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Kein Weg zur Mutter

violina

Mitglied
Hallo zusammen,

ich traue mich mal, ein eigenes Thema aufzumachen.

Heute ist der 2. Advent und wie üblich bin ich (47) im Streit mit meiner Mutter (84) auseinander gegangen. Das hängt mir nun nach.

Anlass war, dass meine Mutter in letzter Zeit viel über meinen Vater (93) geklagt hat, der wegen des schrittweisen, altersbedingten Verlustes seines Augenlichts zunehmend unleidlicher und schwieriger im Umgang wird. Ich kann sie da auch ein Stück weit verstehen, ebenso wie ich meinen Vater verstehen kann.

In den Telefonaten mit meiner Mutter über dieses und andere Themen, in denen sie viel klagt, tun mir beide Seiten dann immer so furchtbar leid und ich überlege, was helfen könnte, um die Situation für beide zu verbessern. Besonders mein Vater tut mir mit seinem Blindwerden wirklich leid.

Ich komme dann sonntags bei meinen Eltern vorbei und erzähle z.B. von einem Hilfsmittel zum Zeitunglesen, was die Pflegekasse anbietet, oder schlage vor, mal zu einem Makulazentrum in der Nähe zu fahren und die Augen noch einmal richtig untersuchen zu lassen, was in den letzten Jahren noch nicht gründlich geschehen ist. Alle meine Vorschläge würden sicher zumindest kleine Verbesserungen der Situation bringen. Aber, und das ist der Punkt, mit dem ich nicht klar komme, alle diese Vorschläge werden von meiner Mutter gnadenlos abgewiesen.
Kein überlegen, kein verhandeln, einfach gnadenlos Nein.

Das macht mich sowas von fertig. Erst einmal für meinen Vater, der das glaube ich gerne noch probieren würde.
Dann aber auch von meiner Mutter aus. Ich habe das Gefühl, in unseren Telefonaten fixt sie mich emotional völlig auf ein Thema an, das in der Realität auch tatsächlich schlimm und klärungsbedürftig ist

Und wenn ich diesen "Auftrag" dann annehme und mich um Schritte oder Hilfen bemühe, lässt sie mich knallhart gegen die Wand rennen. Dann bin ich durcheinander und auch irgendwie gekränkt, denn ich wollte ihr und meinem Vater doch eigentlich helfen. Werde dann aber knallhart von ihr abserviert.

Das verwirrt mich, frustriert mich und kränkt mich sehr und aus diesen Gefühlen heraus gibt es dann jedesmal Streit.

Mein Vater ist mit seinen 93 Jahren in einer sehr schwachen Position, er würde die Dinge wohl gerne machen, wenn meine Mutter aber dagegen ist, setzt er es auch nicht durch.
Er ist in gewisser Weise auch von ihr abhängig und weiß das auch.
Alleine mit mir will er die Dinge auch nicht versuchen. Die Mißbilligung meiner Mutter kann sehr hart zu ertragen sein.

Ich finde auf diese Weise keinen Weg zu und mit meiner Mutter, obwohl ich schon vieles über einen langen Zeitraum versucht habe. Das war tendenziell schon immer so, aber jetzt geht scheinbar gar nichts mehr.

Ich würde die Dinge auch auf sich beruhen lassen, wenn es nicht zu Lasten meines Vaters gehen würde, der unter seiner schrittweisen Erblindung sehr leidet.
Ich wünschte mir, dass er wenigstens von den Hilfsmitteln profitieren kann, die die Forschung heute anbietet, soweit er sie technisch handeln kann (ich würde natürlich alles installieren etc.).

Ich bin es müde, immer wieder von meiner Mutter zurückgewiesen und frustriert zu werden, kann aber wegen meines Vaters nicht loslassen.

Pflegedienst etc. will meine Mutter für meinen Vater auch nicht annehmen, obwohl es ihm zustehen würde. Sie versucht es weiter "allein" zu schaffen, was sie wegen ihrer eigenen Gesundheit gar nicht mehr kann. Aber der Pflegedienst wird ebenso knallhart abgewiesen wie fast alles andere.

