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Leben mit Schuld

L.m.S.

Neues Mitglied
Hallo,
ich bin 26 Jahre und ich bin Schuld an einem Autounfall mit Personenschaden. Der Unfall passierte vor ca 1,5 Jahren. Ich hab das Auto vor mir überholt und bin dadurch von der Fahrbahn abgekommen und gegen ein Verkehrsschild geprallt. Dannach hab ich das Lenkrad rumgedreht um erstmal auf die Strasse zu kommen, aber ich hab zu stark gegengelenkt und bin in den Gegenverkehr gekommen. Dort bin ich mit einem Auto zusammengeprallt. Airbag ist aufgegangen und das Auto hat sich irgendwie gedreht. Ich und meine Unfallgegner ( Fahrzeugführer und Kind) kamen erstmal ins KH. Mein Unfallgegner hatte Prellungen im Brust und Nackenbereich und das Kind Prellungen im Brustbereich. Ich hatte eine Prellung am linken Arm. Der Mann und ich wurden noch am selben Tag aus KH entlassen, das Kind musste über Nacht zur Beobachtung im KH bleiben, wurde aber zum Glück am nächsten Tag entlassen.

Vor der Entlassung besuchte ich das Kind noch im KH und erkundigte mich wie es ihm geht. Ich war einfach nur froh, dass es ihm den Umständen entsprechend gut ging und dass der Mann und das Kind relativ schnell aus KH entlassen wurden.

Dieser Unfall hatte auch strafrechtliche Konsequenzen. Ich wurde per Strafbefehl zuneiner Geldstrafe von 30 TS verurteilt.

Trotz der Strafe habe ich immer wieder große Schuldgefühle, weil ich weiß,, dass ich zwei Menschen verletzt habe, die beide auch noch ins KH mussten. Ich muss auch nach über 1,5 Jahren immer wieder an den Unfall denken und habe immer wieder Schuldgefühle. Ich weiß, dass ich mit diesen Schuldgefühlen leben muss weil ich Mist gebaut habe - ich bin Schuld! Aber es tut einfach weh zu wissen dass man einen Unfall verursacht hat, bei dem andere Menschen verletzt wurden. Da ändert auch die Strafe nichts.

Sorry für den langen Text, aber ich musste mir das Thema nach 1,5 Jahren einfach mal von der Selee schreiben.

Ich würde mich so sehr auf eine ernstgemeinte Antwort freuen! Und bedanke mich schon mal für jede ernstgemeinte Antwort!!
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Hallo L.m.s

herzlich Willkommen hier. Ich kann verstehen, dass es schwer ist, mit einer Schuld zu leben - wenn auch nicht aus eigener Erfahrung. Ein bisschen kann Dir vielleicht die Tatsache helfen, dass Du es ehrlich bereust und dass alle überlebt haben ohne bleibende körperliche Schäden, so wie ich das verstanden habe.

Da ich Dir keine guten Ratschläge geben konnte, habe ich mal gegoogelt und das Folgende gefunden. Ich habe nur ein paar Sätze jeweils zitiert, unten steht der Link für den ganzen Artikel. Das ist von der Internetseite: www.zeitzuleben.de
eine sehr gute Seite mit vielen interessanten Artikeln

Vielleicht hilft Dir das ein bisschen. Besonders der Schritt 3 hat mich angesprochen. Ich könnte mir vorstellen, dass Schuld leichter wird, wenn man daraus lernt, solche Fehler nicht wiederholt, also vorsichtiger fährt - oder falls Alkohol im Spiel war, nicht mehr trinkt und dann fährt etc.
Und ich denke auch, dass wenn man etwas Gutes tut, wenn man anderen Menschen hilft - ob in dem Bereich, wo der Fehler passierte oder ganz allgemein - das man dann das Gefühl vielleicht haben könnte, etwas wiedergutzumachen, etwas Gutes dem entgegenzusetzen, was man falsch gemacht hat.

Natürlich sollte man sich auch immer wieder sagen - wie ja auch im Artikel steht: Jeder Mensch macht Fehler und wir machen Fehler in der Regel nicht bewusst, weil wir sie machen wollen. Wir haben eine bestimmte Persönlichkeit, einen bestimmten Entwicklungsstand und aus dem heraus handeln wir und so passieren Dinge, die wir mit einem anderen Entwicklungsstand und einer anderen Denkweise nicht oder anderes gemacht hätten.

Schritt 1: Was ist genau passiert?

