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Krise - letzter Versuch Jura-Staatsexamen

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lul1994

Neues Mitglied
Liebe Forenmitglieder, es folgt hiermit ein weiterer Hilferuf einer Jurastudentin.

Ich stecke im 11. Semester meines Studiums und bin bereits 24 Jahre alt. Ich habe 2018 mein erstes Staatsexamen im Freiversuch nicht bestanden. Ich hatte damals Fehler in der Vorbereitung gemacht und den Versuch trotz Besuch eines Repetitoriums vermutlich einfach nicht ernst genug genommen, da ich ansonsten auch immer irgendwie durchgekommen war.

Aus diesem Fehler habe ich gelernt und mich erneut weitere 7 Monate auf meinen ersten regulären Versuch vorbereitet, Lücken geschlossen, Klausuren geschrieben und einen Crashkurs besucht.

Auch lief das Examen im zweiten Anlauf vom Gefühl her besser, ich konnte strukturierter an die Sachverhalte herangehen, hatte außer in einer Hammer Staatshaftungsrecht/Europarecht Klausur durch die Bank ein ganz gutes Gefühl von „bestanden sollte es auf jeden Fall sein“ und habe auch nach Durchsicht des Examensreports festgestellt, dass ich die Schwerpunkte der Klausuren eigentlich getroffen habe.

Dann der Schock: Auch der zweite Anlauf ging in die Hose – und das vor allem viel schlechter als der Erste! Wo ich schlecht vorbereitet im Freiversuch nach 6 Klausuren, die ich nahezu alle unstrukturiert und mit „labern“ zu Ende gebracht hatte, am Ende bei 3,41 Punkten landete (mir also nur 0.09 Punkte gefehlt hätten), bin ich nun bei 2,9 Punkten.

Ich bin jetzt natürlich völlig geschockt – die Einsicht steht noch aus – frage mich jedoch, wie ich weitermachen soll.

An Beratungsstellen mangelt es und natürlich ist es eine rein persönliche Entscheidung, ob man den letzten und dritten Versuch wagt oder einen neuen Weg einschlägt, ich frage mich jedoch, ob es Jemanden gibt, der in einer ähnlichen Situation war wie ich oder ansonsten wertvolle Tipps parat hat? (Man merkt ich bin verzweifelt :D)

Freunde und Familie glauben an mich und unterstützen mich, sind selbst schockiert von dem Ergebnis. Jedoch bringt mir das natürlich auch nur bedingt weiter, wenn ich selbst nicht mehr an mich glaube. Ich selbst fühle mich ehrlicherweise nur noch faul und dumm.

Ich weiß momentan einfach nicht, ob ich es ein drittes Mal schaffe, mich mehrere Monate mit dem gleichen Stoff (von dem ich eigentlich überzeugt war, ihn zu beherrschen) zu beschäftigen und vor allem – sollte ich denn mein Examen wider Erwarten doch noch bestehen – geht es ja dann im zweiten Staatsexamen genauso weiter?!

Momentan sehe ich mich nach einem weiteren geopferten Jahr entweder wieder durchfallen oder mich weitere Jahre insbesondere durch das zweite Staatsexamen quälen um am Ende mit bestenfalls zwei schlechten Examina da zu stehen.

Andererseits ist es natürlich auch keine leichte Entscheidung, „in meinem Alter“ nochmal neu zu beginnen, zumal mein alternativer Weg zur Polizei natürlich auch nicht ohne Risiken und Nachteile daherkommt.

Ich freue mich über eure Antworten!
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Hallo lul1994,

eine Prüfung prüft vor allem, wie gut man
in Prüfungssituationen ist ... und nur selten
das tatsächliche Fachwissen. Offenbar bist
du nicht gut darin, Prüfungen zu bestehen,
sonst hätte sich ja eine Besserung von der
ersten zur zweiten Prüfung zeigen sollen.

Gibt es keine Möglichkeit, während des
Lernens die Prüfung zu simulieren und da-
durch zu sehen, ob du tatsächlich auf ein
höheres Niveau kommst? Oder ist das völlig
undurchschaubar, was geprüft wird?

Vielleicht hilft dir auch ein Plan B, um da jetzt
nochmal lockerer ranzugehen? Ich meine, das
Leben ist ja trotz misslungener Prüfung nicht
zu Ende, zumal, wenn man ERST 24 Jahre alt
ist!!! Und ein Zweitstudium kann ja durchaus
auf dem aufbauen, was du im ersten Anlauf
gelernt hast und dich dann noch zu einem
guten Ziel bringen.

