Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Jemanden richtig verletzen, dann tun als sei nichts gewesen... wie reagieren?

weidebirke

Urgestein
Kannja,

danke noch einmal für die Zusammenfassung.

Ich revidiere mich, nimm Abstand und antworte nicht. Irgendwann muss auch mal genug sein. Du hast zu viel mitgemacht und Dich leider nie wehren können. Gib ihm nicht die Gelegenheit, Dich erneut zu verletzen.
 

Kannja

Aktives Mitglied
Hallo Kannja,

Ein wenig kann ich mich noch erinnern. Kenne ja die Situation von mir und meinen Bruder/Familie.
Über dritte etwas zu kitten versuchen, so wie @Rainer das vorschlägt (kein Bier...), macht es nur noch schlimmer, denn die Herrschaften fühlen sich als etwas besseres bzw. mehr unschuldig.


Folglich haben sie sich garantiert über Dich unterhalten, statt mit Dir.
Jetzt wird versucht es so zu manipulieren, als ob alles nur noch an Dir läge, was die Zukunft betrifft.
Ob der Onkel die ganze Wahrheit kennt, bezweifle ich. Selbst wenn, ist es ein hilfloser Versuch vom Bruder über einen Dritten. Der Einzige der hier was tun könnte, wäre Dein Bruder. Den Mut dazu hat er offensichlich nicht.

Mein Bruder meinte, ich solle ihn in ruhe lassen, mit dem alten Käse. Dieser alte Käse betrifft aber uns beide. Der Rest der "grandiosen" Familie, sind Mitwisser und Mittäter. Sie waschen sich bis heute in Unschuld.
Vor gut 10 Jahren habe ich den Kontakt zu allen komplett abgebrochen. Es hat bestimmt 2-3 Jahre gedauert, bis ich diese seidene Band die eine Familie nun mal verbindet, durchtrennt hatte. Das ist kein einfaches Lippenbekenntnis, wie wenn man jemanden die Freudschaft kündigt.
Genau diese band wird der Grund sein warum Dein Bruder den Kontakt, trotzallem, zu Dir sucht. Die Kontaktlosigkeit verursacht einen Fleck auf der sauberen Fassade. Er kommt in Erklärungsnot, wenn ihn jemand nach Dir fragt (Onkel?).
Muss natürlich nicht so sein. Liegt für mich aber sehr nah. Denn es geht um Schuld oder nicht Schuld. Die Grauzone soll weg.

Wenn mein Bruder von sich aus zu mir kommen würde, liese sich das richten. Aber so nicht. Denn er verdrängt aktiv. Egal ob er dabei den Kontakt zu mir verliert oder nicht. Der Sündenbock bin immer ich, alles nur weil ich zeitlebens versucht habe über das Problem/über die Tabuzone zu reden, damit man es gemeinsam verarbeiten kann was uns angetan wurde. Doch das geht einfach nicht. Ich muss akzeptieren das er den Weg der Verdrängung geht. Wir sind eben sehr unterschiedlich vom Typ. Emotional ist er mit der Zeit wie taub geworden.

---

Raten kann/möchte ich Dir zu nichts. Bin damit viel zu sehr verbunden.

Wenn es für Dich noch einen funken Hoffnung gibt, dann schreibe ihm sachlich Deine Version der Geschehnisse und wie Du Dich damit fühlst. Unmissverständlich als Feststellung zum nachvollziehen der Dinge deklariert. Mit Vorwürfen kommt man nicht weiter. Aber das weisst Du selber nur zu gut.

Kann schon sein das das seine Erwartungshaltung ist (Vorwürfe), welche über den Onkel, als Vermittler, abgefedert werden möchten.
Die entscheidende Frage ist für mich, ob Du einen Sinn/Chance siehst?

LG
abendtau
Ich danke Dir und Du triffst in vielem was Du schreibst den Nagel wirklich exakt auf den Kopf.

