Für mich war das alles wie Ohnmacht der ich ausgesetzt war. Und irgendwie bleibt das auch so. Als würde eine riesen Sack Schuld über mir schweben. Der verursachte, dass ich immmer wieder und wieder nachgegeben haben. Meine Therabeutin meinte dazu, dass ich unbewust versucht habe über Leistung seine Zuneigung zu generieren. Mich somit verkauft habe. Ich habe alles für ihn genmacht, er braucht nur zu rufen, ich war sofort zur Stelle. Wenn ich in Not war, hatte er wie immer keine Zeit. als ob er zusehen muß wie ein Nagel an seinem Zaun rostet und rostet.
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Man macht sich doch nur selber fertig. Für nichts und wieder nichts. Am Ende steht man doch alleine da.
LG...
abendtau
Oh ja, wie sehr sich das bei uns ähnelt... sich verkaufen zu müssen,nie das Gefühl zu haben genug zu sein, nicht einfach um der eigenen selbst willen geliebt werden zu können... Ganz genau so ist es auch für mich! Ich habe gemacht und getan, alles versucht um es ja recht zu machen, nur einfach und bequem zu sein, die Bedürfnisse der anderen zu erfüllen. Man hofft so sehr wenn man alles erfülle würde man endlich geliebt und akzeptiert werden. Aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Je mehr man sich so "verkauft" wie Du ja auch schreibst, desto mehr verlieren die Mitmenschen den Respekt vor einem... nach dem Motto: Sie müssen ja keinen haben, denn man buckelt ja eh immer weiter vor ihnen und steht immer weiter zur Verfügung, ganz egal wie sie einen behandeln. Es ist solch ein Teufelskreis, denn genau dadurch werden die Verletzungen die uns angetan werden immer heftiger, immer rücksichtsloser und härter wird mit uns umgesprungen. Und je mehr wir wiederum so behandelt werden, desto mehr verlieren wir unser letztes bisschen Selbstwertgefühl. Damit geht einher, dass wir uns emotional leider noch mehr abhängig machen, noch mehr meinen um jene Person kämpfen zu müssen, als sei sie der aller letzte Anker den wir noch haben. Die Verlustangst und die Angst noch einsamer zu sein übernehmen alles andere und schalten den Verstand und die Selbstachtung aus.
Seit der Nachricht meines Bruders gestern, fühle ich mich nun wieder so schuldig und verkehrt. Er tut darin ja so freundlich und als sei nichts gewesen. Und nun antworte ich darauf einfach gar nicht? Dann bin doch ich diejenige die sich umgekehrt nicht bemüht, die den wohlmeinenden Kontakt meines Bruders abblockt, so unhöflich, was für eine fiese Zicke... Na, dann habe ich es wohl auch nicht anders verdient als weiterhin für ihn gestorben zu sein. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass mein Bruder mir vor sich und anderen genau diesen Schuh anziehen wird.... Was davor war und was mich zu meinem jetzigen Verhalten geführt hat, das wird dabei einfach komplett unter den Teppich gekehrt und unterschlagen. Als hätte ich mir all das nur ausgedacht und eingebildet. So hat mein Bruder immer mit meinem Verstand gespielt. Nicht nur er... ich bin schon von klein auf so aufgewachsen. Tat mir etwas weh oder war ich über etwas traurig oder verletzt, dann wurde mir von unseren Eltern gesagt ich spinne, sei zu empfindlich, die Bedürfnisse der anderen seien so viel bedeutsamer, ich solle mich also schämen eigene zu haben. Man zog mich und meine Gefühle ins Lächerliche, verhöhnte mich oder bestrafte mich eben dafür. Also wagte ich schon früh nicht mehr so zu äußern, fraß alles in mich hinein und lernte alles selbst durchstehen und durchkämpfen zu müssen. Mich zu schämen... Ich habe völlig verlernt meinen eigenen Gefühlen zu trauen. Ich weiß nie ob das was ich empfinde richtig ist, befürchte immer, dass ich vielleicht nur "spinne", etwas falsch auffasse, kein Recht habe Verletzung oder Enttäuschung zu empfinden. Dann rede ich es mir selbst klein und reiße mich deshalb zusammen, schlucke alles.
