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keine Kraft für Suizid, keine Kraft für Therapie

G

Gast

Gast
Guten Abend, ich mach's kurz:

Ich habe wirklich nicht die Motivation für ein gutes Leben und bin auch nicht
dazu in der Lage und auch nicht für die Planung und Ausführung eines Suizids.
Außerdem kann ich nicht den nötigen Egoismus für den Freitod aufbringen,
den ich mir aber von ganzem Herzen wünsche seit ich denken kann und zwar
mit einem ausschließlich sachlichen Blick statt romantischer Fantasien.
Dieser Wunsch resultiert nicht aus Krankheiten, sondern aus meiner angeborenen
Persönlichkeit, denn ich bin ein sehr sensibler Mensch. Dementsprechend sehe
ich keinen Sinn in einer Therapie und es ist mir wie gesagt zu anstrengend.
Zudem will ich mir die Option eines Suizids nicht nehmen lassen, selbst wenn
ich sie vielleicht nie nutze.


Nun habe ich einige Fragen:

Warum wird der Freitod nicht akzeptiert und ständig negativ dargestellt?
Warum haben so viele Menschen Angst vor dem Tod?
Wie sehr kann der Suizid eines Menschen dessen Umfeld negativ beeinflussen?
Ist Suizid wirklich egoistisch oder nicht vielmehr das Recht eines jeden?
Ist es nicht egoistisch, einen Menschen am Leben halten zu wollen,
der schon lange über sein Limit hinaus gelitten und gekämpft hat?


Mir ist klar, dass niemand mir zum Suizid raten wird und danach frage ich auch nicht,
aber ich würde Antworten auf einige meiner Fragen sehr zu schätzen wissen und
bedanke mich im Voraus an die Leser meines kleinen Beitrags.
 
Warum wird der Freitod nicht akzeptiert und ständig negativ dargestellt?
Eine bewusste Entscheidung gegen das Leben ist die einzig wahre Fehlentscheidung die ein Lebewesen treffen kann.
Warum haben so viele Menschen Angst vor dem Tod?
Weil diese Menschen ihre Identität von den Dingen ableiten, die sie materiell besitzen wie z.B. ihrem Körper. Stirbt der Körper löst sich ihre Identität auf und sie werden zu.. nichts. Davor hat der Mensch Angst.
Wie sehr kann der Suizid eines Menschen dessen Umfeld negativ beeinflussen?
Suizid bedeutet nicht nur das Versagen des betroffenen Individuums sondern das der ganzen Gruppe. Denn die urtümliche aber vergessene Aufgabe der Gruppe ist es, ihre Individuen vor dem Tod zu schützen. Wenn man einen Blick inst Tierreich wirft wird man sich dessen bewusst.
Ist Suizid wirklich egoistisch oder nicht vielmehr das Recht eines jeden?
Recht hat nur, wem Recht zugesprochen wird. Daher auch die Frage "Woher nimmst du dir das Recht zu [...]?". Und genau das frage ich dich auch: Woher willst du dir das Recht nehmen, zu sterben? Gibt es jemanden, der dir dieses Recht erteilt? Und wenn nicht, dann ist es egoistisch.
Ist es nicht egoistisch, einen Menschen am Leben halten zu wollen, der schon lange über sein Limit hinaus gelitten und gekämpft hat?
Doch. Aber du hast nicht über dein Limit gelitten und gekämpft.

Was spürst du, wenn du diese vorige Zeile liest? Ist es Wut oder Empörung? Etwas in der Form: "Doch, ich habe mein Leben lang gelitten und du versteht es nicht!" ? Verteidigst du deinen Leiden? Kämpfst du dafür, dass dein Schmerz immer gerechtfertigt ist und war?

Bitte stell dir diese Frage gerade jetzt. Für was genau hast du gekämpft und gelitten?

[...] der schon lange über sein Limit hinaus gelitten und gekämpft hat?
[...] aus meiner angeborenen Persönlichkeit, denn ich bin ein sehr sensibler Mensch.
[...] für den Freitod aufbringen, den ich mir aber von ganzem Herzen wünsche

Die Einsicht, dass du dein ganzes Leben lang für die falsche Seite gekämpft, hast ohne es zu realisieren, ist am Schwierigsten. Denn sie erfordert, dass man die Fesseln des Stolzes brichst und nochmal von vorne beginnt. Das ist jedoch genau das, was du brauchst. Ich wünsche mir mit ganzem Herzen, dass du das klar vor dir sehen kannst! Denn nicht überall wo "Leben" draufsteht ist auch Leben drin. Lass dich von der Verpackung nicht verführen! Schmerz und Leiden sind nicht Leben.

