Liebe TE,
Ich finde es großartig, dass Dein Mann und Du diesem jungen Mann eine solche Chance gegeben habt. Und es ist schön, zu lesen, wie sehr er durch die Tätigkeit in Eurem Betrieb aufblüht.
Wahrscheinlich wird es sehr schwierig werden, an seiner häuslichen Situation etwas zu verändern.
Du schreibst, dass seine Eltern die Vormundschaft = gesetzliche Betreuung inne haben?
Dann sind sie vermutlich befugt, die finanziellen, gesundheitlichen und behördlichen Angelegenheiten ihres Sohnes zu regeln, im schlimmsten Fall beinhaltet dies auch Wohnungsangelegenheiten und Aufenthaltsbestimmung.
Wenn dies tatsächlich so ist, ist es für den Jungen überhaupt nicht möglich, ohne Einverständnis der Eltern in ein betreutes Wohnen zu ziehen.
Du sprichst von einer weiteren Betreuerin. Ist diese Dame ausschließlich eine Praktikumsbetreuerin oder steht sie Kai auch sonst zur Seite?
Mit 20 Jahren fällt Kai noch in den Bereich der Jugendhilfe. Du könntest Dich ggf. beim Jugendamt oder einer psychosozialen Beratungsstelle informieren, inwieweit Du ihm helfen kannst.
Ich sehe da mehrere große Probleme auf Dich zukommen:
1) Wenn die Eltern gesetzliche Betreuer sind, müsste man beim zuständigen Amtsgericht (Betreuungsgericht) einen Betreuerwechsel anregen. Da die Eltern sich vermutlich mit Händen und Füßen wehren werden, wird das nicht leicht.
2) Kai scheint aufgrund seiner Erkrankung sehr leicht manipulierbar zu sein. Das heißt, wenn seine Eltern ihm einen Auszug nach Kräften schlecht reden, wird er wahrscheinlich sagen, dass er gar nicht ausziehen möchte. Er kennt ja leider auch nix anderes als dieses elende Leben.
3) Wenn die Eltern bemerken, dass Du "gegen sie arbeitest", könnten sie Kai evtl. verbieten, weiter bei Euch zu arbeiten und dann ist sogar dieser Lichtblick wieder aus seinem Leben verschwunden.
Was auch immer Du tust - ich finde es toll, dass es noch Menschen wie Dich und Deinen Ehemann gibt!
LG
Hallo Q–cumber,
Danke, das haben wir uns schon gedacht.
Gut das du fragst, es sind so viele Dinge in meinem Kopf, ich könnte noch Stunden schreiben über alle möglichen Dinge! Ist mir eben eingefallen:
Der Vormund ist nur die Mutter, die wohl auch eine Behinderung hat zu 50% (so hat sie sich zumindest mal geäußert),sie hat mal vor langer Zeit gemeckert, dass die fragen so „blöd“ wären, dass man gar nicht falsch antworten kann und sie von 80% auf 50% runter gestuft wurde und jetzt den Bus nicht mehr bezahlt bekommen würde. Ich weiß allerdings wirklich nicht um welche Art der Behinderung es sich handelt. Eine Gehbehinderung fällt weg.
Die Betreuerin ist lediglich für Schule (1x Woche) und zum Vermitteln für langfristige Arbeiten da.
Sie unterstützt noch kleinere Dinge, ich glaube das was sie mit uns macht und Kai ist eine Ausnahme (Kai, ihr Härtefall, wie sie mal sagte), sie versucht quasi auch alles, dass Kai ein halbwegs normales Leben hat.
Danke für die genannten Anlaufstellen, ich werde mich definitiv mal befragen!!!
Wie wir weiter handeln müssen wir sehen, wie du’s auch schreibst – wir wollen Kai nicht schaden, wir wollen ihn nicht, wie ein „Scheidungskind“, zwischen zwei Fronten bringen und streiten. Zumal er am Schluss der alleinige Verlierer ist!
Ja, die Situation scheint fast aussichtslos, zumal ich befürchte, dass das Jugendamt keine Probleme sieht – Kai bekommt essen und trinken. Er hat ein „Bett“ und ein Zimmer. Natürlich kann ich es verstehen, wie soll man sich ein Bild innerhalb von 20min machen (oder wie lange sie bleiben).
Die Betreuerin würde uns da eventuell unterstützen, vielleicht jemand aus seiner Familie, der die Umstände kennt, ob das ausreichend ist, ist fraglich.
Vielen Dank für die hilfreichen und lieben Worte!
Wir versuchen was wir können, inzwischen gehört er irgendwie zur Familie 🙂