Es ist genauso schwer wirklich konstruktiv Kritik zu üben wie es schwer ist, Kritik anzunehmen und mit Kritik gut umzugehen. Die allermeiste Kritik wird nicht konstruktiv vorgetragen. Das ist so.
Es ist nicht schlimm, mit Kritik nicht gut umgehen zu können. Das können meiner Erfahrung nach die wenigsten Menschen. Eigentlich fragst du ja auch nicht, wie du mit Kritik im Sinne einer konstruktiven Annahme umgehen kannst, sondern wie du innerlich nicht so wütend darüber wirst, wenn dich jemand kritisiert. Was genau stört dich an der Kritik? Hast du dann Sorge, dass dich jemand nicht mag bzw. womöglich alle Menschen nicht mögen, nicht gut finden, und so weiter, während du dich selbst eigentlich in Ordnung findest? Also bist du eher traurig und nicht wütend? Oder ärgert dich, dass es schwer ist, sich selbst zu ändern und du deshalb das Gefühl hast, es wird dir "vorgehalten", dass du in irgendeiner Art und Weise schlecht wärst?
Ich habe keinen allzu hilfreichen Hinweis, denn mir gelingt es bis heute nur schwer bis gar nicht, in der akuten Situation mit Kritik umzugehen (in beiden oben aufgeführten Arten). Meist gelingt es mir aber im Nachhinein. Was mir dabei hilft, ist, mich zu fragen, was das Kritisierte für mich bedeutet. Wenn ich zu dem Schluss komme, dass es eine grosse Bedeutung hat oder dass es für mich eigentlich in Ordnung ist und warum, nehme ich die Kritik nicht an. Komme ich zu dem Schluss, dass das Kritisierte eigentlich weniger bedeutsam ist und, wenn ich genau darüber nachdenke, irgendwie auch nicht in Ordnung, nehme ich die Kritik an und überlege, wie und ob ich das an mir ändern könnte.
Letztlich muss man auch abwägen, ob man mit den Konsequenzen des Kritisierten leben kann - stört es mich also, dass das Kritisierte andere Menschen stört und ggf. zu Reibungen und Konflikten führt? Wenn ja, wie sehr? Und wie wichtig ist mir im Vergleich das Kritisierte?
Liebe Grüsse
Santino