Ich staune, so schwach und kaputt wie ich mich jetzt fühle, wie lange es mir gelungen ist die Fassade aufrecht zu erhalten und doch immer noch nach außen und genau diesen Menschen gegenüber so schauspielern und funktionieren zu können. Zum Beispiel war ich ja bislang jedes Jahr bei besagtem Weihnachtsessen meines Onkels und auf jeder anderen Familienveranstaltung. Diese Menschen haben sich nie für mich interessiert, kein persönliches Gespräch, keine Fragen zu mir persönlich - nur nach beruflichem, materiellen Status. Da ich in dieser Hinsicht nichts vorzuweisen habe, noch dazu schon ewig keine Beziehung mehr hatte, bin ich dort eine Versagerin und mein Onkel hat mir immer allzu deutlich gezeigt, dass ich für ihn absolut uninteressant und unbedeutend bin. Ich habe mich dort immer so klein und verkehrt gefühlt. Als mein Vater noch lebte war das nicht so schlimm und fiel mir nicht so sehr auf, weil er, mein Bruder und ich zumindest bei solchen Feiern als eine Familieneinheit kamen. Ich war Teil von etwas, gehörte zu anderen. Doch jetzt, wo ich nur ich bin, spüre ich leider allzu deutlich, dass ich verloren und einsam unter diesen Menschen bin. Ein Beispiel: Letztes Jahr bei besagtem Weihnachtsessen... Es war der zweite Feiertag und ich hatte bis dahin Weihnachten komplett allein und traurig verbracht. Wissend, dass alle anderen am eigentlich bedeutsamen "Familientag" Heilig Abend in ihrem eigentlichen Kreis zugehörig miteinander feierten, zusammen gehörten. Ich kam dann am 2. Feiertag als Außenstehende dazu. Meine älteren Cousinen und deren Anhänge waren gemütlich im Haus meines Onkels einquartiert. Es gibt dort etliche Gästezimmer und jede Menge Platz. Mich hatte mein Onkel zwei Monate zuvor wie jedes Jahr formal eingeladen, nach der Mitteilung an welchem Feiertag das diesjährige Essen stattfinden sollte, ohne jedes herzliche Wort, würgte er mich nach 60 Sekunden Telefonat ab. Also eine reine Formalie. Eine Uhrzeit wann es los gehen sollte, teilte man mir nicht mit. Als ich also zur gleichen Uhrzeit wie jedes Jahr am Spätnachmittag hin fuhr, bekam ich einen genervten Anruf wo ich denn bliebe, man wolle endlich essen. Alle anderen waren ja bereits seit Tagen gemütlich im Haus zusammen. Angekommen, seit einem Jahr nicht gesehen, ranzte mich mein Onkel in der Einfahrt vor seinem Haus erstmal durch die Scheibe an, wieso um Himmels Willen ich denn meinen Hund dabei hätte. Meine Cousine hatte mich extra gefragt ob ich ihn (hatte den Hund noch fast neu) mitbringen würde und ich ging davon aus, dass sie im Auftrag meines Onkels fragen würde. Mein Onkel hat sein Leben lang selbst Hunde, er und seine Frau besitzen auch jetzt zwei Stück. Ehrlich gesagt hatte ich mich vorher die ganze Zeit gefreut ihnen meinen eigenen, neuen Hund, der mir schon so viel bedeutete und Freude achte, an Weihnachten vorstellen zu können. Ich dachte da hätten wir endlich mal eine Gemeinsamkeit, als Hundefreunde. Ein Gesprächsthema und dass sie sich vielleicht mit mir über den süßen, kleinen Kerl freuen könnten. Er ist auch der liebste Hund der Welt, klein, nur friedlich und freundlich, bellt nicht. Das Argument weshalb es eine Katastrophe sei, dass ich ihn "einfach" mitgebracht hätte war, dass er die eigenen Hunde meines Onkels in deren Revier stören könnte. Ich bin mir nicht sicher ob man das auch als Metapher auf mich selbst in seiner Familie übertragen könnte... Jedenfalls war die Begrüßung nur genervt, ich fühlte mich überhaupt nicht Willkommen, so fehl am Platz, hatte Tränen in den Augen und wollte nur noch nachhause. Meinen Hund musste ich den ganzen Abend unter meinem Stuhl anbinden. Sie fragten nichtmal wie er heißt, wo er her kommt oder irgendwas. Niemand streichelte ihn nur einmal... in einem Haus voller Hundemenschen. Irgendwie war das ein Aha-Erlebnis bei dem mir einiges klar wurde. Würde echte Familie bzw. Menschen die einem tatsächlich nahe stehen nicht NORMALERWEISE eigentlich Interesse an einer Lebensneuerung (in dem Fall mein Hund) oder etwas was dem anderen etwas bedeutet, zeigen? würde man bei einem Familienmitglied nicht eigentlich, wenigstens aus Höflichkeit, Interesse zeigen oder versuchen die Freude zu teilen? Ist es normal so etwas einfach zu übergehen? Oder normal jemanden an Weihnachten gleich zur Begrüßung so zur Schnecke zu machen, nur weil er seinen Hund mitbringt, wenn man ja sogar selbst schon immer Hunde hat und diese auch immer überall hin mitgebracht hat? Ich glaube nicht, dass so etwas in echten Familien oder unter Menschen die sich wirklich irgendwie nahe stehen, auch nur annähernd normal wäre.