Mein Onkel als Vermittler wohl eher nicht. Denn der ist an persönlichen Dingen anderer eigentlich nie interessiert. Das Verhältnis (bzw. er selbst) war schon immer sehr oberflächlich. Ich glaube eher, dass Du recht mit dem Fleck auf der weißen Weste meines Bruders hast... Mein Onkel ist jemand zu dem er aufschaut, weil dieser eben genau den Status verkörpert der meinem Bruder imponiert und der ihm wichtig ist: Beruflicher Erfolg, viel Geld, ein riesen Haus, luxuriöser Lebensstil... Und die Familie ist halt auch eine Art Prestigeobjekt was man nach außen vorzeigt. Bei unserem Onkel kommt mir letzteres jedenfalls genau so vor. Er lädt zwar einmal jährlich zu diesem Weihnachtsessen ein und ab und an zu anderen Familienfeiern. Aber wenn man da ist (oder ansonsten) hat er überhaupt kein Interesse an z.B. mir als Person, es sind keine persönlicheren Gespräche mit ihm möglich. Was ihn interessiert ist beruflicher Erfolg, Karriere, materieller Besitz. Nach so etwas fragt er. Mein Bruder acht ja selbst steil Karriere, hat viel Geld und zeigt dies auch deutlich durch einen luxuriösen Lebensstil. Für meinen Onkel ist er deshalb wer. Ich nicht.

Genau, ich weiß, dass man mit Vorwürfen letztlich nur selbst die Dumme ist, bzw. die Böse. Das ist es ja gerade: Schweige ich zum Verhalten meines Bruders, meint er es sei ok und verhält sich immer verletzender mir gegenüber. Aber kritisiere ich jemals etwas, bin sofort nur ich die Böse und laufe zudem nur gegen Mauern. Das ist für mich das ganz schlimme an dieser Situation: Die Hoffnungslosigkeit! Eigentlich liebe ich meinen Bruder ja sehr und er ist mir wirklich wichtig. Aber er macht mich kaputt und tut mir so sehr weh mit seinem Verhalten. Normalerweise sollte man dann das Gespräch mit jemandem suchen um gemeinsam das Problem zu lösen... Aber das geht ja leider nicht, wenn derjenige dem man sagt, dass etwas verletzt, einen dafür prompt bestraft, den Spieß umdreht, indem dann man selbst dafür der/die Böse ist und man zur Strafe anschließend ignoriert wird.
 

Kannja

Aktives Mitglied
Hey Kannja,

ich bin erstmal beruhigt, dass du keine Körperverletzung erleiden musstest.

Und ja, seelische Verletzungen sind genaus schmerzhaft. Leider verheilen seelische Narben meiner Erfahrung nach sehr viel langsamer als körperliche.

Ob seelische oder körperliche Verletzungen, niemand hat das Recht jemanden sowas anzutun. Vorallem nicht mit der Erwartungshalt "passiert ja eh nix, die wehrt sich ja nicht" etc.

Das Gefühl der Einsamkeit und Isolation kenne ich. Das ist der Grund warum ich seit gestern hier bin.
Habe hier von so einigen über kaputte Familie gelesen. Ist bei mir ja auch so.
Gerade Weihnachten ist daher ne miese Zeit.:(
Schade, dass man die Menschen denen das auch so geht nicht einfach einsammeln kann. Dann hätte man bestimmt viele liebe Menschen mit denen Die Weihnachtszeit sehr angenehm wäre.

Hast du gute Freunde, die dir deine fehlende Familie ein bisschen ersetzen können ?

Liebe Grüße:)
Danke auch Dir! <3

Oh ja, den Gedanken hatte ich auch schon... Es muss doch eigentlich so viele Menschen geben die gerade an Weihnachten allein sind und traurig darüber. Wenn man sich da zusammen tun und gemeinsam feiern könnte, wäre das bestimmt schön!

Nein, ich habe ansonsten niemanden wo ich hin könnte. Zwar habe ich es geschafft mir wieder ein paar Kontakte aufzubauen, worüber ich sehr froh bin. Aber diese Menschen haben selbst ja schon Familien und Partner mit denen sie ihre Feste feiern. sie haben ihre kleinen, geschlossenen Kreise und kennen es ja gar nicht an Weihnachten oder Geburtstagen allein zu sein und nirgends hin zu gehören. Da möchte ich mich also nicht aufdrängen und nicht stören. Es ist ja nunmal für die meisten Menschen nur normal im Kreise ihrer eigenen Angehörigen zu feiern. Das verstehe ich. Nur ist es eben leider auch genau das was einem selbst so schmerzlich bewusst macht wie allein und wie sehr außen vor man wirklich ist. Und dann kommen diese Gedanken... "Wieso haben alle liebe Menschen wo sie hin gehören und erwünscht sind, ich aber nicht? Mit mir muss etwas falsch sein, nicht stimmen, ich bin wertlos, verkehrt, ungeliebt..." und so weiter. Vielleicht kennt noch jemand diese Selbstzermaterung?
 

°°°abendtau°°°

Sehr aktives Mitglied
Ich danke Dir und Du triffst in vielem was Du schreibst den Nagel wirklich exakt auf den Kopf.

