• Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Kann nicht trauern...

O

otherland

Gast
Vor knapp einem Monat ist ein Arbeitskollege von mir gestorben, zwei Wochen später noch ein Kollege... Und sie waren beide gerade einmal Ende 40... Das Schlimmste ist, dass ich nicht wirklich trauern kann. In meiner Abteilung kommen mir alle irgendwie zu fern vor, ihre Gefühle zu unecht, da geht so etwas einfach in der Routine unter... Vielleicht bin ich dafür auch zu sensibel? Oder stelle wer-weiß-was-für Ansprüche? Oder Erwartungen? Ich fühl mich immer noch verloren, mir fehlen sie, als ob sie jemand aus meinem Alltag geschnitten hätte. Ich kann nicht einfach tun, als ob es sie nie gegeben hätte. Und wenn ich mit jemandem darüber spreche, komme ich auch über ein betretenes Schweigen nicht hinaus. Und zum Schluss habe ich dann doch immer das Gefühl, dass alles so verlogen ist... Ich meine, ewig trauern kann man auch nicht, klar, das verstehe ich. Aber so...

Otherland
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Otherland,
wie bist du denn bisher/früher mit Trauer umgegangen? Hast du Rituale oder Verhaltensweisen entwickelt, die dir dabei helfen? Gab es keine Trauerfeier für die Kollegen - vielleicht solltest du das mal anregen.
Gruß, Werner
 
O

otherland

Gast
Danke für deine Antwort, Werner. Trauerfeiern gab es, aber an denen konnte ich nicht teilnehmen, weil ich außer Landes war, auf Dienstreise. Das ist vielleicht auch mein größtes Problem: Dass ich nicht da war, als sie gestorben sind. Aber ich kann es ja auch nicht ungeschehen machen. Trauerrituale entwickelt hab ich nicht, es ist das erste Mal, dass es in meinem engsten Umfeld jemanden trifft...
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Aha, verstehe. Hast du nie ein Haustier, das du gemocht hast, beerdigen müssen (blöder Vergleich, es geht mir um deine hilfreichen Rituale)?

Wie klingt es für dich, wenn du den beiden einen Brief schreibst und an die Hinterbliebenen schickst? Das habe ich mal gemacht, wo jemand, den ich sehr schätzte, der aber im Ausland lebte, starb. Es hat mir geholfen und vielleicht auch der Witwe.

Du könntest auch einen Kranz machen lassen und die Gräber aufsuchen, dort etwas hinterlassen, das die Verbindung zwischen euch symbolisiert. Oder in einer Kirche eine Kerze anzünden. Geht auch auf einem Fluss, so machen es die Asiaten manchmal.

Auf jeden Fall wirst du das noch öfters brauchen, denn der Verlust von wichtigen Menschen gehört nun mal zum Leben dazu. Meine persönliche Trauer hält sich meist in Grenzen weil ich es für denkbar und wahrscheinlich halte, dass unser Universum nicht "alles" ist und in irgend einer Form von mir und denen, die mir wichtig sind, etwas übrigbleibt bzw. weiterlebt.

Gruß, Werner
 
L

Linus

Gast
Hallo Otherland,

steht irgendwo geschrieben, daß du trauern musst?
Hattest Du auch ein privates Verhältnis zu den Kollegen?
Wie trauerst Du beim Verlust eines Familienangehörigen oder Freund?
Dein Verhalten ehrt Dich, aber Du solltest die Prioritäten verschieben.
Klar es ist schlimm, wenn ein Mensch von dieser Erde geht, aber ich kann doch nicht für jeden trauern.
Sterben gehört genauso zum Leben wie das Geboren werden.

Werners Tipps finde ich auch sehr gut, ich würde für mich den Weg wählen und das Grab aufsuchen. Dort kannst Du Dich von Ihm verabschieden und Ihm nochmal sagen, daß es dich geärgert hast, daß du auf Geschäftsreise warst.
 
O

otherland

Gast
Lieber Werner, lieber Linus,

danke für eure Antworten. Ich habe mich bisher immer dagegen gesträubt, aber vielleicht ist es wirklich das Beste, wenn ich ihre Gräber aufsuche und dort zu ihnen spreche... Es ist irgendwie einfach zu sagen, dass das Sterben zum Leben dazugehört, und schwer, das auch wirklich umzusetzen.

Ja, ich hatte eine enge Beziehung zu einem, eine etwas losere zu dem anderen Kollegen. Wahrscheinlich ist das Problem, dass ich selbst nicht damit klarkomme, dass ich einfach nicht da war... Es fällt mir schwer, all das zu verpacken. Sie waren noch jung...

Letztlich kann nur ich das mit mir selbst ausmachen...
 
N

Nevada

Gast
Hallo Otherland,
wenn ich deine Zeilen lese, habe ich das Gefühl, du denkst zwar, du trauerst nicht,und erwartest irgend eine bestimmte Reaktion von dir selbst, vielleicht weinen oder so......

Doch sie fehlen dir.....du hast geschrieben, für dich hinterlassen sie eine Lücke, du kannst nicht einfach so weitermachen und so tun als ob sie nie dagewesen wären....weißt du, ich glaube, das alleine schon ist ein Stück Trauerprozeß - daß du sie wahrnimmst, die Leere in dir, die sie hinterlassen.....daß du Erinnerungen hast, und sie vermißt, und auch daß du hier darüber schreibst.
Laß doch einfach das in dir zu, was da ist und erwarte nicht irgend etwas von dir, das du als trauern bezeichnest.
Geh hin zu ihnen, sprich mit ihnen und verabschiede dich auf deine Art. Schreib ihnen einen Brief, oder rede mit ihnen, wie es eben in dir aussieht, entwickle das, was für dich zum Trauern gehört.Und laß dir wirklich die Zeit dazu ,die du brauchst.

Der Tod ist so unvorstellbar und unbegreiflich....und wir haben so viel Ratlosigkeit und Ohnmacht in uns, wenn es darum geht, daß Menschen, die eben noch da waren, nicht mehr da sind, so unausweichlich und endgültig...wie kann es einfach sein, damit umzugehen?

Ich wünsche dir, daß du deinen Weg damit finden kannst...

LG Nevada
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Oben