig waren, weil auch bei uns einiges echt so richtig schräg läuft.
Als ich den ersten Beitrag von Dir hier gelesen habe, ist mir aufgefallen: Egal wie alt Du wirst, das Leben läuft nie glatt. Du brauchtst, glaube ich, heute mehr Trost als ich.
Mein Vater ist gestorben, als ich elf war, so alt wie meine Tochter heute, und soll ich Dir was sagen? Ich habe es überlebt. Es wird immer ganz schreckliche Tiefphasen geben, aber wenn Du mal richtig hinschaust, dann wirst Du bemerken, irgendwie geht es immer wieder bergauf.

Freu Dich auf die Zukunft. Du hast noch ganz viel davon. Genies es, wenn Du wieder kannst. Du bist jetzt erwachsen.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächsten Wochen und für die Zukunft ganz viele Menschen und Situationen, die Dir zeigen, dass Du nie alleine bist und wie schön das Leben sein kann, das Du jetzt gerade erst beginnst zu leben.

So long, Paulin.
 

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