Noch zu mir: ich bin 47, habe einen Partner und bin berufstätig auf halber Stelle.
Dies weil ich öfter unter Depressionen leide.

Was soll ich in dieser Situation tun?
Kann mich jemand verstehen?

Danke und lieben Gruß
Violina
 
Zuletzt bearbeitet:

cucaracha

Urgestein
Wenn es deinem Vater schlecht geht, er Hilfe möchte und deine Mutter ihm die sehr notwendige Hilfe verweigert,
würde ich die Polizei einschalten.

Du kannst die Polizei auch bitten nicht deinen Namen bei deinen Eltern zu nennen.

Die Polizei würde ich einschalten, wenn für deinen Vater Lebensgefahr bestände und er nicht medizinisch versorgt werden darf.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöscht 75067

Gast
Ich bezweifle dass die Polizei da so eingreifen, wenn dort kein eindeutiger Beweis vorliegt auf Körperverletzung.
 

violina

Mitglied
Danke für den Rat.
Nein, es geht meinem Vater nicht schlecht.
Meine Mutter sorgt für ihn so gut sie kann.
Die Basics (Medizinische Versorgung, Ernährung, Hygiene etc.) erfüllen sie gemeinsam noch zufriedenstellend.
Es fehlen eher Einzelheiten oder zusätzliche Mittel, die vielleicht noch etwas mehr helfen könnten.
Nochmal einen spezielleren Arzt wegen der Augen aufsuchen.
Heute hatte ich eine Möglichkeit vorgestellt, sich Zeitungen vorlesen zu lassen, da er das sehr vermisst.
Meine Mutter wollte das aber nicht. Sie sagt, das liegt nachher nur rum, sie könnten das nicht bedienen.
Vielleicht, aber man kann es erstens zwei Wochen testen vor dem Kauf. Es wird auch von der Pflegekasse mit bezahlt. Und zweitens ist die Bedienung kinderleicht nach meiner Sicht.
Man kann es doch wenigstens mal probieren.
Vielleicht steckt auch die Angst vor der neuen Technik dahinter.

Vielleicht liegt ich ja auch schief mit meinen Angeboten. Vielleicht wollen meine Eltern einfach keine Neuerungen mehr.
Es ist nur so schwer, das Klagen meiner Mutter auszuhalten, und dann nichts tun zu können/dürfen.
Dazu braucht man viel Frustrationstoleranz.

Ich fühle mich hilflos und ohnmächtig dabei.

Zum Pflegedienst: Hier weiß meine Mutter, dass es irgendwann nicht mehr ohne gehen wird. Sie zieht das aber hinaus so weit es geht und rackert sich selber statt dessen ab. Ich wünschte, sie würde mehr Hilfe annehmen.

Es gibt eine Haushaltshilfe (zum Glück). Hier will sie aber nicht, dass diese z.B. die Wäsche macht. Das ist ihr unangenehm. Usw.

Ich kann nicht viel praktisch helfen, da ich körperlich angeschlagen bin. Ich versuche, ihnen anders zu helfen, indem ich Dinge mit ihnen plane und durchspreche, spezielle Dinge besorge und im Internet bestelle und sie emotional unterstütze und sie nicht alleine lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Sisandra

Moderator
Ich denke, da steckt bei deiner Mutter definitiv die Angst vor der neuen Technik dahinter.

Deine Mutter ist über 80 und gehört somit einer Generation an, die nicht mit PC, Smartphone etc aufgewachsen ist. Menschen im Alter deiner Mutter sind solche neumodischen Dinge oft nicht geheuer bzw trauen sie sich nicht zu damit noch zurecht zu kommen.

Vielleicht musst du dich da einfach durchsetzen indem du das Gerät für zwei Wochen zur Probe bestellst.

Was die Makulaambulanz betrifft, hmm. Meine Eltern waren beide von einer Makuladegeneration betroffen. Eine davon war behandelbar, aber dies war sehr teuer und ich weiß nicht ob die gesetzliche KK dafür aufkommen würde. Die andere Art war definitiv nicht behandelbar und hat zu immer schlechterer Sehfähigkeit bis fast zur Erblindung am Ende geführt. Das ist schlimm, vor allem für den Betroffenen.