Da wärst du nicht die erste ...

Lehrer werden übrigens dringend gesucht, vor
allem Grundschullehrer :)

Viele Grüße,
Werner
 

cucaracha

Urgestein
Mit der Kategorie Liebe hat es aber nix zu tun.


Das Jura Studium ist sehr schwer.
Es fallen sehr viele Studenten durch.

Wenn du es nicht schaffst, dann nimm Plan B.
 

HaGeBe

Mitglied
Hallo lul1994,

ich bin zwar in keiner vergleichbaren Situation studiere aber auch Jura, zwar erst im 3. Semester, kann aber deine Sorgen teilweise nachvollziehen. Die Angst beim Staatsexamen durchzufallen, habe ich jetzt schon.

Es wird dir keiner diese Entscheidung abnehmen können, aber: Wäre ich an deiner Stelle würde ich mich an einen weiteren Versuch wagen und "nur" noch dieses Jahr/diese Monate investieren. Es heißt ja auch "alle guten Dinge sind 3". Ich weiß nun leider auch nicht, wie deine Prüfungsvorbereitung aussieht, aber was mir in der Prüfungsvorbereitung hilft - und ich bin während Prüfungen leider auch immer etwas zu aufgeregt - ist das Schreiben unter Prüfungsbedingungen. Zuerst ist es immer ganz furchtbar, weil ich einfach so nervös bin, dass nichts Gescheites rauskommt, aber je öfter ich simuliere, desto mehr gewöhne ich mich (oder wohl eher mein Hirn) daran.

Wenn du dich dazu entschließen solltest, die Prüfung erneut zu schreiben und bestehst, dann brauchst du zwangsweise kein 2. Staatsexamen zu machen; keine weiteren Qualen mehr. Auch das 1. Staatsexamen ist ausreichend für eine Stellenbesetzung. Vergiss das bitte nicht. Dann wirst du eben etwas anderes als Anwalt/Richter.

Für den Fall, dass du es nicht packen solltest: Auch wenn du schreibst, dass du "bereits" 24 Jahre bist, bist du "erst" 24. Du bist keineswegs zu alt. Du hast noch die Möglichkeit eine Ausbildung zu absolvieren oder was anderes zu studieren. Meines Wissens nach bietet das Arbeitsamt aber auch Beratungen für Jura-Studenten an. Hast du dich dort schon einmal informiert?

Ich wünsche dir alles Gute!
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Ich würde es lassen und Rechtsanwaltsgehilfin werden.

Du brennst nicht für dein Studium und verschwendest deine Zeit.
 

lul1994

Neues Mitglied
Wow ich danke euch für eure so schnellen und einfühlsamen Antworten!
Ich fürchte mit Schicksal hat das ganze relativ wenig zu tun, mehr mit sehr harter Arbeit - vor allem psychisch. Das ist auch der Grund, weshalb es mir so schwer fällt, einen dritten Versuch zu wagen, nicht weil es mir zu anstrengend ist, zu lernen sondern weil die Erfolgschancen nach doppeltem Scheitern gering sind und diese monatelange Lernerei einfach wahnsinnig an die Substanz geht!
Ich muss einfach nochmal mehr in mich hinein horchen und finde hoffentlich bald meinen Weg, ich habe jetzt jedenfalls mehr Mut, ggf. einen Plan B zu starten.
 

~Lain~

Mitglied
Selbst wenn es scheitert, hat man an sich ggf. noch im Ausland Optionen "weiterzumachen", wenn man die Muße dazu hat. So oder so würde ich die Chancen ausnutzen, die gegeben sind. Man kann sich auch parallel Alternativen überlegen (z.B. Bachelor) bzw. schauen wo eine Anrechnung dann noch möglich ist, um die Zeit nicht vollkommen "wegzuwerfen" im übertragenen Sinne.

