Ich weiß zur Zeit nicht mehr so recht weiter und möchte gerne meine Geschichte erzählen:
Ich bin in einer nach außen hin völlig normalen Familie aufgewachsen. Ich habe zwei ältere Brüder und zwei ältere Schwestern. Mir kommt im Moment immer mehr meine Kindheit und Jugend hoch auf Grund von Situationen, die mich daran erinnern. Ich bin 28 Jahre alt, glücklich verheiratet und wir würden gerne selbst langsam eine Familie gründen. Zuerst muss ich aber wieder zurecht kommen. Ich habe mit einem guten Freund schon sehr viel über das Thema gesprochen (das funktioniert wider erwarten sehr gut, auch wenn mich das sehr anstrengt und fertig macht) und auch meinem Mann habe ich einiges erzählt. Mich lässt die Geschichte aber nicht mehr los und ich überlege, ob ich nicht vielleicht eine Therapie machen sollte.
Jetzt zur Geschichte, es gibt dazu drei Teile, die mich bewegen
Teil 1: Es fing damals damit an, dass meine Eltern mich ab und an geschlagen haben, das müsste schon zu Kindergartenzeiten angefangen haben. Wenn ich "frech" war, hat mein Vater mich festgehalten und meine Mutter hat mir immer wieder auf den Hintern geschlagen und dabei geschrien, dass ich endlich ruhig sein soll und was denn die Nachbarn denken sollen (nach außen war immer heile Welt). Oft wurde ich dann, wenn ich keine Ruhe gab, die Kellertreppe runtergezerrt und in den Heizungskeller gesperrt, die Tür von außen verschlossen und das Licht gelöscht. Von außen wurde entweder weiter geschrien, oder ich habe nichts mehr gehört und war ganz allein im dunklen Keller. Ich kann heute nicht mehr abschätzen, wie lang ich dann da drin saß, es kam mir wie Stunden vor, waren aber wahrscheinlich nur 10 Minuten. Ich wurde danach dann auf mein Zimmer geschickt, welches ich erst am nächsten Tag wieder verlassen habe. Meine Eltern taten dann so, als sei nichts passiert. Das ganze ging ungefähr bis zu Beginn meiner Pubertät schätze ich. Wenn ich mit Problemen aus der Schule wieder kam (Lehrer war ungerecht oder Mitschüler haben geärgert), kam von meiner Mutter immer nur, dass ich ja selbst schuld wäre und die das ja wohl nicht ohne Grund machen etc. Irgendwann habe ich ihnen dann gar nichts mehr erzählt, weil es immer als meine eigene Schuld dargestellt wurde. Grundsätzlich würde ich behaupten, dass meine Eltern mir nie eine wirkliche Stütze waren, wenngleich sie mich glaube ich schon geliebt haben und auch heute noch lieben und sie einfach nicht wissen, was sie mir damit angetan haben.
Teil 2 (habe ich noch niemandem erzählt, weder dem Freund noch meinem Mann): Ich weiß nicht, wann es anfing und über welchen Zeitraum es ging. Auf jeden Fall war ich während der Zeit auch 10 (das weiß ich weil ich mit 10 zum ersten Mal im Ferienlager war, was damit zwar nicht in direkter Verbindung steht, aber das war auf jeden Fall gleichzeitig). Es kann sein, dass es über ein halbes Jahr so ging, es können aber auch 3 Jahre gewesen sein, ob vor oder nach meinem 10. Geburtstag weiß ich nicht. Jedenfalls bin ich häufig morgens am Wochenende und in den Ferien zu meinem 5 Jahre älteren Bruder ins Bett geschlüpft (zu meinen Eltern durfte ich nie ins Bett zum Kuscheln). Irgendwann wollte er dann, dass wir uns ausziehen. Habe ich gemacht, war ja mein großer Bruder und eine Art von Liebe und Vertrauen, was ich mit meinen Eltern nicht kannte. Er hat mich untenrum gestreichelt und ich ihn. Ich sollte es dann auch in den Mund nehmen und er hat bei mir auch mit der Zunge...genauer möchte ich das jetzt nicht ausführen. Es kam nie zum Akt, "nur" Anfassen und mit dem Mund....Wären wir gleich alt gewesen, könnte man das wahrscheinlich unter "Doktorspiele" verbuchen, allerdings ist er ja 5 Jahre älter als ich und sollte dementsprechend gewusst haben, was er da tut, wenngleich er aber auch noch ein Kind war und noch dazu vielleicht ähnliches mit unseren Eltern durchgemacht hat wie ich. Er hat allerdings auch immer zu mir gesagt, dass es niemals jemand erfahren darf und dass es ein Geheimnis zwischen uns beiden ist. Ich kann meinem Bruder jedenfalls nicht wirklich böse sein und bin nicht sicher, ob das für mich wirklich so schlimm war. Aber ich ekel mich, wenn ich daran denke. Kann es aber nicht so recht einordnen.
