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Ist Trauer mein Thema?

G

Gast

Gast
Ich habe schon viele Dinge gepostet, anonym. Es ging immer um meine Schwierigkeit, ins Berufsleben zu finden und meine Prokrastination los zu werden. Bisher war der Rat, einfach aufstehen und los legen. Was verständlicherweise leichter klingt als es ist.

Mir geht es jeden Tag irgendwie gleich. Ich lenke mich Internet von Problemen ab. Eigentlich habe ich keine Zeit und könnte wohltuende Sachen machen. Stattdessen klammere ich mich vor Einsamkeit ans Internetfernsehen und versuche einem kleinen Kanal zu helfen. Heute war es so schlimm, dass ich stundenlang im Forum des Kanals auf aktualisieren drückte (mache ich aber sonst bei allen Internetseiten) und fast depressiv wurde, als ein Vorschlag von mir keine Aufmerksamkeit bekam.

Mein Selbstbewusstsein ist so schon ganz weit unten, aber das hat gereicht, dass ich mich richtig wertlos fühle und wieder hier bin. Die mediale Aufmerksamkeit ist als einziges geblieben, weil ich keine privaten Kontakte habe, die irgendwie in Richtung Freundschaft gehen. Ich habe mich zu einem richtigen Nerd und Stubenhocker entwickelt, selbst kämmen und anziehen wird mir lästig. Jetzt kriege ich nach etwa 4 Jahren Arbeitslosigkeit endlich mal einen richtigen Job, aber es ist irgendwie pervers: Ich soll Menschen helfen, dabei bräuchte ich dringender Hilfe. Abgesehen davon kenne ich kaum Hilfen und bin schon panisch am Recherchieren. Ich kann nicht mal richtig sprechen...

Ein Bewerbungstrainer meinte mal, dass ich mir Fehler schwer verzeihe und Trauerarbeit vielleicht das richtige für mich ist. Wir sprachen auch über den Verlust von Angehörigen und Haustieren und ich kann so etwas schwer verarbeiten oder zumindest eher ungewöhnlich. Im Studium, was ziemlich schwer für mich war, habe ich mich selbst nie belohnen können und bin langsam verrückt geworden. Ich habe es abgeschlossen, aber seitdem bin ich... zu Hause und traue mich jetzt erst recht nichts mehr. Ich habe sogar ne lange Weiterbildung gehabt und will niemandem davon erzählen. Ich schäme mich unheimlich, für fast alles. Mir kommen auch Stereotypen in den Kopf, im Studium war es richtig schlimm. Ich habe auf nichts Lust, kann meine Motivation nicht halten und mich nicht belohnen. Alles setze ich in Pro-Contra-Überlegungen.

Kann das etwas mit Trauer zu tun haben? Ich bin verwirrt, weil es nach etwas "Frischem" klingt, aber irgendwie weiß ich auch nicht, wie ich diese Trauerarbeit machen könnte. Therapien hatte ich... nein, danke. Selbsthilfegruppen? Ich habe Sorge, dass meine Probleme anderen sauer aufstoßen könnten, weil sie ja nicht sooo gravierend sind.
 
G

Gast

Gast
Nun, ob Trauer Dein Thema ist, da bin ich leider auch nicht sicher. Die Frage ist für mich, wenn es Trauer wäre, was würdest Du dann tun?

Du schreibst Du hattest Therapien-nein, danke- warum? Mich würde da natürlich interessieren, was war denn der Grund für die Therapie? Art der Therapie? Ziel der Therapie? - Was hat Dich daran enttäuscht?

Was hast Du studiert? Was war Deine Weiterbildung? Du schreibst Du sollst Menschen helfen, das klingt interessant. Manchmal ist es leichter anderen zu helfen, und damit auf Umwegen möglicherweise einem selbst. Du kannst Dich ausprobieren, und mehr über Dich und Deine Stärken erfahren. Warum erzählst Du es denn niemandem, wenn mann studiert und sich weiterbildet ist das doch durchaus etwas Gutes.
Du scheinst doch sehr reflektiert und könntest sicher noch viel Tolles erreichen, wenn Du Dich traust aus Deinem eigenen Schatten herauszutreten.

Du scheinst, schätze ich so um mitte 30 zu sein, männlich?