Mein Onkel als Vermittler wohl eher nicht. Denn der ist an persönlichen Dingen anderer eigentlich nie interessiert. Das Verhältnis (bzw. er selbst) war schon immer sehr oberflächlich. Ich glaube eher, dass Du recht mit dem Fleck auf der weißen Weste meines Bruders hast... Mein Onkel ist jemand zu dem er aufschaut, weil dieser eben genau den Status verkörpert der meinem Bruder imponiert und der ihm wichtig ist: Beruflicher Erfolg, viel Geld, ein riesen Haus, luxuriöser Lebensstil... Und die Familie ist halt auch eine Art Prestigeobjekt was man nach außen vorzeigt. Bei unserem Onkel kommt mir letzteres jedenfalls genau so vor. Er lädt zwar einmal jährlich zu diesem Weihnachtsessen ein und ab und an zu anderen Familienfeiern. Aber wenn man da ist (oder ansonsten) hat er überhaupt kein Interesse an z.B. mir als Person, es sind keine persönlicheren Gespräche mit ihm möglich. Was ihn interessiert ist beruflicher Erfolg, Karriere, materieller Besitz. Nach so etwas fragt er. Mein Bruder acht ja selbst steil Karriere, hat viel Geld und zeigt dies auch deutlich durch einen luxuriösen Lebensstil. Für meinen Onkel ist er deshalb wer. Ich nicht.

Genau, ich weiß, dass man mit Vorwürfen letztlich nur selbst die Dumme ist, bzw. die Böse. Das ist es ja gerade: Schweige ich zum Verhalten meines Bruders, meint er es sei ok und verhält sich immer verletzender mir gegenüber. Aber kritisiere ich jemals etwas, bin sofort nur ich die Böse und laufe zudem nur gegen Mauern. Das ist für mich das ganz schlimme an dieser Situation: Die Hoffnungslosigkeit! Eigentlich liebe ich meinen Bruder ja sehr und er ist mir wirklich wichtig. Aber er macht mich kaputt und tut mir so sehr weh mit seinem Verhalten. Normalerweise sollte man dann das Gespräch mit jemandem suchen um gemeinsam das Problem zu lösen... Aber das geht ja leider nicht, wenn derjenige dem man sagt, dass etwas verletzt, einen dafür prompt bestraft, den Spieß umdreht, indem dann man selbst dafür der/die Böse ist und man zur Strafe anschließend ignoriert wird.
Guten Morgen Kannja,

Ja, dass ist schon irre wie exakt sich vieles deckt. Klingt fast als ob Du von meinem Onkel redest. Mein Bruder ist von Format: Besser nur das eigene Süppchen kochen. Bloß keine Konfontation mit emotionalen Regungen.
Er war eigentlich schon immer ziemlich eigenprödlerisch. Ich sag ja, wir zwei sind grundverschieden. Das macht es auch so schwer zu verstehen. Gegenseitig.
Seine Frau hat mir mal gesagt: "Wenn dein Bruder nur 1% von dir hätte, sie wäre glücklich"
Das war kurz vor deren Scheidung. Das sie es überhaupt so lange ausgehalten hat, verstehe ich bis heute nicht. Als mein Neffe geboren wurde, ging ja noch alles. Aber danach war er emotional so warm wie der Nordpol. Er ertrug keinerlei Nähe meh. Nichts. Er vermied jeden noch so kleinen Körperkontakt. Auch gegenüber seiner Frau.

Für mich war das alles wie Ohnmacht der ich ausgesetzt war. Und irgendwie bleibt das auch so. Als würde eine riesen Sack Schuld über mir schweben. Der verursachte, dass ich immmer wieder und wieder nachgegeben haben. Meine Therabeutin meinte dazu, dass ich unbewust versucht habe über Leistung seine Zuneigung zu generieren. Mich somit verkauft habe. Ich habe alles für ihn genmacht, er braucht nur zu rufen, ich war sofort zur Stelle. Wenn ich in Not war, hatte er wie immer keine Zeit. als ob er zusehen muß wie ein Nagel an seinem Zaun rostet und rostet.
Als ich meinen Nervenzusammenbruch hatte, war eben dieser verschissene Nagel immer noch wichtiger als ich. Kein einziger Besuch, kein Anruf, nichts.
Ein halbes Jahr vorher, hatte ich einen unverschuldeten Autounfall. Selbes "Spiel". Aber da habe ich das nicht so mitbekommen, da mein Kurzeitgedächtnis komplett weg war. Wie praktisch. :D Da muss man ja nicht hin, wird taui eh vergessen. Sorry für den Zynismus, aber anders kann ich diese Situation bis heute nicht ertragen. Da habe ich zu meinem Mülleimer eine bessere Beziehung.
Meine letzten Worte zum Bruder waren, jetzt bist du dran! Tja... nichts kam. Bis heute.

