LieberAnonym
Neues Mitglied
Hallo zusammen,
ich habe gerade angefangen zu studieren, doch stoßen mir einige Dinge negativ auf, welche mich so emotional mitnehmen, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
Ich studiere im Bereich der Wirtschaftswissenschaften an einer Uni, die etwas auf sich hält und zumindest national sehr anerkannt ist. So weit so gut, keine Probleme. Mathe wurde nachgeholt, ebenfalls keine sonderlichen Probleme im Vergleich mit den Kommilitonen. Doch eben dies stört mich: "im Vergleich zu".
Seit Beginn meines Studiums und der Veranstaltungen davor habe ich mich mit meinen Mitstudierenden verglichen:
- Welche Abinote haben die?
- Was haben die seit dem Abi gemacht?
- Kennen die einige Vorlesungsinhalte schon aus der Schule?
- Spreche ich genügend Sprachen oder überhaupt gut genug Englisch?
- Waren die öfter als ich im Ausland?
All diese Fragen immer mit der Angst, nicht mithalten zu können, nicht klug genug zu sein. Besonders in den Wirtschaftswissenschaften ist der Konkurrenzdruck groß. Niemand will als Sachbearbeiter in einem Büro hocken, jeder will hoch hinaus, 100k am besten gleich nach dem Berufseinstieg.
Dabei zählt dann nur noch:
- Was machst du für Praktika?
- Wo willst du hin ins Ausland?
- Welche Fächer hast du gewählt und warum?
Hier entscheidet niemand nach seinem Interesse, sondern jeder nach der optimalen Verwertbarkeit in der Wirtschaft. Wirtschaftsethik? Was bringt's? Lieber Rechnungswesen oder Ökonometrie. Politische Ökonomie? Warum? Lieber noch ein paar Statistikvorlesungen und das Controlling-Seminar gleich oben drauf!
Durch die Module kann man sich auch nicht breit aufstellen und mal in viele Sachen reinschauen. Die Vorgaben sind streng, die Abweichung vom vorgegebenen Plan nahe null. Alles muss wie vorgegeben ablaufen, sonst ergeben sich mannigfaltige Fehler, welche Konsequenzen bis hin zur Zwangsexmatrikulation nach sich ziehen.
Tolle Aussichten.
Mir war schon klar, dass studieren nicht mehr das bedeutet, was es noch vor einigen Jahrzehnten hieß, aber dass die Ansichten meiner Kommilitonen sowie - leider! - auch die meinigen so in den Trend der heutigen Zeit hin zu mehr Leistungsdruck und mehr Konkurrenzkampf passen, erschreckt mich.
Wenn ich einen Kommilitonen sehe, dann ist er für mich erst einmal nur eines: Ein Konkurrent.
Ein Konkurrent um meinen Platz im Master-Studium, ein Konkurrenz im Kampf um Praktika, Auslandsaufenthalte und die ersten Jobs beim Berufseinstieg.
Ich ekele mich vor mir selbst.
Denn ich nehme mich hiervon nicht aus. Alles, was ich mache, ordne ich meinem "Ziel" unter. Was genau dieses Ziel sein soll, weiß ich selbst nicht so genau. Viel Geld und ein stressiger Job würden mich wohl nicht sehr glücklich machen; das Gefühl, meine Familie zu enttäuschen und meinen persönlichen Ansprüchen (die ich eigentlich gar nicht haben möchte) nicht gerecht zu werden, aber auch nicht. U.U. weiß ich auch nicht, was ich will und übernehme lediglich dasjenige vieler anderer: Geld und Prestige.
Das macht mich auch sehr traurig. Heute habe ich es gerade noch so bis zu meiner Wohnung geschafft, bis ich dann völlig fertig in Tränen ausbrach.
