Anonymer Gast, du "denkst" hier sehr viel und nimmst deine eigene Meinung sehr wichtig. Letztendlich ist es aber genau das: Deine persönliche Meinung. Du stülpst den stillenden Müttern und Kindern pauschal deine persönlichen Interpretationen über und verurteilst die Mütter, die länger als ein Jahr lang stillen. Nur weil es sich für dich "so anfühlt", wie wenn Kinder die länger gestillt werden einen Schaden nehmen, muss das noch lange nicht der objektive Realität entsprechen. Zudem scheint dir grundlegendes Wissen aus der Psychologie und Traumatherapie zu fehlen.
Ich will gar nicht ausschließen, dass es gelegentlich Mütter gibt, die sich so fest an ihr Kind "klammern", dass es darunter leidet und sich nicht frei entwickeln kann. Das Problem ist dabei aber nicht das Stillen, sondern dass das Kind unterbewusst die "Aufgabe" bekommt, einen (seelischen) Mangel der Eltern, den diese in sich tragen, zu kompensieren. Das kann sich aber auch in völlig anderen Bereichen zeigen: Z.B. indem das Kind in der Schule immer perfekte Noten haben muss, indem die Tochter von klein auf "hübsch gemacht" wird, indem ein Kind ein Instrument lernen soll oder im Ballett bei Auftritten gesehen werden soll... es gibt unzählige Situationen, in denen die Aufmerksamkeit und die Erwartungen der Eltern ihre Kinder "erdrücken", während die Eltern blind für die wahren Bedürfnisse und das Leiden ihrer Kinder sind.
Deshalb aber pauschal alle Mütter zu verurteilen, die ihre Kinder längere Zeit stillen, ist zum einen respektlos gegenüber den Müttern und ihren Kindern, zum anderen ist es ein typischer Verdrängungsmechanismus, der vom wahren Problem ablenkt: Von einer Situation, in der Kinder (unbewusst) dazu gebracht werden, den Eltern für ihren eigenen seelsichen Mangel zur Verfügung zu stehen. Oder etwas anders formuliert: In der Kinder intuitiv in Gefühls- und Verhaltensmuster rutschen, durch das sie den Mangel ihrer Eltern kompensieren. Da sie auf diese Weise ein tieferes Gefühl von Nähe und Verbundenheit erfahren. Das Auflösen socher Situationen ist übrigens alles andere als trivial und lässt sich definitiv nicht durch das reine Vermeiden bestimmter Handlungen erreichen.
Zudem: Gerade das "gewaltvolle" trennen von Mutter und Kind - weil sich rigendwelche selbsternannten Experten anmaßen, zu wissen, was das Beste für ein Kind sei - kann mit einer Traumatisierung einhergehen. Sowohl für die Mutter als auch für das Kind (und unter einer Traumaitisierung der Mutter leidet immer auch das Kind). Eine gesunde "Abnabelung" findet dich durch eine gewaltsam herbeigeführte bzw. erzwungene Distanz statt, sondern indem dem Kind die Freiheit gegeben wird, sich von seinen Eltern zu lösen und selbst zu entfalten, eigene Erfahrungen zu sammeln und in einem gewissen Rahmen dabei auch "Fehler" zu machen, und dabei immer das Wissen zu haben, dass es jederzeit in den Schutz und die (auch körperliche) Nähe zu seinen Eltern zurückkehren kann.