Ich bin der Ansicht, dass es genau zwei Arten von Glück gibt. Es gibt:
- Zufriedenheit
- das brennende Gefühl der Vorfreude
Aber die eine Form von Glück geht immer auf Kosten der anderen. Weshalb das so ist erkläre ich gleich:
Zufriedenheit kennt ihr vielleicht. Es ist das Gefühl, gesättigt zu sein. Dies ist z.B. der Fall, wenn ihr gerade einen fröhlichen Ausgang mit Kollegen genossen habt oder guten Sex hattet. Nach Maslov befindet ihr euch also in der Zeitspanne nach der Befriedigung eurer Bedürfnisse und vor dem ausheben neuer Bedürfnisse. In dieser Zeitspanne seit ihr einfach nur zufrieden. Für viele Menschen ist dies der Inbegriff von Glück.
Die andere Form von Glück ist sozusagen "Vorfreude". Es ist die freudige Erregung, die ihr z.B. vor einem Date empfindet (wenn ihr selbstvertraut seit) oder bevor ihr euch ein teures Luxusprodukt kauft, für das ihr schon lange gespart habt. Dieses Gefühl der brennenden Erregung bringt eine veränderte Perspektive auf die Welt mit sich. Die Welt ist nicht mehr eine Welt der Zustände sondern eine Welt der Möglichkeiten. Eine Welt, in der jede eurer Visionen unmittelbar ihre Erfüllung finden wird, wenn ihr nur genug Zeit habt. Denn die Zeit wird zu eurem grössten Gegenspieler und alles Unwichtige fällt von euch ab. Deshalb geht dieses brennende Lebensgefühl auch einher mit ultimativem Selbstvertrauen. Leider kommen die meisten Menschen sehr selten in den Genuss dieses Gefühls. Ich denke, dass Viele leider vergessen haben was es heisst, richtig motiviert zu sein!
Weshalb geht nun die eine Form von Glück immer auf Kosten der anderen?
Das liegt an der Tatsache, dass es immer Angst ist, die uns antreibt. Wenn ihr keine Angst habt, seit ihr eben völlig zufrieden. Und wenn ihr Angst habt seit ihr motiviert etwas zu ändern. Fiktives Beispiel: Ein Kollege sagt euch, dass eure Nase hässlich aussieht und seine Freunde pflichten ihm bei. Und obwohl ihr euch noch nie über eure Nase gedanken gemacht habt wird die Nase nun zu einem Fenster, durch das ihr einer Angst ins Gesicht blicken könnt. Und zwar ist das ultimativ die Angst, sozial verstossen zu werden, nicht genug zu sein für eure Gruppe. Ab hier kann die Geschichte mehrere Wendungen nehmen. Ihr habt quasi die Wahl, ob ihr zufrieden, motiviert oder unglücklich werden wollt.
Im ersten Fall entscheidet ihr euch z.B. nicht eure Nase sondern die Perspektive auf euere Nase zu ändern. Ihr kontert die Angst mit Humor und bringt eure Freunde mit Spässen über eure Nase zu lachen. In diesem Fall ist die Nase nicht mehr ein Hassobjekt sondern sogar ein Anlass zur Freude, und das Fenster auf die Angst wird wieder geschlossen, denn eure Gruppe akzeptiert euch auch mit dieser Nase. Ihr seit also wieder zufrieden.
Nun, im zweiten Fall könnt ihr nicht kontern. Es beschäftigt euch, dass eure Nase angeblich hässlich ist und ihr habt nun immer Angst, wenn ihr irgendjemandem ins Gesicht seht. Diese Angst veranlasst euch dazu, eine Schönheitsoperation in Betracht zu ziehen. Doch ihr habt kein Geld und ihr seht keine Möglichkeit, diese Umzusetzen. Das ist der Zustand von tiefem Unglück. Angst ohne Ausweg.
Die dritte Wendung wäre Motivation. Motivation ist Angst mit Ausweg. Wenn ihr also den Entschluss gefasst habt, eure Nase zu operieren dann legt ihr euch einen Plan zurecht und ihr wisst genau, dass ihr diese Angst bald los sein werdet. Es scheint euch, als liege die Erfüllung dieses Bedürfnisses gleich um die Ecke. Je grösser dieses Gefühl der
Erreichbarkeit ist und je grösser der gefühlte Schmerz ist, den eure Nase verursacht, desto grösser ist eure Motivation. In diesem Fall habt ihr euch Vorfreude geschaffen. Und damit sind beide Arten von Glück und die eine Art von Unglück abgedeckt
Natürlich werden euch materielle Güter nicht glücklich machen! Aber der Weg dahin, der Prozess ist Glück! Und deshalb zitiere ich gerne Oscar Wilde:
"In dieser Welt gibt es nur zwei Tragödien. Die eine ist, nicht zu bekommen, was man möchte, und die andere ist, es zu bekommen."