Ich fände es jedenfalls spannend mehr über Dich zu erfahren.
 

lichti

Mitglied
Den Mechanismus, der in deine Situation führt bzw. geführt hat, kenne ich. Ich hab bestimmt was für dich, was du mitnehmen kannst, aber bevor ich erstmal drauflos schreibe:

- Wie würdest du dein Kernproblem oder deine Kernprobleme am besten "benennen", also auf den Punkt bringen? Einsamkeit? Geringes Selbstbewusstsein / Selbstwertgefühl? Angenommen, du könntest dir ohne Einschränkungen Dinge wüschen oder wegwünschen, was würdest du ändern wollen?

- Dann angenommen, du wärst zufrieden, rein theoretisch. Du wärst in irgendeiner Situation, in der du dich gut fühlst, du Freunde / Partner / keine Geldsorgen etc hast. Was könnten dann deine Ziele sein? Wo möchtest du in deinen Träumen dann hin? Reisen? Bestimmte Dinge tun? Dich auf irgendeine Weise verwirklichen?
 
G

Gast

Gast
@Gast: Ich bin w Ende 20. Die Therapien hießen kognitive Verhaltenstherapie oder. Habe meine Probleme angesprochen und es gab scheinbar keine Ideen oder ständig wurde gesagt, wir seien noch nicht soweit, an Lösungen zu arbeiten. Fast zwei Jahre Therapie und ich sei noch nicht soweit, an den Lösungen zu arbeiten? Es gab nicht mal den Versuch, mir Hinweise zu geben.

Außerdem ist eine Therapie eher etwas für Leute mit Störungsdiagnosen oder Traumata. Bei mir wurde keine Diagnose gefunden. Kann das Problem sein oder wie auch immer. Jedenfalls habe ich außer dem Vermeiden oder der Scham kaum oder nicht mehr Symptome. Vielleicht ist eine andere Methode deswegen sinnvoller.


@lichti: Ich denke, dass Scham oder etwas ähnliches passen könnte. Genauso könnte aber auch soziales Misstrauen passen oder Paranoia. Keine Ahnung, was passt. Das Selbstbewusstsein habe ich über meine Familie und relativ stabile Leistungen in der Schule bekommen. Irgendwann wurde alles intensiver und ich traute mich plötzlich nichts mehr oder tat etwas, was schief lief und peinlich wurde. Eigentlich bin ich kein ängstlicher oder schüchterner Mensch. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.

Momentan bin ich auch verkopft, dass ich deine letzte Frage nicht beantworten kann. Es wechselt zwischen normalen Dingen, reisen, arbeiten, feiern, etc. Einfach mal normal leben, das wäre toll.
 
G

Gast

Gast
Wenn du dich jetzt ernstlich mit dieser Frage beschäftigst, verplemperst du weitere Jahre. Du kannst dich permanent etwas Neues fragen und so weiterhin stagnierend in der Wohnung sitzen.
Arbeit ist dein Thema. Freundschaft. Interesse an der Welt.
Die Trauer vergeht, wenn du das Gefühl hast, dein Leben tätig zu gestalten und nicht nur passiv mit immer neuen Entschuldigungen dazusitzen.
 
L

Lenja

Gast
..habe ich außer dem Vermeiden oder der Scham kaum oder nicht mehr Symptome.
Es bringt mich auf den Gedanken, es könnte damit zusammen hängen, dass du irgendwann, aus irgendwelchen Gründen deine Verbindung mit dem Leben/der Welt ausschliesslich durch die erbrachte Leistung zu definieren begannst .., ihr also eine übermässige Bedeutung hattest .. Das verursacht Angst, finde ich, denn es mach vor dem Erfolg der Leistungen extrem abhängig.

Manchmal scheint es mir, wie eine Falle zu sein, in die der heutige Mensch so oft geführt wird, und dass wir es kaum merken, dass wir in ihr bereits gefangen sind ..

Eigentlich müsste doch die natürliche Verbundenheit mit dem Leben/der Welt (und daraus entstehendes Selbstwertgefühl), die wir in der Kindheit meist empfunden hatten, uns erhalten bleiben, denn es hat sich ja ausser dem, dass wir erwachsen geworden sind, an der Tatsache unserer natürlichen Zugehörigkeit nichts geändert!

Versuche vielleicht dieses Gefühl von damals in dir wieder zu entdecken und es durch bestimmte bewusst gewählten Erfahrungen zu stärken, sodass du gelassener an deine Leistungen heran gehen und mit eventuellen "Misserfolgen" umgehen kannst. Nimm ihnen, die zu grosse Macht, die sie wahrscheinlich über dich haben.

Alles Gute!
Lenja
 

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