24 ist zudem kein Alter. Ich weiß nur nicht, mit welchem Ziel du Jura studierst bzw. welche Pläne du verfolgst. Nicht absprechen würde ich dir jedoch die Studierfähigkeit, wer sich durch diesen (häufig) öden Kram kämpft, muss einiges an Ausdauer haben :rolleyes: Vermutlich würden da einige alternative Studiengänge dann vergleichsweise leichter fallen.
 

seeker95

Mitglied
Hallo lul1994,

ich bin Verwaltungsfachangestellte (keine Beamtin) in Bayern und hatte damals in der Ausbildung einen ehemaligen Jura-Studenten als Klassenkameraden gehabt. Er hat nach ca. 10 Semestern das Staatsexamen ebenfalls im zweiten Anlauf nicht bestanden - ich hatte es bei ihm so verstanden, dass er auch nur diese zwei Versuche hatte.

Ich habe keine Erfahrung, was Jurastudenten, die durch die maximal mögliche Anzahl von Examen gefallen sind normalerweise beruflich machen, aber das naheliegendste für mich war Rechtsanwaltsfachangestellter (wegen dem Fachwissen).

Also fragte ich ihn, warum er sich nicht als Rechtsanwaltsfachangestellte (oder Ähnliches) beworben hat. Er meinte zu mir, er will nicht ein Leben lang einem Anwalt dabei zuschauen, was aus ihm selbst hätte werden können bzw. an sein Scheitern erinnert werden und er wollte nicht ein Leben lang assistieren.

Da hat er sich dafür entschieden im Anschluss eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter - Kommunalebene - bei der Stadt zu machen (die auch rechtlich ist). Mittlerweile verdient er - für meine Verhältnisse - nicht schlecht, hat einen festen, krisensicheren Job bei der Stadt und wurde in einer der höheren möglichen Entgeltgruppen eingruppiert (möglich sind bei diesem Ausbildungsberuf zwischen E6 - E9a, wenn es dich interessiert, gib "entgelttabelle tvöd 2019" in Google ein, erster Link, man fängt bei Stufe 1 an). Während der Ausbildung war das meist unser Klassenbester ;)

Klar, als Anwalt verdient man deutlich mehr, aber man kann nicht alles haben. Wenn er jetzt noch zwei Jahre einen sogenannten "Beschäftigungslehrgang 2" macht, kann er noch mehr verdienen, ab E 9b aufwärts.


Aber man muss es halt
1.) mögen, beim öffentlichen Dienst zu arbeiten und
2.) unter Umständen hast du im Anschluss noch 3 Jahre Ausbildung.

Unser ehemaliger Jurastudent wollte die verkürzen, aber das ging zumindest bei unserem Arbeitgeber nicht.

Falls du Fragen hast, kannst du mir gern eine private Nachricht schicken.

Im Anbetracht dessen, was für einen enormen Unterschied es macht, hoffe ich persönlich für dich, dass du die Kraft und den Willen hast, den dritten Versuch noch durchzuziehen.


LG, seeker95
 
Zuletzt bearbeitet:

lul1994

Neues Mitglied
Vielen Dank erneut für eure weiteren Antworten und Tipps! :)

Ich bin leider noch nicht so wirklich vorangekommen, ich habe Jura mit dem Ziel studiert, später einmal Menschen in Notsituationen beratend zur Seite stehen zu können. Ich hatte nie das Ziel, das große Geld zu machen, in einer Großkanzlei zu arbeiten oder ähnliches, wichtig ist es mir als Frau nur, später unabhängig von einem Partner Geld verdienen zu können, das ausreicht, ein solides Leben zu führen.

Ich habe vor allem nie das Ziel gehabt, eine große Karriere hinzulegen, vielmehr ist es mir wichtig, eine Familie zu gründen. Natürlich hätte man mit der Ausgangslage nicht unbedingt Jura studieren müssen, aber darüber habe ich leider mit 19 nicht wirklich lange nachgedacht und einfach losgelegt.

Ich bin nun immernoch unentschlossen, ob ich etwas neues beginnen soll (ein Bachelor-Studium/Ausbildung dauert letztlich genauso lange wie die Beendigung des Jurastudiums) oder ob ich den letzten Versuch wage, denn es ist natürlich richtig, dass man diese Chance nicht unversucht lassen sollte.
Das bedeutet allerdings die Bereitschaft, wieder mehrere Monate die gleichen Inhalte zu pauken und das unter einem viel größeren psychischen Druck. Diese müsste ich erstmal aufbringen, ansonsten ist der letze Versuch von vornherein zum Scheitern verurteilt, was wieder ein Jahr "verschwendet" bedeuten würde.
 
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