Man sagt, Gemeinsamkeiten verbinden. Aber bei uns war das genau das Gegenteil.:(
Bei unserer seltsamen "Familie" eigentlich kein wunder. Aber man hofft ja immer etwas.

Na ja... usw, usw, usf... lebenslang immer der gleiche Mist. So wie es aussieht, wird es so bleiben. Halt ohne mich. :p

---

Als ich Deine Zusammenfassung gelesen habe, musste ich ganz schön schlucken. Schlimm. Besonderst wenn man weiß wie sich das alles anfühlt.

Ach Kannja... sfz.... ein Schlußstrich wäre auch bei Dir angebracht und täte Dir nur gut. Auch wenn es sehr schwer fällt.
Man macht sich doch nur selber fertig. Für nichts und wieder nichts. Am Ende steht man doch alleine da.


LG...
abendtau
 
S

Seefahrer77

Gast
Kannja, ich würde mich an den Vorschlag von Rainerjg halten - und das auch durchziehen, wenn dein Bruder nicht reagiert. Hohle Drohungen nutzen nichts!

Nach der Entschuldigung würde ich auch damit beginnen eine deutliche Trennlinie zwischen dir und deinem Bruder zu ziehen. Wie du ihn beschrieben hast wird er langfristig gesehen sein Verhalten nicht ändern. Es wird immer wieder zu kleinen Tiefschlägen kommen. Daher: Klare Abgrenzung! Und lass dich nicht dadurch beirren "aber er ist doch mein Bruder." Wenn es um dein eigenes Wohlergehen geht, dann stehst du im Mittelpunkt und niemand sonst. Er bleibt ja auch dein Bruder, wenn beispielsweise 500 km Distanz zwischen euch sind.
 

Kannja

Aktives Mitglied
Für mich war das alles wie Ohnmacht der ich ausgesetzt war. Und irgendwie bleibt das auch so. Als würde eine riesen Sack Schuld über mir schweben. Der verursachte, dass ich immmer wieder und wieder nachgegeben haben. Meine Therabeutin meinte dazu, dass ich unbewust versucht habe über Leistung seine Zuneigung zu generieren. Mich somit verkauft habe. Ich habe alles für ihn genmacht, er braucht nur zu rufen, ich war sofort zur Stelle. Wenn ich in Not war, hatte er wie immer keine Zeit. als ob er zusehen muß wie ein Nagel an seinem Zaun rostet und rostet.

[...]
Man macht sich doch nur selber fertig. Für nichts und wieder nichts. Am Ende steht man doch alleine da.


LG...
abendtau
Oh ja, wie sehr sich das bei uns ähnelt... sich verkaufen zu müssen,nie das Gefühl zu haben genug zu sein, nicht einfach um der eigenen selbst willen geliebt werden zu können... Ganz genau so ist es auch für mich! Ich habe gemacht und getan, alles versucht um es ja recht zu machen, nur einfach und bequem zu sein, die Bedürfnisse der anderen zu erfüllen. Man hofft so sehr wenn man alles erfülle würde man endlich geliebt und akzeptiert werden. Aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Je mehr man sich so "verkauft" wie Du ja auch schreibst, desto mehr verlieren die Mitmenschen den Respekt vor einem... nach dem Motto: Sie müssen ja keinen haben, denn man buckelt ja eh immer weiter vor ihnen und steht immer weiter zur Verfügung, ganz egal wie sie einen behandeln. Es ist solch ein Teufelskreis, denn genau dadurch werden die Verletzungen die uns angetan werden immer heftiger, immer rücksichtsloser und härter wird mit uns umgesprungen. Und je mehr wir wiederum so behandelt werden, desto mehr verlieren wir unser letztes bisschen Selbstwertgefühl. Damit geht einher, dass wir uns emotional leider noch mehr abhängig machen, noch mehr meinen um jene Person kämpfen zu müssen, als sei sie der aller letzte Anker den wir noch haben. Die Verlustangst und die Angst noch einsamer zu sein übernehmen alles andere und schalten den Verstand und die Selbstachtung aus.

