Keine Ahnung, was ich fühle(n soll) .....

Hallo zusammen,

momentan sind meine Gefühle echt seltsam...ich weiß nicht, was ich fühle. Alles ist irgendwie miteinander vermischt, ich hab gerade das Gefühl, heulen zu können, aber gleichzeitig könnte ich wohl auch lachen, würde jetzt etwas Lustiges passieren. Das ist schwer zu beschreiben...

Und alles wirkt so unreal. Alles, was ich gerade sehe, wirkt so, als sei es vielleicht aus einem Traum oder einer anderen Welt. Ich fühle mich so, als sei ich nicht da oder würde mein Leben tatsächlich nur beobachten, anstatt es wirklich zu leben, vielleicht so, als würde ich etwa ein Videospiel mit der Sicht der ersten Person spielen. Es nicht ganz so extrem wie ein Videospiel z.B., aber das Gefühl ist da...so geht es mir schon ein paar Monate, früher war das nur ab und zu so...ich will das Gefühl loswerden, wieder etwas "Reales" spüren, aber ich weiß nicht, wie! Vorher war es mir eigentlich gleichgültig, es war dann eben so, aber jetzt will ich raus aus dieser unrealen Welt....es macht mich verzweifelt, ich hab Angst, dass es vielleicht für immer so bleibt.

Gleichzeitig weiß ich aber nicht, ob ich mich ernst nehmen soll. Ich bin gerade in dem Alter, wo die Hormone verrückt spielen - deswegen weiß ich nicht einzuschätzen, ob es vielleicht nur eine Phase ist. Ist das normal, dass man so etwas in der Pubertät hat? Kann man das jetzt überhaupt konkret beantworten?

Und, es klingt vielleicht etwas seltsam...aber ich hab mir früher die Haare herausgerissen. Es tat gut, das Gefühl direkt danach war...toll. Aber ich hatte Angst, dass andere die kahlen Stellen sehen, und als meine Eltern sie dann tatsächlich entdeckten, gab es Ärger. Ich wollte es doch auch nicht, ich wollte doch auch aufhören, weil der Druck und die Angst einfach zu groß war, dass anderen es sehen könnten, aber ich konnte es nunmal nicht! Es war wie eine Sucht...

Mittlerweile hab ich das unter Kontrolle, ich kann konsequent sagen "hör auf" und mache es dann auch nicht mehr, auch wenn ich es ab und zu immer noch mache...aber eben längst nicht mehr so oft, und ich kann es wie gesagt kontrollieren.

Ich bin dann im Internet irgendwann darauf gestoßen, dass es tatsächlich eine Art Krankheit ist und Trichotillomanie heißt, die Syptome stimmten auch alle mit meinen Gefühlen, die ich beim Reißen hatte/habe, überein - aber ich weiß nicht, was der Grund dafür ist! Ich hatte keine traumatischen Erlebnisse oder ähnliches...eigentlich müsste ich mich doch super fühlen, ich hab keine größeren Probleme, mit denen ich meine Gefühlslage rechtfertigen könnte.

Allgemein weiß ich nicht, was genau mit mir los ist. Einfach nur Pubertät? Eine leichte Depression? Wobei, das letzte kann's auch nicht sein, weil ich mich ja manchmal über Dinge freue und auch glücklich sein kann...

Habt Ihr Rat..?

Liebe Grüße.... Schatten.

Hallo Schatten,

das Gefühl was du beschreibst kenne ich auch. Nur, dass ich deshalb meine Realität in meiner Pubertät online gesucht habe und ich mich auch nur dort verstanden gefühlt habe. Das ging auch wieder weg. Aber leider nicht völlig, zumindest nicht, bis ich eine Therapie angefangen habe. Die allerdings auch nur, weil ich dachte ich sei krank. Hatte Magenprobleme, konnte nichts mehr essen und hatte Schmerzen am gesamten Körper. Nachdem ich alle erdenklichen Ärzte untersucht hatten und ich als kerngesund abgestempelt wurde, blieb mir nur noch eine Psychotherapie.

Die Sache mit dem Haare ausreißen ist ziemlich krass. Ich meine, es ist gut, dass du es unter Kontrolle hast, aber es ist nicht natürlich, dass du das Verlangen danach hast. Ich mache eine sozialpädagogische Ausbildung und das zählt meiner Meinung nach nicht zu "pubertären Sachen". Und glaub mir, man kann halbwegs normal durchs Leben gehen. Nach meiner Therapie hat sich alles mögliche an mir Verändert. Sachen die seit 10 Jahren so waren, waren plötzlich weg und ich hatte es immer für normal gehalten. Du solltest wirklich mit einem Arzt darüber sprechen und dir professionelle Hilfe holen. Ich hatte auch nichts wirklich schlimmes zu berichten, letztenendes war es aber für mich so schlimm, dass es meine ganze Persönlichkeit zerstört hat. Also denk darüber nach.

Liebe Grüße

Lumaria

Hallo Lumaria,

vielen Dank für Deine Antwort...mit Deiner Aussage, dass Du Dich nur online verstanden gefühlt hast, kann ich mich auch (teils) identifizieren. Irgendwie gibt es so viele Dinge, in denen ich anders denke und fühle als andere, mit denen ich in der echten Welt Kontakt habe. Nicht (nur) zu den Themen, die ich geschrieben habe, auch ganz andere. Allein im Internet habe ich Menschen gefunden, die genauso denken und mich verstehen und mich auch so akzeptieren, wie ich bin...in der realen Welt schaffe ich es einfach nicht, meine Gedanken preiszugeben, weil sie teilweise auch so anders sind...und wenn ich es mal versucht habe, habe ich nur Unverständnis erlebt. Das ist bedrückend, wenn man niemanden hat, der die eigenen Gedankengänge versteht und ihnen nicht abwertend gegenübersteht...auch, wenn die Internetfreunde mir sehr viel gegeben haben und immer noch geben, ich wünsche mir so sehr, jemand Gleichgesinntes im Reallife zu finden, den ich sehen und fühlen kann, mit dem ich wirklich reden und ihm in die Augen schauen kann.

Therapie klingt erstmal ziemlich heftig...irgendwie hab ich das Gefühl, dass das bei mir gar nicht so heftig ist, dass es sich lohnt, zu einer Therapie zu gehen. Ich spüre, dass irgendetwas nicht ganz normal ist, aber Therapie...ehrlich gesagt fühle ich mich gar nicht so krank, sondern ganz...normal. Und selbst wenn ich zu einem Arzt gehen sollte...es wäre schwer, das hinzubekommen, vor allem wegen meinen Eltern. Sie wissen abgesehen von den Haaren nichts davon, und würden sie erfahren, dass ich diese seltsamen Gefühle habe, würden sie wahrscheinlich ausrasten. Und sie haben schon so viel zu tun...es wäre egoistisch von mir, ihnen wegen dieser kleinen Sache von mir noch mehr Stress zu machen, als sie es ohnehin schon haben. Ich weiß nicht...ich kann alles auch gar nicht so gut beschreiben, aber verstehst Du, was ich ungefähr meine?

Liebe Grüße... Schatten