Was hält dein Vater von Hörbüchern? Vielleicht wäre das eine Alternative zu dem Lesegerät und es gibt ja viele interessante Bücher.
 

violina

Mitglied
Vielen Dank. Ja, vielleicht ist es wirklich die Angst vor der Technik.

Ja, ich weiß, bei der Makula kann man oft nicht mehr viel machen.
Hier bin ich noch am hoffnungsvollsten, das wir vielleicht doch nochmal zur Ambulanz kommen, da meine Mutter auf meine Fürsprache hin heute vielleicht nicht mehr ganz so abgeneigt war. Mal schauen.

Etwas Geld wäre für eine Behandlung da, in begrenztem Rahmen.

Ja, das Erblinden ist wohl schwer auszuhalten, ich mag es mir gar nicht vorstellen.

Und ich wünschte auch, meine Mutter würde sich nicht so abrackern, sondern die Hilfe annehmen, die der Staat ihr anbietet.
 

violina

Mitglied
Komischerweise ist mir bis jetzt nicht gelungen, meinen Vater für Hörbücher zu interessieren. Er hängt einfach sehr an seiner Tageszeitung.
Hier bringt aber jede Art von Vorlesesystem ein gewisses Maß an Technik mit sich.

Meine Mutter liest ihm manchmal einzelne Artikel aus der Zeitung vor, aber das bleibt natürlich vom Umfang her beschränkt.
 

Zebaothling

Sehr aktives Mitglied
Ich sags mal so , das haben sich die Alten jahrzehntelang selbst zurechtgewurschtelt, es ist ihr Wunsch , alle äußeren Einflüsse sind störend, auch wenn es realistische Verbesserungen wären.

Leider arbeitet das Alter gegen sie , noch geht es irgendwie gut , aber das geht es bald nicht mehr und dann sind da plötzlich Fragen, die auftauchen, die man besser im Vorfeld klärt.

Beispiel Betreuungsverfügung / Patientenverfügung etc . / Testament / Geheimverstecke preisgeben etc. , was hat die Oma davon , wenn der Müllmann irgendwann auf der Spermüll 10.000 Euro im Sofa findet ?

Das ist nicht nur so ein " kleines Hilsmittelding " sondern Pflege von Angehörigen wird für manche Thema 1 im Leben, denn wenn Dui Dich wirklich um jemanden kümmern möchtest und der das auch will, dann ist es schon Arbeit genug aber solange da noch die Rüstigkeit ist , das selbst hinzubekommen, gibt kaum einer das Zepter aus der Hand.

Wie geht man dann damit am besten um , so das es für alle Beteiligten die wenigsten Nachteile bedeutet.

Bedeutet man muß auf der einen Seite genau überlegen welche Arbeiten man aussorced an Pflegedienste o.ä. und man muß genau überlegen, was man bereit ist zu tun.

Weißt Du der eine sagt er hat ein dickes Fell und Geld genug , der andere sagt, er ist nicht belastbar, jeder Mensch ist anders.

Wenn Du Dich überlastest mit Gedanken oder Gefühlen oder Arbeit ist keinem geholfen, weil es Dir dann schlecht geht.

Wenn Du Dich unterlastest , wirst Du es Dir für den Rest Deines Lebens vorwerfen, je nachdem wieviel Gewissen Du hast und wie hoch Deine Bereitschaft ist etwas zu tun.

Aber wenn das ein gutes Ding wird , so das ihr alle lächelt und zu sag ich mal so 80 % gute Laune , gute Stimmung ist, dann machst Du alles richtig.

Das ist für alte Menschen ein ganz wichtiges Ding , solange die noch geistig fit sind checken die zehnmal soviel wie Du , weil die eben zehnmal soviel Lebenserfahrung und Menschenkenntnis haben, dann merken die , wenn die Dir zur Last fallen ...verstehst Du und wenn die dann irgendwann dement werden also geistig nur noch sporadisch da sind bzw. nur noch lichte Momente haben, dann ist die Belastung für Dich viel größer , weil es sehr schwer ist, einen geliebten Menschen in Etappen sterben zu sehen.