Das Fach macht mir schon Spaß, nur studieren eben nicht oder zumindest nicht so, wie dies heutzutage durch Politiker, Professoren und Studenten selbst gestaltet wird...
ich habe gerade angefangen zu studieren, doch stoßen mir einige Dinge negativ auf, welche mich so emotional mitnehmen, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
Ich studiere im Bereich der Wirtschaftswissenschaften an einer Uni, die etwas auf sich hält und zumindest national sehr anerkannt ist. So weit so gut, keine Probleme. Mathe wurde nachgeholt, ebenfalls keine sonderlichen Probleme im Vergleich mit den Kommilitonen. Doch eben dies stört mich: "im Vergleich zu".
Seit Beginn meines Studiums und der Veranstaltungen davor habe ich mich mit meinen Mitstudierenden verglichen:
- Welche Abinote haben die?
- Was haben die seit dem Abi gemacht?
- Kennen die einige Vorlesungsinhalte schon aus der Schule?
- Spreche ich genügend Sprachen oder überhaupt gut genug Englisch?
- Waren die öfter als ich im Ausland?
All diese Fragen immer mit der Angst, nicht mithalten zu können, nicht klug genug zu sein. Besonders in den Wirtschaftswissenschaften ist der Konkurrenzdruck groß. Niemand will als Sachbearbeiter in einem Büro hocken, jeder will hoch hinaus, 100k am besten gleich nach dem Berufseinstieg.
Dabei zählt dann nur noch:
- Was machst du für Praktika?
- Wo willst du hin ins Ausland?
- Welche Fächer hast du gewählt und warum?
Hier entscheidet niemand nach seinem Interesse, sondern jeder nach der optimalen Verwertbarkeit in der Wirtschaft. Wirtschaftsethik? Was bringt's? Lieber Rechnungswesen oder Ökonometrie. Politische Ökonomie? Warum? Lieber noch ein paar Statistikvorlesungen und das Controlling-Seminar gleich oben drauf!
Durch die Module kann man sich auch nicht breit aufstellen und mal in viele Sachen reinschauen. Die Vorgaben sind streng, die Abweichung vom vorgegebenen Plan nahe null. Alles muss wie vorgegeben ablaufen, sonst ergeben sich mannigfaltige Fehler, welche Konsequenzen bis hin zur Zwangsexmatrikulation nach sich ziehen.
Tolle Aussichten.
Mir war schon klar, dass studieren nicht mehr das bedeutet, was es noch vor einigen Jahrzehnten hieß, aber dass die Ansichten meiner Kommilitonen sowie - leider! - auch die meinigen so in den Trend der heutigen Zeit hin zu mehr Leistungsdruck und mehr Konkurrenzkampf passen, erschreckt mich.
Wenn ich einen Kommilitonen sehe, dann ist er für mich erst einmal nur eines: Ein Konkurrent.
Ein Konkurrent um meinen Platz im Master-Studium, ein Konkurrenz im Kampf um Praktika, Auslandsaufenthalte und die ersten Jobs beim Berufseinstieg.
Ich ekele mich vor mir selbst.
Denn ich nehme mich hiervon nicht aus. Alles, was ich mache, ordne ich meinem "Ziel" unter. Was genau dieses Ziel sein soll, weiß ich selbst nicht so genau. Viel Geld und ein stressiger Job würden mich wohl nicht sehr glücklich machen; das Gefühl, meine Familie zu enttäuschen und meinen persönlichen Ansprüchen (die ich eigentlich gar nicht haben möchte) nicht gerecht zu werden, aber auch nicht. U.U. weiß ich auch nicht, was ich will und übernehme lediglich dasjenige vieler anderer: Geld und Prestige.
Das macht mich auch sehr traurig. Heute habe ich es gerade noch so bis zu meiner Wohnung geschafft, bis ich dann völlig fertig in Tränen ausbrach.
Das Fach macht mir schon Spaß, nur studieren eben nicht oder zumindest nicht so, wie dies heutzutage durch Politiker, Professoren und Studenten selbst gestaltet wird...