Schaue doch bitte einmal möglichst rational, etwas abgeklärt und objektiv auf dich selbst. Frage dich bitte einmal kurz, ohne dich selbst zu bewerten:
  • Was habe ich getan oder unterlassen, weswegen ich mich schuldig fühle?
  • Und welche meiner Ansprüche an mich selbst habe ich damit verletzt?

Schritt 2: Du bist in Ordnung
Für den zweiten Schritt möchte ich dir den folgenden Gedanken ans Herz legen …

Ja, vielleicht hast du einen Fehler gemacht. Ja, vielleicht hättest du dich besser verhalten können. Ja, vielleicht hast du jemandem Schmerz zugefügt.
Aber deswegen bist du kein schlechter Mensch.

Wir alle – und damit meine ich wirklich ausnahmslos alle – geben nur unser Bestes. Wir alle machen Fehler. Kleine Fehler und manchmal auch große Fehler. Und wenn wir vorher gewusst hätten, dass es ein Fehler ist, hätten wir es ja nicht getan. Niemand begeht absichtlich Fehler.

Schritt 3: Verzeihen und Wiedergutmachung
Und wenn du einen Fehler gemacht hast und deswegen Schuldgefühle hast, dann solltest du zwei Dinge tun:
  • Du solltest dir selbst verzeihen.
  • Und du solltest, wenn es möglich ist, Wiedergutmachung leisten.

 

Eva

Aktives Mitglied
Deine Gedanken und Schuldgefühle kann ich gut verstehen, aber sie nützen ja Niemanden. Hört sich blöd an, ist aber so.

Wie hat denn der Vater damals reagiert?

Jemand anderes, bzw. dessen Tier hat vor vielen Jahren meinem Kind Schaden zugefügt. Der Mann hat uns im Krankenhaus besucht (mein Kind lag dort einige Zeit mit einer schweren Verletzung) und hat geweint. Ich habe ihm keine Vorwürfe gemacht, war froh, dass mein Kind lebt.

Selber ist mir mal folgendes passiert: Ich bog rechts in eine Straße (in der Stadt). Auf der linken Spur standen einige Autos an der Ampel. Von links zwischen den stehenden Autos kam ein kleines Kind (nicht sichtbar, weil zu klein) geradewegs vor mein Auto gerannt. Ich fuhr ja nur 10 - 15 km, bremste, aber wußte nicht, ob ich das Kind angefahren hatte. Es lief weiter (ganz normal) und ich unter Schock. Bin noch langsam dem Kind hinter her, weil es meine Strecke lief, aber da war nichts. Hatte es wohl nicht getroffen. Die nächste Möglichkeit habe ich angehalten und gezittert. Hatte das Erlebnis auch einige Tage (oder waren es Wochen?) im Kopf.

Was ich dir damit sagen will: Deine Gedanken sind normal. Auch für dich war es ein Schock. Aber Unfälle passieren. Zum Glück seit ihr alle da halbwegs heil raus gekommen. Für dich war es eine Lehre, seither vernünftiger zu fahren.

Auch wenn es nicht einfach ist, versuche das Erlebte zu verarbeiten, und keine Schuldgefühle mehr zu haben. Mit deinem Thread hast du den ersten Schritt gemacht.
 

Schokoschnute

Aktives Mitglied
Der emotionale Schock holt dich nun ein und man würde gerne das geschehene ändern.
Hätte ich doch nur besser aufgepasst,anders reagiert usw..daher die Schuldgefühle.
Es ist Gut das du es seelisch verarbeitest.
Aber auch anerkennst das es in keinerlei Absicht war und Sie alle, Gott sei Dank,noch leben.
Es hätte schlimmer kommen können.
Mit der Zeit wird es dir wieder besser gehen,wenn du damit Frieden schließen kannst/solltest.
Deine Aufmerksamkeit von Tun und Handeln wird besser denn je sein.

Durch mich und meinen Zwillingsbruder (10 Jahre jung), ist an einen ruhigen fröhlichen sonnigen Sonntagmorgen eine alte Dame mit Sommerhut, vor die U-Bahn gefallen.
Natürlich unabsichtlich,aber doch ist es passiert. Sie war sofort Tod.
Vielleicht zeigt es dir,das ihr alle Glück im Unglück hattet.
 

pete

Sehr aktives Mitglied
Hallo L.m.S.
Leben ist Lernen, auch aus seinen Fehlern. Ich denke, du wirst riskante Manöver beim Autofahren nicht mehr eingehen. Wenn den beiden außer Prellungen nichts passiert ist, dann ist der Unfall doch glimpflich ausgegangen, und du kannst deine Schuldgefühle loslassen.
 