Mitlerweile gibt es Selbsthilfegruppen für Pflegende Angehörige etc . Vereine , Schulungen von Vereinen Beratungsgespräche bei der Krankenkasse / Pflegekasse , aber auch 2 oder 4 Wochen Ehrenamt im nächsten Altersheim bereitet Dich darauf vor ....Windelwechseln , im Bett waschen etc. die ganz harte Nummer eben .

Letztendlich ist es aber ein wirklich gutes Gefühl, wenn ein Mensch Dir in die Augen blickt, der doppelt so alt ist , wie Du und Dir sagt , " Danke " und Du weißt , er meint das wirklich ernst.

Mein Tip überschätze nicht Deine Leistungsgrenze aber in dem Behörden und Anträgedschungel der gesetzlich richtigen und versicherten Tat / Handlung , wie medizinischer Versorgung etc ., wird das kostentechnisch irgendwann ein dickes Ding ......das sollte man im Vorfeld wissen, um jetzt ggf. noch Weichen zu stellen, die in 3 oder 5 Jahren zum Tragen kommen, aber da kannst Du Dir sicher sein, sowas sieht keiner ....dafür gibts auch kein Lob .....
höchstens vom Partner , wenn ders mitbekommet und Emphatie besitzt.

na udn dann kommt eben noch das andere Ding , was ist sinnvoller , jeden Tag mittags mit selbstgekochtem hinzufahren oder selbst dort zu kochen etc. , ne Haushaltshilfe bzw. Köchin, die da kocht oder ein Dienst , der Essen bringt ....wieder bei jedem " Alten " anders und das Paket für den Alten so zu gestalten , weil er das selbst nicht mehr überblicken kann , ist je offener und ehrlicher man miteinander umgeht, für beide Seiten besser .

Leider verheimlicht die eine Seite oft , wenn sie beispielsweise der ersten Male fallen .....und die andere Seite packt sich den Tag so voll, das die Alten denken, die ist aber schnippig und macht das nur ungern.

Es ist eine Gratwanderung die aber zu meistern ist, wenn man sich an den realistischen Dingen orientiert, wenn beispielsweise der Hausarzt im weißen Kittel ins Haus kommt und sagt " So wie sind denn ihre Augen Herr XYZ - aha _ Ja Frau XYZ ihr Mann muß unbedingt ins Krankenhaus, für eine Untersuchung vielleicht kann man sein Augenlicht retten "

Selbst betet man mit Engelszungen .....tage oder wochenlang .....irgendwie sind die Leute um die 80 / 90 alle Uniformaffin , sowas wirkt Wunder .....na und dann muß man sich schon klarmachen, das man da dem alten Menschen gegenüber ne ganz große Verantwortung hat.

Auch wenn der Draht da nie gut war , Hilfe braucht der trotzdem .....und Hilfe bedeutet eben auf der anderen Seite auch Verantwortung zu übernehmen , die Emphatie nicht zu vergessen, damit man mit dem Herzen bei der Sache ist , aber eben auch die Verantwortung sich selbst gegenüber oder dem Partner gegenüber , den Kindern , dem eigenen Leben sozusagen , nicht verlieren oder außer Acht lassen.

Jeder meistert das anders , viele tauschen sich aber aus , weil es ist beruhigend zu hören, das man mit den Problemen und Gedanken gar nicht so alleine ist , ist aber auch gut für die Alternativensuche, weil es immer gut ist, wenn man Leute kennt , die sich mit einer Thematik auskennen.
 

PierredelaSaare

Aktives Mitglied
Ohje

Versuche nichts zu erzwingen, dann stösst du auf wiederstand.
Mach dir die mühe beide ganz behutsam einzubinden, rede mit ärzten, die ir sicherlich helfen werden.
Versuche deiner Mutter das gefühl zu geben das es von ihr kommt was gemacht wird.

Sollte es garnicht Funktionieren, das must du das so akzeptieren. Es ist ihr Leben
 

violina

Mitglied
Vielen Dank, das sind viele gute Gedanken, die ich erst einmal bedenken will. Der Umgang mit den Eltern ist wahrlich ein Balanceakt. Ich schreibe morgen weiter dazu, bin heute Abend k.o.
Lieben Gruß
 

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