Teil 3: auf der Realschule wurde ich in meiner Klasse extrem gemobbt (ich war wahrscheinlich mit der Geschichte auch nicht ganz normal und immer sehr introvertiert), ich wurde rumgeschubst, beleidigt, mit Dreck beworfen, meine Sachen wurden aus dem Fenster oder in den Müll geworfen, es wurden Dinge über mir ausgekippt oder in meinen Rucksack (alte Butterbrote, Apfelstückchen, Anspitzerreste etc.)...die Lehrer haben es genau mitbekommen, haben aber jahrelang nichts unternommen bzw. haben manche sogar mitgemacht oder zumindest mitgelacht. Das reicht zu dem Teil der Geschichte eigentlich schon, könnte jetzt hierzu bloß noch 1000 Beispiele nennen. In der Zeit habe ich sehr oft darüber nachgedacht, wie ich es am schnellsten beenden könnte, das habe ich Gott sei Dank nie versucht!!! Aber ich war sowohl in der Schule als auch zu Hause einfach nur alleine!!! Einzig mein Verein gab mir immer Halt, dem bin ich auch heute noch mehr als treu!
Jetzt ist es so, dass ich den ganzen Tag daran denken muss, sogar während der Büroarbeit. Nur, wenn ich nicht alleine bin, bin ich davon abgelenkt. Habe jetzt seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen und es wird einfach nicht besser. Ich wache nachts schweißgebadet auf, weiß aber nicht, was ich träume. Ich bekomme auch tagsüber häufiger Schweißausbrüche und Herzrasen, wenn ich daran denke. Und das, obwohl ich da gerade mit dem Freund sehr viel drüber sprechen kann. Er weiß auch, dass es den zweiten Teil gibt, über den ich noch nicht gesprochen habe, von daher denke ich, dass ich das demnächst auch ansprechen kann. Aber reicht das? Vor einer Therapie habe ich riesengroße Angst. Zum einen habe ich Angst, dass da vielleicht noch mehr rausgeholt wird, was mir sonst vielleicht nie wieder einfallen würde. Zum anderen ist meine Schwester jetzt seit 7 Jahren in Therapie und das schaffe ich nicht so lange, so viel Kraft habe ich nicht. Ich möchte doch einfach nur wieder funktionieren, hat doch in den letzten Jahren immer wunderbar geklappt. Ich bin nichtmal mehr so extrem introvertiert, seit ich meinen Mann kenne und auch der Freund hat mir dabei viel geholfen, mehr Selbstbewusstsein zu bekommen. Und ich weiß ja auch selbst, was alles vorgefallen ist und was das bewirkt hat, bringt es dann überhaupt was, das nochmal mit einem Fremden durchzukauen?
Liebe Grüße
Henne
Ich bin in einer nach außen hin völlig normalen Familie aufgewachsen. Ich habe zwei ältere Brüder und zwei ältere Schwestern. Mir kommt im Moment immer mehr meine Kindheit und Jugend hoch auf Grund von Situationen, die mich daran erinnern. Ich bin 28 Jahre alt, glücklich verheiratet und wir würden gerne selbst langsam eine Familie gründen. Zuerst muss ich aber wieder zurecht kommen. Ich habe mit einem guten Freund schon sehr viel über das Thema gesprochen (das funktioniert wider erwarten sehr gut, auch wenn mich das sehr anstrengt und fertig macht) und auch meinem Mann habe ich einiges erzählt. Mich lässt die Geschichte aber nicht mehr los und ich überlege, ob ich nicht vielleicht eine Therapie machen sollte.
Jetzt zur Geschichte, es gibt dazu drei Teile, die mich bewegen
Teil 1: Es fing damals damit an, dass meine Eltern mich ab und an geschlagen haben, das müsste schon zu Kindergartenzeiten angefangen haben. Wenn ich "frech" war, hat mein Vater mich festgehalten und meine Mutter hat mir immer wieder auf den Hintern geschlagen und dabei geschrien, dass ich endlich ruhig sein soll und was denn die Nachbarn denken sollen (nach außen war immer heile Welt). Oft wurde ich dann, wenn ich keine Ruhe gab, die Kellertreppe runtergezerrt und in den Heizungskeller gesperrt, die Tür von außen verschlossen und das Licht gelöscht. Von außen wurde entweder weiter geschrien, oder ich habe nichts mehr gehört und war ganz allein im dunklen Keller. Ich kann heute nicht mehr abschätzen, wie lang ich dann da drin saß, es kam mir wie Stunden vor, waren aber wahrscheinlich nur 10 Minuten. Ich wurde danach dann auf mein Zimmer geschickt, welches ich erst am nächsten Tag wieder verlassen habe. Meine Eltern taten dann so, als sei nichts passiert. Das ganze ging ungefähr bis zu Beginn meiner Pubertät schätze ich. Wenn ich mit Problemen aus der Schule wieder kam (Lehrer war ungerecht oder Mitschüler haben geärgert), kam von meiner Mutter immer nur, dass ich ja selbst schuld wäre und die das ja wohl nicht ohne Grund machen etc. Irgendwann habe ich ihnen dann gar nichts mehr erzählt, weil es immer als meine eigene Schuld dargestellt wurde. Grundsätzlich würde ich behaupten, dass meine Eltern mir nie eine wirkliche Stütze waren, wenngleich sie mich glaube ich schon geliebt haben und auch heute noch lieben und sie einfach nicht wissen, was sie mir damit angetan haben.
