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Kriegs - Berührungen

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MagicSun

Gast
Weltkrieg:

Meine Tante ihr Mann war Engländer - ich habe ihn nie kennengelernt, er kam aus dem Krieg nicht zurück.

Meine Mutter wohnte an der Ostsee und hat als Kind mit anschauen müssen, wie "Häftlinge" massenweise in die Ostsee getrieben wurden - bis sie ertranken. Danach - Vertreibung - Flucht.

Mein Vater musste einen Arier-Nachweis erbringen - er war Co-Pilot bei der Luftwaffe. Er warf Bomben auf England, war in Kanada stationiert - verbrachte ein halbes Jahr in Norwegen und war in französischer und englischer Gefangenschaft.
Er war Hochintelligent, sehr diktatorisch und ein Nazi.

Kurioser Weise - hat er Ernst Thälmann gekannt - dieser hatte sich öfters bei meiner Großtante versteckt.

Als Kind habe ich das oft zu spüren bekommen - ausdrücke wie "die hätte Adolf alle vergast" mit denen bin ich groß geworden. Er liebte den deutschen Schäferhund, das tue ich auch, aber sicher aus anderen Gründen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Tyra

Sehr aktives Mitglied
Meine Vorfahren stammten aus Ostpreußen, sind z.t über die Ostsee geflohen...ein Rudel starker Frauen, dass überlebt und wer weiss was für Ängste und Grauen erlebt hat. Genaueres wurde nie erzählt.....

Mein Vater war seinen Schilderungen nach in der HJ gewesen...er hat nur wenig über den Krieg und va. über seine Meinung zum Hitlerregime gesprochen, trat jedoch immer recht faschistoid und fremdenfeindlich auf...auch heute noch mit so bekloppten Thesen dass "die Ausländer" den Deutschen die Jobs wegnehmen etc...wobei er herkunftsweise und dem Phänotyp nach (also vom Aussehen her) selber halb südländischer Herkunft ist...Knallkopp :D:D
Der Vater meines Vaters war wohl sone Art Outlaw...er entführte meinen Vater in Kriegszeiten, was für meinen Vater ein nettes Abenteuer gewesen schien...mein Vater spricht eher mit Bewunderung von ihm. Seitens der weiblichen Geschwister und auch von zwei Brüdern meines Vaters kamen Berichte, dass der Vater meines Vaters ein gewalttätiges A******* war, der seine Familie mit Terror und Schrecken beherrschte solange bis zwei seiner Söhne (die um Jahre älteren Brüder meines Vaters) groß und stark genug waren ihn vor die Türe zu setzen...Mein Vater hatte davon als Nesthäkchen wohl wenig mitbekommen..bzw. sich die Dinge im Nachhinein ein wenig umgedeutet...

Ich würde meinen Vater eher als mittelintelligent, dennoch diktatorisch bezeichnen..und nicht als authentischen Nazi, sondern nur eher in einigen Punkten Möchtegern-Teilfaschisten.

Ich mag Deutsche Schäferhunde nicht besonders, bzw nicht mehr als andere Hunde, da sie zumindest heutzutage viel zu überzüchtet sind...z.T Qualzucht mit dem abfallenden Kreuz und den verkürzten Hinterläufen...haben oft Hüftprobleme...Charakterlich finde ich diese Rasse o.k..gelehrig, klug, menschangelehnt...aber das sind andere Rassen auch und oft noch viel mehr...

Wenn ich mir so alte Dokumentationen über Hitler und Göbbels oder diese Leute sehe kann ich nicht verstehen warum einige diese kreischenden Psychoten so charismatisch fanden oder ernst nehmen konnten..war wohl sone Art Massenpsychose, die damals ablief...ein Volk im Herrschaftstrausch oder so....oder wie die Soziobiologen sagen das Problem mit dem kopflosen Führer..der der am lautesten kreischt dem folgt die Meute....Viele Menschen stehen darauf wenn jemand Macht ausübt...vorangeht und ihnen zeigt wo es langgeht. Solche Geschichten wie einen auf BAsis einer recht primitiven Ideologie ausgeführten Ethnozid finde ich für eine fortschrittliche Nation megapeinlich.

Wer war Thälmann nochmal? achso lese gerade...KPDler wurde verfolgt, verhaftet und hingerichtet...wie passt das eigentlich zusammen..dein Vater ein Nazi und versteckt einen vom Regime Verfolgten? Nuja, der Mensch ist vielschichtig.

Tyra
 
M

MagicSun

Gast
Mein Vater war noch ein Kind, als er Thälmann kennenlernte - meine Tante, eine Baronin aus Bochum, hat ihn versteckt und dort traf ihn auch mein Vater.

Mein Vater war (1995 verstorben) ein Fuchs, sehr clever und besaß schon immer sehr viel Charisma - und ein Auftreten, was man nicht übersehen konnte. Vieles ist auch mir unklar - ich bekam als Kind mal sein Notizbuch in die Hände, ich hatte nicht viel Zeit zum lesen, aber einiges ist halt doch im Gedächtnis geblieben.
Obwohl er in englischer Gefangenschaft war, war er mit einer Engländerin verlobt, die ihm auch Pakete brachte.
Königin Elisabeth hat damals das Gefangnenlager inspiziert und auch mit ihm ein paar Worte gewechselt.

Als Kind habe ich oft Friseur gespielt und habe meinem Vater links und rechts ein paar Hörner aus den Haaren gestylt.
Viele Jahre später sah ich ein Bild von Kriegsgefangenen, die hatten die selben Frisur- "Hörner" auf dem Kopf - darüber war ich sehr erschrocken.
 
