ich war wegen schwerer Depressionen in 2 Jahren zwei Mal stationär in Behandlung. Jeweils 10 Wochen.
Das war allerdings die Station für Erwachsene.
Üblicherweise bin ich noch einmal die Woche zu einer Therapiegruppe dort.
Wenn es mir an diesen Tagen nicht gutgeht, merke ich richtig, wie das Betreten der Station wie eine kleine, tröstende Umarmung wirkt, ich kenne das Pflegeteam, die Ärzte, die Therapeuten und wenn die nicht beschäftigt sind und gerade im Pflegestützpunkt sitzen, kann man ein paar Minuten nett plaudern.
Rein optisch ist die Station ziemlich in die Jahre gekommen und echt nicht schön, aber es ist für mich trotzdem ein sicherer Ort.
Dort hat die Außenwelt im Zweifelsfall keinen Zutritt, man hat seinen Tagesablauf, an dem man sich gemächlich entlanghangeln kann, man hat viel Zeit, die Mitpatienten kennenzulernen, zu lesen, zur Ruhe zu kommen.
Es gibt einen Fernsehraum und einen Fernseher im Aufenthaltsraum. Der erstere zeigt abends die Tagesschau, ansonsten sind die meist aus.
Manchmal kommen Patienten, die zu Hause ihre Tage vor der Glotze verbracht haben... die lassen das aber auch nach ein paar Tagen.
Dort gab es tolle Musiktherapien, Ergotherapie, in der man sich so richtig in verschiedensten Werk- und Bastelmethoden austoben konnte.
Kunsttherapie fand ich großartig und der Kunsttherapeut und ich freuen uns immer beide, wenn wir uns in der Klinik über den Weg laufen.
Sporttherapie gabs auch, von ganz easy bis richtig fordernd.
Und natürlich Einzelgespräche mit den Therapeuten, Gruppentherapien zu verschiedenen Themen etc.
Man hat nicht nur seinen festen Therapeuten für Gespräche, sondern bekommt auch eine Pflegekraft zugeteilt, die einen in besonderer Weise unter die Fittiche nimmt.
Die gemeinsamen Mahlzeiten im Aufenthaltsraum fand ich zuerst schrecklich... und irgendwann war es dann an den Wochenenden zu Hause komisch, nicht mit 24 Leuten zu frühstücken.
Oder abends immer jemanden finden können, mit dem man quatschen und spazierengehen, irgendwas spielen oder zusammen werkeln konnte.
Meiner Therapeutin gegenüber konnte ich mich nach 3 Sitzungen gut öffnen, allerdings auch aus dem Wissen heraus, dass ich diese Krankheit jetzt fast 30 Jahre mit mir herumschleppe und sie zumindest irgendwie in den Griff bekommen und verstehen muss.
Was wichtig ist: lass Dich nicht hineinziehen, wenn Leute wochenlang und die ganze Zeit über irgendwas in der Klinik herumjammern oder gegeneinander zicken. Die lenken sich damit nur von der Therapie ab und suchen ein Ventil für ihre schlechten Gefühle.
Und ja, man kann 8 Wochen darüber herumjammern, wie dreckig der Aufzug ist oder dass die Zwischentür im Flur quietscht. Man kann sich auch die ganze Zeit über den Mitpatienten aufregen, der so laut redet.
Damit zerschießt man sich aber die Therapie.