Lieber hickha,
bevor über psychische Hintergründe nachgedacht wird, würde ich anregen, dass Deine Frau sich untersuchen lässt, um eventuelle hormonelle Ursachen oder Stoffwechselursachen für ihr Empfinden und ihr Verhalten ausschließen zu können.
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oft können Männer nur schlecht über ihre Gefühle reden.
Standard: Wie fühlst Du Dich? Antwort: Gut.
Etwas wenig, oder?
Wenn Männer nicht über ihre Gefühle reden können, hat das viel mit Eigenwahrnehmung und Übung zu tun, über das zu reden, was man wahrgenommen hat.
Wenn Frauen nicht über Gefühle reden, dann kann ein Schuldgefühl oder irgendeine Art der Ablehnung von irgendwas oder von irgendwem dahinter stehen. Die Frau möchte nicht über ihre negativen Gefühle sprechen, da sie den Mann nicht verletzen oder nicht belasten möchte. Eigentlich ist das eine schöne Art der Rücksichtnahme. Nur hilft sie nicht, eine Situation zu verbessern.
Hinter Nicht-Äusserung von Gefühlen steht i.d.R. die Vermutung, dass es durch die Äusserung nicht zu einer Verbesserung sondern zu einer Verschlechterung der Situation kommt. Das hat etwas mit Vertrauen zu tun. "Ich befürchte: Wenn ich mich mitteile, wirst Du damit negativ umgehen."
Ich denke, wenn gesundheitliche Ursachen ausgeschlossen werden können, solltet ihr mit kleinen Übungen anfangen.
Übt Euch - z.B. in der Betrachtung einer Landschaft oder einer Situation und teilt Euch gegenseitig mit, was ihr seht, was ihr - jeder für sich - auffällig findet, negativ oder positiv beurteilt und lernt, den anderen mit seinen positiven und negativen Empfindungen stehen zu lassen, nicht zu kritisieren, nicht in Frage zu stellen. Nur einfach verstehen, was der Andere bei der Betrachtung wahrnimmt, denkt und fühlt. So wächst das Vertrauen, sich auch in schwierigeren Situationen mitzuteilen. Man versteht sich. Das ist schon sehr viel. Ein guter Anfang. Und wenn Du dann nach etlichen Übungen freiwillig von ihr erfährst, warum Deine Frau weint, dann kannst Du gerne wiederkommen und hier im Forum kann über die dann bekannte Situation nachgedacht werden.
Viele Menschen meinen, dass ein Hoch der Gefühle der Beweis für die Existenz von Liebe ist. Demnach müsste ein Tief der Gefühle den völligen Verlust der Liebe signalisieren. Beide Ansichten empfinde ich als falsch.
Gefühle beeinflussen die Gedanken - und umgekehrt. Es ist wichtig zu wissen, dass die Gefühle den Gedanken folgen. Wir müssen uns nur für die Gedanken entscheiden, die zielführend sind.
Beispiel: Du ärgerst Dich über eine Aufgabe. Du könntest weglaufen und sagen "sollen sich doch andere darum kümmern, warum ich?" Das Ergebnis: Das Gefühl des Ärgers bleibt und die Aufgabe wird nicht gelöst.
Andererseits könntest Du die Aufgabe anpacken und zu einem guten Ende bringen. Das Ergebnis: Das Gefühl der Zufriedenheit stellt sich ein und die Aufgabe ist gelöst.
Das Ich entscheidet sich für seine grundsätzliche Einstellung, wählt die Gedanken aus und lehnt nicht zielführende Gedanken ab und die Gefühle folgen. So wird ein Schuh draus.
Helfen Dir diese Zeilen?
Ach, bevor ich es vergesse: Ich empfehle Dir das Buch von Erich Fromm: Die Kunst des Liebens
LG, Nordrheiner