Ich hoffe du kommst zu dieser Einsicht, bevor es zu spät ist! 😱
 
Huhu,

es ist immer anstrengend sein Leben aktiv zu verändern.
Gewohnheiten aufzubrechen und zu ändern,
die Selbsterkenntnis und damit die Fähigkeiten das negative ins positive zu verändern,
erst einmal zu akzeptieren und zu erkennen das auch viel Potential in dir vorhanden ist, nur das du dieses derzeit noch nicht erkennen konntest.

In dir steckt mehr Kraft als du vielleicht glaubst.

Deine Fragen werden schon seit sehr langer Zeit gestellt. Niemand kommt dabei suf "die" Antwort, schon gar nicht wenn man selbst den Wunsch nach dem Tod hat.

Allerdings wird die Antwort allgemein, hauptsächlich eher von Ärzten, vertreten das ein suizidaler und depressiver Mensch derzeit nicht in der Lage ist die richtigen Entscheidungen für sich selbst zu treffen weil zb eine depressive Erkrankung vorliegt.

Strafrechtlich gesehen hast du das Recht dazu.

Ich habe aber Fragen an dich:
Warum bist du der Meinung das du keine Motivation für das Leben hast?
Was ist es, warum du sterben möchtest?
Warum probierst du nicht ersteinmal Schritte aus deiner Lethargie in dem du dich dem Leben stellst und zb eine Therapie machst?
Warum veränderst du deine Unzufriedenheiten nicht?
Warum gehst du damit nicht zum Arzt und lässt dir helfen?
Es gibt Möglichkeiten das es dir wieder bessr geht.

Wie lebst du im allgemeinen?

Liebe grüße
SchwarzeSeele
 
Zuletzt bearbeitet:
@Wandel:

Danke, dass du sogar jede Frage beantwortet hast!
Danke, dass du mich zum Nachdenken gebracht hast, alleine komme ich nicht mehr weiter.
Ich gehe nun auch auf jede deiner Antworten ein und nummeriere sie der Übersichtlichkeit halber 🙂 :

1. Ich bin davon überzeugt, dass ich ein "defektes" Lebewesen bin und zwar irreparabel. Ich denke mein Gehirn funktioniert von Geburt an "falsch", also so, dass es sich unabhängig von äußeren Einflüssen ungünstig auf mein Befinden auswirkt.
2. Ich habe irgendwie keine Identität, das ist mir schon länger bewusst... das empfinde ich aber eher als positiv als negativ. Womöglich weigerte ich mich stets, eine Identität aufzubauen, die laut Psychologen lebensnotwendig ist, aber das erkenne ich irgendwie nicht.
3. Diese Antwort ist genial, so habe ich es nie gesehen, die Menschen als Gruppe.
4. Das verstehe ich nicht ganz... denn woher hat man dann das Recht zu leben?
5. Ja, es ist zunächst Verwunderung, Unverständnis und schließlich Wut. Ja, ich fühle die Notwendigkeit meine Gedanken zu rechtfertigen, da ich mich auf diese Weise von Schuldgefühlen befreien zu versuche. Ich habe gelitten, da ich lebte und das klingt jetzt sehr unverschämt. Weil ich weiß, dass das unverschämt ist, habe ich gegen mich selbst gekämpft und für die Menschen um mich herum.

Den Schlussteil verstehe ich leider komplett nicht... Ohne Leid und Schmerz kann man doch kein Glück fühlen, oder? Negatives ist doch unvermeidbar im Leben... Ich wünsche mir in jedem Moment meines Lebens den Tod, also auch in glücklichen Momenten und an guten Tagen. Ich bin einfach eine anormale Person. Auch, wenn es komisch klingt: Sind wir nicht sowieso zu viele Menschen auf der Erde? Ich kann anscheinend das Leben nicht so schätzen wie andere, also habe ich dieses Geschenk nicht verdient.


