Ein knappes Monat hat der Überschwang gedauert! Obwohl sie nicht ganz leicht zu verstehen ist, habe ich mir größte Mühe gegeben, ihr ein Gefühl zu geben, dass ich sie so liebe, wie sie ist...
Sie behauptete immer wieder, sie sei wie eine Zwiebel, es kämen immer neue, unangenehmere Schichten zutage. Sie sagte immer wieder sowas wie: Sie will sich mir nicht antun, ich wüsste nicht, was auf mich zukäme. Sie zweifelte, haderte, war verunsichert.
Ich versuchte Sicherheit auszustrahlen, ihr zu vermitteln, dass sie begehrenswert ist, dass ihre sog. "Schwächen" ein Teil von ihr sind. Dass ich sie nicht abartig finde, sondern außergewöhnlich, im positivsten Wortsinne. Ich war lieb zu ihr, schenkte ihr Aufmerksamkeit und Zuwendung, ohne aufdringlich zu sein. Ich machte mir Gedanken, wie mach ich sie glücklich?
Und es sah so aus, als entwickelte sich alles in die richtige Richtung. Sie sollte lernen, mir zu vertrauen. Sie sollte sich einfach fallen lassen, ich würde sie fangen. Obwohl sie es nicht vollständig konnte, sagte sie, sie wisse um dieses "Manko" bescheid und würde daran arbeiten. Sie war aber irgendwie gehemmt und distanziert. Dann wieder auffallend lieb und entgegenkommend. Ich konnte sie nicht wirklich ganz verstehen. Ich spürte ihre Unsicherheit und ließ mich davon auch ein Stück weit verunsichern. Aber ich traf für mich dieselbe Entscheidung immer und immer wieder aufs Neue: Ich liebe sie.
Sie sprach davon, dass sie manchmal ein Sinnlosigkeitsgefühl ereilt. Ich verstand das, weil es mir selbst manchmal so ergangen ist. Ich sagte ihr, was auch immer los ist, was hilft ist: reden, reden, reden. Ich habe es gelernt, zu reden, über mein Inneres. Es ist befreiend, tröstend und man hat die Chance, andere Sichtweisen kennenzulernen.
Sie kann es kaum, man muss ihr vieles aus der Nase ziehen. Und als ich ihr letztens ansah, dass was nicht stimmte, ahnte ich noch nicht, dass sowas kommt...
Sie erzählte mir von innerer Zerissenheit. Dass es einen anderen Mann in ihrem Herzen gäbe. Dass die Vernunft ihr sagt, ich sei derjenige, mit dem sie alt werden möchte. Dass ihr Herz sich jedoch nach einem anderen sehne...
Bis jetzt hatte ich immer eine beruhigende Antwort, für sie und auch für mich parat. Aber diese Information war wie ein Nadelstich in meinem Herzen. Während sie mir das sagte, umarmte sie mich, griff mich an und ich war vollständig verwirrt! Sie war wohl nicht weniger verwirrt. Sie hatte Tränen in den Augen. Ihre Stimme klang aber fest. Alles war komisch. Ich war überfordert. Ich schaffte es aber zu sagen: Ich habe mich entschieden... Jetzt musst du dich entscheiden, finde Klarheit und lass es mich wissen. Ich muss jetzt gehen...
Ich wollte gehen, aber sie folgte mir. Ich ließ es geschehen und wir redeten auf dem Nachhauseweg. Sie fragte mich, ob ich glaube, ob sie mit Männern spielt. Ich sagte, nein, immerhin bist du ehrlich zu mir. Wolltest du mit mir spielen, hättest du dich anders verhalten. Aber mein Herz tat weh. Sie umarmte mich erneut, mich überkamen Tränen, ich konnte nicht fassen, was gerade passierte.
Ich löste mich, ging heim und ließ meinem Schmerz freien Lauf. Ich betete, weinte, fluchte und weinte. Versuchte zu schlafen, schaffte es 2, 3 Stunden und wachte weinend wieder auf. Ich verfluchte jede Sekunde, die verging. Ich hielt die Ungewissheit nicht aus. Ich rief bei ihr an, erreichte nur die Sprachbox und fragte noch halb in Tränen aufgelöst, wann ich denn mit einer Antwort rechnen könne. Tage, Wochen, Monate?
Ein wenig später fiel mir die Sinnlosigkeit solcher Aktionen wieder ein und ich sprach eine zweite Nachricht, dass sie die obige Nachricht vergessen solle und sich Zeit nehmen solle und wünschte ihr Klarheit.
Im Laufe des Tages, bekam ich ein SMS, dass es ihr Leid täte, aber sie müsse jede Information von mir löschen, sie weiß nicht im voraus, wie lange das dauert und sie wünschte, sie könnte Sinn hinter all dem erkennen!
Das war die letzte Information, die ich von ihr habe, von der Frau, der ich mein Herz geschenkt habe.
Jetzt hänge ich in der Luft. Ich bin der Ungewissheit ausgeliefert. Ein Zustand, der unerträglich ist. Wer die Geschichte hier mitverfolgt hat, der weiß, wie lang und steinig der Weg war, den ich zu ihr zurückgelegt habe. Und das soll es gewesen sein? Ich weiß es nicht, weil ich nichts anderes tun kann, als abzuwarten. Jede verfluchte Stunde abzusitzen.
ABER: Ich werde nicht ewig leiden. Ich habe mit mir selber ausgemacht, dass ich maximal eine Woche lang warten werde. Dann werd ich sie kontaktieren und fragen, was nun Sache ist. Die Woche werd ich ihr ohne Wenn und Aber geben, ganz ohne Behelligung.
Wenn mein oberstes Ziel ist, sie nicht zu verlieren. Wenn ich ganz fest weiß, dass sie die Frau ist, mit der ich zusammen sein will, mit der ich alt werden will, die ich von ganzem Herzen liebe... Wie soll ich mich verhalten?
Ich finde den Weg, abzuwarten, so schwer es auch fällt, richtig. Ihr auch?