Seit der Nachricht meines Bruders gestern, fühle ich mich nun wieder so schuldig und verkehrt. Er tut darin ja so freundlich und als sei nichts gewesen. Und nun antworte ich darauf einfach gar nicht? Dann bin doch ich diejenige die sich umgekehrt nicht bemüht, die den wohlmeinenden Kontakt meines Bruders abblockt, so unhöflich, was für eine fiese Zicke... Na, dann habe ich es wohl auch nicht anders verdient als weiterhin für ihn gestorben zu sein. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass mein Bruder mir vor sich und anderen genau diesen Schuh anziehen wird.... Was davor war und was mich zu meinem jetzigen Verhalten geführt hat, das wird dabei einfach komplett unter den Teppich gekehrt und unterschlagen. Als hätte ich mir all das nur ausgedacht und eingebildet. So hat mein Bruder immer mit meinem Verstand gespielt. Nicht nur er... ich bin schon von klein auf so aufgewachsen. Tat mir etwas weh oder war ich über etwas traurig oder verletzt, dann wurde mir von unseren Eltern gesagt ich spinne, sei zu empfindlich, die Bedürfnisse der anderen seien so viel bedeutsamer, ich solle mich also schämen eigene zu haben. Man zog mich und meine Gefühle ins Lächerliche, verhöhnte mich oder bestrafte mich eben dafür. Also wagte ich schon früh nicht mehr so zu äußern, fraß alles in mich hinein und lernte alles selbst durchstehen und durchkämpfen zu müssen. Mich zu schämen... Ich habe völlig verlernt meinen eigenen Gefühlen zu trauen. Ich weiß nie ob das was ich empfinde richtig ist, befürchte immer, dass ich vielleicht nur "spinne", etwas falsch auffasse, kein Recht habe Verletzung oder Enttäuschung zu empfinden. Dann rede ich es mir selbst klein und reiße mich deshalb zusammen, schlucke alles.

Ich staune, so schwach und kaputt wie ich mich jetzt fühle, wie lange es mir gelungen ist die Fassade aufrecht zu erhalten und doch immer noch nach außen und genau diesen Menschen gegenüber so schauspielern und funktionieren zu können. Zum Beispiel war ich ja bislang jedes Jahr bei besagtem Weihnachtsessen meines Onkels und auf jeder anderen Familienveranstaltung. Diese Menschen haben sich nie für mich interessiert, kein persönliches Gespräch, keine Fragen zu mir persönlich - nur nach beruflichem, materiellen Status. Da ich in dieser Hinsicht nichts vorzuweisen habe, noch dazu schon ewig keine Beziehung mehr hatte, bin ich dort eine Versagerin und mein Onkel hat mir immer allzu deutlich gezeigt, dass ich für ihn absolut uninteressant und unbedeutend bin. Ich habe mich dort immer so klein und verkehrt gefühlt. Als mein Vater noch lebte war das nicht so schlimm und fiel mir nicht so sehr auf, weil er, mein Bruder und ich zumindest bei solchen Feiern als eine Familieneinheit kamen. Ich war Teil von etwas, gehörte zu anderen. Doch jetzt, wo ich nur ich bin, spüre ich leider allzu deutlich, dass ich verloren und einsam unter diesen Menschen bin. Ein Beispiel: Letztes Jahr bei besagtem Weihnachtsessen... Es war der zweite Feiertag und ich hatte bis dahin Weihnachten komplett allein und traurig verbracht. Wissend, dass alle anderen am eigentlich bedeutsamen "Familientag" Heilig Abend in ihrem eigentlichen Kreis zugehörig miteinander feierten, zusammen gehörten. Ich kam dann am 2. Feiertag als Außenstehende dazu. Meine älteren Cousinen und deren Anhänge waren gemütlich im Haus meines Onkels einquartiert. Es gibt dort etliche Gästezimmer und jede Menge Platz. Mich hatte mein Onkel zwei Monate zuvor wie jedes Jahr formal eingeladen, nach der Mitteilung an welchem Feiertag das diesjährige Essen stattfinden sollte, ohne jedes herzliche Wort, würgte er mich nach 60 Sekunden Telefonat ab. Also eine reine Formalie. Eine Uhrzeit wann es los gehen sollte, teilte man mir nicht mit. Als ich also zur gleichen Uhrzeit wie jedes Jahr am Spätnachmittag hin fuhr, bekam ich einen genervten Anruf wo ich denn bliebe, man wolle endlich essen. Alle anderen waren ja bereits seit Tagen gemütlich im Haus zusammen. Angekommen, seit einem Jahr nicht gesehen, ranzte mich mein Onkel in der Einfahrt vor seinem Haus erstmal durch die Scheibe an, wieso um Himmels Willen ich denn meinen Hund dabei hätte. Meine Cousine hatte mich extra gefragt ob ich ihn (hatte den Hund noch fast neu) mitbringen würde und ich ging davon aus, dass sie im Auftrag meines Onkels fragen würde. Mein Onkel hat sein Leben lang selbst Hunde, er und seine Frau besitzen auch jetzt zwei Stück. Ehrlich gesagt hatte ich mich vorher die ganze Zeit gefreut ihnen meinen eigenen, neuen Hund, der mir schon so viel bedeutete und Freude achte, an Weihnachten vorstellen zu können. Ich dachte da hätten wir endlich mal eine Gemeinsamkeit, als Hundefreunde. Ein Gesprächsthema und dass sie sich vielleicht mit mir über den süßen, kleinen Kerl freuen könnten. Er ist auch der liebste Hund der Welt, klein, nur friedlich und freundlich, bellt nicht. Das Argument weshalb es eine Katastrophe sei, dass ich ihn "einfach" mitgebracht hätte war, dass er die eigenen Hunde meines Onkels in deren Revier stören könnte. Ich bin mir nicht sicher ob man das auch als Metapher auf mich selbst in seiner Familie übertragen könnte... Jedenfalls war die Begrüßung nur genervt, ich fühlte mich überhaupt nicht Willkommen, so fehl am Platz, hatte Tränen in den Augen und wollte nur noch nachhause. Meinen Hund musste ich den ganzen Abend unter meinem Stuhl anbinden. Sie fragten nichtmal wie er heißt, wo er her kommt oder irgendwas. Niemand streichelte ihn nur einmal... in einem Haus voller Hundemenschen. Irgendwie war das ein Aha-Erlebnis bei dem mir einiges klar wurde. Würde echte Familie bzw. Menschen die einem tatsächlich nahe stehen nicht NORMALERWEISE eigentlich Interesse an einer Lebensneuerung (in dem Fall mein Hund) oder etwas was dem anderen etwas bedeutet, zeigen? würde man bei einem Familienmitglied nicht eigentlich, wenigstens aus Höflichkeit, Interesse zeigen oder versuchen die Freude zu teilen? Ist es normal so etwas einfach zu übergehen? Oder normal jemanden an Weihnachten gleich zur Begrüßung so zur Schnecke zu machen, nur weil er seinen Hund mitbringt, wenn man ja sogar selbst schon immer Hunde hat und diese auch immer überall hin mitgebracht hat? Ich glaube nicht, dass so etwas in echten Familien oder unter Menschen die sich wirklich irgendwie nahe stehen, auch nur annähernd normal wäre.