L.m.S.

Neues Mitglied
Vielen, vielen Dank für die liebevollen Beiträge!! @Eva, der Vater des Kindes sowie auch der Mann haben mir keine Vorwürfe gemacht. Die Mutter des Kindes hat mich im KH sogar in den Arm genommen, obwohl ich es eigentlich nicht verdient hatte, dass man nach so einem Fehler so liebevoll mit mir umgeht. Aber ich war unglaublich dankbar in diesem Moment!! Im KH haben wir miteinander gesprochen und uns auch nach dem Unfall noch mal getroffen!

Ja es hätte schlimmer ausgehen können, was mir auch bewusst ist. Aber ich habe anderen Menschen körperlich und wahrscheinlich auch seelischen Schaden zugefügt, was ich nie wollte. Seit diesem Tag hab ich ein Leben mit dem Unfall, was ich akzeptieren muss. Aber ich hab extrem Mist gebaut und denke, dass ich nicht mehr das Glück verdient habe, dass ich vor dem Unfall hatte. Auch weil es für so eine Schuld in meinen Augen kein gerechtes Strafmass gibt. Eine Geldstrafe ist eigentlich nichts dafür dass ich anderen Menschen seelisch und körperlichen Schaden zugefügt habe. Aber ok. Ich wünschte ich könnte das Ganze ungeschen machen, aber ich kanns nicht. Es ist ein Teil in meinem Leben. Aber dieser Teil von mie gehört eigentlich nicht zu mir.
 
G

Gelöscht 117789

Gast
So wie es aussieht ist ja kein bleibender Schaden entstanden und Du hast es ja nicht mit Absicht gemacht.
Fehler macht jeder und die muss man sich auch irgendwann verzeihen.
 
G

Gelöscht 32652

Gast
Hallo L.m.S.
Leben ist Lernen, auch aus seinen Fehlern. Ich denke, du wirst riskante Manöver beim Autofahren nicht mehr eingehen. Wenn den beiden außer Prellungen nichts passiert ist, dann ist der Unfall doch glimpflich ausgegangen, und du kannst deine Schuldgefühle loslassen.

So ist es.
In Zukunft wirst du weniger Risikofreudig und/ oder unachtsam unterwegs sein.

Ich hatte vor Jahren einen Unfall verursacht mit zwei leicht und einem schwrrverletzen, ein Mädchen 16 alt.
Es war zwar nicht so schlimm Arm/Beinbruch Und Schürfwunden.
Ich stand an der Ampel mit einen Nigelnagrlneuen Audi A6 2,8 Biturbo, die Schweigen waren beschlagen und an der Kreuzung standen zwei Ampelanlagen dicht hintereinander, ich habe sie verwechselt und es kam zu Crash.

Mein Besuch im Krankenhaus sowie das Eingeständnis der Schuld bewarten mich damals vor einer hohen Strafe, der Schock aber saß tief, die Klimaanlage lief von da a nur noch selten.

Wir lernen aus unseren Fehlern und das ist gut so
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Muir

Aktives Mitglied
Hallo,

wenn du dir selber nicht verzeihen kannst, welche Strafe stellst du dir persönlich für dich vor, dass du mit dem von dir verschuldeten Unfall abschließen kannst?
Hast du da eine Idee? Die Geldstrafe an sich scheint ja für dein Vergehen, in deinen Augen gesehen nicht auszureichen.

Ich verstehe das es immer ein Wunder Punkt in deinem Leben bleibt.
Doch reicht es auch aus, für die Zukunft was dazugelernt zu haben. Das so eine Situation, sprich Unfall, dir nie wieder passiert. Jedenfalls was deine Schuld als Verursacher angeht.

Ich könnte dein Schuldgefühl noch verstehen wenn du keine Vergebung seitens der Familie bekommen hättest. Wenn sie dir feindlich gesonnen wären, aber man hat dich sogar noch in den Arm genommen und dir verziehen. Das solltest du mittlerweile auch.

Doch wie schon erwähnt, dann überlege welche Strafe du dir selbst noch auferlegen könntest bis es reicht dir selbst zu vergeben.

Spende etwas an den Weißen Ring oder übernehme eine ehrenamtliche Tätigkeit. Vielleicht dient das deiner Absolution.

Viele Grüße und alles Gute,
Muir
 

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