Teil 2 (habe ich noch niemandem erzählt, weder dem Freund noch meinem Mann): Ich weiß nicht, wann es anfing und über welchen Zeitraum es ging. Auf jeden Fall war ich während der Zeit auch 10 (das weiß ich weil ich mit 10 zum ersten Mal im Ferienlager war, was damit zwar nicht in direkter Verbindung steht, aber das war auf jeden Fall gleichzeitig). Es kann sein, dass es über ein halbes Jahr so ging, es können aber auch 3 Jahre gewesen sein, ob vor oder nach meinem 10. Geburtstag weiß ich nicht. Jedenfalls bin ich häufig morgens am Wochenende und in den Ferien zu meinem 5 Jahre älteren Bruder ins Bett geschlüpft (zu meinen Eltern durfte ich nie ins Bett zum Kuscheln). Irgendwann wollte er dann, dass wir uns ausziehen. Habe ich gemacht, war ja mein großer Bruder und eine Art von Liebe und Vertrauen, was ich mit meinen Eltern nicht kannte. Er hat mich untenrum gestreichelt und ich ihn. Ich sollte es dann auch in den Mund nehmen und er hat bei mir auch mit der Zunge...genauer möchte ich das jetzt nicht ausführen. Es kam nie zum Akt, "nur" Anfassen und mit dem Mund....Wären wir gleich alt gewesen, könnte man das wahrscheinlich unter "Doktorspiele" verbuchen, allerdings ist er ja 5 Jahre älter als ich und sollte dementsprechend gewusst haben, was er da tut, wenngleich er aber auch noch ein Kind war und noch dazu vielleicht ähnliches mit unseren Eltern durchgemacht hat wie ich. Er hat allerdings auch immer zu mir gesagt, dass es niemals jemand erfahren darf und dass es ein Geheimnis zwischen uns beiden ist. Ich kann meinem Bruder jedenfalls nicht wirklich böse sein und bin nicht sicher, ob das für mich wirklich so schlimm war. Aber ich ekel mich, wenn ich daran denke. Kann es aber nicht so recht einordnen.
Teil 3: auf der Realschule wurde ich in meiner Klasse extrem gemobbt (ich war wahrscheinlich mit der Geschichte auch nicht ganz normal und immer sehr introvertiert), ich wurde rumgeschubst, beleidigt, mit Dreck beworfen, meine Sachen wurden aus dem Fenster oder in den Müll geworfen, es wurden Dinge über mir ausgekippt oder in meinen Rucksack (alte Butterbrote, Apfelstückchen, Anspitzerreste etc.)...die Lehrer haben es genau mitbekommen, haben aber jahrelang nichts unternommen bzw. haben manche sogar mitgemacht oder zumindest mitgelacht. Das reicht zu dem Teil der Geschichte eigentlich schon, könnte jetzt hierzu bloß noch 1000 Beispiele nennen. In der Zeit habe ich sehr oft darüber nachgedacht, wie ich es am schnellsten beenden könnte, das habe ich Gott sei Dank nie versucht!!! Aber ich war sowohl in der Schule als auch zu Hause einfach nur alleine!!! Einzig mein Verein gab mir immer Halt, dem bin ich auch heute noch mehr als treu!
Jetzt ist es so, dass ich den ganzen Tag daran denken muss, sogar während der Büroarbeit. Nur, wenn ich nicht alleine bin, bin ich davon abgelenkt. Habe jetzt seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen und es wird einfach nicht besser. Ich wache nachts schweißgebadet auf, weiß aber nicht, was ich träume. Ich bekomme auch tagsüber häufiger Schweißausbrüche und Herzrasen, wenn ich daran denke. Und das, obwohl ich da gerade mit dem Freund sehr viel drüber sprechen kann. Er weiß auch, dass es den zweiten Teil gibt, über den ich noch nicht gesprochen habe, von daher denke ich, dass ich das demnächst auch ansprechen kann. Aber reicht das? Vor einer Therapie habe ich riesengroße Angst. Zum einen habe ich Angst, dass da vielleicht noch mehr rausgeholt wird, was mir sonst vielleicht nie wieder einfallen würde. Zum anderen ist meine Schwester jetzt seit 7 Jahren in Therapie und das schaffe ich nicht so lange, so viel Kraft habe ich nicht. Ich möchte doch einfach nur wieder funktionieren, hat doch in den letzten Jahren immer wunderbar geklappt. Ich bin nichtmal mehr so extrem introvertiert, seit ich meinen Mann kenne und auch der Freund hat mir dabei viel geholfen, mehr Selbstbewusstsein zu bekommen. Und ich weiß ja auch selbst, was alles vorgefallen ist und was das bewirkt hat, bringt es dann überhaupt was, das nochmal mit einem Fremden durchzukauen?
Liebe Grüße
Henne