Wenn man außerdem jemanden an Weihnachten wirklich gern bei sich hätte, bzw. ansatzweise Wert auf denjenigen legte, würde man doch wenigstens eine Uhrzeit für die Einladung mitteilen, statt nur irgendwann genervt (von jemand andere!) anrufen zu lassen wo man denn bliebe, man wolle endlich essen. Auch ein kleiner harmloser Hund der mitgebracht wird, wäre sicherlich kein Drama für dass man seinen Gast erstmal zur Begrüßung zur Schnecke machte. Ich glaube eher mein Onkel blickt ohnehin auf mich herab, weil ich seinen Vorstellungen von Status nicht entspreche. Er lädt mich aus Tradition ein, weil das schon immer so war, weil ich die Tochter meines verstorbenen Vaters bin. Aus Prinzip oder einer Art Anstand. Aber um mich als Mensch ging es dabei nie... Es kam mir also vor als seien das mit der Uhrzeit und mein Hund nur willkommene Scheinanlässe gewesen, um zu rechtfertigen, dass ich für ihn und seine Frau nicht gut genug bin. So zu sagen gezielt ein Haar in der Suppe finden und mich klein machen. Hat natürlich bestens funktioniert, ich war nach diesem Weihnachtsessen total traurig und habe mich selbst noch wertloser als sonst schon gefühlt.

Mein Geschenk wurde ohne Danke einfach in die Ecke geworfen, nicht ausgepackt oder auch nur angesehen. Während das Essen abgeräumt wurde, wurde mir dann noch schnell zwischen Tür und Angel mein Geschenk hingestellt. Meine Tante und mein Onkel beachteten mich beim auspacken gar nicht. Es war eine Kerze in einer bereits aufgerissenen Verpackung. Im Jahr davor ein Portemonnaie in dem noch ein paar vergessene Cent-Münzen vom vorherigen Benutzer vergessen wurden. In anderen Jahren oft KrimsKrams Scherzartikel aus dem 1-Euro Laden. Es geht mir überhaupt nicht ums Materielle dabei, bitte nicht falsch verstehen! Aber so etwas sind ja einfach kleine Zeichen dafür, dass man für denjenigen der einem so etwas schenkt absolut bedeutungslos ist. Das sind reiche Leute die sich nur mit Luxus umgeben. Wenn die dann so deutlich zeigen, dass man ihnen so wenig wie möglich wert ist, hat das wohl schon eine Bedeutung. Ich habe mir umgekehrt immer viel Mühe und Gedanken um die Geschenke für sie gemacht... aber die wurden ja nie eines Blickes gewürdigt.