Wenn man außerdem jemanden an Weihnachten wirklich gern bei sich hätte, bzw. ansatzweise Wert auf denjenigen legte, würde man doch wenigstens eine Uhrzeit für die Einladung mitteilen, statt nur irgendwann genervt (von jemand andere!) anrufen zu lassen wo man denn bliebe, man wolle endlich essen. Auch ein kleiner harmloser Hund der mitgebracht wird, wäre sicherlich kein Drama für dass man seinen Gast erstmal zur Begrüßung zur Schnecke machte. Ich glaube eher mein Onkel blickt ohnehin auf mich herab, weil ich seinen Vorstellungen von Status nicht entspreche. Er lädt mich aus Tradition ein, weil das schon immer so war, weil ich die Tochter meines verstorbenen Vaters bin. Aus Prinzip oder einer Art Anstand. Aber um mich als Mensch ging es dabei nie... Es kam mir also vor als seien das mit der Uhrzeit und mein Hund nur willkommene Scheinanlässe gewesen, um zu rechtfertigen, dass ich für ihn und seine Frau nicht gut genug bin. So zu sagen gezielt ein Haar in der Suppe finden und mich klein machen. Hat natürlich bestens funktioniert, ich war nach diesem Weihnachtsessen total traurig und habe mich selbst noch wertloser als sonst schon gefühlt.
Mein Geschenk wurde ohne Danke einfach in die Ecke geworfen, nicht ausgepackt oder auch nur angesehen. Während das Essen abgeräumt wurde, wurde mir dann noch schnell zwischen Tür und Angel mein Geschenk hingestellt. Meine Tante und mein Onkel beachteten mich beim auspacken gar nicht. Es war eine Kerze in einer bereits aufgerissenen Verpackung. Im Jahr davor ein Portemonnaie in dem noch ein paar vergessene Cent-Münzen vom vorherigen Benutzer vergessen wurden. In anderen Jahren oft KrimsKrams Scherzartikel aus dem 1-Euro Laden. Es geht mir überhaupt nicht ums Materielle dabei, bitte nicht falsch verstehen! Aber so etwas sind ja einfach kleine Zeichen dafür, dass man für denjenigen der einem so etwas schenkt absolut bedeutungslos ist. Das sind reiche Leute die sich nur mit Luxus umgeben. Wenn die dann so deutlich zeigen, dass man ihnen so wenig wie möglich wert ist, hat das wohl schon eine Bedeutung. Ich habe mir umgekehrt immer viel Mühe und Gedanken um die Geschenke für sie gemacht... aber die wurden ja nie eines Blickes gewürdigt.
Während des Weihnachtsessens sagte meine Tante immer wieder wie froh sie sei wenn dieser Weihnachtsstress endlich vorbei sei, wie genervt sie wäre, dass alles nur anstrengend sei. Dann wurde schnellstens aufgesprungen und abgeräumt, kein gemütliches zusammen sitzen, nichts warmherziges. Als die Küche aufgeräumt war und mein Onkel noch (wie immer) von seinen neuesten Jagtreisen erzählt hatte, wurde auf einmal das Licht um mich und meine beiden Cousinen ausgeschaltet "So, wir gehen jetzt ins Bett, macht dann die letzte Lampe aus!". Meine Cousinen wurden dann noch gefragt wann man denn am nächsten Tag gemütlich zusammen frühstücken wolle, was man anschließend gemeinsam unternehmen würde, ob sie alles in ihren Gästezimmern hätten was sie brauchen... So als sei ich gar nicht da und so deutlich, dass ich nicht dazu gehörte, nur ein Fremdkörper war. Ich bin dann als einzige raus in den eisigen Abend und auf der spiegelglatten Straße einsam nachhause gefahren. Mir standen nur noch die Tränen in den Augen...
Also vielleicht versteht Ihr weshalb ich daran zweifle ob ich dieses Jahr wirklich wieder zu diesem Weihnachtsessen fahren soll. Zumal ich ja dieses Jahr sogar nicht einmal mehr persönlich eingeladen wurde, sondern mein Bruder mir nur ausrichten sollte wann es stattfinden wird. Andererseits habe ich auch Angst erst recht die "Böse" zu sein, wenn ich einfach nicht hin fahre... dass ich dann als diejenige da stehe die sich ja gar nicht bemühe und sich selbst aus der Familie ziehe. Dass ich sie dann umso mehr alle darin bestätige, dass ich wirklich verkehrt bin, das "Schwarze Schaf" der Familie. Oder dass ich mich in meiner Einsamkeit noch mehr isoliere... Versteht Ihr das?