Die traurige Wahrheit ist, dass die meisten Menschen eher oberflächlich gestrickt sind und schlicht und einfach kein Interesse an "echten" Freundschaften haben. Kaum verändert sich die Lebenssituation oder verschieben sich die Interessen, werden die "Freunde" weggeschmissen wie Spielsachen, die man nicht mehr braucht. Bei vielen Leuten ist mir auch aufgefallen, dass sie sich ihre Freunde nicht nach Sympathie aussuchen, sondern eher darauf achten, wer ihnen besonders nützlich sein könnte - sog. Zweckgemeinschaften halt.
Ich kenne alle möglichen Situationen... riesigen Bekanntenkreis mit vielen Kontakten, kleine Gruppe mit ein paar wenigen Menschen und völlige Einsamkeit mit sozialer Isolation. Habe alles schon durch. Seit einiger Zeit habe ich einen wirklich tollen Freundeskreis, aber ich bin mir dessen bewusst, dass das keine Selbstverständlichkeit ist und ich nicht davon ausgehen darf, dass das für immer so bleiben wird. Mir ist auch klar, dass dieser Freundeskreis in seiner Form nur existiert, weil es bei uns so viele Singles gibt.
Viele Menschen, die sich irgendwann auf eine feste Beziehung einlassen, lassen ihre Freundschaften wegen des Partners total schleifen und pflegen sie im Laufe der Zeit gar nicht mehr. Es ist ihnen zu viel, zu stressig, was auch immer. Viele Paare schotten sich von alten Freunden ab und konzentrieren sich nur noch auf sich, ihre Kinder (falls sie welche haben), die Eltern und vielleicht noch paar andere Familienangehörige. Ich stamme aus einer sehr extrovertierten Familie und bin ganz anders aufgewachsen, bei uns hatten Freundschaften immer einen hohen Stellenwert. Umso härter traf es mich früher, wenn irgendwelche Leute mich fallen ließen, wenn sie in einer Beziehung waren oder "interessantere" Freunde gefunden hatten.
Deshalb möchte ich dir raten, Freundschaften eher locker zu sehen und nicht zu ernst zu nehmen. Was mir bei dir auffällt ist die Tatsache, dass du nur sehr wenige Freundinnen im Studium hattest. Früher vertrat ich die Einstellung, dass ich lieber paar wenige, aber dafür richtige Freunde hatte als einen oberflächlichen, großen Bekanntenkreis. In der Vergangenheit habe ich einige Kontakte beendet/einschlafen lassen, weil mir bei ihnen eine gewisse Tiefe fehlte. Aus heutiger Sicht war das ein Fehler. Wenn du nur wenige Kontakte hast, erwartest du von diesen Menschen automatisch mehr... mehr Zeit, mehr Aufmerksamkeit, mehr Energie... Damit bürdest du ihnen eine große Last auf, die sie nicht auf die Dauer tragen können. Schließlich haben alle Menschen auch andere Säulen in ihrem Leben, welche sie pflegen möchten. Und wenn die paar wenigen Kontakte, die man hat, auf einmal wegbrechen, hat man gar niemanden mehr und fühlt sich total schlecht. Wenn du mehrere oberflächliche Bekanntschaften hast, bleibt dir zumindest die Option auf sporadische gemeinsame Aktivitäten.