Während des Weihnachtsessens sagte meine Tante immer wieder wie froh sie sei wenn dieser Weihnachtsstress endlich vorbei sei, wie genervt sie wäre, dass alles nur anstrengend sei. Dann wurde schnellstens aufgesprungen und abgeräumt, kein gemütliches zusammen sitzen, nichts warmherziges. Als die Küche aufgeräumt war und mein Onkel noch (wie immer) von seinen neuesten Jagtreisen erzählt hatte, wurde auf einmal das Licht um mich und meine beiden Cousinen ausgeschaltet "So, wir gehen jetzt ins Bett, macht dann die letzte Lampe aus!". Meine Cousinen wurden dann noch gefragt wann man denn am nächsten Tag gemütlich zusammen frühstücken wolle, was man anschließend gemeinsam unternehmen würde, ob sie alles in ihren Gästezimmern hätten was sie brauchen... So als sei ich gar nicht da und so deutlich, dass ich nicht dazu gehörte, nur ein Fremdkörper war. Ich bin dann als einzige raus in den eisigen Abend und auf der spiegelglatten Straße einsam nachhause gefahren. Mir standen nur noch die Tränen in den Augen...

Also vielleicht versteht Ihr weshalb ich daran zweifle ob ich dieses Jahr wirklich wieder zu diesem Weihnachtsessen fahren soll. Zumal ich ja dieses Jahr sogar nicht einmal mehr persönlich eingeladen wurde, sondern mein Bruder mir nur ausrichten sollte wann es stattfinden wird. Andererseits habe ich auch Angst erst recht die "Böse" zu sein, wenn ich einfach nicht hin fahre... dass ich dann als diejenige da stehe die sich ja gar nicht bemühe und sich selbst aus der Familie ziehe. Dass ich sie dann umso mehr alle darin bestätige, dass ich wirklich verkehrt bin, das "Schwarze Schaf" der Familie. Oder dass ich mich in meiner Einsamkeit noch mehr isoliere... Versteht Ihr das?
 

Mozu

Aktives Mitglied
Guten Morgen

Diese Geschichte macht mich richtig wütend! Deine sogenannte Familie behandelt dich wirklich furchtbar.
Ich kann aber auch irgendwie verstehen, dass es super schwer für dich ist, dich von diesen Menschen loszusagen. Du hast so grosse Angst, diese Verbindungen zu verlieren, denn sie sind ja alles, was du noch hast. Aber eigentlich ist das eine Illusion, oder? Du "hast" diese Menschen ja nicht, so wie man normalerweise eine Familie hat - als Stütze, Rückhalt, Heimat. Alles, was dich an sie bindet, ist deine Angst und ihr komisches Pflichtbewusstsein.

Das tut echt weh. Tut mir so leid.

Ich weiss nicht genau, wie ich an deiner Stelle mit deinem Bruder umgehen würde.. deshalb kann ich dir nichts raten. Aber ich möchte dir einen Alternativvorschlag für Weihnachten machen. Bisher scheint es ja für dich nur "unglücklich und traurig alleine zuhause sitzen" oder "unglücklich und traurig bei meiner kaputten Familie sitzen" zu geben. Vielleicht kannst du ja dieses Jahr mal "zufrieden und glücklich Dinge unternehmen, die mir gut tun" probieren :) klar, Weihnachten ist traditionell eine Zeit der Familie und Gemeinsamkeit etc. Aber das muss ja nicht unbedingt sein. Du kannst deine eigene Gesellschaft sein! Hast du noch dein liebes Hündchen? Wenn ja, bist du ja nicht einmal ganz alleine. Ich finde, ein Hund ist eine prima Familie. Spar dir das Geld für Anreise und Geschenke, und gib es für ein richtig tolles Weihnachtsmenü aus, das du dir dann selber zubereitest, während du dir deine Lieblingsmusik anhörst. Kauf auch ganz viele Kerzen und schöne Weihnachtsdeko. Und vergiss nicht ein paar Geschenke für dich selber! Irgendwas, was du magst, vielleicht ein neues Buch oder ein Kleid oder was auch immer. Oder ein Ausflug irgendwohin. Und für den Hund (wie heisst er übrigens? :)) einen Knochen oder so. Und dann machst du es dir so richtig gemütlich und "feierst" die Feiertage auch ein bisschen. Du darfst dich nämlich auch selber um dich kümmern, wenn es sonst schon niemand macht.
Und zu deinen Befürchtungen, was die Leute dann über dich denken: leider denken sie ja eh schon schlecht über dich. Du bist ja sowieso schon das schwarze Schaf der Familie. Also warum nicht gleich richtig? :)
 