L

lumiere_de_ciel

Gast
Mein Vater war zu Kriegsbeginn 18 und wurde eingezogen.
Er war in Polen, Belgien und Frankreich.
Anschließend in amerikanischer Gefangenschaft

Meine Mutter war Sudetendeutsche (jetziges Tschechien).
Bombenangriffe und so was kannte sie nicht, aber Erschießungen musste auch sie beiwohnen und sie erzählte wie Menschen durch die Gassen getrieben wurden zu dem Platz wo sie erschossen werden sollten.
Meine Mom war im BDM.

Nach Ende des Krieges wurden sie aus der Heimat vertrieben.
 
L

Lena7

Gast
Und ich hab für die Soldaten an der Front immer warme Socken gestrickt.
War ein Scherz- so angestaubt bin ich dann doch noch nicht.:rolleyes:
 
L

Lena7

Gast
Meine Mutter mußte auch mit ihrer Schwester ( sie war damals noch ein Kind )und meiner Oma aus dem Sudetenland(jetzt Tschechien) fliehen, bzw. wurden sie ausgesiedelt.
Mein Opa war Soldat und ist aus Russland nie mehr zurück gekehrt.
 
Zuletzt bearbeitet:
R

Rübe

Gast
Mein Opa war Krad-Fahrer, wurde gegen Ende des Krieges von den Russen verschleppt.
Ich weiß nicht wieso, aber mein Opa verherrlichte die Zeit in Russland ziemlich, für ihn war es einfach wunderbar dort.

Meine Cousine, die erste seiner Enkel, hat einen russischen Namen bekommen und auch ich, als Zweite, hab einen....

Je älter mein Opa wurde, um so mehr glorifizierte er die Vergangenheit in Russland. Deutschland und alles, was hier geschah, wurde nicht erwähnt. Er hasste regelrecht die "Amis" und ging jedesmal aus dem Zimmer, wenn ein amerikanischer Film lief....

Jetzt ist er seit 8 Jahren tot, ich wünschte, ich hätte mehr mit ihm darüber gesprochen.

Meine Oma war in diese Jugendorganisation, sie fand es schön. Zusammenhalt, singen, Natur...

Irgendwann mussten sie fliehen, kamen "mit dem Bollerwagen" aus Posen hier an.

Einige Verwandte waren in der DDR, damals als ich Kind war, wurde immer geflüstert über "Tante Elli" etc und überlegt, wie man was am besten rüber schicken kann, ohne das es konfisziert wurde. Für mich als Kind ungeheuer spannend.
 
Zuletzt bearbeitet:

Arktur

Sehr aktives Mitglied
Mein Großvater war noch Teilnehmer im ersten Weltkrieg. Dort hat er einen Arm verloren, weswegen er im zweiten Weltkrieg nicht mehr eingezogen wurde. Zu der Zeit war er wohl ein ziemlicher Anhänger der Nazis und hat diese Überzeugungen mehr oder weniger bis zu seinem Tod nicht wirklich abgelegt (nur nicht mehr so laut verkündet). Angeblich hat er im ersten Weltkrieg mal kurzzeitig in derselben Kompanie gedient wie der junge Hitler. Jedenfalls hat er das mehrfach erzählt und es gibt auch einen schriftlichen Bericht dazu (er hat mal eine Art Autobiografie in Form einer Loseblattsammlung erstellt).

Mein Großvater war im übrigen ein eher unangenehmer Mensch mit Hang zu leicht despotisch-cholerischem Verhalten. Meine Mutter (seine Tochter) wurde von ihm bis zu seinem Tode fortwährend gegängelt...

Mein Vater war im zweiten Weltkrieg etwas zu jung und entging mit knapper Not der Einberufung kurz vor Kriegsende. Einige seiner damaligen Kumpels wurden eingezogen - soweit ich weiß, haben es die meisten nicht überlebt.
 
G

Gast

Gast
Ich bin jetzt 17 und langsam fühlt es sich so an, als ob plötzlich jeder die "Ist doch schon lang genug her"-Einstellung bekommt, als ob alles mit der Zeit plötzlich vergeben und vergessen wäre. Und ich schaue auf unsere Familie, unzählige ausgestrichene Namen in einem riesigem, glücklichen Familienverbund, der wohl heute um einige, wundervolle Menschen reicher wäre, ohne diesen Krieg.


Mein Großonkel beispielsweise, 15 damals, wurde von unserem damaligen Nachbarn verraten, ein eingefleischter Nazi, und obwohl er nicht auf einer der Einzugslisten stand, mitgenommen wurde. Mein Urgroßvater hatte noch versucht in zu verstecken, aber vergeblich. Zwei Briefe kamen noch, der letzte aus Tempelhof, in denen er schrieb, dass er Angst habe, dass alles eine einzige Lüge war, dass er nach Hause wolle. Dann: Nichts mehr.

Bis heute hat man ihn nicht gefunden, aber wenn ich auf das kleine Bild im Familiengrab starre, dann sehe ich das Ebenbild meines kleinen Bruders, heute auch 15, mit den jugendlichen Zügen und den großen Augen, die noch nichts von der Welt wissen, und dann kann ich nicht annähernd begreifen, wie meine Großtante, seine Schwester, sich fühlt, wo sie doch solange gehofft hat, weil vermisst nicht den Tod bedeutet, und wohl heute noch hoffnungslos an Wunder glaubt, weil sie nicht weiß, wo er liegt.

Wenn ich darüber nachdenke werde ich wütend über soviel Sinnlosigkeit und Leid, und hoffe nur, dass Menschen irgendwann soweit entwickelt sind, langfristig die eigene Gier unter das Leben von Menschen stellen zu können.

Mich hat der Krieg nie direkt berührt, aber alle diese Lücken und weißen Stellen, über die jeder nur verbittert schweigt, sind mehr als genug.
 
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