@SchwarzeSeele:

Danke sehr für dein Einfühlungsvermögen und dein Verständnis!
Mir stellt sich jetzt die Frage: Welches Potential sollte in mir vorhanden sein und wofür wäre es gut?
Komischerweise bin ich nicht depressiv, 100% sicher bin ich zwar nicht, jedoch hatte ich schwere Depressionen und nun kann ich z.B. Farben wahrnehmen und sowohl meine Mimik als auch meine Stimme kontrollieren und das konnte ich vorher nicht. Ich lebe ein normales Leben, aber ich bin nicht normal.
Dankbar beantworte ich deine Fragen (der Übersichtlichkeit wegen nummeriert) 🙂 :

1. Ich bin immer untätig (abgesehen vom notwendigen, geregelten Alltag) egal wie gut es mir geht und ich habe Lust zu nichts, obwohl ich schon so Vieles ausprobiert habe.
2. Wegen mir selbst, wegen meiner Überempfindlichkeit, die mir selbst schadet, die ich aber nicht "falsch" finde und die mich ausmacht
3.,4. und 5. Ich glaube, dass man es mir nicht recht machen kann, sodass ich das Leben nie richtig leben können werde. Das finde ich schade und daher finde ich es unverschämt von mir, das mir geschenkte Leben nicht schätzen zu können. Die Gefühle der Leere und Überforderung beschreiben es besser als Unzufriedenheit, welche allerdings die Konsequenz daraus ist. Ich bin aber nicht leer und überfordert wegen äußerer Umstände, sondern das resultiert aus der Konfrontation von meiner Persönlichkeit mit dem Leben an sich, egal wie es aussieht und das bleibt bestimmt mein Leben lang so.

Ich wundere mich sehr, wieso ich ständig sterben möchte, während andere Menschen einen unglaublichen Lebenswillen haben. Beispielsweise Menschen mit starken körperlichen Schmerzen, Hungernde und Obdachlose. Diese Frage stelle ich mir schon lange und ich finde einfach keine Antwort: Woher kommt deren Lebenswille?
Deswegen denke ich mir: Wieso bin ich so unverschämt undankbar, wieso habe ich diesen Willen nicht? Mit mir ist etwas falsch, ich passe nicht in das Leben. Ich schäme mich dafür.
 
Huhu,

ich danke dir für deine ausführliche Antwort.

Ich bin der Meinung das wenn man so negativ denkt auch das Potenzial dazu hat alles ins positive umzulenken. Dir fehlt noch der Schlüssel dazu.
Mir hat ein User hier etwas von Hoffnung geschrieben. Hoffnung die eigene Stärke zu besitzen alle Probleme, auch mit sich selbst, ins positive zu drehen.
Das alles alleine zu bewältigen und vorallem umzusetzen ist kaum möglich. Dein Denkmuster braucht eine andere Richtung.
Das fängt schon mit der Selbstliebe und Achtung an. Selbstliebe ist positiv und verändert die Haltung zu sich selbst und gegenüber anderen.
Auch dein Selbstwertgefühl leidet unter deinem Denkmuster. Vielleicht kannst du lernen dich bewusst für persönliche Erfolge zu loben. Das klingt im ersten Moment lächerlich, aber langfristig gesehen gibt das dir positives Feedback.

Überlege dir ob du dich einem Therapeuten anvertraust um Hilfe zu bekommen deine Lebenseinstellung zu optimieren und umzusetzen.

Liebe grüße
SchwarzeSeele
 
Hallo Gast, ich will nur mal auf Deinen Eingangspost eingehen, der Rest ist mir momentan zu viel.
Ich schreibe Dir als ein Mensch, der mit 5 das erste Mal versucht hat, sich umzubringen. Natürlich hätte ich es nicht so verbalisiert, das kann man in dem Alter nicht. Seitdem lebe ich mit diesem Wunsch und auch mit dem Versuch, es zu tun, seit ungefähr 50 Jahren. Es war immer Inhalt und Ziel meines Lebens und gleichzeitig Hoffnung.

Und nun? Seit ca 1 1/2 Jahren hat sich mein Leben verändert. Nein, ich habe nicht plötzlich DEN Partner oder was auch immer. Ich bin wegen Krankheit seit 15 Jahren berentet und lebe allein, seit meine Tochter ausgezogen ist. Es hat sich meine innere Einstellung verändert. Ich denke anders, also fühle ich anders. Ich habe 20 Jahre Therapie gemacht. Ambulant, stationär, teilstationär. Mir ging es hinterher immer anders, nie besser. Heute bin ich reif genug, den Blickwinkel verändert zu haben. Am Anfang stand ein Buch, das bei MIR einschlug wie eine Bombe und meine Sichtweise über Leben und Tod änderte. Und im Laufe der Zeit auch über das Leben, über das Erleben, über Gefühle, Wünsche, schwere Zeiten. Ich kann lernen. Und dafür bin ich dankbar. Dankbarkeit bewusst zu machen, das war auch ein sehr wichtiger Weg für mich. Nie hätte ich geglaubt, dass es noch mal was ganz anderes für mich geben wird. Mir geht es nicht wirklich gut. Aber ich bin mehr lebensfähig als all die Jahre. Ich finde Inhalt in mir selbst. Hätte nie gedacht, dass es so was gibt. Ich will dazu nicht so viel beschreiben, ich denke, den Weg dahin muss jeder für sich auf seine eigene Art zu finden.

Weiß noch nicht, wo mein Weg mich hin führt. Aber momentan will ich leben. Dieses Gefühl hatte ich in meinem Leben noch nie. Und dass man selbst aus dem Leben scheiden kann, wenn man es unbedingt möchte, das lässt mich sicherer sein. Diese Möglichkeit habe ich ja immer. Aber immer erst mal schauen, geht es nicht noch weiter.


Zu Deinen Fragen:

Warum wird der Freitod nicht akzeptiert und ständig negativ dargestellt?

Gibt es viele Gründe dafür. Am meisten aber wohl, weil im Grunde jeder Mensch den Lebenstrieb hat und Selbstmord Schuldgefühle produziert. Will keiner. Mal von Glaubensfragen und Philosophie abgesehen.

Warum haben so viele Menschen Angst vor dem Tod?

Weil sie nicht wissen, was danach kommt. Eine tiefe Ungewissheit. Menschen mit tiefem Glauben, egal welcher Art, haben es da leichter.

Wie sehr kann der Suizid eines Menschen dessen Umfeld negativ beeinflussen?

Sehr. Überleg Dir nur einfach selbst mal, wie Du Dich fühlst, wenn sich jemand aus Deiner Familie umbringt. Wenige sind so stark, so gut in sich ruhend, dass sie das bei Dir lassen und keine Schuldgefühle entwickeln. Aber für fast alle ensteht hier ein riesiges Problem und zwar auf der Gefühlsebene. Was hätte man tun können, hätte man etwas tun können, warum war man selbst nicht genug.........


Ist Suizid wirklich egoistisch oder nicht vielmehr das Recht eines jeden?

Für MEIN Gefühl ist es beides. Egoismus ist auch immer so negativ besetzt, aber jeder Mensch hat ihn. Sonst ist Handeln und Leben eher nicht möglich.

Ist es nicht egoistisch, einen Menschen am Leben halten zu wollen,
der schon lange über sein Limit hinaus gelitten und gekämpft hat?

Ja, auch das ist egoistisch und auch dieser Egoismus ist auch durchaus berechtigt. Aber was genau ist "über sein Limit hinaus gelitten und gekämpft" zu haben? Wer legt das fest? Du? Warum, wenn Du das für Dich so einschätzt, lebst Du noch? Es ist auch hier durchaus egoistisch und damit durchaus berechtigt, weiter zu hoffen, es weiter zu versuchen.
Leben ist ein Recht, das damit erworben wurde, dass es einem geschenkt wurde. Niemand hat je darum gebeten. Manche bekommen bessere, manche katastrophale Startbedingungen. Aber ist Leben auch eine Pflicht? ICH glaube, das kann nur jeder selbst entscheiden. Für sich und seine eigene Situation. Und ein Stückchen Pflicht siehst Du doch selbst für Dich jeden Tag. Und Lebenserhaltung ist durchaus auch ein Trieb. Ein weiterer Trieb ist der der Nahrungsaufnahme. Nun versuche mal, diesen Trieb zu umgehen... Nicht nur dass es zum Tod führt, es ist einfach nur ungeheuer schwer.

Ich wünsche Dir gute Lebensgefühle und die Aufmerksamkeit für Dich, die Dich dazu befähigt, Dein kleines Glück zu sehen, damit größere Glücksmomente überhaupt erst entstehen können.

Lieben Gruß, kiablue
 
Hallo Gast1, hier Gast 2 😉

Noch vor ein paar Jahren hätte dein Ausgangsbeitrag von mir stammen können. Aber seitdem ist in meinem Kopf viel passiert, ich versuche mal, das zu erklären:


>> Warum wird der Freitod nicht akzeptiert und ständig negativ dargestellt?

Die Menschen haben grundsätzlich Angst vor Dingen, die sich nicht nachvollziehen können. Vielen Menschen mit 'gesundem' Lebenstrieb ist der Wunsch, sein Leben zu beenden unvorstellbar. Die Negativvorstellung hat überwiegend moralische/ethische Gründe, es kommt darauf an, wie man das Leben definiert.


Warum haben so viele Menschen Angst vor dem Tod?

Selbe Antwort: das große Unbekannte eben. Noch dazu ist es eine entgültige Veränderung, die man nicht immer selbst entscheiden kann, das bedeutet auch, dass man nicht alles fertig machen kann, was man noch vorhatte. Man soll gehen wenn es am schönsten ist, heißt es, aber gerade die Menschen mit einem schönen Leben fürchten den Tod am allermeisten - logischerweise 😉
Noch dazu hat auch der Angst vor dem Tod moralische Gründe - früher winkte ja jedem das Fegefeuer etc. pp. Es gibt Länder, da wird der Tod ganz anders gesehen. Hängt auch hier von der Definition des Lebens ab - der Mittelpunkt von allem oder evtl nur ein Vorhof zum eigentlichen Leben?

Aber, helfen dir diese beiden Fragen für dein eigentliches Problem? Das sind doch nur Fragen zu anderen Leuten und nicht zu deinem eigenen Leben.


Wie sehr kann der Suizid eines Menschen dessen Umfeld negativ beeinflussen?

Extrem negativ. Stell dir vor dein Partner/ein Elternteil/ein Geschwisterkind/ ein Freund bringt sich plötzlich um und ist nicht mehr da. Und du fragst nach dem Warum, und niemand sagt es dir. Manche Menschen kommen da nie drüber hinweg, du zerstörst ihr Leben mit. Von daher halte ich die Frage nach dem Egoismus auch für eine sehr wichtige.


Ist Suizid wirklich egoistisch oder nicht vielmehr das Recht eines jeden?

Im Grunde ist es das Recht eines jeden, ABER: Ethik ist viel komplexer. Aus oben genannten Gründen spielen eben noch andere Faktoren eine Rolle. Die Angehörigen, die Definition des Lebens und des Todes etc. pp. Natürlich kann etwas dein Recht und trotzdem egoistisch sein, Egoismus ist ja nicht verboten.
Aber anscheinend hast du schon Gewissensbisse anderen gegenüber? Es gibt also jemanden, der dich vermissen wird. Auf diese Person würde ich mich mit deinen Zukunftsüberlegungen erstmal konzentrieren.


Ist es nicht egoistisch, einen Menschen am Leben halten zu wollen,
der schon lange über sein Limit hinaus gelitten und gekämpft hat?

An für sich ja. Aber was heißt gelitten und gekämpft?

Es gibt diese Leute, die liegen mit Schmerzen im Hospitz und es wurde alles versucht - es gibt kein Zurück mehr in Richtung Leben. Aber in dieser Situation bist du offenbar nicht.

Vielleicht sollte deine Frage eher lauten: Wieviel muss ein Mensch gelitten oder gekämpft haben, damit er sterben "darf"?

Aber auch hier muss ich sagen: Es gibt Menschen, die haben jahrzehnzelange Therapien des Kampfes hinter sich, wie hier ja auch schon ein Vorposter selbst schrieb, und manche davon kämpfen immer noch größtenteils erfolglos. Aber anscheinend hast du das ja nicht mal versucht?

Mit dem Tod geht man keine scheidbare Ehe ein, es ist eine entgültige Sache. Es lohnt sich (wirklich!), alles zu versuchen, bevor man den Löffel abgibt.

Du schreibst, auf der einen Seite hast du keine Identität und kein Interesse am Leben, auf der anderen Seite aber starke Gefühle - das widerspricht sich, finde ich. Auch wenn die Gefühle negativ sind. Zum einen machen sie einen Teil deiner Identität ja gerade aus, zum anderen stehen starke Gefühle ja dafür, dass dir nicht alles egal ist, dass du nur sehr stark in eine Richtung geneigt bist. Aber so wie Liebe und Hass nah beieinander liegen, stehen auch Leben und Tod direkt nebeneinander - Libido und Destrudo in Bezug auf das Leben, so könnte man es beschreiben.

Starke Gefühle sprechen ja dafür, dass da sehr viel in dir ist. Diese Gefühle in dir können auch ganz anders aussehen. Probiere das Leben doch einmal aus mit diesen Gefühlen. Ich kenne das, wenn man auch dann traurig ist, wenn man fröhlich ist. Gute Laune muss man dann wirklich mühsam lernen. Ich kann dir aber versprechen, dass es die Sache wert ist, es drauf ankommen zu lassen. In meinem Leben ist auch nicht alles perfekt, bei Weitem nicht, aber ich freue mich jetzt trotzdem über das Leben. Sich als Toter auf ner Wolke langweilen kann man hinterher immer noch 😉
 
Ich habe bereits jetzt befriedigende Antworten von euch erhalten und antworte euch nun wieder. Allerdings ist keine weitere Antwort eurerseits notwendig, denn ich weiß eure Mühe zu schätzen und ihr habt wie gesagt bereits geholfen.
Zusammenfassend lässt sich über mich sagen, dass ich komplett verwirrt bin (natürlich vorher schon, jahrelang) und daher ist ein Austausch mit Menschen schwer, ganz gleich ob mit Therapeuten oder hilfsbereiten Mitmenschen. Ich weiß nicht, was ich tun werde und ich muss weiterhin einiges ausprobieren.


Nein, ich habe dir nochmals zu danken SchwarzeSeele.
Ein Gedanke deines Texts hat mich besonders beeindruckt und zwar der der Umlenkung meiner Energie. Ich trage tatsächlich starke negative Gefühle tief in mir: Hass, Wut, Trauer. Diese treiben mich vermutlich an und kontrollieren mich sogar. Daher weiß ich nicht, ob ich die Energie überhaupt umlenken kann oder ob sie allein mich bestimmt. Somit sehe ich jetzt das Potential, von welchem du sprachst.


Großen Dank an dich kiablue. Es ist ein ungewohntes Gefühl, dass jemand ähnliche Gedanken hat wie ich. Deine Geschichte berührt mich. Ich dachte, ich müsste nun nach 11 Jahren all meine Kraft fassen um einen Schlussstrich zu ziehen, da kein Funken Geduld und Hoffnung mehr da waren. Dass du nach so vielen Jahren doch noch eine Hinwendung zum Leben erfahren durftest, ist unglaublich und gibt mir tatsächlich für einen Moment den hoffnungsvollen Blick auf eine lebendige Zukunft zurück. Mich freut dein Glück und ich danke dir, dass du mir auch solch einen Weg wünschst. Ich gehe kurz auf jede deiner Antworten ein:

1. Das stimmt wohl, auch mich halten hauptsächlich die Schuldgefühle davon ab.
2. Meine Gleichgültigkeit hat keine Grenzen... aber man muss sicherlich nicht zwingend Angst vor dem Tod haben, um leben zu wollen, was mein Ziel ist.
3. Auch hier muss ich zugeben, dass mich ein solcher Vorfall kalt lassen würde, egal welche Person es wäre. Manchmal habe ich Angst ein Psychopath zu sein, aber es ist einfach nur so, dass ich eine alles umfassende Gleichgültigkeit fühle, wobei mein Verstand trotzdem für Schuldgefühle sorgen würde.
4. In meinem Denken ist Egoismus ausschließlich negativ bewertet, obwohl ich einsehe, dass es mir selbst schadet ihn völlig abzulehnen und dass es unmöglich ist. Die Folge ist ein Pendeln zwischen Selbstaufgabe und Schuldgefühl. Genau wie du möchte ich mir mein Leben lang die Möglichkeit eines Suizids nicht nehmen lassen und diese ist mir sehr wichtig.
5. Ich hoffe, ich werde meinen Lebenserhaltungstrieb so bald wie möglich entdecken, denn mich hielten leider bisher andere Dinge am Leben, die ich schon beschrieb.
 

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