Miss-Verständnis

Aktives Mitglied
Danke auch Dir! <3

Oh ja, den Gedanken hatte ich auch schon... Es muss doch eigentlich so viele Menschen geben die gerade an Weihnachten allein sind und traurig darüber. Wenn man sich da zusammen tun und gemeinsam feiern könnte, wäre das bestimmt schön!

Nein, ich habe ansonsten niemanden wo ich hin könnte. Zwar habe ich es geschafft mir wieder ein paar Kontakte aufzubauen, worüber ich sehr froh bin. Aber diese Menschen haben selbst ja schon Familien und Partner mit denen sie ihre Feste feiern. sie haben ihre kleinen, geschlossenen Kreise und kennen es ja gar nicht an Weihnachten oder Geburtstagen allein zu sein und nirgends hin zu gehören. Da möchte ich mich also nicht aufdrängen und nicht stören. Es ist ja nunmal für die meisten Menschen nur normal im Kreise ihrer eigenen Angehörigen zu feiern. Das verstehe ich. Nur ist es eben leider auch genau das was einem selbst so schmerzlich bewusst macht wie allein und wie sehr außen vor man wirklich ist. Und dann kommen diese Gedanken... "Wieso haben alle liebe Menschen wo sie hin gehören und erwünscht sind, ich aber nicht? Mit mir muss etwas falsch sein, nicht stimmen, ich bin wertlos, verkehrt, ungeliebt..." und so weiter. Vielleicht kennt noch jemand diese Selbstzermaterung?
WoW!!

So gehts mir auch immer. Wenns net so traurig wäre,m wäre es lustig ;)
Es sind ja noch ein paar Wochen.... vllt. passiert bis dahin noch was.... etwas schönes!:)
 
G

Gast

Gast
Es ist nun mal so mit Verwandten, Kollegen und Nachbarn. Die kann man sich nicht aussuchen, die sind da. Und zwar so wie sie sind. Bei einigen hat man eine gute Verbindung, bei anderen nicht.

Dein Bruder ist so wie er ist. Du kannst daran nichts ändern , vor allem ihn nicht. Du kannst ihn so akzeptieren wie er ist, zeige ihm wo seine Grenzen sind, Du nicht alles wie gewohnt mit Dir machen lassen willst, aber mehr kannst Du nicht machen. Gehe auf Distanz zu ihn, ansonsten wird es dich immer nur nach unten ziehen.

Liebe Grüße
 

°°°abendtau°°°

Sehr aktives Mitglied
Hallo Kannja,

Boha... krass und entwürdigend. Dein Bruder guckt dabei zu. :mad: Einfach zu sagen er ist wie er ist, ist mir zu wenig. Er macht doch bei allem mit, so als wärest Du das Aschenputtel für alle. Schlimm sowas.
Grad an Weihnachten, dem Fest der Familie und Besinnung. Haha... neee... würde ich mir nicht geben. Dann lieber ganz allein. Das ist doch als wäre man eine notweniges Übel der den Luxus als schlechtes Beispiel unterstreichen soll.

Wenn Du nicht hingehts, ist es doch auch egal, wirst doch ohnehin nicht wahrgenommen. Lass sie doch denken was sie wollen, tun sie doch sowieso. Gutes bestimmt nicht. Da müstest man schon mit nem' Feraaaariiiie angepoltert kommen und mit der Fanfare um gnädigen Einlass bitten. :rolleyes:

Meinst Du Du bekommst das hin, Dir DEIN Weihnachten so zu arrangieren das Du trotzallem etwas Freude daran hast?
Ist eh bloß ein Tag der laut Kalender gefeiert werden soll. Beschenken und feiern nach Kalender.

Beschenke Dich, in dem Du dieser Pflichtkür, die Dir alles andere als gut tut, fernbleibst. ;)


LG...
abendtau
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
K Verhalten nachvollziehbar und richtig oder falsch? Ich 55
J Wie kann man andere Menschen verletzen? Ich 16

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben